- Registriert
- 02.04.2006
- Beiträge
- 338
- Beruf
- Krankenpfleger
- Akt. Einsatzbereich
- Dozent, Stationäre Pflege
Moin, moin!
Professionalisierung ist mittlerweile zu einem strapazierter Begriff in der Pflege geworden. Legt man gängige Definitionen des Wortes Profession zugrunde ist Pflege nur eine Semiprofession mit geringen Chancen, sich weiter zu entwickeln. Eine übliche Forderung ein eine Profession ist ein exklusives Handlungskompetenzmonopol sowie die Autonomie bei der Berufsausübung (Fach- und Sachautorität). Nach wie vor gibt es keine Aufgaben, die exklusiv dem Pflegepersonal vorbehalten sind, eine Autonomie ist nur in Ansätzen vorhanden und teilweise von Pflegekräften auch nicht erwünscht und wird mit dem Hinweis, dass sie nicht noch mehr Verantwortung übernehmen wollen abgelehnt.
Meine Frage: Welche Rolle spielt die fehlende Differenzierung der Aufgabenverteilung zwischen Krankenpflegehelfern und Krankenschwestern/-pflegern im Professialisierungsprozess?
Ich arbeite in Frankreich und dort gibt es, wie in fast allen europäischen Ländern eine Trennung zwischen den beiden Berufen. In Frankreich gibt es die aide soignant, die die Grundpflege ausübt, Betten macht, Essen verteilt, Botendienste übernimmt und sonstige Helferaufgaben hat, und die infimiere, die sich um Prophylaxen, Behandlungspflege, Beratung und Anleitung (ist in Frankreich sehr viel ausgeprägter als in Deutschland, administrative Aufgaben kümmert und erweiterte ärztliche Tâtigkeiten übernimmt. Die Aufgaben sind klar gesetzlich festgelegt und eine Krankenschwester in Frankreich würde nur in absoluten Notfällen eine Grundpflege übernehmen oder das Essen anreichen. Wenn ich in Diskussionen das deutsche System vorstellen, stosse ich oft auf Unverständnis.
Vergleicht man die Positionen der Krankenschwester in Frankreich und Deutschland, fällt auf, dass nicht nur der soziale Status höher ist,sondern, dass man der Krankenschwester in Frankreich auch höhere fachliche Kompetenzen zuerkennt. Beispielsweise ist es in Frankreich möglich, nach einer gewissen Berufserfahrung, eine eigene Praxis zu gründen und dort z.B. im Bereich der Ernährungs- und Diabetesberatung, Inkontinez, Wundversorgung, chronischer Schmerz oder âhnlichem zu arbeiten. Die Krankenschwester/der Krankenpfleger ist dort im hohen Masse als Beratungskraft gesellschaftlich akzeptiert.
Meine Hypothese: Diese Akzeptanz kann nur durch eine konsequente Arbeitsteilung und Delegation weniger qualifizierte Aufgaben an die Helfer erreicht werden. Dafür sprechen meiner Ansicht nach zwei Gründe: Zum einen bleibt dadurch mehr Zeit, sich Aufgaben wie Beratung, Pflegediagnostik und Assessment und Pflegetherapien zu widmen und sich dort weiterzuqualifizieren und eigenes Wissen aufzubauen, was eine wichtige Voraussetzung zur Professionalisierung ist, zum zweiten wird dadaurch das Berufsbild des Krankenpflegers in der Öffentlichkeit weiter an Profil gewinnen. Nach wie vor ist in Deutschland in der Öffentlichkeit das Bild der idealisierten, selbstaufopfernen und dienende Krankenschwester oder das der Krankenschwester als attraktive sexuelle Beute weit verbreitet. In der Allgemeinheit ist das Bild der Patienten waschenden und fütternden Schwester verankert. Diese Aufgaben verbindet man nicht mit besonderer Qualifikation. Solange dieses Bild noch in den Köpfen der Menschen ist, wird es schwer sein, die Professialisierung voran zu bringen. Wenn die Menschen einen Beruf hauptsächlich mit waschen, füttern und Betten machen verbinden, werden sie Angehörige diese Berufes als Berater in komplexen Lebenssituationen nicht akzeptieren. Will sich Krankenpflege emanzipieren, muss sie sich von Aufgaben geringere Qualifikation trennen und diese an Berufe mit niedrigere Ausbildungsstufe deligieren. Soweit meine These.
Was ist eure Meinung, behindert die nicht vorhandene Differenzierung der Tätigkeiten gemäss dem Ausbildungsniveau die Professialisierung?
Gruss Hartwig
Professionalisierung ist mittlerweile zu einem strapazierter Begriff in der Pflege geworden. Legt man gängige Definitionen des Wortes Profession zugrunde ist Pflege nur eine Semiprofession mit geringen Chancen, sich weiter zu entwickeln. Eine übliche Forderung ein eine Profession ist ein exklusives Handlungskompetenzmonopol sowie die Autonomie bei der Berufsausübung (Fach- und Sachautorität). Nach wie vor gibt es keine Aufgaben, die exklusiv dem Pflegepersonal vorbehalten sind, eine Autonomie ist nur in Ansätzen vorhanden und teilweise von Pflegekräften auch nicht erwünscht und wird mit dem Hinweis, dass sie nicht noch mehr Verantwortung übernehmen wollen abgelehnt.
Meine Frage: Welche Rolle spielt die fehlende Differenzierung der Aufgabenverteilung zwischen Krankenpflegehelfern und Krankenschwestern/-pflegern im Professialisierungsprozess?
Ich arbeite in Frankreich und dort gibt es, wie in fast allen europäischen Ländern eine Trennung zwischen den beiden Berufen. In Frankreich gibt es die aide soignant, die die Grundpflege ausübt, Betten macht, Essen verteilt, Botendienste übernimmt und sonstige Helferaufgaben hat, und die infimiere, die sich um Prophylaxen, Behandlungspflege, Beratung und Anleitung (ist in Frankreich sehr viel ausgeprägter als in Deutschland, administrative Aufgaben kümmert und erweiterte ärztliche Tâtigkeiten übernimmt. Die Aufgaben sind klar gesetzlich festgelegt und eine Krankenschwester in Frankreich würde nur in absoluten Notfällen eine Grundpflege übernehmen oder das Essen anreichen. Wenn ich in Diskussionen das deutsche System vorstellen, stosse ich oft auf Unverständnis.
Vergleicht man die Positionen der Krankenschwester in Frankreich und Deutschland, fällt auf, dass nicht nur der soziale Status höher ist,sondern, dass man der Krankenschwester in Frankreich auch höhere fachliche Kompetenzen zuerkennt. Beispielsweise ist es in Frankreich möglich, nach einer gewissen Berufserfahrung, eine eigene Praxis zu gründen und dort z.B. im Bereich der Ernährungs- und Diabetesberatung, Inkontinez, Wundversorgung, chronischer Schmerz oder âhnlichem zu arbeiten. Die Krankenschwester/der Krankenpfleger ist dort im hohen Masse als Beratungskraft gesellschaftlich akzeptiert.
Meine Hypothese: Diese Akzeptanz kann nur durch eine konsequente Arbeitsteilung und Delegation weniger qualifizierte Aufgaben an die Helfer erreicht werden. Dafür sprechen meiner Ansicht nach zwei Gründe: Zum einen bleibt dadurch mehr Zeit, sich Aufgaben wie Beratung, Pflegediagnostik und Assessment und Pflegetherapien zu widmen und sich dort weiterzuqualifizieren und eigenes Wissen aufzubauen, was eine wichtige Voraussetzung zur Professionalisierung ist, zum zweiten wird dadaurch das Berufsbild des Krankenpflegers in der Öffentlichkeit weiter an Profil gewinnen. Nach wie vor ist in Deutschland in der Öffentlichkeit das Bild der idealisierten, selbstaufopfernen und dienende Krankenschwester oder das der Krankenschwester als attraktive sexuelle Beute weit verbreitet. In der Allgemeinheit ist das Bild der Patienten waschenden und fütternden Schwester verankert. Diese Aufgaben verbindet man nicht mit besonderer Qualifikation. Solange dieses Bild noch in den Köpfen der Menschen ist, wird es schwer sein, die Professialisierung voran zu bringen. Wenn die Menschen einen Beruf hauptsächlich mit waschen, füttern und Betten machen verbinden, werden sie Angehörige diese Berufes als Berater in komplexen Lebenssituationen nicht akzeptieren. Will sich Krankenpflege emanzipieren, muss sie sich von Aufgaben geringere Qualifikation trennen und diese an Berufe mit niedrigere Ausbildungsstufe deligieren. Soweit meine These.
Was ist eure Meinung, behindert die nicht vorhandene Differenzierung der Tätigkeiten gemäss dem Ausbildungsniveau die Professialisierung?
Gruss Hartwig