Herzinfarkt durch falsche Lagerung beim Abführen?

Inspe

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22.07.2011
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Krankenschwester
Akt. Einsatzbereich
Ambulante Pflege
Hallo alle zusammen,
heute hat mir die Frau eines Klienten etwas gesagt, wo ich ehrlich gesagt erstmal sprachlos war: ich pflege ihren Mann zuhause und sollte ihm ein Abführzäpfchen geben. Dazu wollte ich ihn auf die linke Seite drehen, da das einfach in dieser Situation am praktikabelsten war.
Die Frau fiel mir in den Arm und sagte, ich dürfe das nicht tun, meine Kollegen hätten gesagt, wenn Leute auf der linken Seite liegen und abführen, würde dies gehäuft Herzinfarkte auslösen.
Ich habe das noch nie in meinem Leben gehört und sie fragte mich noch, ob ich "das nicht gelernt hätte". Also, daß man auf der linken Seite liegt, weil die Anatomie das so anbietet habe ich gelernt, aber daß man da ´nen HI kriegt deswegen ist mir neu...
Ich bin seit 1995 examiniert und bin eine erfahrene Fachkraft, aber das hörte ich zum ersten Mal. Mein Mann, selber Krankenpfleger, hat mich sofort ausgelacht, als ich ihm das erzählte. Aber auch er kann sich ja irren...
Da man ja nie auslernt, dachte ich, ich frage mal nach, damit ich das evtl. auch berichtigen kann.

Danke für Eure Antworten
 
Na ja, wie soll man auf solche Theorien reagieren, weil irgendjemand irgendwo irgendetwas gehört hat?

Für Klistiere und Einläufe ist die Linkslagerung aufgrund des Darmverlaufs ja ausdrücklich angezeigt.

Grüsse
 
Also das is devinitiv der größte schwachsinn den ich jemals gehört hab,wüsste gern ma woher der jenige der sowas erzählt seine informationen her hat...:verwirrt:wenns wirklich so wär wüsste mans oder die schüler würden einen aufklären,aber ich glaub in der pflege gibts noch mehr so verrückte mythen...
 
Bist du sicher, dass deine Kollegin diese Aussage getroffen hat oder hat eventuell die Angehörige falsche kausale Zusammenhänge hergestellt.

Die Anwendung von Bisacodyl ist nur dann sinnvoll, wenn sich mit Behebung dieser Mängel kein geregelter Stuhlgang erzielen läßt. Weiterhin bei Erkrankungen, die einen erleichterten Stuhlgang erfordern, wie schmerzhafte Einrisse am After oder Hämorrhoiden. Oder nach Operationen, Herzinfarkt oder Schlaganfall wenn starkes Pressen dem Körper schaden würde.
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Elisabeth
 
Ich habe vierzehn Jahre Gastroeenterologieerfahrung. Mit reichlich verstopften Leuten. Mir ist derartiges weder passiert noch habe ich da jemals von gehört.

Ich höre irgendwie die Vogelspinne in der Yuccapalme rascheln.
 
Ich habe von sowas auch noch nie gehört oder gelesen und könnte mir das jetzt auch nicht anatomisch/physiologisch irgendwie erklären. Vielleicht hat Elisabeth wirklich recht und die Ehefrau hat mal irgendwo, irgendwas aufgeschnappt und es dann in den falschen Zusammenhang gebracht oder sich den fehlenden oder nichtverstandenen Rest, mit ihrem eingeschränkten medizinischen Wissen zuerklären versucht.
So was habe ich schon sehr oft erlebt und dabei kommen manchmal die obskursten und teils sogar gefährliche Sachen dabei heraus.
Und wenn du dann Kollegen hast, die gern die perfekte Krankenschwester geben: "Ja natürlich hab ich das gewusst, ich wollte ihn auch gar nicht nach links drehen ..." aber dann auch nicht wie du, sich mal schlau machen und die Größe haben, eine evtl. Wissenslücke (die hier aber mE gar nicht vorliegt) zu zugeben, dann enstehen solche Sachen.
 
Also ich halte das auch für absoluten Quatsch. Habe noch nie von sowas gehört. Aber ich habe heute abend rein zufällig einen Arzt zur Hand. Mal schauen was der dazu meint. Frei nach dem Motto: "Fragen kostet ja nix" :anmachen:
Und wenn du dann Kollegen hast, die gern die perfekte Krankenschwester geben: "Ja natürlich hab ich das gewusst, ich wollte ihn auch gar nicht nach links drehen ..." aber dann auch nicht wie du, sich mal schlau machen und die Größe haben, eine evtl. Wissenslücke (die hier aber mE gar nicht vorliegt) zu zugeben, dann enstehen solche Sachen.
Ja leider gibt es solche Kollegen und das nicht mal selten. Über sowas könnte ich mich auch ständig aufregen. Meiner Meinung nach ist so ein Verhalten auch verantwortungslos. :angry:
 
wenn Leute auf der linken Seite liegen und abführen, würde dies gehäuft Herzinfarkte auslösen.

Theoretisch kann die Angehoerige recht haben.

Wenn der pat. Anfaengt zu druecken um sich zu entleeren (valsava Maneuver)
Erhoeht sich der druck im Thorax, dies wiederum aktiviert die Barorezeptoren in der Aorta was wiederum erst zum kurzfristigen RR Anstieg und dann zum ploetzlichen Abfall fuehrt. Zusammen mit den druckveraenderungen durch die Linksseitenlagerung koennte u.U. Bei einem vorgeschaedigten Herz es zu Problemen kommen.


Wie gesagt, alles theoretisch, da ich kaum glaube das es entsprechende untersuchungen dafuer gibt, aber durchaus einen Gedanken wert in die richtung zu verschwenden.



Usnurse
 
Baut sich der Druck lageabhängig in einem Röhrensystem auf? Wenn ja- warum?

Elisabeth
 
Inwiefern die Lage zu einer Druckveränderung führen soll, erschließt sich mir im Augenblick auch nicht. Den Druckaufbau beim Pressen gibt es natürlich. Der kann aber auch erfolgen, wenn der Betreffende auf der Toilette sitzt.
 
Danke für Eure Antworten! Manchmal hört man ja echt Sachen und kann sich das gar nicht vorstellen und mit seinem Wissen erklären, aber man ist einfach unsicher, ob vielleicht doch neue Erkenntnisse vorhanden sind. Ich denke, ich werde das in der nächsten Dienstbesprechung mal ansprechen und fragen, ob das überhaupt so gesagt wurde und wenn ja, welchen Grund es dafür gibt. Manchmal hören ja auch Kollegen nicht richtig hin und geben dann ihr Halbwissen weiter.

Ich erlebe es auch gelegentlich, daß Dinge besprochen werden, damit jeder über den aktuellen Stand der Dinge informiert wird und trotzdem weiterhin persönliche und keinesfalls fachkundige Meinungen an den Patienten weitergegeben werden, obwohl diese einfach falsch sind. Da fallen einem Kollegen dann richtig schön in den Rücken... Und manche Kollegen sind so von sich überzeugt, daß sie, wenn man sie drauf anspricht, sagen: "aber trotzdem"

Herzliche Grüsse
 
Also: ich habe gestern mal meinen Bekannten seines Zeichens Neurologe und ausgebildeter Notarzt gefragt und er meinte auch, dass er sowas noch nie gehört hätte, aber dass schlussendlich bei einem Pat. der "vorbelastet" ist alles zu einem HI führen kann.
 
Doczh noch was zum Thema gefunden:

Trepopnoe bei chronischer Herzinsuffizienz
...
Trepopnoe zählt zur Orthopnoe und tritt nur im Liegen in Linksseitenlage auf. Die meisten Patienten mit Herzinsuffizienz klagen über Trepopnoe: Sie können schlecht auf der linken Seite liegen.
...
Trepopnoe gehört zum Symptomenkomplex der Orthopnoe: Im Liegen kommt es zu einer Volumenverschiebung vom extrathorakalen in den thorakalen Raum. Um die zusätzliche Blutmenge in den Körperkreislauf zu pumpen, wird das insuffiziente linke Herz besonders belastet. In Linksseitenlage wird die linksventrikuläre Füllung behindert, was in Rechtsseitenlage nicht der Fall
ist.
Die linksventrikuläre Vorlast nimmt in Linksseitenlage zu und in Rechtsseitenlage ab [2]. Aus diesen Gründen liegen Patienten mit eingeschränkter linksventrikulärer Funktion bevorzugt in Rechtsseitenlage. Bei Herzinsuffizienz steigt der linksventrikuläre Füllungsdruck.

Insbesondere im Schlaf kommt es zu einer Zunahme des intrapulmonalen Blutvolumens (pulmonary congestion) mit Aktivierung des „lung irritant receptors“ und des „lung stretch receptors“. Man vermutet, dass bei Herzinsuffizienz auch sensorische Rezeptoren in der Lunge (J-Rezeptoren) über einen Dehnungsreiz der Gefäße für Dyspnoe verantwortlich sind [7].
...
http://www.thieme.de/local_images/Aktionen_DMW/DMW_2311.pdf

Nur- eine Herzinsuffizienz führt net zu einem Herzinfarkt. Siehe: Myokardinfarkt

Es bleibt also anscheinend dabei: falsche Kausalkette hergestellt.

Ich gehe mal davon aus, das der beschriebene Pat. keine Trepopnoe hatte. Wenn doch-vielleicht hat dei Kollegin versucht das Phänomen zu erklären und dei Frau hat aus Herzinsuffizienz- ist ja eher net der Sprachgebrauch des Laien- einen Herzinfarkt gemacht.

Elisabeth
 
Oder die Angehörige hat gesagt bekommen, dass er für die Abführmaßnahme auf die linke Seite muss und rechts und links verwechseltr, oder oder oder....

Was ich schlimm finde ist, wie leicht man sich in einer solchen Situation verunsichern lassen kann.
Mein Tipp: Wenn Du noch einmal etwas vergleichbares erlebst, frag die Angehörige aus: Wer hat das gesagt und in welcher Situation? Dann hast Du die Möglichkeit hinterher die Kollegin darauf anzusprechen, was die Angehörige erzählt hat und kannst Missverständnisse klären. Stell Dir vor, dass was die Frau sagt, kommt tatsächlich von einer anderen Fachkraft und die Kollegin erzählt den Stuss auch noch anderen Klienten oder Angehörigen.
 
Vielleicht hat sich jemand die Logik gebastelt, daß in Linksseitenlage irgendwelche ominösen anatomischen Strukturen geöffnet sind, die nur er kennt, und die es dem Zäpfchen ermöglichen, in die Coronarien zu rutschen, sich dort aufzulösen und plaqueähnliche Ablagerungen zu bilden.
Sachen gibt´s.
 
Hi Inspe,

ich hoffe mal, das das Zäpfchen lege artis angewendet wurde, ansonsten ist das ein Fall für die Pflegeforschung ...... (Vorsicht Sarkasmus)

Eine andere Sache ist es, das Vertrauen der Ehefrau zu erlangen (zu behalten), wenn ihr solche Flöhe ins Ohr gesetzt werden. Nimm das bloß nicht persönlich, denn ich gehe davon aus, das die Frau sich nur Sorgen macht. Wenn Du sie nicht überzeugen kannst, verweis sie an den betreuenden Arzt.

Grüße
 
Sachen gibt's...
 
Sowas wird es immer geben und dieser Fall hat so rein gar nichts mit Corona zu tun.
 

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