Alkoholentzug

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Mittlerweile ist der letzte Eintrag ja auch schon 2jahre alt. Wie sieht es aus, gibt es neue Wege oder Strategien???

Also wir haben mehrte Schemata
Alles orientiert sich so ziemlich an der Hamburger alkoholentzugsskala
Pat. Wird in 3 Stufen eingeteilt, Regelfall, Risiko oder hochrisikopatient.
Dann bekannte Krampfanfälle oder Delir? Wenn ja ab 1,0 Promille trileptal 2x innerhalb vorn 2 Stunden. Wenn der Pat. Über Entzugssymptome klagt wird ebenfalls ab 1,00 Promille Distraneurin nach HAES gegeben. "gescored" wird je nach Fall. Also Regelfall alle 3 Stunden und Nachts nicht und bei den anderen beiden jede Stunde und wenn der Pat. Nachts wach ist, denn schlafende Pat. sind nicht entzuegig. Haldol bei Halluzinationen oder anderen praedeliranten Symptomen . Meist benötigen die Pat. 6-10kps Distra am Tag, nach ca. 4-5 Tagen benötigen sie es nicht mehr. Standard Medikation ist dann noch, 2-2-2 kps Vit. B komplex, 2-0-2 Thiamin, 5mg -0-0 folsan, 40mg -0-0 pantoprazol. Bei ausgeprägter oder beginnender PNP erfolgt eine zusätzliche Gabe von Vitamin b i.v. , 500 mg in 500ml Jono 3x täglich über 3 Tage und dann noch 2 Tage lang 250mg in 500 Jono einmal täglich.

Momentan fahren wir ganz gut mit dem Schema.
 
Hallo!

Ich arbeite zwar selbst nicht im Pflegebereich, habe aber dennoch etwas beizutragen. Aktuell liegt mein Freund im Krankenhaus auf der Intensivstation. Eingewiesen vom Arzt wegen einer akuten Pankreatitis und Alkoholmissbrauch über längere Zeit.

Im Moment wird er folgendermaßen behandelt. Infusionsgaben von Pantozol und B1, Ringerlösung für den Flüssigkeitshaushalt, da er lange Zeit unter Durchfall und Erbrechen litt.

Für den eigentlichen Entzug, bzw. die Entgiftung bekommt er Distra als Kapseln, hat einen Parcefan-Perfusor und einen Dormicum-Perfuser angeschlossen, beide eingestellt auf 1,5 ml/h, vorgestern waren es noch 3,0 ml/h, allerdings nur Paracefan. Gestern war er zu mir äußerst aggressiv, hatte Halluzinationen und wollte ständig aus dem Bett raus. Außerdem verlangt er ständig nach seiner Kleidung, obwohl die Schwestern und Pfleger mir gesagt haben, außer seinen Toilettenartikeln benötigt er nichts,da er ein Flügelhemd an hat. Somit habe ich die Tasche wieder mitgenommen.

Ich habe bei Google gelesen, dass die Hallus und die Aggressivität Nebenwirkungen von Dormicum sein können. Auch habe ich gelesen, dass es auf den Magen geht. Ist eine solche Medikation angebracht,wenn bereits eine Pankreatitis besteht? Und muß man diese Mittel alle zusammen verabreichen? Hinterher muß er das ja auch wieder verarbeiten.

Habe hier gelesen,es geht auch anders. Weiterhin habe ich gestern mitbekommen, dass man über eine nächtliche Fixierung nachdenkt, Gespräch zwischen einer Schwester und einem Pfleger. Ich meine chemisch ist er doch bereits fixiert,muß man ihn da auch noch anbinden? Und muß das nicht angeordnet werden? Habe woanders gelesen, dass eine Fixierung nur durch einen Arzt, bzw. mit Einverständnis oder nach Beschluss eines Gerichtes. Kann mir da jemand weiter helfen? Ich bin im Moment echt verzweifelt, da ich mir so hilflos vorkomme, zumal mir auch niemand Auskunft gibt.

LG YK1972
 
Bei akuter Eigen- oder Fremdgefährdung kann ein Arzt auch eine Fixierung anordnen; der Richter muss erst später eingeschaltet werden. Ein Arzt ist auf Intensivstation immer greifbar, also dürfte die Anordnung, wenn sie nötig wird, leicht zu erreichen sein. Wenn Dein Freund schon zu Dir aggressiv ist und ständig aus dem Bett steigt, könnte solche Gefahr durchaus bestehen. Ich fixiere sehr ungern, aber ehe mich jemand körperlich angreift...

Pantozol ist ein Magenschutzpräparat, dass die Nebenwirkung "auf den Magen gehen" wieder abfangen soll. Daran wurde also bereits gedacht.
 
Naja,es ist ja nun mal so,daß die Pankreatitis höchstwahrscheinlich durch den zu hohen Alkoholkonsum begünstigt bzw. verursacht wurde,aber die Pankreatitis ist im Moment nicht das Hauptproblem.
Erstmal muß der Körper entgiftet werden und während der Entgiftung sind Durchgangssyndrom und Delir die wichtigsten Sachen,die bekämpft werden müssen. Zur Eigensicherung des Patienten im Delir gibt's kommentarlos die Fünfpunktfixierung,damit er sich nicht selbst verletzen kann,indem er z.B. aus dem Bett stürzt oder sich venöse Zugänge rausrupft.
Ist er dann aus dem Gröbsten raus,geht's an die eigentliche Pankreatitisbehandlung,die wesentlich länger dauert,als der Entzug plus Delir und ohne die Giftstoffe im Körper wird sie in der Regel auch Erfolg haben.
Aber auch wenn Dein Freund in nem halben Jahr wieder fit ist,bleibt als Folge doch meist die chronische Pankreatitis zurück,heißt,der Pankreas ist eigentlich hinüber und man kann in der Folge mit Diabetes mellitus Typ 2 rechnen,Dein Freund könnte also zum insulinpflichtigen Diabetiker werden.
Wenn man das alles zusammenzählt,ist es schon erstaunlich,was "eigene Dummheit" kostet,von der KH-Einweisung über die sehr teure Intensivbehandlung zur normalstationären Behandlung und schließlich der Diabetesbehandlung. Kein Wunder,daß die Kosten im Gesundheitswesen so extrem hoch sind,daß an allen Ecken und Enden am Personal gespart wird.
Mal ganz abgesehen von den "Mätzchen",die manch Delirant so macht,um dem Pflegepersonal das Leben zu erschweren,dazu kommen dann noch ganz passend Angehörige,die sich über die Behandlung beschweren bzw. über Fixierungsmaßnahmen zum Eigen-und Fremdschutz.
Und wenn man dann denkt,dieser Patient sei nun klug geworden,ist abgeschreckt worden und würde nicht mehr trinken,dann denkt man leider falsch. Der Großteil wird nach all dem wieder an der Flasche hängen,weil sein Suchtgedächtnis ihm suggeriert,daß mit Alk doch alles viel schöner und einfacher war ! Leider nehmen die Allerwenigsten psych. Hilfe bzw. eine Therapie nach der Therapie in Anspruch,um eben dieses Suchtgedächtnis einzudämmen oder ganz auszuschalten und so geht der ganze Krampf von vorne los.
Bei uns nennt sich das : "Stammkunden",welche den Kreislauf bestens kennen und auch jedesmal kläglich jammern,aber dennoch immer und immer wieder kommen,eben weil der Alk stärker ist :wut:.
 
Zunächst vielen Dank für die schnellen Antworten, die zwar an meiner Frage etwas vorbei gingen,aber dennoch hilfreich und vor allem aufschlussreich waren.

Mal ganz davon abgesehen,dass ich mich nicht beschwert, sondern eine Frage gestellt habe, finde ich es befremdlich, das hier von "Mätzchen" die Rede ist. Ich habe mich heute einige Zeit mit einem Pfleger unterhalten, der mir sagte, dass ein sich im Delir, oder Entzug befindlicher Mensch, gar nicht richtig bei sich ist und deshalb auch nicht weiß, was er tut. Auch hat er mir gesagt, dass die auftretenden Symptome ohne die gegebene Medikation noch wesentlich schlimmer wären.

Also sind deiner Meinung nach nur die Suchtkranken schuld an den hohen Kosten im Gesundheitswesen? Interessant zu lesen,denn immerhin gibt es auch andere chronisch kranke Menschen, die immer wieder ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen müssen, wie z.B. Krebspatienten, HIV-Infizierte, Dialyse-Patienten und und und... Das wirst du besser wissen. Ich finde es schon merkwürdig,dass jemand, der im Pflegebereich arbeitet, sich zu solchen Bemerkungen hinreißen läßt. An den Einsparungen im Krankenpflegebereich ist meiner Meinung nach etwas, bzw. jemand ganz anderes Schuld, aber das ist auch ein anderes Thema.
 
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Ich habe mich heute einige Zeit mit einem Pfleger unterhalten, der mir sagte, dass ein sich im Delir, oder Entzug befindlicher Mensch, gar nicht richtig bei sich ist und deshalb auch nicht weiß, was er tut. Auch hat er mir gesagt, dass die auftretenden Symptome ohne die gegebene Medikation noch wesentlich schlimmer wären.

Das ist richtig, aber dennoch muss der Patient und seine Umgebung vor Gefährdungen geschützt werden. Ich kann ihn weder guten Gewissen aus dem Bett fallen lassen, noch darf er mich verprügeln, nur weil er im Delir ist und nicht weiß, was er tut.

Eine Fixierung soll keine Strafe darstellen, sondern einen Schutz.

ZNA-Öse hat sicher nicht urrecht damit, dass die Rückfallquote bei Alkoholikern leider sehr hoch ist.
 
@YK1972 - lass solche Meinungen net zu nahe an dich ran kommen.

Aber- entschuldige die Erkrankung deines Freundes auch nicht. Es gibt den begriff der Co-Abhängigkeit- Familienmitglieder, die helfen die Fassade nach außen aufrecht zu erhalten und immer wieder Entschuldigungen für dei Sichterkrankung anbringen.

Nutze die Zeit und suche auch Hilfe für dich. Es gibt in jeder Stadt Suchtberatungsstellen. Dort wird man dir helfen und Kontakte z.B. Selbsthilfegruppen herstellen.

Dir steht eine schwere Zeit bevor. Dein Freund wird lernen müssen, sein Leben ohne Alkohol zu regeln. Das ist ein mühseliger Weg der auch Rückschläge beinhalten kann. Aber viele ehemalige Alkoholiker zeigen, dass es sich lohnt gegen die Krankheit zu kämpfen und auf Dauer ein erfülltes Leben zu führen.

Ich wünsche dir und deinem Freund alles Gute für dei Zukunft.

Elisabeth
 
Da hast du sicher Recht, wie gesagt, ich habe nur gefragt, sonst nichts. Ich verstehe, dass es nötig ist. Ich habe auch nicht abgestritten, dass die Rückfallquote hoch ist, im Gegenteil, es ist mir sogar gut bekannt. Ich habe lediglich gegen die Worte, "sich beschweren" und "Mätzchen" protestiert, denn ich habe mich nicht beschwert und ein Delirant weiß nicht was er tut. Es hörte sich so an, als seien es Dinge, die sich die Patienten mit Absicht einfallen lassen. Ich konnte bei meinem Freund auch beobachten, dass er versuchte sich die Infusion raus zu rupfen. Leider hat man ihn erst fixiert und in ein mit Gitter abgesichertes Bett gelegt, nachdem scheinbar letzte Nacht aus dem Bett gefallen ist. Konnte ich heute im Krankenblatt lesen, dass offen da lag. Man hat ihm jetzt die Hände fixiert und der Pfleger erklärte mir warum.

Auch sehe ich nicht, dass es nur die Suchtkranken sind, die die Kosten im Gesundheitswesen in die Höhe treiben. Da kann man auch anderen die Schuld geben. Versteh das bitte nicht falsch, aber das ist genau so, als wenn gesagt wird, nur die Übergewichtigen sind schuld,weil sie soviel essen oder nur die HIV-Positiven, die ungeschützten Sex mit wechselnden Partnern hatten, und das Risiko somit um ein vielfaches erhöht haben. Ich mag einfach nicht, wenn die Schuld auf bestimmte Gruppen abgeschoben wird. Das ist in meinen Augen genau so eine Aussage wie; "alle Raucher kriegen Lungenkrebs". Ich habe in meiner beruflichen Laufbahn schon genug Patienten zur Chemo und zu Bestrahlungen gefahren, die Lungenkrebs hatten und niemals auch nur eine Zigarette angefasst haben.
 
Nochmal: lass es nicht an dich ran kommen. Es lohnt sich für dich nicht, sich mit diesen Ansichten auseinander zu setzen. Du bist Angehöriger und vertrittst deine und seine Interessen. Net mehr und net weniger. Die Krankenkasse übernimmt die Therapie. Alles weitere hat dich net zu interessieren.

Selbsternannten Moralaposteln steht es frei, sich in den diversen Gremien bis hin zum Bundestag zu beschweren. Seinen Frust an Angehörigen und Patienten auszulassen dürfte mehr als unprofessionell sein.

Elisabeth
 
@Elisabeth danke dir für deinen Rat. Ich entschuldige die Krankheit nicht und es wird auch keine Fassade aufrecht erhalten, mein Freund ist damit auch immer recht offen umgegangen, leider hat er nur nicht einsehen wollen, dass er ohne Hilfe da nicht mehr heraus kommt.

Ich kenne den Begriff Co-Abhängigkeit und weiß, dass der Weg, den wir beide noch zu gehen haben sehr schwer wird.

Dein letzter Kommentar stimmt allerdings. Wenn wer meint, so handeln zu müssen, ist er im Pflegeberuf falsch aufgehoben, denke ich.
 
Mal ganz abgesehen von den "Mätzchen",die manch Delirant so macht,um dem Pflegepersonal das Leben zu erschweren,dazu kommen dann noch ganz passend Angehörige,die sich über die Behandlung beschweren bzw. über Fixierungsmaßnahmen zum Eigen-und Fremdschutz..
Diese Mätzchen macht der Patient aber nicht aus persönlicher Bosheit und Gemeinheit dir gegenüber, das sollte auch dir klar sein. Der Patient reagiert so durch seine Erkrankung.
Wie sollen Angehärige ohne das notwendige Hintergrundwissen und ohne die notwendige Betreuung und Aufklärung anders reagieren wie sie reagieren?
Fragen wir anders - wie würdest du reagieren wenn du bei deinem Mann/Frau die Situation vorfinden würdest? Begeistert hurra schreien, endlich hat er das was er verdient? Oder wärst du erschreckt und besorgt über das Bild? Bedenke du bist nicht aus dem Gesundheitswesen und hast dies alles erstmalig gesehen, musstest schon zuhause einiges aushalten und vertuschen ob seiner Krankheit.

Meine Empfehlung für YK wäre sich an eine Angehörigengruppe von z.B. der Anonymen Alkoholiker zu wenden, das ist selbst online möglich und auch telefonisch. Die Anonymen Alkoholiker sind keine heimlichen Säufer, sondern ist eine Selbsthilfegruppe. Du kannst dich dort auch hilfe holen wenn dein Freund nicht trocken ist oder auch einen Rückfall hat.
http://www.al-anon.de/
 
Hallo YK1972,
dachte ich mir doch,daß Du Dich angegriffen fühlen würdest,weswegen ich absichtlich recht allgemein geschrieben habe,eben um dies zu vermeiden.
Hier muß ich Elisabeth zustimmen,Du befindest Dich,zumindest Deinem geschriebenen Wort nach zu urteilen,in einer "Co-Abhängigkeit",aber Du steckst immerhin nicht so tief drin,daß Du Dich nicht über die Erkrankung und Hilfsmöglichkeiten informierst und das ist äußerst positiv !
Ich wollte Dich oder Deinen Freund nicht angreifen,ganz bestimmt nicht,lediglich wollte ich den groben "Teufelskreis" aufzeigen,den Du m.E. noch nicht siehst. Auf keinen Fall habe ich "Mätzchen" und "sich beschweren" irgendwie abwertend gemeint,nur der Punkt ist der,daß man,wenn man,wie ich,tagtäglich mit C2-Patienten zutun hat,eine andere Sichtweise erlangt und auch wenn man für einen Patienten hofft,daß er sich wieder fängt,leider öfter eines Besseren belehrt wird.
Natürlich sind es nicht "nur" C2-Patienten,welche die Kosten im Gesundheitswesen in die Höhe treiben,es sind auch andere Suchtkranke,CA-Patienten,ALS-Patienten usw. und so fort,deshalb stimme ich Dir zu,ich hab meine Wortwahl etwas unglücklich gewählt.
Liebe YK1972,ich mag Dir reichlich abgebrüht,dickfellig und intolerant erscheinen,aber es ist sicher nicht so !
Es sind meine Erfahrungen im Umgang mit solchen Krankheitsbildern,die mich "abstumpfen" lassen,so daß nicht alles zu nah an mich heran kommt,ich hoffe,Du kannst verstehen,was ich meine.
 
Nein, ich habe mich nicht angegriffen gefühlt, ich bin nur über verschiedene Ausdrücke von dir gestolpert. Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass man in deinem Beruf nicht alles so nah an sich heran läßt. Die Belastung wäre viel zu groß. Als unwissender Laie habe ich ja auch nur wissen wollen, ob es nicht zuviel auf einmal ist, was man ihm da gibt. Da er allerdings auch in meiner Gegenwart, obwohl er mich erkennt davon redet Ameisen zu sehen, und der Pfleger mir gestern einiges erklärt hat, gehe ich davon aus, das es ok ist.

Allerdings weiß ich nicht, ob es richtig war, was ich gestern gemacht habe. Er verlangt immer, ich soll ihm eine Zigarette geben, was ich angesichts der Situation ja nicht machen kann. Und mit raus kann er auch nicht. Da er Gestern gar keine Ruhe gab diesbezüglich habe ich gegen Ende der Besuchzeit gesagt, ich würde ihm eine Zigarette holen, was er mir auch geglaubt hat. Dann habe ich mich verabschiedet und bin gegangen. Hoffentlich hat das keinen Ärger gegeben.

Wie ich bereits geschrieben habe, gab es keinerlei Geheimnisse, was seine Krankheit betraf. Er hat nie ein Geheimnis darum gemacht, und es auch eingesehen, dennoch war er der Auffassung, es alleine zu schaffen, was eben nicht der Fall ist. Nun wurde er durch den Hausarzt eines besseren belehrt und immerhin ist er freiwillig in die Klinik gegangen. Es gibt Menschen,da ist das absolut nicht der Fall, dann sieht es wieder ganz anders aus.

Mein Ex-Mann war so ein Fall. Dieser hat heimlich neben dem Bier auch noch Schnaps, die sog. Flachmänner, getrunken und die leeren Flaschen in der ganzen Wohnung versteckt. Beim Auszug nach der Trennung haben wir über 200 dieser kleinen Flaschen gefunden. Aber dennoch hat er immer behauptet, er habe kein Alkoholproblem. Als ich mit ihm zusammen war, habe ich, wenn ich mal einen Wein fürs Kochen gekauft habe, die Flasche verstecken müssen, sonst war sie leer. Außerdem ist er zum Schluß auch noch auf Medikamente umgestiegen, wenn er keinen Alkohol hatte. Er hat dann Wick Medi Night getrunken, oder vom Arzt verordnete Novalgin-Tropfen in Überdosierung genommen.

Seit diesem Erlebnis habe ich mich mit dem Thema Alkohol immer wieder auseinander gesetzt, um mir etwas Hintergrundwissen anzueignen. Im großen und ganzen stehe ich der Thematik auch recht neutral gegenüber, wobei ich mir dann immer wieder anhören mußte, er sei mir egal und ich könne kein Mitgefühl aufbringen. Also, wenn er reden möchte. Auch hätte ich mich nie dafür ineressiert, wieso er trinkt. Leider hat er bisher noch nicht begriffen,dass ich im Grunde die falsche Person dafür bin, und ihm nicht helfen kann,weil mir eine fundierte Ausbildung dazu fehlt. Ich will damit nicht sagen, dass ich nicht bereit bin, Gespräche mit ihm über die Problematik zu führen, aber helfen werde ich da nicht viel können, dazu benötigt es eben andere Personen und dass muss er begreifen. Ich hoffe, die Ärzte im Krankenhaus können ihm das klar machen, sobald er wieder auf den Beinen ist. Der Pfleger sagte Gestern zu mir, dass man zu gegebener Zeit intensive Gespräche mit ihm darüber führen wird.
 
Hallo YK,

neben oben genannten Tippsvon mir, es gibt auch Nikotinpflaster, unsere Patienten auf Intensiv werden ggf. mit solchen versorgt, sind eigentlich in jedem KH vorhanden und auch eingesetzt.

Dein Mann macht ja zwei Entzüge auf einmal durch, das ist noch härter.

Deshalb lohnt sich die Nachfrage nach dem Nikotinplaster.
 
Ich danke dir für den guten Rat, werde nachher gleich mal danach fragen, ob dort auch sowas vorhanden ist. Der Hausarzt meinte das nämlich auch, beides auf einmal wolle er nicht verlangen, aber ich denke,er hat auch nicht mit einem Aufenthalt auf der Intensivstation gerechnet.
 
Es geht oft net um das fehlende Nikotin. Es ist die fehlende Bewegung die in einem bestimmten Kontext steht und eine Entspannung mit sich bringt. Einem deliranten Pat. zu erklären, dass er ja jetzt ein Nikotinpflaster hat, dürfte dann wenig bringen.

Wir haben schon delirante Pat. damit beruhigt bekommen, wenn wir ihnen eine Zigarette gegeben haben, geschnippt als wenn wir sie anzünden, Nierenschale hingestellt zum "abaschen"... wie seelig manche Menschen schauen können, wenn sie eine solche "Zigarette" genießen. Manchmal waren die Pat. auch besser führbar.

Frag mal nach, ob die Kollegen vor Ort hier vielleicht mitmachen würden. Achtung: Pat. net alleine lassen. Nur eine kleine Veränderung in der Haltung kann ausreichen und aus der Zigarette wird im Rahmen der Halluzination eine Salzstange, die gegessen wird.

Elisabeth

PS @YK1972 Bezüglich der Co-Abhängigkeit- ich würde mich dem Rat von narde anschließen, Kontakte zu Selbsthilfegruppen zu suchen. Ich denke, du hast da ein falsches Bild von diesem Problem.
 
Elisabeth, seit wir unsere Patienten mit Nikotinpflastern versorgen sind diese Probleme deutlich weniger geworden.
Es gibt ihn schon den Nikotinentzug, ich glaube als Nichtraucher kann man es nicht beurteilen.
Mir sagte mal ein Patient in der Psychiatrie der zum Tavor Entzug da war, dass für ihn der Nikotinetzug schlimmer wäre als der vom Tavor. Also bitte nicht verharmlosen.
 
Pat. mit einem Nikotinentzug sind mir durchaus bekannt. Nur sind die in der Regel net delirant.

Das Empfinden dürfte hier übrigens auch subjektiv sein. Oder wie erklärt sich, dass zig tausend Leute von heute auf morgen aufhören zu rauchen ohne in eine Art Delir o.ä. zu fallen.

Ein Versuch ist meine "Methode" wert. Denn manchmal helfen auch ungewöhnliche Mittel und Wege. *fg*

Elisabeth
 
Was spricht gegen das Nikotinpflaster? Der Patient muss 2 Entzüge gleichzeitig machen.

Es gibt auch Menschen, die ohne Entzug von jetzt auf gleich mit dem Trinken aufhören.
 
Nikotinpflaster werden bei uns auch verwendet,allerdings nicht,während sich der Patient im Delir befindet. Hier gibt's,leider,die "chemische Keule",sprich es wird sediert und manchmal auch richtig schlafen geschickt.
Die Nikotinpflaster kommen auf ITS nach'm Delir dran,hier aber eher zur Überbrückung bis zur Verlegung auf die psych. Normalstation oder auf die Geschlossene. Dort haben die Patienten dann die Möglichkeit,in besonderen Räumen innerhalb der Stationen zu rauchen,wobei die Rauchware vom PP quasi zugeteilt wird.
Kein Patient ist also in diesem Sinne gezwungen,einen doppelten Entzug zu schieben.
 
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