Gewicht eines adipösen bettlägrigen Patienten bestimmen

Wer legt hier die Grenze fest ?

Der Arzt?
Dann mit entsprechender Diagnose und/oder Überweisung an einen Facharzt
Nach Diagnosestellung wird die Therapiebeschlossen - mit dem Patienten.
Dazu würde dann eben auch eine psychiatrische Behandlung gehören/erfolgen - oder eben nicht
 
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Alkoholismus ist ja eigentlich auch eine anerkannte Krankheit. Aber bei dieser Erkrankung scheint die gesellschaftliche Übereinstimmung zu sein, dass der abhängige Patient selbst entscheidet, ob und wann er eine Therapie machen möchte, während es eben bei anderen psychischen Erkrankungen über den Kopf des Patienten hinweg entschieden wird. Insofern... Wenn dein Patient keine Therapie machen will, sind dir wohl die Hände gebunden.

Aber wenn er dich so belastet... Kannst du nicht darum bitten, dass er (wenigstens vorübergehend, um dich etwas zu entlasten) durch eine andere Pflegekraft versorgt wird? Meistens fahren doch mehrere Touren des gleichen Pflegedienstes durch die Umgebung, und es dürfte kein großes Problem sein, den Patienten in eine andere Tour zu verschieben oder ihn gegen einen anderen Patienten zu tauschen. Oder arbeitest du in einem sehr ländlichen Gebiet, wo die Patienten zu weit voneinander entfernt wohnen?
 
Ok, wenn der Arzt den jeweiligen Patienten sehr gut kennt, so dass er zuverlässig einschätzen kann, ob er psychisch erkrankt ist oder ganz rational eine derartige Entscheidung getroffen hat, dann macht das Sinn. Leider ist das vermutlich eher die Ausnahme...:cry:
 
Aber wo setzen wir die Grenze zwischen dem, was freier Wille ist, und dem, was Krankheit ist. Zu Tode essen ist okay, zu Tode hungern nicht?
Da bringst Du einen sehr guten Punkt ins Gespräch...
Aber, wie @Resigniert schon schrieb, entscheidet das der Arzt - nicht wir.
Ich halte diese "Herumdiagnostiziererei" nicht für sehr zielführend (obwohl´s auch mich manchmal in den Fingern juckt, zu überlegen: Na was hat er denn?).
Also müßte man da eine entsprechende Diagnose herkriegen. Die Crux ist nur: Ein Facharzt wird wohl kaum zu ihm nach Hause kommen, und transportabel ist der Pat. irgendwie auch nicht.
Was sagt denn der Hausarzt zu dem Ganzen, oder hab ich das überlesen??
 
Solche Patienten sehe ich in meinem ITS-Alltag auch regelmäßig, allerdings immer erst dann, wenn die Immobilität zu multiblen Wunden geführt hat, die sich dann letztendlich zu einer Sepsis ausgeweitet haben, bzw. die septische Lage zu einer respiratorischen Insuffiziens geführt hat.
Deinem Patienten sollte man die Lage ausführlich erklären und darauf hinweisen, dass fehlende Kooperation mittelfristig zum Tode führt. Sollte er sich weiterhin weigern sich behandeln zu lassen, dann muss letztendlich ein psychiatrisches Gutachten eingeholt werden. Entscheidungsfähige Menschen ohne psychiatrische Einweisungsdiagnose sind nunmal selbst für ihr Schicksal verantwortlich. In allen anderen Fällen liegt die Situation ähnlich, wie es zB von Neuromaus beschrieben wurde: dann muss man eine Zwangseinweisung in Betracht ziehen. Idealerweise bevor sich die Wunden zu einem nicht mehr beherrschbaren Problem ausgeweitet haben. Ein Adipositas-Zentrum wäre die erste Anlaufstelle. Zuvor ein exaktes Gewicht zu ermitteln ist sicher nicht notwendig, wenn man die Gesamtsituation beschreibt.

Viel Erfolg wünscht
spflegerle
 
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@spflegerle: Zwang ist nicht so einfach, wenn er nicht geschäftsunfähig ist...wir lassen uns in diesem Fall vom Patienten unterschreiben, dass er unsere Massnahmen/Ratschäge verweigert und nehmen das zu den Akten, oder, wenn er auch das nicht will, bezeugen mindestens zwei Pflegepersonen sein Statement.
Für uns ist das Thema dann erledigt.
 
Aber die Geschäftsfähigkeit stellt im Zweifelsfall nicht eine Pflegeperson fest, sondern ein Psychiater. Stelle ich als Pflegeperson fest, dass ein Patient nicht compliant ist und damit akut seine Gesundheit gefährdet, dann muss ich zumindest sicherstellen, dass der Patient von einem Arzt konsultiert wird der ggf. weitere Schritte einleitet.
Tatsächlich muss ich allerdings zugeben, dass meine Erfahrungen mit häuslicher Pflege schon lange her sind und ich mglw. nicht den aktuellsten Stand kenne, wie richtigerweise vorzugehen ist. Im Krh. ist ein psychiatrisches Gutachten ja leicht einzuholen, in der Häuslichkeit sicherlich weniger leicht. Trotzdem würde ich mit lediglich einer Aktennotiz nicht aus dem Schneider sein.
Das Beispiel von Neuromaus war ja gar nicht schlecht: erkenne ich Zb eine Suizidalität, darf ich das auch nicht nur im Pflegebericht erwähnen, sondern muss weitergehende Schritte einleiten. Das selbe sollte dann auch bei erkannten Pflegeproblemen gelten, die zu einer vitalen Bedrohung werden können. Die Gewichtsermittlung zählt sicher nicht dazu, Wunden, die nicht mehr adäquat behandelt werden können aber durchaus.

Gruß spflegerle
 
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Und nur damit hier kein falscher Eindruck entsteht: Zwang darf nur das allerletzte Mittel sein und muss dann auch juristisch korrekt ablaufen.
Der freie Wille schliesst auch die freie Entscheidung gegen eine Behandlung ein und muss respektiert werden. Dann greift irgendwann eben ein palliatives Konzept.
 
Ok, wenn der Arzt den jeweiligen Patienten sehr gut kennt, so dass er zuverlässig einschätzen kann, ob er psychisch erkrankt ist oder ganz rational eine derartige Entscheidung getroffen hat, dann macht das Sinn. Leider ist das vermutlich eher die Ausnahme...:cry:

Wir wohnen so richtig auf dem Land. In dem Dorf meines Patienten gibt es noch einen Landarzt, der seine Patienten samt Familie kennt und auch Hausbesuche macht. Aber er hat über die Jahre bei diesem beratungsresistenten Herrn resigniert.

Was sagt denn der Hausarzt zu dem Ganzen, oder hab ich das überlesen??

dann muss man eine Zwangseinweisung in Betracht ziehen

Ja... eigentlich schon... aber - würde ich ihm damit wirklich einen Gefallen tun ? Dazu kommt seine demente Ehefrau die dann allein zurück bleiben würde.
Ich denke, wir sind schon beim palliativen Konzept angelangt.
 
Ich denke, wir sind schon beim palliativen Konzept angelangt.
Ist das denn mit dem Pat. auch so kommuniziert worden? Weiss er, welche Konsequenzen ohne adäquate Behandlung folgen?
Ein palliatives Konzept schliesst ja durchaus mehr ein, als nur eben nichts mehr zu machen...

Gruß spflegerle
 
Dazu kommt seine demente Ehefrau die dann allein zurück bleiben würde.
Die Ehefrau könnte derweil in die Kurzzeitpflege.

Wie steht es denn um die Geschäftsfähigkeit und situative Orientierung des Patienten? Das wurde schon mehrfach angefragt. Hat sich der resignierte Hausarzt dazu geäußert?
 
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Der Thread ist ja mittlerweile ziemlich offtopic, es geht doch gar nicht um das genaue Gewicht!
1. Es scheint klar zu sein, dass der Patient >150 kg wiegt, d.h. die Hilfsmittel müssen angepasst werden.
2. Auch für die schwierige Versorgung ist das genaue Gewicht eher nebensächlich, Lösungen müssen trotzdem her. Zunächst einmal kann man den Mann zu nichts zwingen! Ich würde mir einen Ablaufplan machen, wie ich schnellstmöglich den Patienten im akuten Notfall in die Klinik bekäme, also wie kriege ich den Patient aus dem Haus in die Klinik. Was ist mit Treppen? Selbst jemand durch Türen zu bekommen, mit breiteren Hilfsmitteln kann in älteren Häusern ein Problem sein? Da sollte man sich schon mal Gedanken machen....
3. Ich versteh jetzt nicht was die zurückbleibende Ehefrau mit der Versorgung des adipösen Patienten zutun hat. Der Mann wird zu dieser Versorgung wahrscheinlich nichts beitragen können! Die Versorgung der Frau wird wohl durch die Polin gesichert sein, warum sollte sie in die Kurzzeitpflege?
 
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„3. Ich versteh jetzt nicht was die zurückbleibende Ehefrau mit der Versorgung des adipösen Patienten zutun hat. Der Mann wird zu dieser Versorgung wahrscheinlich nichts beitragen können! Die Versorgung der Frau wird wohl durch die Polin gesichert sein, warum sollte sie in die Kurzzeitpflege?“

Weil die Ehefrau als Grund angegeben wurde, warum das mit der Zwangseinweisung ja nicht geht.
Ich sehe das aber als kein Hindernis, da der Mann eh nichts beiträgt (bzw. beitragen kann).
 
Es ging mir eher darum. dass der Patient wegen seiner Ehefrau nicht einwilligt, verlegt zu werden.
Wobei ich eine Verlegung auch rein praktisch extrem schwierig fände... Enge Türen, Treppen... Adipositasklinik sehr weit entfernt.
Er ist voll orientiert und geschäftsfähig.
Ich habe schon x- mal geduldig mit ihm gesprochen, ihn informiert, beraten, Konsequenzen aufgezeigt... er hört zu, ist dann aber trotzdem noch nicht mal bereit, sich seitlich lagern zu lassen. (Das habe ich natürlich alles schön dokumentiert)
Deshalb bin ich dabei, dafür zu sorgen, dass die Wunden ordentlich verbunden werden, er angemessen Schmerzmittel bekommt und so gut gepflegt wird, wie ich es eben leisten kann.

Ich freue mich sehr, dass so viele hier mitdenken und mich unterstützen.
Danke liebe Kolleginnen und Kollegen !!!:wavey:
 
Wie oft kommt denn da jemand?

Ich meine, wenn ich den ganzen Tag auf der Seite liegen soll und dann nicht einmal lesen oder fernsehen kann, dann ist der Dekubitus vielleicht das kleinere Übel?

Ich bewundere Dein Durchhaltevermögen und Deine Geduld, ganz ehrlich.
 
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Eine Pflegehilfskraft aus Polen ist rund um die Uhr da... wir kommen Mo, Di, Mi und Fr. Oft bis zu 90 Minuten....
Auf der Seite liegend könnte er eigentlich gut fernsehen.
 
Warum sollte sie dies tun?
Weil der Mann vielleicht nicht den ganzen Tag auf der Seite liegen will, selbst wenn er so fernsehen kann. Und wenn dann außer ihr niemand da ist, der ihn wieder zurück lagern kann, könnte ich verstehen, müsste er das ja. Insofern schon ein bisschen verständlich, wenn er das unter diesen Umständen nicht möchte.

Trotzdem hast du natürlich Recht, was die Aufgaben der Helferin angeht.
 
Man könnte ja auch Mikrolagerung machen oder die "angeschafften " Keile gezielt einsetzen...
Aber wenn er nicht will ?!
 
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