Sie besaß Kultstatus in der DDR, die Frau mit der Rot-Kreuz-Haube und den flotten Sprüchen, die mit ihrem Moped über die Dörfer tuckerte. Sie war der Gutmensch, der sich rührend um Kranke kümmerte, Seelenschmerzen linderte und überall Familienanschluss hatte: TV-Schwester Agnes. Ihre Beliebtheit gewann sie aus den Vorbildern im Alltag, den Gemeindeschwestern. Mit der Wende schienen die überflüssig zu sein und verschwanden. Nun sind die mobilen Schwestern wieder da, auch in Sachsen und Sachsen-Anhalt. Der Ärztemangel auf dem Lande erfordert es. Einst mit knatterndem Zweirad und medizinischem Tagebuch von Dorf zu Dorf unterwegs, machen sie sich heute mit Auto und Laptop auf den Weg. Als Vertraute der Hausärzte, die maßlos überlastet sind, brechen sie allmorgendlich auf, um nach jenen Patienten zu schauen, die daheim betreut werden müssen. Sie nehmen Blut ab, messen Zuckerwerte und Blutdruck, wechseln Verbände oder prüfen die Verträglichkeit von Medikamenten. Und sie tun etwas, was weder Arzt noch Pflegedienst abrechnen könnte: Sie hören zu, trösten, muntern auf, lassen Herzenswärme spürbar werden. Für viele der Alten ist ihr Besuch der Höhepunkt des Tages. Schwester Karla aus Olbernhau und ihre Kollegin Inge im Städtchen Oschersleben haben ein festes Ziel vor Augen: stets für Menschen da zu sein - mit medizinischer Hilfe und Streicheleinheiten für die Seele.