Ärzte denen man sagen muss was zu tun ist!

Werfen wir einen Blick auf die Ausbildung. 6 Jahre "Grund"studium: viel Theorie, viel Hintergrundwissen, weniger Praxis, noch weniger Organisation...

Vor vielen Jahren (Jahrzehnten) kam ein angehender Doc auf seine Station. Dort wurde er bereits erwartet vom altgedienten Stationsarzt- in der Regel ein Arzt, der aus welchem Grund auch immer die Kariereleiter verweigert hat. Dieses Stationsurgestein nahm den Youngster an die Hand und hat ihn in alles eingweiht, was zum arbeiten im klinischen Alltag dazugehört. Und so wurde aus dem Youngster binnen einem Jahr meist ein strukturiert und selbständig arbeitendes Wesen.

Heutzutage kommen sie von der Uni und erleben eine Kurzeinweisung durch den OA und ggf. andere Youngster. Und dann gehts ums Überleben im Stationsalltag. Jede Schwester, die länger als 1 Jahr auf der Station arbeitet ist ihm glatt überlegen was die Routine anbelangt. Bis er in den fachspezifischen Kathegorien denken kann - also ohne unnötige Umwege- ist er auch schon wieder weg. Rotation ist ja auch bei den Ärzten sehr beliebt- angeblich um das Wissen zu erhöhen. Welches Wissen? Vielleicht das, was im Studium nicht vermittelt wurde?

Elisabeth
 
Hallo
Um mir das leidige hinterherlaufen zu ersparen schreibe ich Listen.
Welcher Patient eine Nadel braucht, wo das Antibiotika anzuhängen ist,wer mit ihm reden will etc. Die bekommt er in die Hand gedrückt und kann sie abarbeiten.Tut er es nicht-sein Problem.Alles was zur Routine gehört wird nicht erinnert. Dann gibt es eben mal keine Apotheke und der Doc der es verbockt hat darf auf der Nachbarstation Medis ausleihen.
Jeder kann mal was vergessen, wir sind alle nur Menschen es darf nur nicht zur Gewohnheit werden.
Es kommt schon mal vor daß ich selbsständig Labor ausschreibe oder doppelt angesetzte Medis absetze, das ganze mit einer kurzen schriftlichen Info an den Doc in der Kurve. Meist sind das die Tage wo ein Arzt für 2 Stationen zuständig ist und hoffnungsvoll überlastet. Er kann nichts dafür, ich kann nichts dafür und der Patient schon gleich gar nicht. Wir sind ein Team und die Zusammenarbeit klappt meist ganz gut.
Alesig
 
Zusammenarbeit ist schon in Ordnung, aber nur, wenn sich die Herren auch dementsprechend gut zu benehmen wissen.
Die meisten sind ja okay und hören zu, doch wenn sie ihre eigenen Dusseligkeiten auf die Schwester abwälzen wollen, reicht es.
Manche können sich drehen und winden wie ein Aal, wie es passt - im einen Moment nett und zugäglich und kooperativ, im nächsten Moment arrogant und aalglatt, wenn es heißt, dem Chef was zu beweisen...

Mehr gleichberechtigte Zusammenarbeit wäre aber für beide Seiten ganz bestimmt wünschenswert!
 
Hallo,

dieses Problem was hier beschrieben wird, kenn ich zu gut! Es geht nicht darum, ob jemand unfehlbar ist,oder nicht! Klar kann jeder mal etwas vergessen, das passiert auch mir. Da kann ich z.B. vergessen haben, eine Untersuchung weiter zugeben und dann ruf ich nochmal auf Station an.
Doch bei uns ist es so, dass wir sehr sehr viele und unerfahrene Ärzte haben! Es ist selten so, das wir mal einen erfahrenen Arzt auf Station haben.
Natürlich, jeder fängt mal klein an, doch es ist sehr anstrengend! Sie sind sich sehr unsicher, man muss hinter Kleinigkeiten hinterher laufen. Manchmal sagt man ihnen sogar, was jetzt zu tun ist!
Einige von ihnen wurden eine kurze Zeit auf Station eingearbeitet und wurden dann auf die Notaufnahme versetzt. Da kann man sich ja vorstellen, was für Pat. aufgenommen werden! Weil sie sich einfach zu unsicher sind!
Manche von den Pat. schicken wir am nächsten Tag auch gleich wieder nach Hause.
Allerdings gibt es auch solche, die schon den Facharzt in der Tasche haben, aber sich nicht für den Pat zuständig fühlen!
Zur Erklärung: Bei uns sind die Stationsärzte auch gleichzeitig für Funktionen eingeteilt, wie für Endo, Echo, Sono!
Da kann es dann auch mal vorkommen, das man bestimmte Ärzte auch erst im Spätdienst zu gesicht bekommt und dann kurz eine Visite am frühen Abend stattfindet!
Natürlich gibt es auch andere Ärzte bei uns, aber leider nur wenige. Und dann kann man auch mal genervt sein, nach einem Dienst!

Lg
 
Hallo,
es kann aber nicht unsere Aufgabe sein, unerfahrene Ärzte oder solche die es werden wollen, einzuarbeiten!
Dafür gibt es nun mal die Stationsärzte.
Wir müssen unser neues Pflegepersonal ja auch selber einarbeiten, oder Auszubildende anleiten.
Man macht es mal, dass man dem neuen angehenden Arzt etwas sagt, wenn aber null Resonanz kommt und die gleichen Fehler immer wieder vorkommen, ist es vergeudete Zeit. Unsere Zeit!
Wir haben jetzt schon einige Monate eine angehende Ärztin, oder vielmehr eine, die es mal werden möchte.
Sie bringt hier teilweise ein Durcheinander auf Station und wir müssen es durch Telefonate usw ausbügeln. Wieder unsere Zeit!
Patienten werden einbestellt, obwohl kein freies Bett vorhanden ist und wir vorher nicht informiert wurden. Der Patient, klar, wach und orientiert, lag 1/2 Stunde festgeschnallt auf einer Trage neben dem Dienstzimmer und bekam natürlich die Gespräche der Ärzte mit, denn niemand wusste Bescheid. Wie peinlich für uns.
Es war wieder besagte angehende Ärztin.
Es werden konfuse Visitenanordnungen geschrieben, bei denen wir uns weigern diese auszuführen bis heraus kommt, dass sie sich verschrieben hat.
Nebenbei wird erwähnt, dass eine Pat. von der Intensiv zu uns verlegt wird. Aber niemand weiß, was besagte Pat. hat (Diagnose).
Anruf auf der Intensiv ergab nur die Diagnose Zustand nach Shunt.
Frau D. (besagter Neuling) wurde ganz verlegen, als wir sie nach der Pat.befragten. Sie vergaß wieder einmal, uns Wichtiges weiterzugeben.
Pat. war präfinal und sollte zum sterben verlegt werden. Wir hätten sie glatt in ein Dreibettzimmer gelegt.
Irgendwann platzte mir der Kragen und ich sprach Frau D. auf ihre chaotische Organisation an. Sie war zwar beleidigt, aber es hat ich bis heute nichts geändert.
Sie wurde allerdings von unserer Stationsärztin eingearbeitet und zwar gründlich.
Viele Grüße
Sanne
 
Schlimm auch Chirurgen, sogar OA, die nicht operieren können.
Macht zornig und deprimiert unendlich. Man sollte die Chefs ansprechen und sich jeden Vorfall schriftlich dokumentieren, denn es geht ja auch um die Sicherheit der Pat.
Es geht nicht darum, dass man sich nicht gegenseitig helfen kann, auch wenn der Arzt ja der Studierte ist, sondern um Fehler-Management.
 
:gruebel::gruebel:ist och überall das gleiche....
Naja keiner ist unfehlbar und macht mal Fehler. Aber auf Kosten eines menschenlebens darf es nicht gehen. Solche Fälle gibt es aber oft und würde es auch öfter geben, wenn die Pflege nicht einfach mal so eben machen würde!!!
Das Problem ist die Unterbesetzung und jeder versucht es an den anderen weiter zu geben.
LG Micha:mrgreen:
 
:gruebel::gruebel:ist och überall das gleiche....
Naja keiner ist unfehlbar und macht mal Fehler. Aber auf Kosten eines menschenlebens darf es nicht gehen.

Null Fehler wird es nie geben. Ein Null-Fehler-Management kann tödlich sein, weil aus Angst vor Sanktionen Fehler verschwiegen werdne.

Vielleicht sollte man mal überlegen, was man mit den Fehlern anfängt außer Schuldzuweisungen zwischen den Berufsgruppen.

Das jede Berufsgruppe Fehler machen kann ... http://www.baek.de/downloads/Aus_Fehlern_lernen.pdf

Elisabeth
 

Das ist ein sehr guter Link, und ich wünschte, unsere ehrgeizigen Ärzte würden ihn auch lesen! Ich drucke das mal aus und hänge es an unsere Pinnwand (wie schon so vieles).

Nein, ich bin absolut gegen Schuldzuweisungen zwischen Berufsgruppen, für ein offenes Gesprächsklima und auch Ärzte machen Fehler, denn wir wollen ja keine Halbgötter in Weiß.
Leider sind die allermeisten noch so konditioniert worden, dass man Fehlbarheiten und unzulängliches Können nicht zugibt (typisch der junge Facharzt, der stundenlang herumpopelt, während Pflegepersonal und Anästhesie schon lange geschnallt hat, dass er überfordert ist; die Instrumentierende unterstützt nach Kräften und gibt Tipps, doch das Angebot, den Chef anzurufen macht den jungen Helden noch aggressiv...)
Ärzte decken einander auch gern gegenseitig.
Pflegepersonal hingegen verfolgt die Strategie: Als ich da war, war noch alles in Ordnung! Oder: Ich war nicht da, hatte keine Ahnung, habe etwas Anderes gesagt bekommen etc.
Was ich in meiner eigentlich noch recht überschaubaren Berufslaufbahn schon an Schrott mitgekriegt habe, geht auf keine Kuhhaut.
Wenn mit den Fehlern konstruktiver umgegangen würde, hätten wir außerdem ein ganz anderes Arbeitsklima, in dem Kollegialität viel selbstverständlicher wäre. Erst die Unsicherheit, blamiert oder fertig gemacht zu werden, fördert dieses riskante Arbeiten.

Ich finde es auch nicht schlimm, den jungen Ärzten zu helfen, solange sie das annehmen und etwas zurückkommt. Vorausgesetzt, sie haben Respekt - vor uns und vor den Pat.
 
Ein junger Assistenzarzt frisch von der Uni
weiss alles und nichts. Das Wissen über
biochemische Vorgänge im menschlichen Körper oder die korrekte Bezeichnung der Hirnnerven helfen dem Neuling nicht bei der täglichen Organisation einer Station.
Die Qualität seiner praktischen Arbeit steht und fällt mit der Qualität seiner praktischen Ausbildung. Und die krankt gewaltig!
In unserer Klinik sind offiziell die Oberärzte zuständig für die Ausbildung der Studenten und jungen Ärzte.
Klar. Am Ende werden Anfänger immer von Anfängern angeleitet und so wird´s gefährlich.
Was keiner zugeben mag: Ärzte lernen durch das Prinzip "learning by doing" was im Gesundheitssystem eigentlich ein Tabu sein muss.
Die Pflege darf dabei nicht mitspielen, indem sie die Fehler durch Unwissenheit der neuen Ärzte ausbügelt.
Vielmehr ist es unsere Aufgabe, sich gleich zu Beginn in der großen Teambesprechung mit Arzt, deutlich zu positionieren und Zuständigkeiten zu klären. Sollte der Laden danach nicht laufen, nutzt die mittelalterliche medizinische Hierarchie und schiebt das Problem dahin, wo es hingehört:
In den oberärztlichen Bereich.

LG
D.
 

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