"Ganztags"-Kindergarten - sinnvoll?

@Elisabeth, bei uns nehmen schon Schüler 10 Euro die Stunde fürs Babysitten!!
 
Das Problem mit den Schichtdiensttauglichen Kindergärten ist doch auch noch, dass auch die Erzieherinnen im Schichtdienst arbeiten und dann für die Kinder noch nicht einmal eine kontinuierliche Bezugsperson zur Verfügung steht.

Es gibt vielleicht wirklich Kinder, die sich bei so einer Situation nicht beschweren, aber bestimmt 10% sind von ihrem Naturell her so sensibel, dass sie sowohl die fehlenden klaren Rituale, als auch die wechselnden Bezugspersonen nicht ohne Probleme verkraften.

Natürlich gibt es andere Lösungen: Die Anpassungen der Arbeitszeiten!
Dazu gehört die Bereitschaft aller Beteiligten. Die Abkehr vom 3 Schicht-Dienst für Mütter, die keine kontinuierliche Betreuung durch Großeltern, Väter oder ähnliches haben. (Früher bevorzugten Mütter häufig den Nachtdienst, da sich dies mit der Familie oft besser vereinbaren ließ - heute sind reine Nachtschwestern in den Kliniken eher die Ausnahme...)

Es gibt in Krankenhäusern auch Arbeitsplätze ohne 3-Schicht-Zwang, die sollten vornehmlich den Eltern vorbehalten werden (und diese sollten die dann auch dankbar annehmen).

Außerdem, wenn es finanziell nicht allzusehr brennt, kann man sich auch mal eine Auszeit für die Kinder gönnen (im öffentlichen Dienst gibt es ja sogar die theoretische Verlängerung der Elternzeit, allerdings ohne Sozialversicherungsschutz) - in der heutigen Gesellschaft gilt es als akzeptabel, wenn Leute fast ein Jahrzehnt in ein Studium stecken in dem sie dem Berufsleben nicht zur Verfügung stehen, wenn Eltern die gleiche Zeit für die Familie investieren, ist dies gesellschaftlich heutzutage nicht mehr akzeptiert.
Dabei müssen wir doch sowieso noch Jahrzehnte bis zum Umfallen arbeiten, da könnnen wir in der "Rushhour of live" mal etwas kürzer treten.

Ich habe für meine drei Kinder die Klinik verlassen, übe meinen geliebten Beruf nun selbstständig, freiberuflich aus, kann dadurch meine Arbeitszeiten selbst machen, arbeite vormittags, wenn sie in Kiga und Schule sind, abends, wenn der Papa aufpasst oder am Wochenende; sogar die Ferien kann ich mir freihalten (=> das nächste Problem entsteht ja, wenn die Kinder in die Schule kommen und ständig Ferien haben!) und verdiene damit sogar mehr als meine KlinikskollegInnen mit Teilzeitstelle. Eine wirklich familienverträgliche Variante auf meinen geliebten Beruf, trotz geliebter Familie und dem Anspruch allen gerecht zu werden, nicht verzichten zu müssen.
 
Hallo,

für die ganz ganz Kleinen finde ich einen Ganztags-Kindergarten mit solchen langen Öffnungszeiten nicht sehr sinnvoll.
Jedes kleine Kind muss sich erst mal in der Welt zurecht finden und orientieren. Dafür braucht es vor allem feste Tagesstrukturen, Regeln, Grenzen und seinen Schlaf zu den gewohnten Zeiten.
Bin ich z.B. mit meiner Tochter (knapp 14 Mon.) mehrere Tage bei meinen Eltern 400 km weg, macht sich das bei ihr sofort bemerkbar: andere Umgebung, andere Menschen, anderes Essen, andere Zeiten, andere Geräusche machen sie so durcheinander, dass sie viele Tage abends und mittags gar nicht einschlafen kann. Bis ich dann zu Hause wieder einen Rhythmus drin habe, dauert auch wieder einige Tage. Fazit: die Umgewöhnung kann eben nicht jedes Kind gut verkraften.
Und wie soll das erst werden bei Schichtwechsel?
Grundsätzlich begüße ich das Vorhaben in Elisabeth´s Stadt sehr. Nicht nur für Krankenschwestern, sondern für alle Schichtarbeitenden.

Ich werde in wenigen Monaten ein zweites Kind bekommen und ein Jahr "Aus"-zeit nehmen (war die ganze Zeit berufstätig per Heimarbeitsplatz). Nach dem Jahr möchte ich in die Pflege zurück, zunächst mal nur Teilzeit.
Wir haben schon überlegt, das geht wirklich nur dann, wenn mein Mann mal zu Hause ist, sonst muss ich ebenfalls eine KiTa aufsuchen mit solchen Öffnungszeiten, und die gibt es bei uns leider auch nicht. Und wer möchte schon eine Pflegekraft beschätigen, die mittendrin um 8-8.30 Uhr kommt und wenige Stunden später schon wieder los muß. Mein Mann oder jemand anderes könnte die Kinder gar nicht weg bringen, weil keiner da ist.
Einzige Alternative wäre eine Tagesmutter.

Wir müssen auch Lösungen finden - noch länger zu Hause bleiben möchte ich nicht.
Das Wohl meiner Kinder geht aber vor, wenn es finanziell machbar ist.

LG
Trisha
 
Tja,
dieses Thema ist wohl abhängig von der Mentalität.
Da ich beide Seite (Deutsch - Französich)sehe und mitbekomme, bemerke ich auch die grassen Unterschiede.

In D wird man/frau schon als asozial angesehen wenn man ein (kleines) Kind hat und arbeiten geht (muß).

In F ist genau umgekehrt, dort wird man/frau schief angesehen wenn man nur wegen eines Kindes nicht mehr arbeiten geht. Die Betreuungsangebote sind mehr oder weniger besser, auf dem Land aber nicht so doll.

Unser Sohn ist inzwischen 11 Jahre alt und von Kleinkind an sowohl Schichtdienst als auch "normale" Arbeitszeiten incl. Bereitschaftsdienst gewöhnt.
Wenn wir im Schichtdienst über längere Zeit nicht gegenläufig arbeiten wollten oder konnten, war er auch schon um 5:30 Uhr bei seiner Tagesmutter. Wenn er müde wahr hat er dort noch ein wenig weiter geschlafen.
Das ganze macht sich heute noch bemerkbar egal ob Schule oder Frei, er wird um 6:00 Uhr wach, läßt die Alten schlafen und spielt PS2.
Er ist ein Super-Schüler und geht abend´s um ca. 8:00 Uhr schlafen, ausserdem fährt er ca. 100km/ Wo Rad geht,1-2 Wo. Schwimmen und hat noch Schulsport. Was ich damit sagen will, ist das aus Kindern von Schichtarbeits-Eltern auch etwas werden kann.

Zur Zeit fällt mir immer mehr auf, daß die Kinder in D unter die Glasglocke gesetzt, in Watte gepackt werden. Es gibt nirgendwo mehr Bücher (z.B. "Wie gelingt es das mein Kind durchschläft") zu kaufen als in D. Es kommt kaum noch jemand auf die Idee nach dem gesunden Menschenverstand oder dem Mutterinstinkt zu gehen, geschweige den die Oma zu fragen.
Ich glaube je mehr Information auf die Eltern heute zukommen umso unsicherer werden sie. Wie haben es die berufstätigen Mütter der Kinder (Jahrgänge 60-75) nur geschafft uns zu erziehen und es ist trotzdem etwas aus uns geworden?

Ich erlebe jeden Tag den Satz von Eltern:
"Man muß es ja mal abklären". (NOTAUFNAHME).
Es werden Kinder von ihren Eltern gebracht die sich etwas den Kopf gestoßen haben, sofort wollen sie das wir es röntgen, obwohl es putzmunter auf dem Flur rumrennt. Meine Mutter hat mich beobachtet und wenn ich etwas schlapp war in´s Bett gesteckt.
Andere bringen ihre Kinder mit 38,5° C Fieber in´s Krankenhaus, ich würde am liebsten sagen: "Ja und, stecken sie es in´s Bett und geben sie ihm bei 39°C ein Paracetamol" aber nein die wollen das ihr Kind aufgenommen wird.
Irgendwie habe ich das Gefühl das in D etwas in Sachen Kinder groß ziehen schief läuft.
Oder:weissnix: ?
Ich bin vieleicht zum Schluß etwas vom Thema abgewichen, aber ich denke das gehöhrt irgendwie zusammen.:D
 
Nur um hier keine falschen Schlüsse entstehen zu lassen: ich bin Kind der DDR- gewohnt als Frau berufstätig zu sein. Ich habe trotz meiner 5 Kinder stets in drei Schichten gearbeitet. Und dies ging auch ohne KiTa von 6-22 Uhr. Bei allem Selbstverwicklichungsdrang- die Kinder sollten nie darunter leiden.
Ergo war ein großes Organisationstalent gefragt... und siehe da: es baucht nicht immer die Verwandschaft. Meine Mutter fühlte sich ab 2 Kinder überfordert mit dem Babysitten oder sagen wir besser: sie wollte sich auch selbst verwirklichen und arbeiten gehen ohne abhängig von den Bedürfnissen der Enkelkinder zu sein.
Ich habs ihr nicht verübelt sondern andere Wege gesucht und gefunden. Zumal bei mir erschwerend hinzu kam, dass meine Kinder viel krank waren und ich nicht ständig mit nem kranken Kind zu Huase sitzen wollte. Nicht meine Bedürfnisse waren das alleinige Maß der Dinge, sondern die Bedürfnisse der Kinder haben hier auch eine große Rolle gespielt.

Das mit dem morgens in der Kita noch schlafen kenne ich übrigens auch. Wenn unsere Zwillis vor 6.30 aufstehen mussten, war den ganzen Tag mit ihnen nix anzufangen. Sie waren und sind eher nachtaktive Menschen. Als sie klein waren ging der Tag für sie um 21 Uhr zu Ende... sehr zum Verdruss der Nachbarn.
Mit dem Schlafrhythmus hätten sie echte Problem gehabt, wenn ich sie nur über die Ganztags-KiTa betreut hätte. Zumal heute keine "rollenden" Schichten mehr üblich sind wie früher, z.B.: 10 Tage früh, 4 Tage frei, 3 Tage früh, 7 Tage Nacht, 4 Tage frei, 7 Tage spät, 2 Tage Mittel, 1 Tag früh, 4 Tage frei usw.. Heute geht alles bunt durcheinander- für die Mutter schon oft Streß und fürs Kind eine Zumutung.

Elisabeth
 
ich hab jetzt nicht alles gelesen..... muss aber meinen senf dazugeben.

vorne weg muss ich sagen ich in im osten geboren. wir sind bei zeiten früh in die kindergrippe bzw kiga gegangen. ich bin 3 jahre lang fast immer 4 uhr früh aufgestanden, weil meine ma arbeiten musste. sie hat mich dann mit fahrrad in die kiga gebracht....hat es mir geschadet? nein! im gegenteil. ich bin froh das ich so erzogen worden bin und nicht ein kind bin, das immer in watte gepackt wurde....

mein kleiner macht auch unsere dienstzeiten mit. das bedeutet. er muss teilweise 6.45 uhr (meistens dann als erster im kiga) sein und wird dann manchmal auch erst als letztes abgeholt 16.30 uhr.

ihm schadet es nciht. in keinster weise. er ist ei kind wie jedes andere auch. er weiß was es bedeutet wenn wir arbeiten gehen. und wir haben hier auch niemanden der ihn mal nehmen könnte. meine ellis wohnen 500 km weit weg.

selbst we, wenn wir gegenschicht machen (so wie immer und jeden tag) dann kommt er auch mal mit auf station und wir machen da kindübergabe.

es fumktioniert alle sirgendwie. man muss nur ein kleines organisationstalent sein!
 
Ich habe das Gefühl: das sich einige nur an der Kita stören, aber alles andere okay!? Kinder zur OMA,etc.! Nachbarn die aufpassen!
Warum?
Was ist so schlimm an einer Kita, die die Möglichkeit gibt, im Notfall die Kinder länger wie üblich zu betreuen. Keine verantwortungsbewussten Eltern, werden das Angebot immer ständig und voll ausnutzen.
Ich bringe mein Kind lieber in die Kita, als an irgendwelche Kindermädchen und Nachbarinnen zugeben.Vielleicht liegt das an einem sehr guten KITA angebot hier. Mit Schlafraum, Frühförderung, Turnhalle, etc. oder Waldkindergarten.
Ich fnde das sollte aber auch jeder selbst entscheiden; nur bitte nicht die Eltern angreifen, die es nicht anders einrichten können. Sie sind nicht gleich Rabeneltern. Und besonders die alleinerziehenden Eltern stellen ihre Ansprüche hintendran!!
Ich bin zum Glück in der Lage, das Ganztagsangebot nicht anzunehmen. Viele aber nicht. und denen hilft es ungemein.
Was aber schon passiert ist, das die liebe hannah die nur vier Std. in den Kindergarten geht(Waldkindergarten!), mittags quäkt, das sie nachmittags nochmal hin will. Und bei uns ist es bestimmt nicht langweilig zuhause.
 
Es geht mir nicht um die KiTa als solches, sondern um die Möglichkeit ein Kind 2 Tage um 6 in den Kindergarten zu bringen und dann 1 Tag um 22 Uhr abzuholen.und den nächsten wieder um 6 Uhr in den Kindergarten zu bringen. Denn das wird mit diesem Angebot möglich.
Das Personalproblem in den Einrichtungen setzt sich hier fort- der AN ist stets verfügbar, da er keine Rücksicht nehmen muss: die Ganztags-KiTa ermöglicht es.

Elisabeth
 
also ich muss sagen ich würde mein kind auch früh um 6 hinbringen wenn es sein müsste und ich alleinerziehend wäre!

und selbst wenn ich spätdienst hätte würd ich ihn erst 22 uhr wieder abholen...

ich seh darin kein problem. und kinder stecken es manchmal besser weg als wir.
 
Ich denke, wir reden hier aneinander vorbei.

Fassen wir zusammen: die Option ist geeignet- besonders für Alleinerziehende. Es ist problemlos möglich ein Kind auf einen (aus meiner Sicht nicht vorhandenen) Rhythmus einzugewöhnen.

Vielleicht gibe es ja jemanden unter uns, der dieses späte Abholen (22 Uhr) schon praktiziert und kann berichten wie sein Kind die heute üblichen Wechsel der Dienste (ohne erkennbaren Rhythmus) wegsteckt und was er macht um für das Kind den Streß zu minimieren.

Elisabeth
 

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