Chirurgische Händedesinfektion

schnuppi

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Fachkrankenschwester OP
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Operationsdienst
Seit mehr als 15 Jahren arbeite ich im OP Bereich, doch kürzlich kam es zu Unstimmigkeiten mit einer OTA bezüglich der Durchführung der Chirurgischen Händedesinfektion.
So habe ich es gelernt: 2 Minuten Hände und Unterarme bis Ellenbogen, 2 Minuten bis Mitte Unterarm, 1 Minute nur noch die Hände.
Sie hat es im Grundsatz genauso gelernt. Geht aber folgendermassen vor: Wenn sie bis zu den Ellenbogen bzw. Mitte Unterarm desinfiziert, wischt sie bis zu den Ellenbogen bzw. Unterarmen, setzt dann ab und beginnt wieder am Handgelenk (also um es vielleicht verständlicher zu machen: Als ob man einen Ärmel hochschiebt). Sie meint, sie hätte das so in der OTA- Schule gelernt. Man würde sonst Keime vom Ellenbogen zum Handgelenk schieben. Obwohl ich dann bei ihrer Technik davon ausgehen muss, dass sie jedesmal die Keime vom Ellenbogen "ans Handgelenk setzt".
Also ich desinfiziere meine Arme, indem ich mit der Hand am Arm "auf und abfahre".
Was habt Ihr für Kenntnisse? Gibt es irgendwas Schriftliches? Oder kann ich beides als richtig bezeichnen?
Jetzt ist man schon so lange im Geschäft, und kommt doch immer wieder ins Grübeln!

LG
 
Hallo Schnuppi,

netter Name!

Da ich über keinerlei OP-Erfahrung verfüge, habe ich bezüglich Deiner Frage in mein Hygienebuch (Hygienebuch und medizinische Mikrobiologie, Klischies, Panther, Singbeil-Grischkat, 4. Auflage 2004 reingeschaut und folgendes gefunden:

Die chirurgische Händedesinfektion besteht aus zwei Phasen:

Wasch- und Reinigungsphase (2 Minuten): Die Waschung der Hände und Unterarme - einschließlich der Ellenbogen - dient der Reinigung, es werden Verschmutzungen und Schweiß beseitigt. Eine weiche sterilisierte Nagelbürste kann gegebenenfalls für die Nagelreinigung verwendet werden. Um eine Rekontamination der Hände durch ablaufendes Waschwasser zu vermeiden, erfolgt die Waschung mit nach oben gerichteten Fingerspitzen und tief liegenden Ellenbogen. Die Waschdauer von 1-2 Minuten sollte nicht überschritten werden, da zu langes Waschen zum Aufquellen der Haut und somit zu einer reduzierten Schutzfunktion der Hornschicht führt. Das Abtrocknen von Unterarmen und Händen erfolgt mit keimarmen Einmalhandtüchern.

Desinfektionsphase (3-5 Minuten bzw. entsprechend dem Hersteller-Hinweis): Das Händedesinfektionsmittel muss über einen Zeitraum von 3-5 Minuten in die Hände und Unterarme einschließlich der Ellenbogen, dann erneut in Hände und Unterarme und schließlich in die Hände und Handgelenke eingerieben werden. Während der vorgeschriebenen Einwirkzeit müssen die Hände und Unterarme vollständig mit Desinfektionsmittel benetzt sein. Mehrmalige Entnahme ist dabei erforderlich. Hände und Unterarme dürfen danach nicht mehr abgetrocknet werden. Anschließend erfolgt das Anziehen steriler Handschuhe.

MfG,
Helen
 
@ Helen!
Lieb, dass Du nachgesehen hast. Diese Info`s sind mir natürlich bekannt. Wäre ja schlimm, wenn ich das als Fachkrankenschwester nicht wüsste. Meine Frage ist wirklich darauf bezogen, von wo nach wo ich das Desinfektionsmittel einreibe.
1. immer von Hand Richtung Ellenbogen, absetzen und wieder von Hand zu Ellenbogen und so weiter und so weiter bis die Zeit um ist oder

2. von Hand Richtung Ellenbogen und dann ohne abzusetzen wieder Richtung Hand und so weiter und so weiter - also immer hin und her.

Ich weiss, dass meine Technik (Nr. 1) richtig ist. Sonnst hätte ich ja auch meine Prüfung nicht bestanden. Aber ist die 2. Variante auch richtig? Oder einfach nur Unsinn?

GGlG
 
Hallo, Schnuppi!

Deine Methode ist definitiv die Richtige.
Falls nicht, mache ich es seit fast 20 Jahren falsch und meine Kollegen wohl auch.

Muß zu meiner Schande allerdings gestehen, daß ich noch nie bewußt jemanden beobachtet habe und behaupten könnte, daß es wirlklich alle bei uns so machen.

Die Prüfung ist nun auch schon ein paar Monde her und darauf angesprochen hat mich noch nie jemand, daß meine /unsere Methode falsch wäre.
Ich setzt auch nicht ab und fange am Handgelenk wieder an. Verstehe die Logig auch nicht so ganz.
 
Ist die Methode nicht zweitrangig, wenn garamtiert werden kann, dass das Desi 2 min einwirkt?

Worauf kommt es an? Auf die Bewegungsabfolge oder die Einwirkzeit inkusive komplette Benetzung der vorgeschriebenen Bereiche?

Elisabeth
 
hallo
die dauer der anwendung (verwendung von kurzzeitweckern vs. "gefühlte" desinfektionszeit ) und die konstante befeuchtung der haut mit dem desinfektionsmittel sind sicherlich ausschlaggebend für die korrekte durchführung der händedesinfektion
zudem möchte ich auf die konsequente befeuchtung der hände und der fingerzwischenräume hinweisen, die oft "vergessen" werden und DIE lücken bei der ch. händedesinfektion sind
http://www.labor28.de/bilder/mrsa2.jpg
so zeigen sich auch die lücken hier:
http://www.klinikhygiene.uni-mainz.de/bilder/hand.jpg

die desinfektion in der ersten phase beinhaltet auch den ellenbogen, wonach aber eben mit diesem ellenbogen der desinfektionsmittelspender bedient wird :schraube:
 
Hallo Elisabeth,
das Desinfektionsmittel muss bei der chirurgischen Händedesinfektion insgesamt 5 Minuten einwirken. Nicht nur 2 Minuten. Und natürlich muss die ganze Zeit die Haut während der Desinfektionsphase ausreichend mit Desinfektionsmittel benetzt sein.

Lg Schnuppi
 
Hallo Elisabeth,
das Desinfektionsmittel muss bei der chirurgischen Händedesinfektion insgesamt 5 Minuten einwirken. Nicht nur 2 Minuten.

Nicht korrekt, die Zeit gibt der Desinfektionsmittelhersteller vor.

Bei Sterilium zB sinds nur 1,5min...
 
hallo und ein gesundes neues jahr,
natürlich und damit gebe ich maniac recht, ist der produktinformation des desinfektionsmittelpräparates zu entnehmen, wie lange die desinfektionszeit ist.

um auf die eingangsfrage zurück zu kommen, habe ich u.a. diesen artikel von bode gefunden, der neben einer studie zur einwirkzeit auch die art der desinfektion beleuchtet.
natürlich protegiert dieser artikel ein bestimmtes produkt und mit der erkenntnis, dass man "nur" 1,5 min. die hände desinfizieren muss hat auch in unserer klinik zu unruhe geführt.
die selbstdisziplin aller an der operation teilnehmenden personen ist der schlüssel für eine geringe infektionsrate.
somit sind wir bei 5 min. desinfektionszeit geblieben, weil wir bis zu 4 unterschiedliche produkte in gebrauch haben und um die disziplin zu fördern. wir haben zudem kurzzeitwecker installiert, deren alarm so laut ist, dass er auch im saal noch zu vernehmen ist, das erspart diskussionen ungemein.

hier also der link:
http://www.bode-chemie.de/science/desinfacts/archiv/07desin1.pdf

ein schönes wochenende
 
Hallo,
1.) die Händewaschung vor der Desinfektion ist nicht mehr zwingend Bestandteil der chirurgischen Händedesinfektion. Hintergrund: Haut der Hände wird angegriffen durch zu warmes Wasser, Seifenrückstände und Verdünnungseffekt durch mangelhaftes Abtrocknen.
2.) Die chirurgische Händedesinfektion dauert 3 min.
3.) Absteigend ist richtig, als am Ellbogengelenk beginnend und als letztes nur noch die Hände
4.) es gibt Produkthersteller die eine Desinfektionszeit von 1,5 min. angeben, dies halte ich jedoch für fehleranfällig (siehe dieser Threat)

Greez Matras
 
hallo matras,
zu deiner 1.)
"nicht zwingend erforderlich"
wie willst du das vermitteln ?
...wenn die hände kontaminiert sind, ...wenn sie optisch verschmutzt sind ?
das sieht dann auch jeder MA anders und so kommt es zu keiner einheitlichen arbeitsweise
ich verstehe deine argumente, aber es gibt ja möglichkeiten dies abzustellen:
termostate an den wasserhähnen
gründliches abspülen des wassers
gründliches abtrocknen der hände

das ist ja keine "zauberei". mich würde interessieren, wie dein vorgehen anderen / neuen ma vermittelt wird und ob du quellen für deine aussagen hast, eben was speziell die waschung betrifft.
 
hallo matras

was deinen punkt zu sterillium betrifft lese ich
in den o.g. paper folgendes:

1,5 MIN.
– DIE HÄUFIGSTEN IRRTÜMER
Wie bei vielen wissenschaftlichen und
praktischen Neuerungen, bestehen bei
einigen Anwendern auch gegenüber
der Verkürzung der chirurgischen Händedesinfektion
Vorbehalte:
Die 1,5 Min. werden nicht eingehalten
Es gibt keinen Hinweis darauf, dass die
empfohlene Zeit bei der chirurgischen
Händedesinfektion unterschritten wird.
Im Gegenteil: Führende Hygieniker wissen,
dass die „Bereitwilligkeit, Maßnahmen
zu folgen, grundsätzlich steigen
(wird), wenn sich Vorteile für das
Personal ergeben, wie z.B. Zeitersparnis."
(5) Zudem müsste dann jede
Anwendungsempfehlung angezweifelt
werden, bzw. über ein „Sicherheitspolster“
verfügen. Wären dann für die
hygienische Händedesinfektion 60 statt
30 Sekunden besser?
Verwechslungsgefahr von Präparaten
Die Gefahr einer Verwechslung unterschiedlicher
Präparate zur Händedesinfektion
im OP besteht grundsätzlich,
ist aber sehr unwahrscheinlich. An -
wender, für die gezielt ihr bevorzugtes
Produkt im OP zur Verfügung gestellt
wird, werden nicht aus Versehen plötzlich
ein anderes Präparat verwenden.
Darüber hinaus stehen für die BODEProdukte
Aufkleber und Uhren mit der
verkürzten Einwirkzeit zur Verfügung.
Was kürzer wirkt,
hält nicht so lange vor
Untersuchungen zur Langzeitwirkung
von chirurgischen Hände-Desinfektionsmitteln
mit verkürzter Einwirkzeit
am Beispiel von Sterillium® zeigen: Bei
einer 1,5-minütigen Anwendungsdauer
liegt die Keimreduktion von Sterillium®
unter dem Handschuh nach 3 Stunden
bei 2 log-Stufen. Der 3-Stunden-Wert
repräsentiert etwa 90 Prozent aller
operativen Eingriffe. Auch noch nach
6 Stunden unter dem Handschuh ist die
Keimdichte signifikant reduziert.
 
3.) Absteigend ist richtig, als am Ellbogengelenk beginnend und als letztes nur noch die Hände

Es geht doch um die Benetzung. Wenn garantiert wird das die Fläche die Einwirkzeit über feucht ist- ist es nicht völlig egal von wo? Jeder wird da wohl sein Ritual haben und dies pflegen. Richtig und falsch kann es wohl nicht geben.

Elisabeth
 
Hallo,
bitte unter http://www.rki.de/cln_049/nn_206446/SharedDocs/FAQ/Krankenhaushyg/Insulingabe/FAQ__03.html beim RKI nachsehen. Dass man sich gerne mal die (durch Fäcez) verschmutzten Hände waschen möchte ist unbenommen, es geht um das Ritual unmittelbar vor der chirurgischen Händedesinfektion die Hände zu waschen, das kann auf Grund der genannten Probleme zu Fehlern führen, ohne wirklich viel zu bringen und ist unnötigerweise hautschädigend.
Die Verkürzung der Einwirkzeit kann ich dennoch nicht gut heißen, da insbesondere unsere (Chef-)ärzte sowieso schon "abkürzen" und dann < als 1,5 min. einfach zu wenig sind.

Greez Matras
 
hallo
hinsichtlich der nachlässigkeit der "aufschneidenden" zunft haben sich die schon erwähnten kurzzeitwecker bewährt.
dass sind countdown timer mit einem fest eingestellten countdown ( bei uns die genannten 5 minuten )
unsere technik hat diesem timer eine metallhülle verpaßt, die allein die betätigung der start-/stop-taste erlaubt. die reset / menu taste ist durch die "hülle" nicht bedienbar. demnach kann auch niemand den countdown verstellen...:boxen:
zudem sind diese timer-boxen dann an die wand geschraubt, damit sie nicht als eieruhr im haushalt enden.
:boxen: :boxen:
funktioniert gut.
 
Hallo medizinmann,

da müssten wir unsere Chefs erstmal dazu bringen diese Wecker dann auch zu aktivieren!

Greez Matras
 
hi matras

naja, geht es um die korrekte chirurgische händedesinfektion oder um die eigenheiten einzelner, wenngleich exponierter personen ? im zweiten fall kann hier wohl jeder aus seiner klinik einiges berichten, aber das kann nicht das ernannte ziel sein.

eine zeitersparnis wie es z.b. sterillium bringt wird sicher eher angenommen, als eine erhöhte infektionsrate.
und bei uns bekommt niemand einen kittel, bei dem es nicht klingelt. einigen einfluß hat man ja auch. zudem ja jetzt auch einiges an argumenten.

ich sage nicht, dass es einfach ist und auf der "beliebtheitsskala" steigt man sicher auch nicht, da uns pflegern aber eh immer das eine gen und der lidstich fehlt, ist mir persönlich das z.b egal.
aber das ist schon wieder offtopic...
 
Hallo medizin_mann
und natürlich auch alle anderen die mein Senf hier interessiert,

um Rechtssicherheit herzustellen und als zuständige Hygienefachkraft orientiere ich mich daher an den Eingangs Link zum RKI. Das ist für mich die oberste Instanz, diese Inhalte zu vermitteln gehört zu meinen Aufgaben. Aber ich kann nicht jedem Chef oder Oberarzt hinterher und kontrollieren ob die Desinfektionszeit eingehalten wurde. Die 1,5 min beim Bode-Produkt ist dennoch zu kurz und daher nur für kleine Eingriffe vertretbar (Aussage unter Alkoholeinfluss des zust. Firmenreferenten).......insbesonders dann wenn handwerkliche Problem (siehe Eingangsfrage) hinzukommen!



Asche auf mein Haupt...
Hier ist der richtige Link: RKI Empfehlungen der Kommission für Krankenhaushygiene unter "Prävention postoperativer Wundinfektionen im OP-Gebiet" ist der bewußte Artikel

sorry

Greez Matras
 
Ich schmeiss da jetzt noch was rein, so wie ich das gelernt habe.

Händewaschung vor einschleusen in den OP- Bereich dann bleibt genügend Zeit, das die Hände bis zum Waschraum wieder trocken sind.

ein weiterer Vorteil ist, das man den Waschraum und die Bereichskleidung nicht so einsaut.

Für mich sind diese Instanzen massgebend.

RKI http://www.rki.de/cln_049/nn_201414...operty=publicationFile.pdf/Haendehyg_Rili.pdf

Hygiene Aspekt

TRBA250
http://www.baua.de/nn_15116/de/Themen-von-A-Z/Biologische-Arbeitsstoffe/TRBA/pdf/TRBA-250.pdf

Mitarbeiter und Patientenschutz

Der Hygieneplan des Hauses, in dem man arbeitet. >>> Was natürlich voraussetzt, dass die HygieneKommission- /-fachkraft den Plan
regelmäßig aktualisiert.
 

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