Geistige Behinderung & Sucht - Langzeiteinrichtung

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Grangepflecheschilerin

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Hallo ihr lieben MitleserInnen,

Ich wollte fragen, ob von euch jemand Einrichtungen kennt, in denen geistig behinderte Menschen die eine Sucht (z.B. Alkoholismus) entwickelt haben, nach erfolgreicher Entgiftung LANGFRISTIG betreut werden können? Habe versucht mich bei google schlau zu machen, leider hat meine Suche nichts ergeben.

Ich komme deshalb auf das Thema, weil ein "Kunde" (bei uns heißt das leider so!) mit geistiger Behinderung starker Alkoholiker ist. Er ist seit einigen Jahren in einer halbtstationären Einrichtung (Aussenwohngruppe) untergebracht. Ich kam mit einer Arbeitskollegin in eine heftige Diskussion, weil ich die Meinung vertrete, dass eben so eine halbstationäre, offene Wohnform genau das Falsche für einen Alkoholiker sei und sich das Gesundheitswesen einige Euronen sparen könnte, wenn es eine Langzeiteinrichtung gäbe, in der wir ihn unterbringen könnten (anstatt daß er immer wieder Entgiftungen ohne Langzeittherapie macht). Daraufhin meinte meine liebe Kollegin zu mir, dass er aufgrund seiner Behinderung "therapieunfähig" sei und es so eine Einrichtung in Detschland sowieso nicht gäbe.

Grüße,
Suzee
 
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Hallo Suzee,

ich arbeite in einer psychiatrischen-psychotherapeutischen Tagesklinik. Bei uns ist auch Minderbegabung ein Ausschlusskriterium.
Will dir aber mal berichten von einem Patienten, der trotz Minderbegabung bei uns Therapie gemacht hat.
Er hatte auch bei uns ein Informationsgespräch, er fiel schon auf durch seine einfache Art auf, aber wir hatten auch keine Vorinformationen und nahmen ihn trotz dieser Bedenken.
Den Mitpatienten fiel er natürlich auf, doch diese nahmen ihn ohne Kompromisse an. Es stellte sich dann im Laufe der Therapie raus, dass er eine hohe soziale Kompetenz hat, mit der er viel wett machen konnte. Er war sehr beliebt bei den Patienten und profitierte auch durch diese Therapie.
Dieser Patient lebt in betreuten Wohnen, es kommt in regelmässigen Abständen eine feste Bezugsperson zu ihm, um mit ihm den Alltag zu besprechen und zu regeln.

Wie weit euer Patient eingeschränkt ist, kann niemand aus der Ferne sagen. Zumal man auch zuwenig über ihn weiss. Solltest uns vielleicht noch mehr Informationen geben. Will er überhaupt selber eine Therapie machen?

Liebe Grüße Brady
 
Schade das Menschen mit geistiger Behinderung so schnell unterschätzt werden. Natürlich muss der Patient auch den Sinn und die Einsicht für die Therapie haben.
Aber es gibt auch Rehazentren, die für genau solche Patienten therapieplätze anbieten und den Schwerpunkt eher auf alltagspraktische Dinge legen. Weniger Gesprächstherapie, dafür mehr Sport, Kochen, einkaufen....
Ich kann jetzt nur vom Jugendbereich sprechen. Auf meiner Station, dort behandeln wir rehapat. (wg. Drogensucht). Es gibt bei uns oft lernbehinderte Jugendliche und letztens sogar einen, der schon an geistige Behinderung grenzte (IQ 67). Er hatte sich über einen langen Zeitraum einen guten Stand in der Gruppe erkämpft, doch mit der größerwerdenen Gruppe und den höheren Anforderungen immer mehr Probleme sich abzugrenzen. Aber in einer kleinen gruppe von 5-10 Patienten und vielen lebenspraktischen dingen hätte er die reha bestimmt geschafft.
Mir fällt der name von dieser Rehaeinrichtung jetzt nicht ein Barthölomäus? oder so, naja wenn mir das wieder einfällt schreib ich s hier rein.

find dieses Thema sehr interessant, weil es noch viel zuwenig für diese Zielgruppe gibt. Wäre dankbar, wenn ihr bei neuen Infos hier reinschreibt.

gruß ofra
 
Hallo Suzee,
ich arbeite in einem Wohnheim in dem Bewohner mit psychischer Erkrankung und Intelligenzminderung geschlossen untergebracht sind.....Bei uns lebt jemand der durch Sucht(Alkhohol und Drogen)diese starken psychischen Probleme bekam,er hat mehrere Entzüge hinter sich und wohnt nun bei uns.Das ist alles sehr schwer und mit viel Beamtenkram verbunden,da er nur bei uns wohnen kann wenn er einen "Beschluss"hat,sprich schon mehrere "schandtaten"hinter sich gebracht hat und die Behörden keine andere möglichkeit sehen Ihn quasi einzusperren.
Wie schon gesagt,es kommt halt auch darauf an wie stark die geistige Beh.ist,steht er unter Betreuung?Wenn ja welche?Du wirst selbst wissen wie mühselig es ist in dem Paragraphendschungel durchzublicken.LG
 
Hallo,
ich bin durch Zufall heute auf die Anfrage gestoßen, und auch wenn sie vielleicht nicht mehr aktuell ist, will ich für weitere Ratsuchende eine Info weitergeben:
In der AHG-Klinik Römhild gibt es eine Gruppe speziell für intelligenzgeminderte Alkoholiker, da sie in einer "normalen Gruppe" oft große Schwierigkeiten haben, eine Langzeitentwöhnungsbehandlung mitzumachen.
Und auf Dauer, für den ANschluß, gibt es eine ganze Menge soziotherapeutische Wohnheime für SUchtkranke bundesweit, die auch häufig Gruppen anbieten, die sich auf intellektuelle Minderbegabung (primärer oder sekundärer Genese) spezialisiert haben!

Hoffentlich hilft das manchen beim Suchen!

Liebe Grüße

G.Frank
 

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