Einführung einer Beatmungseinheit in der neurologischen Frührehabilitation

Pflegeprofi

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11.02.2010
Beiträge
7
Ort
Wetzlar
Beruf
Krankenschwester, Anästhesie/Intensiv
Akt. Einsatzbereich
Neuro-Reha
Hallo liebe Kollegen,
auf unserer neurologischen Frührehabilitation,12 Betten, 18 Köpfe, wird seit September 2009 auf drei Plätzen beatmet. Die Station soll sich aus einer Wachkomastation über die Frühreha Phase A zur Beatmungsstation entwickeln. Einige Kolleginnen sind seit den Anfängen da, andere sind frisch von der Schule oder mit wenig Erfahrung. Mit mir haben vier Kollegen Intensiverfahrung. Nach einer Konzeptentwicklungsphase haben 2 erfahrene Intensivkollegen (von außen eingekauft) die Einarbeitung übernommen. Zwei zusätzliche K. sind eingestellt worden, haben aber noch in der Probephase gekündigt. Einem Kollegen von den Intensivkräften ist ein Auflösungsvertrag angeboten worden. Die unerfahrenen K. sind Tage oder Wochenweise (wenn es gut lief) mit der Einarbeitungskraft in das Beatmungszimmer genommen worden. In der ganzen Zeit waren Stellen vakant, es meldete sich niemand, nun ist eine einarbeitende Intensivkraft wegen Bandescheibenvorfalls ausgefallen, der ganze Dienstplan ist durcheinander und plötzlich "dürfen" die Kollegen alleine Nachtdienst machen, die bestenfalls 4x einen Wocheneinsatz im Zimmer hatten.
Hat jemand von euch Erfahrung bei der Einführung einer Beatmungseinheit? Wie schätzt ihr die Situation nach meiner Schilderung ein? Vielen DAnk für die Antworten.
 
Hallo.

Wie gut/schlecht ist die ärztliche Betreuung, also v.a. mit Intensivmedizinern/Anästhesisten?

Ist eine Intensivstation in der "Nähe"?


Gruß,

DS
 
Wir sind eine neurologische Klinik mit Akutabteilung, also Phase A ca 30 Betten, Phasen B, C und Anschlussheilbehandlung ca 100 Betten. Es gibt zwei Fachärztinnen für Anästhesie, die sich eine Stelle teilen. Die anderen Ärzte, welche im Rahmen des Bereitschaftsdienstes turnusmäßig auch für uns zuständig sind, sind Neurologen und Psychater. Teils sehr junge Ärzte ohne jegliche Intensiv/Notfallerfahrung. Eine Intensivstation befindet sich in der geriatrischen Klinik im Ort. Mit dieser kooperieren wir. In der benachbarten Stadt (10 km) befindet sich ein größeres Haus mit einer chirurgischen und interistischen Intensiv. Auch dorthin haben wir schon Patienten verlegt. Wenn im Bereitschaftsdienst ein unerfahrener Psychater zu einem Beatmungspatienten befragt wird ( z.B Pco2-Anstieg, Ventilatoreinstellung,) bekommt man die Gegenfrage was die Pflegekraft machen würde, oder der Arzt ordnet forciertes Zuwarten an.
 
Ich fasse mal zusammen:

Der AG hat gemerkt, dass sich mit Beatmung Geld machen lassen lässt und dann die drei Plätze aus dem Boden gestampft. Ohne erfahrenes Personal,ohne adäquate ärztliche Präsenz, ohne eine Intensivstation um die Ecke...
Na dann: :hicks: und :klatschspring: und :zunge:

Es ist also auch nicht rund um die Uhr ein Anästhesist/Intensivmediziner zumindest erreichbar?
Das würde ich persönlich insgesamt als kritisch einstufen. Wie weit sich der AG dabei rechtlich auf dünnes Eis begiebt, weiß ich nicht. Für das Pflegepersonal gilt wie immer die Durchführungsverantwortung. Wer was macht muss dafür gerade stehen warum, wie und wann er das gemacht hat.
Bei Beatmungssituationen geht über kurz oder lang mal was schief geht und es entsteht eine kritische bis Notfallsituation. Die muss möglichst beherrschbar sein.

Ich als Pflegekraft hätt in Eurem Fall zumindest ein höchst ungutes Gefühl dabei...wenn nicht gar Angst. Kann Dir aber nun auch keine guten Tipps geben - die Kosten alle Geld, und das will der AG nach den teuren Spielsachen nun sicher nicht auch noch investieren...Man könnet vielleicht vorschlagen, mit einer Intesivstation ein paar MA befristet zu tauschen im Sinne einer Kooperation. Da müssen aber die AG und die AN mitspielen. Dürfte eher theoretisch sein, aber zumindest Kostenneutral.

DS
 
Die anderen Ärzte, welche im Rahmen des Bereitschaftsdienstes turnusmäßig auch für uns zuständig sind, sind Neurologen und Psychater. Teils sehr junge Ärzte ohne jegliche Intensiv/Notfallerfahrung. Eine Intensivstation befindet sich in der geriatrischen Klinik im Ort. Mit dieser kooperieren wir. In der benachbarten Stadt (10 km) befindet sich ein größeres Haus mit einer chirurgischen und interistischen Intensiv. Auch dorthin haben wir schon Patienten verlegt. Wenn im Bereitschaftsdienst ein unerfahrener Psychater zu einem Beatmungspatienten befragt wird ( z.B Pco2-Anstieg, Ventilatoreinstellung,) bekommt man die Gegenfrage was die Pflegekraft machen würde, oder der Arzt ordnet forciertes Zuwarten an.


Hi Pflegeprofi!

Schon allein die Vorstellung, mit einem unerfahrenen Psychiater einen Beatmungspatienten zu versorgen, treibt mir Angstschweiß auf die Stirn! Das geht so lange gut, bis es dann schief geht... (5 Euro ins Phrasenschwein)
Was ist denn, wenn einer Deiner unerfahrenen Kollegen UND ein unerfahrener Psychiater zusammen Dienst haben und der beatmete Patient bekommt z.B einen akuten Asthmaanfall? (hatte eine meiner Patienten kürzlich)
Welcher Arzt ist denn generell bei Euch für die Beatmungen zuständig? Die Anästhesisten oder die Neurologen?

LG
 
Toll, wie du die Situation erfasst hast. Die Phase A Patienten und die Beatmung bringen das Geld rein. Bevor der erste Patient kam, wurde eine Fortbildung für Ärzte und Pflegepersonal über zwei Tage veranstaltet. Sie wurde sehr kompetent von einem Intensivpfleger, der die Beatmungsstation in einem Schwesternhaus im Sinne einer Pflegevisite betreut, abgehalten. Unsere beiden Anästhesistinnen hatten in den ersten Wochen eine Handybereitschaft. Jetzt heißt es wir können jederzeit den ärztlichen Hintergrund anrufen. Es hat eine Oberärztin angeblich intensivmedizinische Erfahrung. Alle kritischen Situationen konnten bisher von Pflegepersonal beherrscht werden. Es wurden bisher die wenigen Pflegefachkräfte bzw erfahrenen Kollegen im Nachtdienst eingesetzt. Wir haben wegen der Personalsituation ein Gespräch mit der Oberärztin, die das Projekt leitet, gebeten. Unsere Vorschläge waren: Couching durch Praxisanleiter oä von Außen (Nachbarhaus), längere Personaleinsätze auf den Intensivstationen des größeren Hauses. Die Firma GE, deren Ventilatoren wir gekauft haben, bot uns eine mehrwöchige Begleitung an. Ergebnis: Auf aktuelle Nachfrage haben sie zur Zeit kein Personal zur Verfügung, die Paraxisanleiterin will nicht, eine Personalvermittlung hat kein Angebot gemacht. In einem zweiten Gespräch hat uns die Oberärztin dies mitgeteilt. Uns für unseren EInsatz gedankt und gesagt, dass wir mit den uns zur verfügung stehenden Mitteln so weiter machen müssen. Die pflegerische Projektleitung, die mit dem Bandscheibenvorfall, hat zu diesem Zeitpunkt auf ihren Urlaub verzichtet. Die STationsleitung macht jedes Wochenende dienst. Die meisten Kollegen haben im Januar und Febuar 3,5!!! Wochenenden dienst. Uns stinkt es allen. Ja Feli uns steht auch der Angstschweiß auf der Stirn. Zuständig für die Beatmung sind tagsüber unsere STationsärztinnen (Anästhesie) wenn die nicht da sind eben der Dienstarzt ( NEuro/psychater). Dieses Wochende hat ein unerfahrenes Team Dienst. Wir haben darum gebeten die Betten vorübergehend zu schließen--- wir haben eine geplante Neuaufnahme statt dessen. Der Grundfehler liegt glaube ich in der Einstellung der Leitungen- pflegerisch wie kaufmännisch. Ich zitiere unsere Pflegedienstleitung:" Ich dachte, bei der Beatmung bleibt alles wie sonst. Wir stellen nur die Geräte auf. Die Patienten bleiben die gleichen."
 

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