Genderfrage im Altenheim: Hilfe gesucht

Da hast Du recht, Claudia.
Das liegt aber nicht daran, dass der Patient sich geniert, sondern der Ärztin wird aufgrund ihres Geschlechts die Kompetenz abgesprochen. Daher ähnliche Wirkung aber vollkommen andere Ursache.
 
Ja, so etwas habe ich auch oft erlebt.
Ab einem gewissen Alter, darf man irgendwie nicht mehr selber entscheiden. Als meine Mutter im Krankenhaus lag, hat in dem Moment, in dem ich anwesend war niemand mehr zu meiner Mutter gesprochen. Alle sprachen mit mir. Auch wenn ich darauf hingewiesen habe, dass ich nur die Begleitung sei. Als wäre sie dumm. Es wird automatisch davon ausgegangen, dass der alte Mensch das nicht kapiert oder so. Keine Ahnung.
Hm. Ich habe es aber als aufnehmende Pflegekraft auch schon erlebt, daß ich explizit den Pat. (auch älterer Mensch) gefragt habe, aber die Antworten dann von den begleitenden Angehörigen bekam. Bis ich dann freundlich darauf hinwies.
Falls man tatsächlich feststellt, daß der Pat. Verständnisschwierigkeiten hat, kann man ja immer noch bei den Angehörigen nachhaken; aber doch nicht automatisch über dessen Kopf hinweg.
Da wäre ich nicht sicher. Meine beste Freundin ist Rheumatologin und wurde schon weggeschickt mit der Bemerkung, man wolle mit einem Arzt reden; die Chefärztin war genauso wenig erwünscht wie meine Freundin als Assistenzärztin - falsches Geschlecht.
Sowas ist absolut unmöglich! :mad: Halte ich allerdings heutzutage für extrem selten, da Frauen als Mediziner inzwischen doch weitgehend akzeptiert sind.
 
Sowas ist absolut unmöglich! :mad: Halte ich allerdings heutzutage für extrem selten, da Frauen als Mediziner inzwischen doch weitgehend akzeptiert sind.

Solche Szenen erleben wir leider relativ häufig, wenn die Patienten aus südlichen bzw. islamgeprägten Ländern stammen. Solche Patienten lehnen hier z.T. sowohl Pflege durch weibliche Pflegekräfte, als auch die Behandlung durch Ärztinnen ab. Es ist ein schwieriger Spagat, zu balancieren zwischen Berücksichtigung ihres kulturellen Hintergrunds, und dem hiesigen Anspruch auf Gleichberechtigung der Geschlechter. Tätigkeiten wie DK legen, Grundpflege, Rasur vor OPs und LHK, etc. delegieren wir Frauendaher nach Möglichkeit und Verfügbarkeit grundsätzlich an unsere männlichen Kollegen. Ähnlich handhaben wir es bei Patientinnen, die im Alter sind, dass sie noch den 2. WK erlebt haben, hier übernimmt, wenn möglich, eine weibliche PK die Pflege. Niemand möchte riskieren, unbewusst an ein Trauma zu rühren, das möglicherweise vorliegen könnte.
Bei der ärztlichen Behandlung macht unser Haus dann aber meist einen Punkt: Wer die Behandlung durch die zuständige (Ober-)Ärztin ablehnt und einen Mann verlangt, darf seine Sachen packen und sich ein anderen KH suchen. Es ist ein Drahtseilakt, aber ein machbarer, zu wirklichen Grenzüberschreitungen und Streitigkeiten kommt es durch diese klaren Richtlinien nur äußerst selten.
 
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@Jillian
Sorry, wieso veranstaltet Ihr Eiertänze um irgendwelche Befindlichkeiten, wenn es um Pflege geht, aber bei der Medizin heißt es rigoros „der kann gehen“?
Entweder konsequent sorum oder andersrum.
 
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Das ist relativ einfach zu beantworten: Wir richten uns nach den Weisungen der PDL, wie wir das Problem handhaben. Was die Ärzte unter sich entscheiden, können wir nicht beeinflussen. Die ärztliche Leitung ist nicht mein Chef... Die GF hält sich bedeckt und schweigt. Das Hickhack im Procedere scheint also genehm zu sein. :weissnix:
 
Ich finde es bei der von @Jillian beschriebenen Variante aber auch sehr schwierig.

Die Variante "Patient oder Patientin möchte von gleichgeschlechtlichem Personal (pflegerisch oder ärztlich) betreut werden aufgrund von Schamgefühlen, schlechten Erfahrungen o.ä." ist für mich eine Begründung, wo es im Sinne der Patientenwürde ist, diese Entscheidung zu respektieren, egal ob sie von männlichen oder von weiblichen Patienten ausgeht (!). Ein männlicher Patient, der sich den DK lieber von einem Pfleger legen lässt als von einer Schwester sollte genauso ernstgenommen werden wie eine weibliche Patientin, die für diese Maßnahme eine Schwester wünscht. Analog eben die körperliche Untersuchung durch ärztliches Personal. Wenn es jemandem unangenehm ist, von einem Arzt oder einer Ärztin des anderen Geschlechts untersucht zu werden, sollte man das respektieren, zur Not eben mit kleinen "Abzügen in der B-Note". Dann muss eben ein Patient unter Umständen mal einen Schüler akzeptieren, wenn er die examinierte Schwester nicht möchte (Schüler sind ja für manche Pat. auch schwierig...), oder eine Patientin kann eben nicht die Chefarztbehandlung bekommen, wenn sie keinen Mann will und der Chefarzt aber einer ist, sondern wird dann von der Assistenzärztin behandelt. Dann kann der/die Pat. immer noch entscheiden, was ihm/ihr wichtiger ist, gleichgeschlechtliche Person oder "höher qualifiziertes Personal des anderen Geschlechts".

Die Variante "männlicher Patient möchte nur von Männern versorgt werden, weil er keinen Respekt vor Frauen hat" ist (zumindest aus meinem Bauchgefühl heraus) schwieriger.

Bei der ersten Variante geht es um einen Eingriff in die Privatsphäre/Intimsphäre des Menschen, und da diese im KH oder Pflegeheim sowieso schon gefährdet ist, ist es unsere Aufgabe, sie soweit es geht zu schützen.
Bei der zweiten Variante geht es - platt gesagt - um Macho-Gehabe. Ob man das eben auch als Macho-Gehabe ansieht und dementsprechend nicht toleriert oder ob man es als eine stark übertriebene Form von Stolz ansieht, ist eben schwierig zu entscheiden. Wenn ich es als stark übertriebene Form von Stolz ansehe, hat es ja im entferntesten Sinne auch wieder mit Würde zu tun...
Nicht so einfach...
Diese Problematik wird wahrscheinlich solange eine Gradwanderung und bis zu einem gewissen Grad auch ein Ärgernis bleiben, bis wir sowohl im ärztlichen als auch im pflegerischen Bereich überall so "gemischt" aufgestellt sind, dass es selbstverständlich wird, dass jede Patientin und jeder Patient gleichgeschlechtlich betreut werden kann, wenn er oder sie das gerne möchte.
 

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