Einstieg als Anfänger in das Qualitätsmanagement - Ideen, Ratschläge, Literatur?

QM-Depp

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Salzwedel
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Krankenschwester
Akt. Einsatzbereich
stat. und amb. Altenpflege
Funktion
QMB, stell. PDL
Vielleicht ist mir ja doch noch zu helfen...

Ab 01.08. soll ich das Qualitätsmanagement übernehmen und habe absolut keinen Plan. Habe mich bis dato nie näher mit dem Thema beschäftigt. Kommentar meines Chefs: "Das schaffen wir schon... irgendwie." - Na dankeschön.

Mal kurz zum Drumrum:

Ich arbeite in der stationären Altenpflege (bis dato als Dauer-Nachteule) in einem kleinen Haus mit 42 Betten. Dazu gehört (zum selben Träger, aber eigenständig) ein ambulanter Pflegedienst. Ich soll jetzt mitsamt meiner 30h-Stelle aufgeteilt werden in beide Einrichtungen und das Qualitätsmanagement übernehmen mit je 15 Wochenstunden pro Einrichtung. Im stationären Bereich wurde das Qualitätsmanagement bisher "so nebenbei" von der Heimleitung und der PDL gemacht und im ambulanten Bereich soll wohl noch nicht wirklich viel passiert sein in der Richtung (was ich mir kaum vorstellen kann, da die Verpflichtung zum Qualitätsmanagement ja schon einige Jahre besteht...).

Ich sehe mich jetzt am 01.08. völlig planlos in einem Büro vor einem PC sitzen und Löcher in die Luft starren und am 05.08. steht dann unangemeldet spontan der MDK vor der Tür...

Hat irgendeiner eine Idee, wie ich mich in das Ganze reinfuchsen kann? Womit kann ich anfangen? Was soll ich überhaupt tun? Hilfreiche Literatur? Jemand, der in dem Bereich arbeitet zum Austauschen?

LG vom QM-Depp
 
Ich muss gleich wieder los, deswegen kurzer Tip:

QPR (Qualitätsprüfrichtlinien) und PTVs (s für stationär - gibt noch a für ambulant) durchwuseln und alles abarbeiten - ich bin der Meinung, dass man das allein nicht schaffen kann. Wie schaut es mit den Expertenstandards bei euch aus?

In der QPR steht alles drin - von "wie hat der Dienstplan auszusehen" bis hin zum Pflegefachlichen sowie der Befragung von Patienten (Kundenzufriedenheit, wie schaut der Patient pflegerisch aus?) - macht eure Dokumentation fit - die schlägt den meisten um die Hacken.

Lg
AVA

PS: du erreichst mich auch per PN :)
 
Hi QM-Depp,
Literatur ist nicht schwer zu finden - Medizinunibibliotheken haben unter Management oder Pflegemanagement viel Literatur über Qualitätsmanagement allgemein und auch speziell zum QM in der Altenpflege.

Zuerst würde ich ehrlich sein und dieses posting aber an deinen Chef weiterleiten, eine Fortbildung sollte auf jeden Fall drin sein. Einfach so Qualitätsmanagement? Kann gehen, wenn es egal ist.

Wieso hast du ohne Ahnung die Stelle genommen?

LG, Pinguin
 
Medizinunibibliothek macht sich hier in der Pampa sehr schlecht... Nächste Uni wäre etwa 100 km weg...

Ich habe die Stelle nicht angenommen, ich werde dorthin "versetzt" und habe leider keine passende Alternative, weshalb ich mich wohl oder übel damit arrangieren muss...

Meinem Chef habe ich das gesagt und seinen Kommentar bereits oben gepostet. Bin mir nicht sicher wieviel Plan er da selbst von hat... Mal abgesehen von meinem fehlenden Fachwissen für diesen Bereich, finde ich es auch sehr gewagt das ambulante und stationäre zusammen zu werfen - QM-technisch. Das ist als würde man Stiefel mit Sandalen vergleichen, zwar beides Schuhe, aber das war´s auch...
 
Besorg dir erstmal die Expertenstandards und führe dir diese zu Gemüte. Dann überlege dir wie du diese auf die beiden Einrichtungen herunterbrechen willst. Damit bist vermutlich schon ziemlich gut beschäftigt.
Was gibt es bei euch bis jetzt an Qualitätsmanagement?

Man wächst zwar mit seinen Aufgaben, aber so ins kalte Wasser zu fallen ist nicht ohne.
 
Die Expertenstandards sind mir ein Begriff, habe ich mir teilweise schon aus dem Netz gezogen und versuche grade mich etwas damit auseinander zu setzen bzw überlege, in wie weit die im Haus umgesetzt werden.

Also im stationären Bereich gibt es bereits ein QM-Handbuch, in wie weit das vollständig und auf dem neuesten Stand ist, kann ich nicht sagen. Den ambulanten Bereich kenne ich noch gar nicht. Laut meinem Chef ist da "noch nicht wirklich was gelaufen" - was auch immer das heißen mag...
 
Für deine Arbeit brauchst du nicht die kompletten Expertenstandards, diese musst du käuflich erwerben.
 
Ich habe mir das rausgesucht, was das DNQP an Auszügen aus den Expertenstandards zum Download anbietet. Diese Tabelle mit Struktur-, Prozeß- und Ergebnisqualität z.B. beim Schmerzmanagement, etc.
 
mutig, mutig,

such dir eine Fortbildung raus und geh da unbedingt hin. Gib dir 6 Monate Zeit, um dann zu sagen - jetzt weiß ich wo es lang geht.

Wenn in der Zwischenzeit der MDK kommt - so what - dann weißt du konkret wo du als ersten ansetzen musst.

Dein Chef weiß ja, dass er einen - entschuldige "Ahnungslosen" für diesen Job engagiert hat.
 
Dafür brauchst du dich nicht entschuldigen, denn des ist ja nun mal so. Ich habe momentan das Gefühl auf dem Grund des Tals der Ahnungslosen zu sitzen, bin aber wohl schon lange genug im Beruf, um zu wissen, was Qualitätsmanagement bedeutet und dass man sich das nicht mal so aus dem Ärmel schüttelt. Hätte ich eine andere Wahl würde ich das - unter den Voraussetzungen - garantiert nicht machen.

Fortbildungen sind leider sehr teuer und mein Chef ist erst Anfang nächsten Jahres bereit mir eine entsprechende Weiterbildung zu finanzieren. Ich soll mich - wie hat er es so schön ausgedrückt - in den nächsten 6 Monaten beweisen. Eine sehr riskante Geschichte - vor allem für das Unternehmen - wenn du mich fragst...
 
@QM-Depp:

das ist ja raffiniert von deinem Arbeitgeber. Beweisen?

Bist du gut und bekommst es gut hin - warum dann noch eine Fortbildung? Zeigst du größere Lücken - bist du den Job los - also auch keine Fortbildung?

Was heißt hier teuer - na entschuldige mal, das muss es ihm schon wert sein.

Wochenseminar 1200- 1500€, das ist doch nicht sehr teuer?

Es gibt auch Onlineseminare hier in Modulform z.B.
Seminare Qualitätsmanagement - QM Schulungen | TÜV Rheinland

Dass du zumindest in diesem Jahr Modul 1 machst?

Lass nicht locker.

Jemand unbeleckten da hin setzen und hoffen, dass dabei was raus kommt?
Schon ein merkwürdiges Führungsverständnis.
 
@QM-Depp:

In der Kürze der Zeit konnte ich alle Beiträge nicht lesen, aber wir (alle Diskussionsteilnehmer als auch ich) können dir bestimmt weiter helfen. Im Rahmen meiner beruflichen Tätigkeit habe ich sehr viel mit Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen zu tun. Was also das allgemeine Thema angeht, kann ich weiterhelfen. Bei den Fachspezifikas wurden dir ja diverse Hinweise geliefert. Die MDK-Prüfrichtlinien sind ein sehr guter Hinweis.

Meine Frage ist: Gibt es überhaupt ein Qualitätsmanagement? Sind also Prozesse definiert? Gibt es irgendwelche einrichtungsspezifischen Verfahrensanweisungen, etc.? Ist deine Aufgabe "nur" ein QM-System soweit aufzubauen, dass die MDK-Prüfung bestanden wird oder soll darüber hinaus eine Zertifizierung nach einer Norm (z.B. ISO 9001) angestrebt werden?

Der erste Schritt ist, die Dinge die im Haus vorhanden sind zu sichten und zu sortieren (aktuell und noch immer geltend oder "haben wir mal erstellt"?). Hier geht es um Dinge, wie Organigramm, Stellenbeschreibungen, Pflegeleitbild, Dienstanweisungen, usw. Oft ist man überrascht, wieviel bereits vorhanden ist und nur noch aktualisiert werden muss.

Im zweiten Schritt muss man sich über Prozesse Gedanken machen. Also wie erfolgen Abläufe im Pflegeheim. Hier unbedingt darauf achten, dass nicht irgendwas erfunden oder kompliziert dargestellt wird. Oft reicht es bei kleinen Einrichtungen die Mitarbeiter zu fragen, wie machst du das. Meistens gleich, mit kleinen Abweichungen. Ziel einer Prozessbeschreibung ist es, dass es (theoretisch) alle gleich machen können und Standards dabei eingehalten werden. Dabei sich auch nicht in Details verlieren, meist reichen 5 Prozessschritte vollkommen aus. Schließlich habe alle eine berufliche Ausbildung gemacht und habe den Ablauf gelernt. Stell dir einfach vor, du bist eine Pflegekraft und musst in einem dir nicht bekannten Haus einen Bewohner waschen. Dann ist dir bewusst, dass du Wasser, Seife, einen Toilettenstuhl, etc. benötigst und wie du einen Bewohner sicher waschen kannst. Entsprechend macht es für das QM-Handbuch keinen Sinn, für diesen Prozess eine Prozessbeschreibung anzufertigen. Es kann aber der Bestellvorgang für Verbrauchsmaterial in diesem Haus anderes geregelt sein, wie in deinem. Also macht es an dieser Stelle Sinn, kurz zu beschreiben, wer, wann, wie und wo was bestellen kann und darf.

Losgelöst von diesen Tipps schließe ich mich der Meinung an, dass eine Weiterbildung im Qualitätsmanagement sehr sinnvoll ist. Bei der Auswahl sollte auf die Qualität der Weiterbildung Wert gelegt werden. Es gibt viele 1-Tageskurse, die aber wenig bringen. Für eine Weiterbildung zum Qualitätsbeauftragten sind 10 Tage Präsenzunterricht der Standard, die Preisunterschiede sind dabei nicht ganz unerheblich. Bei einem Vergleich achte darauf, dass alle Kosten (für Lehrgang, Steuern, Teilnehmer-Unterlagen, Prüfungsgebühren, etc.) berücksichtigt werden.

Für weitere Fragen schreibe mir eine E-Mail. Ich hätte da noch die ein oder andere hilfreiche Unterlagen oder etwas zum Nachlesen.

Grüße aus Frankfurt a.M.
Peter
 
Das Thema ist jetzt zwar etwas verjährt, aber ich möchte es gerne wieder aufgreifen. Ich stehe nämlich grad vor einer ähnlichen Situation und habe ein Angebot von einer Klinik mit 125 Betten erhalten, diese als Qualitätsmanagerin zu betreuen. Nächstes Jahr würde eine Zertifizierung anstehen und bisher lief dass so nebenher, was nun nicht mehr so ginge. Ich hätte dafür die Voraussetzungen, etc., würde eingearbeitet werden und zunächst nicht alleine dastehen und dürfte dann auch die Weiterbildung machen. Jedoch bin ich seit 6 Jahren aus der intensivmedizinischen Pflege heraus, habe danach in der Anästhesie gearbeitet, kurzzeitig was völlig anderes gemacht nämlich Akten gescannt und indexiert, dann zum MDK wo ich derzeit als KDA arbeite und eigentlich auch in diesem Bereich nun eine Stelle suche, bloß in einer Klinik. Jetzt kam nun stattdessen dieses Angebot und ich weiß nicht wie ich dieses bewältigen soll. Ich stehe vor einem schwarzen Loch und habe 0 Ahnung. Ich weiß nicht ob ich mir da zuviel aufbürden würde, etc. Vielleicht gibt es jemanden aus diesem Bereich der mir da weiterhelfen könnte, ob das realistisch wäre diesen Job anzutreten.
 

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