- Registriert
- 01.09.2005
- Beiträge
- 315
- Ort
- Neubiberg
- Beruf
- Fachkrankenpfleger für Nephrologie und A+I
- Akt. Einsatzbereich
- Fachkrankenpfleger für Nephrologie (DKG)
- Funktion
- Klinikdialyse
Hallo @ all!
Unser Lebensstil, geprägt von Bewegungsmangel, zu fettreicher Ernährung, Stress, Rauchen und unerkannte bzw. unbehandelte Hypertonie führen in ca. 280000 Fällen pro Jahr zum Herzinfarkt.
77000 dieser Patenten versterben bereits vor der Einlieferung in ein Krankenhaus.
Davon betroffen sind nicht nur ältere Menschen und Manager, sondern oftmals auch junge Patienten.
Die lebensbedrohliche Komplikation bei einem Herzinfarkt ist das Kammerflimmern, das gehäuft in der ersten Stunde nach dem Infarktgeschehen auftritt.
Sofortige Herz-Lungen-Wiederbelebung durch Laien kann zwar den Sauerstoffmangel im Gehirn vorbeugen, aber nicht die Ursache beseitigen.
Die einzige sinnvolle Maßnahme bei einem Kammerflimmern ist die schnelle Defibrillation, da bereits 3 Minuten nach Beginn des Kammerflimmerns die ersten Gehirnzellen absterben.
Außerdem belegen Studien, das die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Defibrillation pro Minute bestehendem Kammerflimmern um 10 % abnimmt, also nach 10 Minuten die Chancen praktisch gegen null sinken.
Bis Anfang der 90 iger Jahre wurden Defibrillatoren ausschließlich auf Notarztwägen vorgehalten.
Diese brauchten jedoch deutlich länger als 3 Minuten, um zum Patienten zu gelangen.
Angeregt durch Aufenthalte in den USA, wo bereits damals Defibrillatoren an öffentlichen Plätzen vorgehalten wurden, beschlossen einige, für den Rettungsdienst zuständige Ärzte, die Defibrillation auch den Besatzungen von Rettungswagen zu ermöglichen.
So wurden zunächst in Berlin, Mainz und München die Rettungswägen mit so genannten Halbautomatischen Externen Defibrillatoren ausgestattet.
Inzwischen finden sich in vielen Rettungsdienstbereichen nicht nur auf den Rettungswägen, sondern auch bei Sanitätsbetreuungen AEDs als Standardausstattung.
Die „First Responder“ Fahrzeuge, welche von Hilfsorganisationen und Freiwilligen Feuerwehren vor allem in ländlichen Regionen betrieben werden, haben ebenfalls vermehrt AEDs an Bord.
Die Fluggesellschaft Quantas rüstete ihre Flugzeuge 1990 als erste Airline mit AED- Geräten aus.
Heute sind die Geräte auf den meisten Airlines vorhanden.
Im Jahre 2000 begann die Siemens AG an ihrem Münchner Standort Hoffmannstrasse als erste Firma am Boden, die betrieblichen Ersthelfer in der Handhabung dieser Geräte einzuweisen.
Positiver Nebeneffekt:
Die allgemeine Qualität der Erste Hilfe Leistungen verbesserte sich erheblich.
Inzwischen sind die AEDs an vielen Standorten der Siemens AG etabliert.
Mittlerweile finden sich Defibrillatoren an immer mehr Einrichtungen z.B., auf den langen Gängen des Krankenhauses München-Schwabing und an fast allen Münchner U-Bahnhöfen.
Aber auch in Freizeitparks, Schwimmbädern, etc….
Diese Geräte vergleichen das aktuelle EKG des Patienten in wenigen Sekunden mit mehreren tausend gespeicherten EKGs, in denen jeweils die Defibrillationswürdigkeit durch einen Arzt festgelegt worden ist.
Erkennt der Halbautomat ein „Schockwürdiges“ EKG, lädt er auf und der Anwender gibt den Schock auf Knopfdruck frei. Damit soll sichergestellt werden, das im Moment der Schockabgabe niemand den Patienten berührt und evtl. dadurch Schaden nimmt.
Es gibt auch vollautomatische Geräte, die vor der Schockabgabe nur durch Sprache und Tonsignal davor warnen, den Patienten zu berühren.
Die Diagnosesicherheit beträgt 99,7%.
Die Mitarbeiter werden in mehrtägigen Seminaren (16 Unterrichtseinheiten) in den festgelegten Algorythmus eingedrillt (im positiven Sinne!)
Alle 6 Monate war eine Nachschulung mit praktischer Prüfung von 4 Unterrichtseinheiten erforderlich, um weiterhin mit diesem Gerät arbeiten zu dürfen.
Heutzutage wird die Nachschulung einmal jährlich durchgeführt.
Diese Schulungen sind notwendig, da die Defibrillation rechtlich nach wie vor eine ärztliche Aufgabe
ist, die nach erfolgter Schulung als „Standing Order“ durch den verantwortlichen Arzt delegiert wird.
Dieser wertet auch die Daten von erfolgten Einsätzen aus.
Alle Geräte verfügen über einen Speicher, in dem EKG, Aktionen des Gerätes, sowie Sprachaufzeichnung über eine spezielle Software abrufbar ist. Parallel hierzu wird nach dem Einsatz durch den Rettungsassistenten ein Protokoll geschrieben.
Diese werden durch den verantwortlichen Arzt ausgewertet.
Sollten während des Behandlungsablaufes Probleme oder Fehler aufgetreten sein, werden diese mit den Beteiligten besprochen und evt. in die Nachschulungen eingebracht.
Die an öffentlichen Plätzen aufgestellten „Public Access- Defibrillatoren“ können und sollen von jeder und jedem angewendet werden. Piktogramme erklären die wenigen erforderlichen Handgriffe.
Hier bleibt jedoch abzuwarten, wie die technischen Neuerungen von der Bevölkerung angenommen wird.
Bei den bisher in München stattgefundenen Einsätzen mit den öffentlichen AEDs waren bisher immer "vorbelastete" Helfer, wie z.B. ehrenamtliche Mitarbeiter des BRK vor Ort.
In den Erste Hilfe Kursen bringt die Schulung an den Defis "frischen Wind" in die Ausbildung- Vielleicht ja auch einge Teilnehmer die sonst nicht gekommen wären.
In den von mir gehaltenen Kursen antworteten viele, die seit 5 bis 30 Jahren keinen Lehrgang mehr gemacht hatten häufig:
"der Anstoß hat gefehlt", "mußte es nie anwenden" oder "habe mir keine Gedanken gemacht"
Juristen sehen die arztfreie, aber nicht arztlose Defibrillation zunehmend als legitim an, auch wenn sie gegen geltendes Recht verstößt.
Hier ist meiner Meinung nach der Gesetzgeber gefordert, denn nur durch den schnellen Einsatz des Defibrillator kann Leben gerettet, Krankenhausaufenthalte verkürzt, Kosten im Gesundheitswesen gesenkt und Arbeitskraft schnell rehabilitiert werden!
Viele Grüße
Werner
Unser Lebensstil, geprägt von Bewegungsmangel, zu fettreicher Ernährung, Stress, Rauchen und unerkannte bzw. unbehandelte Hypertonie führen in ca. 280000 Fällen pro Jahr zum Herzinfarkt.
77000 dieser Patenten versterben bereits vor der Einlieferung in ein Krankenhaus.
Davon betroffen sind nicht nur ältere Menschen und Manager, sondern oftmals auch junge Patienten.
Die lebensbedrohliche Komplikation bei einem Herzinfarkt ist das Kammerflimmern, das gehäuft in der ersten Stunde nach dem Infarktgeschehen auftritt.
Sofortige Herz-Lungen-Wiederbelebung durch Laien kann zwar den Sauerstoffmangel im Gehirn vorbeugen, aber nicht die Ursache beseitigen.
Die einzige sinnvolle Maßnahme bei einem Kammerflimmern ist die schnelle Defibrillation, da bereits 3 Minuten nach Beginn des Kammerflimmerns die ersten Gehirnzellen absterben.
Außerdem belegen Studien, das die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Defibrillation pro Minute bestehendem Kammerflimmern um 10 % abnimmt, also nach 10 Minuten die Chancen praktisch gegen null sinken.
Bis Anfang der 90 iger Jahre wurden Defibrillatoren ausschließlich auf Notarztwägen vorgehalten.
Diese brauchten jedoch deutlich länger als 3 Minuten, um zum Patienten zu gelangen.
Angeregt durch Aufenthalte in den USA, wo bereits damals Defibrillatoren an öffentlichen Plätzen vorgehalten wurden, beschlossen einige, für den Rettungsdienst zuständige Ärzte, die Defibrillation auch den Besatzungen von Rettungswagen zu ermöglichen.
So wurden zunächst in Berlin, Mainz und München die Rettungswägen mit so genannten Halbautomatischen Externen Defibrillatoren ausgestattet.
Inzwischen finden sich in vielen Rettungsdienstbereichen nicht nur auf den Rettungswägen, sondern auch bei Sanitätsbetreuungen AEDs als Standardausstattung.
Die „First Responder“ Fahrzeuge, welche von Hilfsorganisationen und Freiwilligen Feuerwehren vor allem in ländlichen Regionen betrieben werden, haben ebenfalls vermehrt AEDs an Bord.
Die Fluggesellschaft Quantas rüstete ihre Flugzeuge 1990 als erste Airline mit AED- Geräten aus.
Heute sind die Geräte auf den meisten Airlines vorhanden.
Im Jahre 2000 begann die Siemens AG an ihrem Münchner Standort Hoffmannstrasse als erste Firma am Boden, die betrieblichen Ersthelfer in der Handhabung dieser Geräte einzuweisen.
Positiver Nebeneffekt:
Die allgemeine Qualität der Erste Hilfe Leistungen verbesserte sich erheblich.
Inzwischen sind die AEDs an vielen Standorten der Siemens AG etabliert.
Mittlerweile finden sich Defibrillatoren an immer mehr Einrichtungen z.B., auf den langen Gängen des Krankenhauses München-Schwabing und an fast allen Münchner U-Bahnhöfen.
Aber auch in Freizeitparks, Schwimmbädern, etc….
Diese Geräte vergleichen das aktuelle EKG des Patienten in wenigen Sekunden mit mehreren tausend gespeicherten EKGs, in denen jeweils die Defibrillationswürdigkeit durch einen Arzt festgelegt worden ist.
Erkennt der Halbautomat ein „Schockwürdiges“ EKG, lädt er auf und der Anwender gibt den Schock auf Knopfdruck frei. Damit soll sichergestellt werden, das im Moment der Schockabgabe niemand den Patienten berührt und evtl. dadurch Schaden nimmt.
Es gibt auch vollautomatische Geräte, die vor der Schockabgabe nur durch Sprache und Tonsignal davor warnen, den Patienten zu berühren.
Die Diagnosesicherheit beträgt 99,7%.
Die Mitarbeiter werden in mehrtägigen Seminaren (16 Unterrichtseinheiten) in den festgelegten Algorythmus eingedrillt (im positiven Sinne!)
Alle 6 Monate war eine Nachschulung mit praktischer Prüfung von 4 Unterrichtseinheiten erforderlich, um weiterhin mit diesem Gerät arbeiten zu dürfen.
Heutzutage wird die Nachschulung einmal jährlich durchgeführt.
Diese Schulungen sind notwendig, da die Defibrillation rechtlich nach wie vor eine ärztliche Aufgabe
ist, die nach erfolgter Schulung als „Standing Order“ durch den verantwortlichen Arzt delegiert wird.
Dieser wertet auch die Daten von erfolgten Einsätzen aus.
Alle Geräte verfügen über einen Speicher, in dem EKG, Aktionen des Gerätes, sowie Sprachaufzeichnung über eine spezielle Software abrufbar ist. Parallel hierzu wird nach dem Einsatz durch den Rettungsassistenten ein Protokoll geschrieben.
Diese werden durch den verantwortlichen Arzt ausgewertet.
Sollten während des Behandlungsablaufes Probleme oder Fehler aufgetreten sein, werden diese mit den Beteiligten besprochen und evt. in die Nachschulungen eingebracht.
Die an öffentlichen Plätzen aufgestellten „Public Access- Defibrillatoren“ können und sollen von jeder und jedem angewendet werden. Piktogramme erklären die wenigen erforderlichen Handgriffe.
Hier bleibt jedoch abzuwarten, wie die technischen Neuerungen von der Bevölkerung angenommen wird.
Bei den bisher in München stattgefundenen Einsätzen mit den öffentlichen AEDs waren bisher immer "vorbelastete" Helfer, wie z.B. ehrenamtliche Mitarbeiter des BRK vor Ort.
In den Erste Hilfe Kursen bringt die Schulung an den Defis "frischen Wind" in die Ausbildung- Vielleicht ja auch einge Teilnehmer die sonst nicht gekommen wären.
In den von mir gehaltenen Kursen antworteten viele, die seit 5 bis 30 Jahren keinen Lehrgang mehr gemacht hatten häufig:
"der Anstoß hat gefehlt", "mußte es nie anwenden" oder "habe mir keine Gedanken gemacht"
Juristen sehen die arztfreie, aber nicht arztlose Defibrillation zunehmend als legitim an, auch wenn sie gegen geltendes Recht verstößt.
Hier ist meiner Meinung nach der Gesetzgeber gefordert, denn nur durch den schnellen Einsatz des Defibrillator kann Leben gerettet, Krankenhausaufenthalte verkürzt, Kosten im Gesundheitswesen gesenkt und Arbeitskraft schnell rehabilitiert werden!
Viele Grüße
Werner