Hallo Datenschützer,
mein KH hat rund 300 Betten, unsere Notaufnahme bedient täglich im Schnitt 40-80 Patienten (ambulant wie stationär) mit einer Personaldecke (unter optimalen Bedingungen) von 3-3-1 Pflegekräften. Als wir uns die Frage stellten, welches Triagesystem für uns in Frage kommen könnte, fiel die Wahl bewusst auf ESI. Es erschien uns einfacher und zügiger im Alltag umzusetzten.
Das A und O ist, dass die Triage nur von Pflegefachkräften mit Berufserfahrung (mind. 2 Jahre in der Notaufnahme) durchgeführt werden kann (!) und es bei uns nur der sog. "Stützpunktdienst" macht. Sozusagen ist jeweils eine der Pflegekräfte im Früh- und im Spätdienst ständig am Stützpunkt und übernimmt die Triage. Nebenher, d.h. zusätzlich dazu, dass man mit dem Dienstarzt zusammen noch Patienten versorgen soll, ist unserer Erfahrung nach keine suffiziente Triage möglich. Bei Einführung eines Triagesystems, muss auch am Dienstplan bzw. an der Besetzung gefeilt werden.
Im Patientenwartebreich gibt es einen entsprechend erklärenden, mehrsprachigen Aushang über das angewendete Triagesystem. Das macht vieles einfacher und erhöht in meinen Augen die Compliance derer, welche dann u.U. warten müssen. Selbstverständlich ist der Aushang so formuliert, dass lediglich die Anwendung und die daraus folgenden Konsequenzen für Patienten ersichtlich werden - jedoch nicht das System selbst, ab welchen Kriterien, welcher Score (bzw. welche Dringlichkeit) zustande kommt. Warum das so ist bzw. besser so sein sollte, muss ich wohl keinem, in einer Notaufnahme Tätigen aufzeigen müssen.
Probleme zu Beginn der Triage waren vor Allem die unzureichende Personaldecke für die Triage. Damals wurde unser Stützpunkt zeitweise noch von Mitarbeitern aus der Patientenaufnahme oder von med. Fachangestellten besetzt. In meinen Augen waren das massive "Triagekiller". ESI, von MTS kann ich leider nicht berichten, lebt davon, dass einerseits mittels der Erfahrung (Pat.-Beobachtung&Anamnese) bzw. dem benötigten Aufwand zur Versorgung in der Notaufnahme triagiert wird und andererseits, unter bestimmten Vorgaben, mittels Vitalparameter die letztendliche Behandlungsdringlichkeit festgelegt wird. Wenn das eine un- oder nur angelernte Kraft erledigen soll, bewegen sich die verantwortlichen Vorsetzten in meinem Augen in grob fahrlässigen Bereichen der Patientenversorgung.
Schulungen durch offizielle Instruktoren halte ich für selbstverständlich. Falls doch noch Interesse an einer Alternative zu MTS besteht kann ich "ESI" wärmstens empfehlen. Wir wurden von Kollegen aus dem Klinikum Fürth unterrichtet, welche extra Fortbildungen vor Ort anbieten (für Pflegepersonal sowie Ärzte). Ich schreibe das namentlich extra dazu, da ich weiß, dass der Weg nach Nördlingen von dort aus nicht soooo weit ist.
(btw... unsere beiden Einzugsgebiete unserer Krankenhäuser sind nur durch die Kliniken WUG und GUN getrennt
)
Zusammengefasst: Warum ein Triagesystem scheitern kann, liegt wohl nicht primär am System selbst, sondern aus den Bedingungen unter welchen es Umgesetzt werden soll. - Personalbemessung insgesamt - Durchführung von Fachpersonal? - Akzeptanz bzw. Schulung der Anwender
Bei weiteren Frage oder Unklarheiten - einfach Rückfragen. Viel Erfolg und noch gute Einfälle für deine Facharbeit.