Ich finde es bei der von
@Jillian beschriebenen Variante aber auch sehr schwierig.
Die Variante "Patient oder Patientin möchte von gleichgeschlechtlichem Personal (pflegerisch oder ärztlich) betreut werden aufgrund von Schamgefühlen, schlechten Erfahrungen o.ä." ist für mich eine Begründung, wo es im Sinne der Patientenwürde ist, diese Entscheidung zu respektieren, egal ob sie von männlichen oder von weiblichen Patienten ausgeht (!). Ein männlicher Patient, der sich den DK lieber von einem Pfleger legen lässt als von einer Schwester sollte genauso ernstgenommen werden wie eine weibliche Patientin, die für diese Maßnahme eine Schwester wünscht. Analog eben die körperliche Untersuchung durch ärztliches Personal. Wenn es jemandem unangenehm ist, von einem Arzt oder einer Ärztin des anderen Geschlechts untersucht zu werden, sollte man das respektieren, zur Not eben mit kleinen "Abzügen in der B-Note". Dann muss eben ein Patient unter Umständen mal einen Schüler akzeptieren, wenn er die examinierte Schwester nicht möchte (Schüler sind ja für manche Pat. auch schwierig...), oder eine Patientin kann eben nicht die Chefarztbehandlung bekommen, wenn sie keinen Mann will und der Chefarzt aber einer ist, sondern wird dann von der Assistenzärztin behandelt. Dann kann der/die Pat. immer noch entscheiden, was ihm/ihr wichtiger ist, gleichgeschlechtliche Person oder "höher qualifiziertes Personal des anderen Geschlechts".
Die Variante "männlicher Patient möchte nur von Männern versorgt werden, weil er keinen Respekt vor Frauen hat" ist (zumindest aus meinem Bauchgefühl heraus) schwieriger.
Bei der ersten Variante geht es um einen Eingriff in die Privatsphäre/Intimsphäre des Menschen, und da diese im KH oder Pflegeheim sowieso schon gefährdet ist, ist es unsere Aufgabe, sie soweit es geht zu schützen.
Bei der zweiten Variante geht es - platt gesagt - um Macho-Gehabe. Ob man das eben auch als Macho-Gehabe ansieht und dementsprechend nicht toleriert oder ob man es als eine stark übertriebene Form von Stolz ansieht, ist eben schwierig zu entscheiden. Wenn ich es als stark übertriebene Form von Stolz ansehe, hat es ja im entferntesten Sinne auch wieder mit Würde zu tun...
Nicht so einfach...
Diese Problematik wird wahrscheinlich solange eine Gradwanderung und bis zu einem gewissen Grad auch ein Ärgernis bleiben, bis wir sowohl im ärztlichen als auch im pflegerischen Bereich überall so "gemischt" aufgestellt sind, dass es selbstverständlich wird, dass jede Patientin und jeder Patient gleichgeschlechtlich betreut werden
kann, wenn er oder sie das gerne möchte.