Flügelhemd vs eigene Kleidung

  • Ersteller Ersteller Michl
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nunmal ganz ruhig bleiben @michl

wieso sollte es für mich ein triumph sein das eine pat. ihr flügelhemd und nicht wie du es betitelst "sterbehemd" (unfassbar) an behalten möchte??? sie war an diesem tag glücklich und es war ihr egal was sie anhatte!!!!

und sei bitte vorsichtig mit deinen äußerungen... ich bin auch für private kleidung und versuche die pat. von den flügelhemden weg zu bekommen aber ich zwinge niemanden!

vielleicht solltest du deinen frust an den menschen auslassen der diese hemden erfunden hat... und ich will dich mal auf station erleben, der überpfleger der alle patienten von den "ach so schrecklichen" flügehemden befreit!!! :klatschspring: na super der held des tages!
 
Bleibt die Frage: warum sind die Pat. von heute so begeistert von Flügelhemd und Co.?

Elisabeth
 
ganz einfach... ich vermute und glaube, gerade bei der älteren generation, das diese pat. sich denken: dann spare ich zu hause das waschen der eigenen kleidung! klar muss ich mich als pflegekraft auch durchsetzen und den pat. überzeugen ihre eigene kleidung zu tragen aber gerade bei schwerstpflegefällen oder sterbenden pat. erspare ich ihnen doch das gezerre der hemden und ziehe ihnen ein hemd von uns an ausser sie wünschen sich eigene kleidung, dann freuuu ich mich und renne zum schrank und hol ein schönes eigenes hemd für den pat. und was gibt es für hübsche nachthemden :mrgreen: aber diesen fall hatte ich in den 4 jahren selten!
 
Hallo Michel,

dann sollten wir also konsequent auf Privatkleidung beharren?
Gut ich habe es kapiert!!:mrgreen:
 
Hallo zusammen,

auch für mich ist es erstmal selbstverständlich, dass der Patient sein Nachthemd anbekommt. Sollte er darauf bestehen, möchte ich wissen aus welchem Grund. Dann kann ich immer noch abwägen oder unter Umständen dies in meiner Planung bedenken. Gründe gegen das Hemd wurden schon ausreichend genannt.

Das bezeichnen des Flügelhemdes als Sterbehemd ist mir auch bekannt. Ein Patient assoziierte "Flügel" eben wie ein Engel und er wollte dieses Hemd auch unter allen Umständen nicht.

Liebe Grüße Brady
 
@karo, wenn deine These stimmt- dann bleibt die Frage warum hat sich das in Neufünfland erst seit der Wende so entwickelt? Davor war dies kaum Thema. Und früher war das Waschen weiß Gott bedeutend schwieriger.

Liegt hier auch das Prinzip von Angebot und Nachfrage zugrunde?


Elisabeth
 
Das bezeichnen des Flügelhemdes als Sterbehemd ist mir auch bekannt. Ein Patient assoziierte "Flügel" eben wie ein Engel und er wollte dieses Hemd auch unter allen Umständen nicht.

achso dieser pat. assoziierte den begriff "flügelhemd" als engel? oder waren jetzt die ärmel als flügel der engel gemeint? weil normale nachthemden haben ja auch flügel... :gruebel: hmm

auf jedenfall nenn ich die flügelhemden gegenüber pat. nicht flügelhemden sondern als z.b. von uns ein hemd oder bei zu operierten pat. einfach "OP hemd"!

@karo, wenn deine These stimmt- dann bleibt die Frage warum hat sich das in Neufünfland erst seit der Wende so entwickelt? Davor war dies kaum Thema. Und früher war das Waschen weiß Gott bedeutend schwieriger.

neufünfland?? :gruebel: ähm, wie jetzt gabs denn damals keine flügelhemden?? :schlafen:

P.S. ich glaub ich träum heut nacht von flügelhemden!
 
:)Guten abend,

es is echt interessant wohin so ein Thema führt. Und irgendwie sprechen wir alle an einander vorbei, aber meinen eigentlich das selbe.

Individualität und Selbstbestimmung. Im Prinziep bekommt jeder seine eigene Kleidung der dies möchte, bzw. dies sollte Standard sein. Aber auch in Ausnahmen wie z. B. bei der von Caro genannten Pat. können Flügel/OP oder wie auch immer Hemden angebracht sein. Man sollte halt nicht stur nach Schema F vorgehen.. Sondern die Wünsche des Pat. weitest gehends berücksichtigen.

LG Diana

PS: Ich finde das mit dem Aufschneiden der Nachthemden im übrigen eine gute und Praktische Zwischenlösung für beide Seiten. :daumen:
 
Zitat:
Zitat von Elisabeth Dinse
Dabei sind manche Sachen so einfach:
Basale Stimulation in der Pflege- Maßnahmen
individuelle Noramiltät- Einsatz der eigenen Pflegemittel und Kleidung
Sinngebung- situationsgerechte Kleidung

wurde dies damals denn bei euch angewendet??? sowas gabs doch damals noch gar nicht, oder irre ich mich??
...

Vielen Dingen wurde erst spaeter ein wissenschaftlicher Name verpasst! :mrgreen:
 
Ich finde es ja erstaunlich wie aus etwas solch Banalem, ein so langer Thread werden kann...

Btw sind jegliche Begriffe falsch: Totenhemd? Sterbehemd? Flügelhemd (wie Flügel - T-Shirt?)?? Patientenhemd? OPHemd?
Alles Quatsch eigentlich.

Aber erst darüber zu diskutieren und mal wieder zu sagen so und so darf man das nicht betiteln, finde ich noch mehr Quatsch!
(Ausgenommen solche abwertenden Variationen wie das genannte Sterbehemd...)
 
und nicht wie du es betitelst "sterbehemd" (unfassbar)
Ja, finde ich auch. Wobei ich diesen Begriff nun nicht erfunden habe. Er wird sogar oft von Patienten benutzt, die es "nur" zur OP anziehen.
Zitat aus einem Erfahrungsbericht: Deutscher Wellness Verband
Gegen 10 Uhr wurde mir das für Operationen obligatorische "Engelhemdchen", mein Nachbar nannte es wenig feinfühlend Totenhemd, von der Schwester angelegt.
Wikipedia:
Das Totenhemd ist ein weißes, meist verziertes Hemd, mit dem Tote bekleidet werden.
Nun ist die Assoziation bei einer Sterbenden im weißen Hemd zum Totenhemd nicht allzuweit.

Warum das Pflegepersonal das Hemd möchte, ist mir nun eindrücklich klar geworden, aber immernoch nicht, warum sich ein Patient darin wohl fühlt.
Ist das eine Form des Dresscodes ("Es wird erwartet, weil ich krank bin"), oder weiterführend sogar, wie ich häufig vermute, der Krankheitsgewinn, den der Patient daraus zieht?

Zur Definition, damit Ihr wisst, was ich meine (und verzeiht, dass ich wiederholt Wikipedia zitiere):
sekundärer Krankheitsgewinn:
Der sekundäre Krankheitsgewinn besteht in den äußeren Vorteilen, die der kranke Mensch aus bestehenden Symptomen ziehen kann, wie den Zugewinn an Aufmerksamkeit und Beachtung durch seine Umwelt, die Möglichkeit, im Bett bleiben zu können und dort die Nahrung serviert zu bekommen,...
Ich denke, dass die Kleidung den sekundären Krankheitsgewinn beinflussen kann. Darüber hätte ich, neben allen praktischen Erwägungen, noch gern diskutiert.

Grüße
Michl
 
Zur Definition, damit Ihr wisst, was ich meine (und verzeiht, dass ich wiederholt Wikipedia zitiere):
sekundärer Krankheitsgewinn: Ich denke, dass die Kleidung den sekundären Krankheitsgewinn beinflussen kann.

Da würde ich voll mitgehen. Es erscheint als wenn die Uniformierung zu einer Gruppenzugehörigkeit führt. Die Gruppe zeichnet sich aus durch: Abhängigkeit und (erlernte) Hilflosigkeit. Wenn die eine Gruppe diese Uniformierung nutzt... wie steht es mit der anderen Gruppe- den Pflegenden? Wie verhält sich diese? Und ist dieses Verhalten förderlich für die Patientengruppe in ihrer Abhängigkeit zu verharren?

Pflegetheorie nach Peplau:
Die vier Phasen in der Beziehung zwischen Pflegekraft und Patient:
1. Orientierungsphase:
· Der Patient hat das Bedürfnis nach Hilfe.
· Die Pflegekraft hilft dem Patienten die Krankheit zu erkennen und zu verstehen.
· Der Bedarf an Unterstützung wird festgestellt.
2. Identifikationsphase:· Der Patient identifiziert sich mit denen, die ihm helfen.
· Der Patient gewinnt Vertrauen, er kann somit alte Gefühle wieder erleben und möglicherweise
befriedigen, es können sich reifere Bedürfnisse entwickeln.
3. Nutzungs- oder Ausbeutungsphase:· Der Patient erlaubt sich seine Bedürfnisse und kann feststellen, ob sie wirklich befriedigt werden.
· Die Pflegekraft gibt dem Patienten das Gefühl der ständigen positiven mütterlichen Fürsorge.
4. Ablösungsphase:
· Der Patient befreit sich von seiner Rolle als Patient.
· Er löst die Identifikation mit der Pflegekraft.
· Der Patient macht Pläne für die Zukunft, neue Ziele werden definiert.
...
Sechs pflegerische Rollen nach Peplau:
· Rolle der Fremden/der Unbekannten
Respekt und Interesse wird hier von der Pflegeperson verlangt. sie sollte keine Vorurteile haben und den Patienten so akzeptieren wie er ist.
· Rolle der Person als Ressource:
Die Pflegekraft gibt alle nötigen Informationen über die Behandlung der Gesundheitsprobleme.
Sie unterscheidet zwischen den reinen Informationsfragen und denen hinter denen emotionale Probleme stehen und ihr Rat gefragt ist.
· Rolle als Lehrer:
Die Basis ist die Überzeugung, dass der Patient unterstützt werden soll durch positive Erfahrungen zu lernen.
Hier ergibt sich eine Kombination aller Rollen. Frau Peplau unterscheidet zwischen der pädagogischen Kategorie, dem Instruieren und Informieren und dem experimentellen Lehren, eigene Erfahrungen werden zu weiterem Lerninhalt.
· Rolle als Führungsperson:
Diese Rolle sollte im Sinne demokratischen Führungsstils wahrgenommen werden, der Patient als Partner und aktiv Beteiligter. Die Fähigkeit sich als demokratisch handelnde Führungsperson zu verhalten, wird bereits in der Ausbildung unterstützt.
· Rolle als Ersatzperson/Stellvertreterrolle:
Die Verhaltensweisen der Pflegepersonen verursachen beim Patient Gefühle, die ihn an andere Personen erinnern. In dieser Phase definieren beide die Bereiche: Projektion, Abhängigkeit, Unabhängigkeit und gegenseitige Abhängigkeit. Hierzu gehört ein hohes Maß an persönlicher Stärke, Sensibilität und Selbsterfahrung.
· Rolle als Berater:
Beratung ist die Reaktion auf die vom Patienten geäußerten Wünsche und Bedürfnisse. Der Patient soll verstehen, was mit ihm geschieht, so dass er diese Erfahrungen in sein Leben integrieren kann. Nach Peplau ist dies einer der wichtigsten Rollen in der professionellen Pflege.
http://www.dpv-online.de/pdf/agergeb/Peplau.pdf

Ich habe oft den Eindruck, dass die beliebteste Rolle der Pflegekraft die der Ersatzperson/ Stellvertreterrolle ist- sie sieht sich als "Mutter" die für das "Kind" sorgen muss.

Elisabeth
 
Für mich wirklich interessant,
4. Ablösungsphase:
· Der Patient befreit sich von seiner Rolle als Patient.
Das Flügelhemd ist klar zur Rolle des Patienten definiert. Nehme ich dem Patienten das Flügelhemd weg, befreie ich ihn (zu einem Teil) aus der Rolle.
oder positiv auf den Patienten ausgedrückt:
Reiche ich dem Patienten die eigene Kleidung, unterstütze ich ihn auf dem Weg zur Ablösung aus der Rolle.

Wann ist Zeit für die Befreiung von der Rolle als Patient? Entscheidet das der Patient alleine?

Ich behaupte erstmal: ja.

aber ;-)

Viele Patienten stellen das Hemd erstmal gar nicht in Frage, weil es für sie offensichtlich zur Rolle gehört. Die eigene Kleidung hat nun aber ihre Vorteile (Threadeingang).

In wie weit kann/soll das eine Pflegekraft beeinflussen?
Durch die Rolle des Beraters, der Führungsperson oder des Lehrers?
Wie ich dem Eindruck von Elisabeth zustimmen muss, wahrscheinlich eher nicht die Lieblingsrollen von Pflegekräften.

So hab ich vor 15 Jahren auch gedacht, als ich in einem neuen Haus anfing und meine Leitung dort zu mir sagte: "habt Ihr in .... Euere Leute abends nach OP nicht angezogen?"
Ich habe die Vorgehensweise auf dieser Station dann halt übernommen. Das Thema zu hinterfragen kam mir erst in den Sinn, als ich die Station nach Jahren wechselte und dem Phänomen Flügelhemd wieder begegnete. Und unter dem Zeitdruck heutzutage und dem Servicedenken, scheint es wieder zunehmend im Kommen zu sein.

Grüße
Michl
 
Hallo Michl,

genauso sehe ich es auch aus der Sicht in der Psychiatrie. Meist ist es aber nicht das Flügelhemd, sondern es passiert, dass unsere Patienten in der Tagesklinik plötzlich einen Jogginganzug anhaben. Wie nehmen dieses auch zur Kenntnis, denn dies scheint eine neue Uniformierung zu sein. Genau aus deinen oben genannten Punkten. Dies machen nicht alle Patienten, aber es scheint einen Zusammenhang zu geben mit der Rolle.

Wiederum beobachten wir, dass einige Patienten Hausschuhe mitbringen, es ist interessant zu beobachten.

Einen Menschen im Krankenhaus mit Jogginganzug und Pantoffeln erkennt man auch sofort als Patient, was steckt dahinter? Finde ich gerade in der Psychiatrie auch eine interessante und spannende Frage. Die auch wichtig für unsere Arbeit ist.

Liebe Grüße Brady
 
Wiederum beobachten wir, dass einige Patienten Hausschuhe mitbringen, es ist interessant zu beobachten.
Hallo Brady,
die Hausschuhe kann ich verstehen, da auch ich nicht nur mit den Strassenschuhen herumlaufen will. Vielleicht ist es eine Erziehungssache? Ich will denen keinen Dreck reintragen? Gerade im Winter sind Hausschuhe für mich mehr als gut nachvollziehbar.
Wenn ich durch die Münchner Fussgängerzone gehe, sehe ich vermutlich auch nur Patienten - es sind nämlich sehr viele Touristen in Jogginganzügen unterwegs:verwirrt:

Sonnigste Grüsse
Narde
 
Hallo Narde,

da muss ich jetzt ein bisschen grinsen. Deine Argumentation ist nicht schlecht. Wobei man geht normalerweise auch nicht zur Fortbildung oder in die Schule in Jogginganzug oder Hausschuhe, oder?

Es hat schon was mit einem zu tun, wenn man in einer Institution plötzlich in Jogginganzug und Pantoffeln erscheint. Dieses beobachten wir auch zumeist im Verlauf der Therapie und hat auch eine Aussagekraft die im Zusammenhang mit Autonomie und Abhängigkeit steht.

Liebe Grüße Brady
 
Hallo Brady,

dann gehe ich davon aus, dass du auch deine Strassenschuhe in der Klinik trägst. Ich hatte in der Schule Hausschuhe/Schlappen - weil ich es einfach nicht mochte im Winter 8 Stunden mit Stiefeln im Unterricht zu sitzen.

So nun sollten wir uns aber wieder dem Flügelhemd widmen.

Mich hat übrigens vor kurzem eine Patientin, und es war nicht die Erste verwundert angeschaut, als ich sie gefragt habe, ob sie nicht ihre eigene Kleidung anziehen möchte - wie ich darf das?

Sonnigste Grüsse
Narde
 
Hallo , erlebt man nicht immer wieder , daß Patienten Ihre Selbstbestimmung an der Pforte zurücklassen...Ja Herr Doktor , wenn Sie das sagen...Ja , Schwester / Pfleger , wie Sie wollen... , wie Sie meinen...Ich denke , da gehört das Hemd als solches für diese Art Patienten zu Ihrer Rolle , wie Ihr das schon beschrieben habt...Schön ein anderer kümmert sich...LG Ernie
 
So gesehen passt dann aber auch die eigene Kleidung in die Rolle .. wieviele Leute kommen geplant in's Krankenhaus wegen einer OP, und sobald sie im Zimmer sind, ziehen sie sich einen Schlafanzug / Nachthemd an und sind die nächsten Stunden nicht mehr aus dem Bett zu bewegen, obwohl sie vorher nur quietschfidel über den Gang gelaufen sind?
---
Wir haben bei einigen unserer Patienten auch "eigene" Flügelhemden, also eben jede Nachthemden, die hinten aufgeschnitten wurden. Die Dinger aus dem Krankenhaus find ich persönlich mehr als unangenehm, schon alleine weil die dann doch nicht so weich und angenehm zu tragen sind wie die eigene Wäsche.
Selbst damals auf der Chirurgie haben wir damals im Regelfall den Leuten am Abend nach der OP direkt ihre eigenen Sachen angezogen .. und notfalls eben "nur" das Schlafanzugoberteil, wenn derjenige befürchtete, dass es mit der Hose über Nacht nicht gut gehen würde. (Sei es durch Druck durch das Bündchen auf die OP - Naht oder die Befürchtung, nicht schnell genug zum WC zu kommen.)
 

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