Geschlossenes Absaugsystem vs. offenes Absaugsystem

Gaby

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Hallo,

ich habe einige Fragen an euch:

- wann werden bei euch geschlossene Absaugsysteme verwendet (generell oder nur bei bestimmten Indikationen)?
- welche Erfahrungen habt ihr mit dem geschlossenen Absaugsystem gemacht?
- wie sieht es mit der Sekretmobilisation aus? Ist diese ident mit dem offenen Absaugen?
- welche Form (geschlossen/offenes Absaugen) bevorzugt ihr?
- steht ihr dann alleine am Patientenbett (beim Absaugen)?

Liebe Grüße aus Wien

Gaby
 
Hallo Gaby,

geschlossene Absaugsysteme kommen auf "meiner" Intensiv z.Z. nicht zum Einsatz und auf den meisten anderen Stationen bei uns im Klinikum ist es ähnlich.
Aktuell läuft eine Testreihe, initiiert vom Qualitätsmanagment in der Pflege, um heraus zu finden, welche geschlossenen Absaugsysteme die geforderten Kriterien erfüllen und dann hoffe ich, wird sich dieses System auch auf unseren Intensivstationen etablieren.

Habe vor Jahren während meiner Fachweiterbildung Erfahrung mit geschlossenen Absaugsystemen sammeln können. Insgesamt ist mir ein guter Eindruck im Gedächnis geblieben, Details kann ich leider nicht mehr "aufrufen".

Zu Deiner letzten Frage: beim endotrachealen Absaugen stehe ich immer alleine am Patientenbett.
 
Hey,
geschlossene Absasysteme erfreuen sich nicht immer uneingeschränkter Beliebtheit.
Gründe hierfür sind u.a.:
- ich kann nicht beurteilen, was ich absauge
- ich kann nicht so viel absaugen, wie sonst
- ich finde das Handling unkomfortabel
- noch ein Schlauch mehr
- das kann ja nicht hygienisch sein

Die aufgeführten Statements sind in der Pflege immer (abhängig vom Thema) wiederzufinden, wenn es darum geht, neue Wege zu gehen. "Das haben wir schon immer so gemacht".

Beim Thema "Geschlossene Absaugung" lassen sie sich auch nur zum Teil entkräften.

- die Beobachtung ist wirklich schwieriger, da man das Sekret immer durch einen Schlauch ansehen muss und es nicht am Absaugkatheter hängen hat :?
- dass man weniger absaugen kann ist Unsinn, warum sollte es auf einmal weniger werden, die hängt eher mit konsequenter eingesetzten HME Filtern zusammen
- wenn man geschlossene Absaugsysteme selten verwendet, gestaltet sich das Handling mangels Erfahrung wirklich schwieriger
- noch ein Schlauch mehr (stimmt)
- das kann ja nicht hygienisch sein (ist es doch)

Der Einsatz dieser Systeme ist aus beatmungstechnischen Gründen mittlerweile unstrittig.
- man hat keinen PEEP-Verlust mehr, deshalb wird empfohlen, die Syteme ab einem eingestellten PEEP von 7mbar einzusetzen
- die Beatmung wird nicht unterbrochen
- auch in Bauchlage ist hygienisches Absagen problemlos möglich
- der Absaugvorgang wird sicherer und materialsparender
 
Hi IntensivlerInnen!

Könnte mir dieses geschlossene System mal kurz beschreiben? Hab von sowas noch nie gehört.
Oder einen Link. Das wär vielleicht noch hilfreicher - wegen Bilder und so.

+lg, david
 
Hallo!
Bei uns wird das geschlossene Absaugsystem ( Trach care) bei allen Kindern mit HFOV, NO- Beatmung sowie bei instabilen Patienten verwendet. Zum Thema Handling kann ich nur sagen: Reine Übungssache. Sekretbeurteilung ist durch das Sichfenster möglich. Der Absaugvorgang ansich dauert weniger lang als beim konventionellen Absaugen. Nur bei sehr zähem Sekret gibt es Probleme. Insgesamt sind die Kinder beim Absaugen und danach deutlich stabiler.
Zum Thema allein oder zu zweit absaugen. In der Regel saugen wir allein ab, egal ob geschlossen oder offen. Nur bei zähem Sekret, wo ein nebenherspülen notwenig ist, saugen wir auch mal zu zweit ab.
Liebe Grüße Tiff
 
Hallo allerseits,

auf meiner neuen Station: geschlossenes Absaugsystem bei jedem Pat. mit Peep grösser gleich 10mbar. Wechselintervall: täglich, absaugen immer allein (warum auch nicht?)
auf meiner früheren Station: geschlossenes Absaugsystem nie, bei pulmonal kritischen Patienten aber meistens neues Rekrutierungsmanöver im Anschluss an das absaugen.

Gruss einstweilen,

Schöhler
 
Hallo,


@ Gerry

... ich kann nicht beurteilen, was ich absauge .... – warum nicht? Wie Tiffany bereits geschrieben hat – ist eine Beurteilung durch das Sichtfenster möglich!

.... ich finde das Handling unkomfortabel ... Übungssache!

.... noch ein Schlauch mehr ... kommt es darauf wirklich an? Ein „Schlauch“ mehr oder weniger bei einem Intensivpatienten ... :wink:

... das kann ja nicht hygienisch sein ... – warum nicht? Vor allem, da es sich um ein geschlossenes System handelt!

... ich kann nicht so viel absaugen wie sonst ... – gerade bei einem sehr zähen Sekret – bei sehr dünnen Absaugkathetern – habe ich schon manchesmal den Eindruck – mit einem geschlossenen Absaugsystem weniger Sekret mobilisieren zu können.

... das haben wir schon immer so gemacht ... Stimmt! Genau deshalb sollten wir von Zeit zu Zeit auch darüber wieder einmal nachdenken! :wink:

Wir verwenden geschlossene Absaugsysteme bei:

- einer Beatmung mit 100 % O2
- einer NO-Beatmung
- bei einem hohen PEEP
- offenem Thorax
- instabilen Kindern
- „infektiösem“ Trachealsekret

In der Regel wird bei uns endotracheal immer zu zweit abgesaugt – vor allem wenn „offen abgesaugt“ wird.

Liebe Grüße aus Wien

Gaby
 
tach

auf unserer ITS werden kaum geschlossene Absaugsysteme verwendet, da es mit den Siemens Respiratoren nicht kompatiebel sind. Bei der Verwendung von anderen Beatmungsgeräten nehmen wir sie teilweise bei Bauchlagerungen her. Ansonst bin nicht sehr begeistert von solchen Systemen.


cu :?
 
Hallo Pfleger!

Nicht kompatibel?

Mit welchem Gerät von Siemens arbeitet ihr?

Liebe Grüße aus Wien

Gaby
 
Hallo Gaby,
Siemens hat eine Warnmeldung für den Servo 900c ausgesprochen. Hier könnte bei verwendung eie geschlossenen Absaugung durch den kurzzeitig im Gerät herrschenden Unterdruck der Druckwandler himmeln.
 
Wir wechseln die Systeme (nach letztjährigem Hygienestandard unseres Hauses) nur alle 7 Tage (!!!), wie die Beatmungssysteme auch.

Bei Pat. mit einer COPD können solche Systeme manchmal Probleme machen, es läßt sich wenig/kein Sekret absaugen, obwohl Pat. "voll" ist. Da machen wir es dann konventionell.
 
Hallo,
jetzt muß ich mich aber doch mal einklinken, also wir benutzen die geschlossene Absaugung bei Patienten die länger als 48 Stunden beatungspflichtig sind. Vorher müssen wir halt konventionell absaugen, was meist ja eine riessen sauerei ist.... der schmodder fliegt dir um die Ohren und der PEEP geht auch verloren.
Eine geschlossene Absaugung ist für mich und zum Glück auch für meine Station auch eine Sache des Eigenschutzes. Was da für Keime und Bakterien in der Lunge der ganzen diversen Patienten rumkreucht, muß ich nicht unbedingt einatmen!

Ich finde das handling wesentlich einfacher als bei der offenen Absaugung... da hat man dann einen sterilen Handschuh an und unterm Arm den Absaugkatheter mit der unsterilen Hand versucht man irgendwie den Tubus zu diskonnektieren und dann diesen Katheter in den Tubus zu bekommen. Ne was ein Stress!

Die geschlossene Absaugung ist ja permanet dran... das heißt man kann den Patienten (auch mal eben im vorbeigehen, wenn es sein muß) denn der PEEP geht nur minimal verloren. Für die Patienten ist es auch stressfreier habe ich den Eindruck.

Das Trachealsekret ist ganz klar zu beurteilen... der komplette Absaugschlauch ist transparent und der Auffangbehälter ist auch transparent...

... des weiteren eignet sich die geschlossene Absaugung hervorragend um einen Patienten zu lavagieren... denn dafür sind ja extra Vorrichtungen an der Absaugung angebracht.

Zum Schluss kann ich nur sagen, daß laut Hersteller ein wechsel der geschlossenen Absaugung offiziell nach 24h gemacht werden sollte, laut studien (hab nichts schriftlich, wird bei uns so gehandelt), kann die geschlossene Absaugung 48h drann bleiben.... aber von 1 Woche habe ich noch nichts gehört.

Liebe Grüße
Pan
:wavey:
 
Hallo @all,

mittlerweile benutzen wir die geschlossenen Absaugssysteme seit 10Jahren und sind sehr zufrieden. Die Systeme werden sofort angebracht sobald ein patiente beatmet wird.
Mit der Beurteilung des Trachealsekretes haben wir bisher keine Probleme gehabt, die Handhabung war schnell geübt.
Der Wechsel geschiet alle 24. Stunden zusammen mit dem beatmungsfilter ( macht ja auch Sinn)
Aus meiner bisherigen Erfahrung kann ich die geschlossenen Absaugsystem nur empfehlen. (vorher habe ich 10 Jahre offen abgesaugt)

bis denne
Frank
 
Geschlossene Absaugung

Hallo,

bin ein Verfechter der geschlossenen Absaugung und möchte diese generell bei allen Beatmungspatienten bei uns einführen. Manche meiner Kollegen eher nicht.

Wie handhabt Ihr das ?
Wann geschlossen, wann nicht ?
Wann wechselt Ihr das geschlossene Absaugsystem ?

Grüsse Franko :wink:
 
Hallo Franko.

Bei uns bekommt jeder intubierte Patient, der voraussichtlich länger beatmet wird (nicht nur ein paar Stunden postoperative Nachbeatmung) oder Patienten die auskultatorisch viel Sekret haben (bzw. voraussichtlich öfter abgesaugt werden müssen) eine geschlossene Absaugung.
Gewechselt wird bei uns mit den aktuellen Systemen alle 48 Stunden.
 
Moin,

diese generell einführen, ist wohl etwas zu teuer, denke ich und die Hygiene bei uns.

Wann geschlossen, wann nicht ?
Ab einem PEEP von 10mmHg

Wann wechselt Ihr das geschlossene Absaugsystem ?
24 - 48 h je nach Herstellervorgaben

Grüsse Tobias :spopkorns:
 
Hallo Ihr zwei,

was für Systeme verwendet Ihr (Firma)?
Wieso erst ab PEEP 10 ? Wir haben z. B. auch Patienten mit niedrigerem PEEP die länger beatmet sind, und da die geschlossene Absaugung Pneumonien verhindern soll, sehe ich das nicht als Kriterium.
Das mit den Nachbeatmungen sehe ich genauso.

Gruß Franko :razz1:
 
Tach,

bei uns gibts geschlossene ab einen Peep von 10 oder bei infektiösen Patienten, ORSA, etc...gewechselt wird alle 48 Stunden.

Warum nicht bei jedem? Ganz einfach: die Dinger sind, so schön wie sie auch sind, einfach zu teuer! Und in der heutigen Lage der Kliniken muss man schließlich sparen wo man kann.
 
Hallo,

ich denke, dass das Sparen an anderen Stellen wichtiger ist! Und was spart man ein, wenn der Patient dann eine nosokomiale Pneumonie kriegt und länger beatmet ist?

Gruß Franko :wink:
 
staiger11 schrieb:
Hallo,

ich denke, dass das Sparen an anderen Stellen wichtiger ist! Und was spart man ein, wenn der Patient dann eine nosokomiale Pneumonie kriegt und länger beatmet ist?

Gruß Franko :wink:

Würd mal gern wissen was dein vorgesetzter dazu sagt?
Unserer würd uns wahrscheinlich die absaugung um die ohren hauen, wenn sie nicht so teuer wären
:rofl:
Im Übrigen kann man auch durch die einhaltung hygienischer regeln nosokomiale infektionen verhindern, auch oder gerade auch beim "offenen" Absaugen.