Und genau da sehe ich einen möglichen Ansatz. Vielleicht ist die ambulante Versorgung doch noch ausbaufähig. Kosten ambulant vs. Kosten in einer Institution. Was ist preiswerter? Denn darum dreht sich ja schlussendlich alles.
Die ambulante Versorgung ist zweifellos noch ausbaufähig (vor allem gibt's ja regional große Unterschiede. Der Süden ist deutlich schlechter versorgt als der Norden). Aber sie kann die stationäre Versorgung nicht vollständig ersetzen. Ebenso könntest du fordern, aus Kostengründen ausschließlich ambulant zu operieren. Dürfte bei einem Bypass etc. nicht im Interesse des Patienten liegen.
Palliativstationen sind gar nicht vorrangig für die Betreuung von Sterbenden, sondern zur Symptomeinstellung mit anschließender Entlassung gedacht. Das Verhältnis Entlassung zu Sterbefall soll in etwa bei 2:1 liegen, d.h. zwei Drittel der Fälle sollen nach ca. zehn Tagen soweit sein, nach Haus, ins Pflegeheim oder ins Hospiz zu können.
Aber das ist nur die Theorie. Auf meiner Station liegt die Sterbequote seit Jahren bei ca. 50%. Ein Teil der Patienten verstirbt während der Wartezeit auf einen nachstationären Platz, ein Teil verschlechtert sich so rapide, dass ein Transport nicht mehr vertretbar wäre. Und ein Teil wird leider erst im terminalen Stadium zu uns gebracht. Pro Jahr betreuen wir gut 200 Patienten, d.h. statistisch gesehen haben wir alle drei bis vier Tage einen Todesfall.
Im Juliusspital Würzburg, das doppelt so viele Betten hat, lag die Sterberate 2012 bei ca. 70%. Das SAPV-Team, das es seit einiger Zeit in Würzburg gibt, scheint die "leichteren" Fälle abzufangen, so dass fast nur noch die Patienten in der Terminalphase stationär aufgenommen werden (siehe den ersten Teil des Artikels). Wenn es so läuft (was nicht passieren sollte), schaffst Du durch die verbesserte ambulante Versorgung keine Entlastung für die stationär Beschäftigten.