Es gibt keinen Tod erster Klasse

Ist die ambulante Versorgung ausreichend? Es geht ja hier nicht nur um die Befriedigung körperlicher Bedürfnisse wie z.B. der Schmerzreduzierung.

Die ambulante Versorgung allein reicht meines Erachtens nicht aus. Kommt auf die Art und Intensität der Symptome an. Ab einem gewissen Punkt sind sie ambulant nicht mehr händelbar.
 
Was ist konkret die Aufgabe der ambulanten Versorgung? Lediglich die Kontrolle der somatischen Symptome?

Elisabeth
 
Es ging m.M. nach darum ,ob wirklich alle im Terminalstadium in eine Institution müssen oder ob es Alternativen gibt. Der Prof. war der Meinung, dass die Pallitaivpflege nicht nur auf einer Station konzentriert werden sollte. Ich hatte überlegt, wie man es schaffen könnte, Angehörige so zu betreuen, dass sie nicht emotional und körperlich erschöpfen und ihnen damit gar nix anderes übrig bleibt, Institution zu nutzen.

Denn wie der Angehörige so ist auch die Pflegekraft net unendlich belastbar. Auch sie hat eine Seele die es zu schützen gilt. Und bekanntlich kann nicht jeder aussteigen, wenn seine Grenze erreicht ist. Das hat Auswirkungen auf die Leistung der Betreffenden. Dies trifft dann wiederum die, die eigentlich die besondere Fürsorge bräuchten. Sie brauchen bekanntlich mehr als nur die körperliche Pflege.

Elisabeth
 
Was aber der Artikelersteller missachtet ist die Tatsache, dass die Menschen nicht ins Krankenhaus "zum Sterben" eingewisen werden, sondern sich dabei erhoffen, dass durch zB Schmerzkontrolle, Sauerstoffgabe, aber auch die Anwesenheit des geschulten Personals das Leiden erleichtert wird.

Oft ist nicht der Wunsch da in einer Institution zu sterben, sondern die Angst vor Leiden vordergründig.

Und selbst eine verbesserte ambulante Versorgung, wird diese noch lange nicht nehmen.
 
Und genau da sehe ich einen möglichen Ansatz. Vielleicht ist die ambulante Versorgung doch noch ausbaufähig. Kosten ambulant vs. Kosten in einer Institution. Was ist preiswerter? Denn darum dreht sich ja schlussendlich alles.

Elisabeth
 
Und genau da sehe ich einen möglichen Ansatz. Vielleicht ist die ambulante Versorgung doch noch ausbaufähig. Kosten ambulant vs. Kosten in einer Institution. Was ist preiswerter? Denn darum dreht sich ja schlussendlich alles.
Die ambulante Versorgung ist zweifellos noch ausbaufähig (vor allem gibt's ja regional große Unterschiede. Der Süden ist deutlich schlechter versorgt als der Norden). Aber sie kann die stationäre Versorgung nicht vollständig ersetzen. Ebenso könntest du fordern, aus Kostengründen ausschließlich ambulant zu operieren. Dürfte bei einem Bypass etc. nicht im Interesse des Patienten liegen.

Palliativstationen sind gar nicht vorrangig für die Betreuung von Sterbenden, sondern zur Symptomeinstellung mit anschließender Entlassung gedacht. Das Verhältnis Entlassung zu Sterbefall soll in etwa bei 2:1 liegen, d.h. zwei Drittel der Fälle sollen nach ca. zehn Tagen soweit sein, nach Haus, ins Pflegeheim oder ins Hospiz zu können.

Aber das ist nur die Theorie. Auf meiner Station liegt die Sterbequote seit Jahren bei ca. 50%. Ein Teil der Patienten verstirbt während der Wartezeit auf einen nachstationären Platz, ein Teil verschlechtert sich so rapide, dass ein Transport nicht mehr vertretbar wäre. Und ein Teil wird leider erst im terminalen Stadium zu uns gebracht. Pro Jahr betreuen wir gut 200 Patienten, d.h. statistisch gesehen haben wir alle drei bis vier Tage einen Todesfall.

Im Juliusspital Würzburg, das doppelt so viele Betten hat, lag die Sterberate 2012 bei ca. 70%. Das SAPV-Team, das es seit einiger Zeit in Würzburg gibt, scheint die "leichteren" Fälle abzufangen, so dass fast nur noch die Patienten in der Terminalphase stationär aufgenommen werden (siehe den ersten Teil des Artikels). Wenn es so läuft (was nicht passieren sollte), schaffst Du durch die verbesserte ambulante Versorgung keine Entlastung für die stationär Beschäftigten.
 

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