Es gibt keinen Tod erster Klasse

von Elisabeth Dinse: Ich kann dir nicht sagen, was ich gemacht habe, dass sie so drauf sind. Sie kamen unaufgefordert. Warum? Keine Ahnung.
Vererbt? Anerzogen? Ich habe auch keine Ahnung, ich weiß nur das meine Kinder viel mitbekommen und "meinen sozialen Knall",Titulierung von meiner Kleinen, ihnen weitergegeben habe, laut Aussage meiner Kleinen (17 Jahre alt). Ob sie aber bei meinem Sterbeprozess dabei sein wollen, können, ist nicht garantiert.

von Elisabeth Dinse: Ich hatte oft den Eindruck, dass Angehörige sich fürchten vor dem Sterben des geliebten Menschen. Ihnen fehlten die einfachsten Grundlagen. Aber das kann man lernen. Viele sind dankbar für die Führung. Sie brauchen Halt und den kann man als Professionelle Pflegekraft bieten.
Ja, doch ja, aber ab wann setzen sie sich damit auseinander? Meist doch erst wenn es so weit ist und da sind sie dann überfordert. Sie haben "ihre" Berufe erlernt und nicht umbedingt den Pflegberuf. Baby`s kommen auch allein auf die Welt, aber Otto- normal-Verbraucher ist auch nicht Hebamme.

Ich würde so gerne mal Hummer essen, traue mich aber nicht einen im Restaurant zu bestellen, weil ich nicht gelernt haben wie ich diese Viecher
essen kann ohne eine Riesensauerrei zu veranstalten. ;-)
 
@Elisabeth, ich finde nicht, dass mein Vater "erster Klasse" starb, sondern seinem Wunsch gemäß zuhause, aber nicht gänzlich ohne Leiden. In der Zeit, immerhin einige Wochen lang, habe ich normal gearbeitet, und ich war nicht jeden Tag bei meinen Eltern (da ich auch nicht bei denen "um die Ecke" wohne), meine Geschwister noch viel seltener (wohl aus den von Claudia B. genannten Gründen). Ich hatte viel Vertrauen in den ambulanten Pflegedienst (das auch nicht enttäuscht wurde), außerdem kümmerten sich noch zwei Nachbarinnen um meine Mutter (der waren diese Besuche manchmal sogar zuviel).

In Zukunft werden es aber immer mehr, die Unterstützung brauchen, und immer weniger, die dies leisten können.
 
Dein Vater hat zuhause sterben dürfen. Das dürfte das sein, was der Autor des Artikels mit einem Tod erster Klasse meint. Er negiert das Leid nicht. Er sieht nur, dass keine Einrichtung- und sei sie noch so motiviert- jemals einen Angehörigen ersetzen kann.

Wenn es immer weniger leisten können... ich denke eher, dass es immer weniger wollen. Das betrifft beide Seiten. Der eine, der seine Kinder nicht belasten will und der andere, den der Sterbevorgang seines Angehörigen ängstigt.


Elisabeth
 
Elisabeth, es geht nicht nur um Ängste während des Sterbevorganges, es geht oft um Beziehung warum etwas nicht funktioniert.
 
Mir ist schon klar, dass es zerstörte Familienstrukturen gibt, die du nicht mehr kitten kannst. Dies entspricht aber hoffentlich nicht der Norm in der deutschen Bevölkerung. Wenn doch, dann sollten uns grauen vor dem, was da noch kommt.

Elisabeth
 
von Elisabeth Dinse: Der eine, der seine Kinder nicht belasten will und der andere, den der Sterbevorgang seines Angehörigen ängstigt.
Die dritte Seite fehlt, neben der körperlichen und psychischen Faktoren, die "fachliche" Kompetenz. Gut es gibt Pflegedienst, amb. Hospitzhelfer, aber da gibt es die zu enge emotionale Beziehung zu dem Sterbenden.
Wir haben eine gewisse Distanz, wissen was abläuft, aber Laien nicht. Sie gehen in ihrem Gefühlsleben unter und haben dann unter Umständen seelische Verletzungen davon. Traumatas, nicht jeder kann das Sterben, den Tod miterleben und ertragen. Man kann nicht bewisse Belastungen von Angehörigen weg nehmen und nur sie können entscheiden was sie "er"tragen, tragen können.
 
Mein Vater "durfte" zuhause bleiben, weil ich mich dafür eingesetzt habe, während der "Rest" der Familie und (auch einige Pflegedienstmitarbeiter) ihn lieber ins Krankenhaus hätte bringen lassen wollen, weil "man es nur gut meint" und aus Angst, dass sonst womöglich Maßnahmen unterbleiben, die ihm "helfen" würden.
Schließlich hat mein Vater irgendwann abgelehnt, Essen zu sich zu nehmen und kaum noch getrunken. Da spitzte sich die Situation noch einmal zu, und es war da tatsächlich die "Fachkompetenz", die die Einweisung verhinderte, weil ich erklären konnte, dass das ein ganz natürliches Geschehen ist. Da hat wiederum die Familie mir vertraut. Ich habe aber auch deutlich signalisiert, dass ich für diese Entscheidung Verantwortung übernehme, und die konnte ich übernehmen, da ich sicher war, dass das im Sinne meines Vaters war.

Viele Angehörige können sich da eben nicht sicher sein, weil das Thema Tod und Sterben in der Familie nie offen kommuniziert wurde. Dann ist die Angst, etwas zu versäumen oder falsch zu machen umso größer.

Was ich in Bezug auf die Zukunft meinte: Rein zahlenmäßig stehen dann immer weniger potentielle Helfer immer mehr Hilfsbedürftigen gegenüber.

Und glaube mir, Elisabeth, es gibt gar nicht mal so wenig Kranke, die nicht zuhause sterben möchten, sondern sich tatsächlich erst dann sicher und geborgen fühlen, wenn sie jederzeit fachkompetente Menschen hinzuholen können, statt ständig ihre überängstlichen, unsicheren und emotional hoch belasteten Angehörigen um sich zu haben. Mein Vater war ziemlich angenervt und wurde aggressiv, weil meine Mutter nicht aufhören konnte, ihn mit Essensangeboten zu "traktieren", und sie war todunglücklich. Sie fühlte sich, als sorgende Ehefrau versagt zu haben, da es ihr nicht gelang, ihn zum Essen zu bewegen. Da brauchte sie Trost und die Gewissheit, dass alles gut ist, wie es ist.

"Zuhause sein" ist nicht für jeden die reine Idylle. Zum Beispiel wird manch "gestandener Mann" von seiner überfürsorglichen Frau in Watte gepackt und wie ein Säugling behandelt, dass er es kaum aushält, aber sich nicht (mehr) wehren kann. Wenn so jemand im Hospiz oder auf der Palli spürt, dass er wieder als Person ernst genommen wird, blüht er oft noch einmal auf. Und die Frau lernt, dass "gut gemeint" nicht immer "gut getan" ist.

"Echte" Palliative Care will Angehörige nicht ersetzen, sondern Unterstützung für beide Seiten sein - Patient und Angehörige.
 
@Claudia- Abschied nehmen gehört zum Leben dazu. Und ich finde es befremdlich, wenn man dies einer Institution überträgt, weil man glaubt, dass man sich bzw. seine Angehörigen vor starken "negativen" Gefühlen bewahren muss. Und als negativ wird ja nicht nur die Trauer erlebt sondern jegliche andere Gefühle, die nicht einer liebevollen Zuwendung entsprechen.
Unter diesem Gesichtspunkt wundert mich nicht, dass man mittlerweile sogar versucht einen normale Trauerreaktion zu pathologisieren. Wir scheinen wirklich immer mehr in einen Spaß- und Fun-Gesellschafft zu rudern. Da passt es nicht, wenn man sich mit Abschied und Verlust auseinandersetzen muss.

@calypso- wir kennen sie alle- die Angehörigen, die etwas hilflos am Bett stehen oder gleich wieder gehen mit dem Satz: Der/die schläft. Da will ich nicht stören. Unsicherheit kann man fördern, man kann aber auch etwas tun, diese zu mindern.

Ich denke, es ist ein Riesenfehler gewesen, dass die Pflege ein Monopol auf jegliche Pflegeleistung bei Krankheit und Sterben aufgebaut hat. Erst dies hat dazu geführt, dass die Unsicherheit zunehmend steigt. Es fehlte und fehlt an der Bereitschaft, Angehörige mit einzubeziehen. Man verweist sie des Raumes, wenn pflegerische Handlungen durchgeführt werden. Und hier meine ich jetzt nicht den Inkohosenwechsel. Ein sanftes Heranführen an einfachste Handreichungen unterbleibt.

Manchmal kann ich mich des Eindruckes nicht erwehren, dass die Unsicherheit auch auf unserer Seite liegt. Wir glauben andere beschützen zu müssen. Scheinbar sehen wir unsere Tätigkeiten als etwas, was niemand anderes kann und machen schlussendlich doch nix anderes als der Laie: füttern, waschen, trocken legen.

Es braucht dringend ein Umdenken in der eigenen Berufsgruppe und in der Gesellschaft. Ich halte es für verfehlt, nach Ausflüchten zu suchen, warum man nur in "fachkompetenten" Händen gut aufgehoben ist. Wenn wir denn schon die Fachkompetenz herausstellen wollen. Da gab es was mit Anleitung und Beratung. Und die kann/muss nicht erst am letzten Tag vor dem Tod einsetzen.

Elisabeth
 
von Elisabeth Dinse: @Claudia- Abschied nehmen gehört zum Leben dazu. Und ich finde es befremdlich, wenn man dies einer Institution überträgt, weil man glaubt, dass man sich bzw. seine Angehörigen vor starken "negativen" Gefühlen bewahren muss. Und als negativ wird ja nicht nur die Trauer erlebt sondern jegliche andere Gefühle, die nicht einer liebevollen Zuwendung entsprechen.
Unter diesem Gesichtspunkt wundert mich nicht, dass man mittlerweile sogar versucht einen normale Trauerreaktion zu pathologisieren. Wir scheinen wirklich immer mehr in einen Spaß- und Fun-Gesellschafft zu rudern. Da passt es nicht, wenn man sich mit Abschied und Verlust auseinandersetzen muss.
Isso, diese Sprüche zeigen es: "Auf Beerdigungen gehören keine (kl.) Kinder!" Was für ein Quatsch, je natürlicher man/frau mit diesem Thema umgeht, je selbstverständlicher gehört das zum Leben. Trauer und Tod gehören zusammen.
Sehe ich so, vermittel ich so, aber die Gesellschaft, die Mehrheit hat damit Schwiergigkeiten.

von Elisabeth Dinse: Es braucht dringend ein Umdenken in der eigenen Berufsgruppe und in der Gesellschaft. Ich halte es für verfehlt, nach Ausflüchten zu suchen, warum man nur in "fachkompetenten" Händen gut aufgehoben ist. Wenn wir denn schon die Fachkompetenz herausstellen wollen. Da gab es was mit Anleitung und Beratung. Und die kann/muss nicht erst am letzten Tag vor dem Tod einsetzen.
Das ist kaum ein Thema in Kindergärten/Schulen, darüber könnte man auch die Eltern erreichen.
 
Was man nicht kennt, kann man auch nicht einfordern. Ergo muss unsere Berufsgruppe selber anfangen- und das nicht erst, wenn es i-wann mal eine Kammer gibt.

Elisabeth
 
wir kennen sie alle- die Angehörigen, die etwas hilflos am Bett stehen oder gleich wieder gehen mit dem Satz: Der/die schläft. Da will ich nicht stören. Unsicherheit kann man fördern, man kann aber auch etwas tun, diese zu mindern.

Ich habe viele Angehörige kennengelernt, die nicht "etwas hilflos", sondern nach monate- bis jahrelanger Pflege schlicht am Ende ihrer Kräfte waren. Die wollten sich nicht "dünne" machen.
 
Dieser Zustand dürfte unabhängig vom Sterbeprozess auftreten- wenn man diese Wahrnehmung denn zulässt.

Elisabeth
 
Das auch dieser Umstand nicht der Norm entspricht und uns nicht davon entbindet, Angehörige zu befähigen Sterbende zu begleiten. Es geht um die Möglichkeiten in dieser Gesellschaft und nicht darum, was alles nicht geht. Die Möglichkeiten einer Pflegekraft in einer Institution sind nun mal begrenzt. Selbst die optimalste Struktur ist nicht in der Lage eine Familie zu ersetzen. Es sei denn, es wird zur Norm, dass wir in Palliativeinrichtungen und Hospizen vorsehen, dass jegliche Distanz zu unterbleiben hat und eine absolute Nähe anzustreben ist. Selbst dann, wenn es für die dort arbeitenden Kollegen über kurz oder lang entsprechende gesundheitliche Folgen hat.

Elisabeth
 
Für mich will der Artikel die Belastungen des Personals auf einer bestimmten Palliativstation aufzeigen. Schon die Beschränkung der Ursache auf die gehäuften Todesfälle stört mich - ich für meinen Teil halte auch andere Faktoren für denkbar. Und nicht nur ich: http://www.v-r.de/pdf/titel_inhalt_und_leseprobe/1008501/inhaltundleseprobe_978-3-647-40341-0.pdf

Die Behauptung Herrn Engelkes, die Situation sei typisch für Deutschland, kann ich nicht mittragen.

Zu der bisherigen Diskussion fallen mir drei Punkte ein:

1. Ihr alle beschränkt Palliative Care - wie auch der verlinkte Artikel - auf nur einen ihrer Bestandteile - die Sterbebegleitung. Mein Arbeitsbereich beschränkt sich jedoch nicht nur darauf. Es geht um Erhaltung und Verbesserung der Lebensqualität. Dies geschieht auch durch die Kontrolle belastender Symptome - und das ist der Bereich, der von den Angehörigen, sofern sie nicht selbst im medizinischen oder pflegerischen Bereich arbeiten, nicht abgefangen werden kann. Schon Hausärzte und "normale" Pflegedienste ohne Erfahrung mit Palliativpatienten sind ab einem gewissen Punkt damit überfordert. Hier braucht es genau wie in jedem anderen medizinisch-pflegerischen Fachbereich Spezialisten. Leute mit der entsprechenden Fachweiterbildung und Berufserfahrung.

Insofern kann ich Herrn Engeles Forderung nach der Abschaffung der Palliativstationen nicht nachvollziehen. Die Versorgung der Patienten würde sich dadurch nicht verbessern - und die Belastung für die Beschäftigten wäre nicht geringer, wenn die Ansprechpartner für diese Situationen wegfielen.

2. Gerade weil Palliative Care eben nicht nur Sterbebegleitung ist, spielt die Verfügbarkeit der Angehörigen eine Rolle. Es geht eben nicht nur darum, sich für einige Stunden oder Tage von seinen sonstigen Verpflichtungen loszueisen, sondern um eine Begleitung über Wochen, Monate, möglicherweise Jahre. Der Partner ist möglicherweise bereits selbst verstorben, die Eltern zu alt, um die Pflege zu übernehmen, die Kinder leben weit entfernt, sind berufstätig, haben eigene (kleine) Kinder und denen gegenüber auch eine Verantwortung. Pauschal der Familie die Versorgung aufs Auge zu drücken ist nicht möglich. Du musst immer den Einzelfall sehen.

3. Sterbebegleitung durch Angehörige oder ehrenamtliche Hospizbegleiter kann mich zeitlich entlasten, so dass ich mich den Fachaufgaben widmen kann, die Laien eben nicht übernehmen können. Und natürlich ist der Sterbende meistens froh und dankbar über die Anwesenheit seiner Familie. Ich erlebe die Angehörigen am Sterbebett aber nicht in jedem Fall als eine Erleichterung für mich. Ihre Betreuung und Unterstützung, das Auffangen ihrer Hilflosigkeit, die sich nicht selten in blindem Aktionismus äußert, ihre übertriebenen Erwartungen an die Medizin und die Palliativmedizin, ihre Trauer, ihre Vorwürfe und Aggressivität uns gegenüber - all dies kann die Belastung auch vergrößern und kostet oft mehr Zeit als die Betreuung des Patienten selbst.

Die Angehörigen sind in der Palliative Care sowohl Klientel als auch Ressource. Viele machen es toll. Einige bringen uns stärker an unsere Grenzen, als die Sterbenden dies vermögen. Sie allein als Entlastungsfaktor anzuführen ist ein Schritt in die falsche Richtung.
 
Danke -Claudia-


Ich habe es zu meinem Teil versucht zu erklären, offensichtlich hat es sprachlich nicht so geklappt wie bei dir.
 
@Claudia, von mir auch ein Danke, allerdings finde ich das pauschale "Ihr alle ..." nicht o.k. Ich habe das Gefühl, es wird allzu flüchtig gelesen. Dass Angehörige miteinbezogen und ebenso durch PC unterstützt werden sollen, hatte ich auch schon angesprochen, und dass Pflege durch Familie nicht immer die einzig optimale Lösung ist. Gerade den letzten Absatz von deinem Beitrag (#35) kann ich nur unterstreichen.

Das Buch kenne ich auch, und vieles kenne ich auch von "meinem" Team. Einige sind auch bei uns im Laufe der Jahre gegangen, vor allem wegen der genannten emotionalen Belastung, aber es ist deutlich weniger im Vergleich zu dem, was in den Krankenhäusern und Heimen an Fluktuation herrscht.

Den Artikel hatte ich so verstanden, dass Herr Engelke beklagt, dass die dort genannte Palliativstation sozusagen "missbraucht" wird, da fast nur noch akut Sterbende dorthin verlegt werden. Da können die sicher auch ihm geläufigen PC-Konzepte gar nicht mehr zum Tragen kommen, und die Patienten, die dies bräuchten, können mangels freier Betten nicht mehr aufgenommen werden. Deshalb kann ich mir schon vorstellen, dass das Personal sich ebenso missbraucht fühlt.
Außerdem - im Vergleich zu operativen Fachabteilungen trägt die Palliativstation an Einnahmen eher wenig bei, in manchen Häusern ist es vielleicht sogar eine "Verlustangelegenheit", die der Klinikbetreiber aber aus Imagegründen behält. Deshalb wird auch dort versucht zu sparen. Wenn das Personal dann zu knapp besetzt ist, findet auch auf der Palli nur noch das Nötigste statt, und das macht auf Dauer genauso unzufrieden wie in anderen Abteilungen.

"Früher", als angeblich die Familien (= die nicht berufstätigen Frauen) alles aufgefangen haben und es noch keine Palli-Stationen oder Hospize gab, wurden viele Sterbende aus den gleichen Gründen wie heute ins Krankenhaus überwiesen. Da sie dann aber im Haus "verteilt" wurden, fiel es wohl nicht weiter auf.
 
Und ich bleibe dabei: unsere Aufgabe kann es nicht sein, ausschließlich die Versorgung im Krankenhaus zu propagieren. Unserer Auftrag ist auch Anleitung und Beratung um einen Krankenhausaufenthalt zu verkürzen und zu vermeiden. Es passt nicht, lediglich nach mehr Plätzen zu rufen und mehr Personal.

Ergo: Welche Möglichkeiten gibt es, dass Sterben vom Rand der Gesellschaft wegzuholen. Wo können wir unserem Auftrag zu Betreuen nachkommen? Wann ist der richtige Zeitpunkt und wo liegen die Grenzen? Bis dato wird nur nach den Grenzen geschaut. Das passt nicht zur Professiobnellen Pflege. Die konzentriert sich nicht nur auf einen Blickwinkel.

Frage: Wie viel Zeit verwendet man in der Palliative Care-Ausbildung für die Vermittlung von Wissen über den Umgang mit Angehörigen? Welche Kompetenzen werden vermittelt, um Angehörigen anzuleiten und zu begleiten über den u.U. langen Weg bis zum Tod? Oder ist das gar kein Thema und als Aufgabe andere Berufsgruppen gesehen?

Elisabeth
 
@Elisabeth, keiner propagiert die ausschließliche Versorgung im Krankenhaus. Das, wovon du sprichst, wird alles längst gemacht, das ist das Grundkonzept von PC und Hospizarbeit. Mit der SAPV (spezialisierten ambulanten Palliativversorgung) und den ambulanten Hospizdiensten wird genau das in den häuslichen Bereich integriert. Wie wär's mal mit einer Hospitation?

Aber beantworte mal die Frage, wo die bleiben sollen, die niemanden oder nur selten jemanden haben, der sie versorgen könnte oder die inzwischen reine Nervenbündel geworden sind?
 
Vor allem geht es hier um die Abschaffung der speziallisierten Palliativstationen.

Ich glaube die Elisabeth ist 3 gedankliche Schritte zu schnell. Dem Autor geht es nicht um "Auslagerung" des Todes aus dem stationären Bereich, sondern um "Verteilung" des Todes auf die anderen Stationen.
Für mich ist das ein Anzeichen dafür, dass er das Konzept Palliativstation nicht verstanden hat. Primäres Ziel ist die Symptomkontrolle. Die mittlerweile auch im ambulanten Bereich gut funktioniert, daher sind die Patienten, die in den stationären Bereich kommen immer kränker und letztendlich dann auch in der Terminalphase. Und auch solche Patienten haben ein Recht auf Symptomkontrolle.

Was aber der Autor hier versucht ist die Schließung der Palliativstationen und eine Symptomkontrolle auf anderen Stationen, weil so eine Anzahl an Todesfällen für das Personal unzumutbar sei.

Kollegen auf einer inneren Station haben für so eine Aufgabe viel weniger Ressourcen und trozdem sollten sie die Aufgabe stellen. Elisabeth ich arbeite auf so einer Station. Und meine Meinung ist, dass es ganz klar der falsche Weg ist.

Hier etwas über Palliativstationanforderungen. Sie müssen gegeben sein, damit die besonderen Leistungen vergütet werden können
http://www.dgpalliativmedizin.de/im...onalbesetzung_auf_Palliativstationen_2007.pdf


Selbst wenn es, dann so wäre, wäre es gut ein Team zu haben, was Konsiliardienste leistet. Jedoch glaube ich, durch die Auflösung der Stationen werden Teams auch aufgelöst.

Also sind wir wieder hier beim lieben Geld....
 

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