Zwangsrekrutierung?!

@Lillebrit
Was steht denn genau in Deinem Arbeitsvertrag drin?
Bei mir (als ich damals als Lehrer tätig war) steht eindeutig unter §1 (1) drin: "Herr H. wird als pädagogischer Mitarbeiter beschäftigt."
Das schließt m. M. n. eine pflegerische Tätigkeit aus.
Gut, die Situation mag insoweit anders gewesen sein, als daß ich damals an einer BFS für Altenpflege gearbeitet habe; eine Altenpflegeschule ist (soweit ich weiß) nie einer Praxiseinrichtung (Pflegeheim etc.) angegliedert, Träger sind praktisch immer zwei verschiedene. Das ist ja in der Krankenpflege meist anders.
Aber dennoch war da die Formulierung eindeutig.
 
Ich habe an meiner Schule einen Monat unbezahlten Urlaub genommen und gehe in der Zeit auf Intensivstation. Dazu bin ich nicht gezwungen worden. Niemand bei uns wird gezwungen, auf den Corona Stationen zu arbeiten.
Bei uns im Haus wir immer wieder verlautbar, dass im Notfall auch die Lehrkräfte an die Betten geholt werden sollen.
Andererseits finde ich schon, dass Menschen, die keiner Risikogruppe angehören, irgendwie helfen sollten. Wenn nicht in der Pflege am Bett, dann vielleicht in der Kinderbetreuung.

Und irgendwie sind wir ja auch Vorbilder für die Schüler...
 
Ich habe an meiner Schule einen Monat unbezahlten Urlaub genommen und gehe in der Zeit auf Intensivstation. Dazu bin ich nicht gezwungen worden. Niemand bei uns wird gezwungen, auf den Corona Stationen zu arbeiten.
Gut, aber was jemand freiwillig macht, steht auf einem völlig anderen Blatt, als das, was Lillebrit schrieb.
Da gibt´s übrigens genug Stellen, wo man sich freiwillig melden kann, wenn einer das will:
Andererseits finde ich schon, dass Menschen, die keiner Risikogruppe angehören, irgendwie helfen sollten. Wenn nicht in der Pflege am Bett, dann vielleicht in der Kinderbetreuung.
Seh ich anders.
Und irgendwie sind wir ja auch Vorbilder für die Schüler...
Ihr solltet in erster Linie ein Vorbild für die Schüler an Professionalität sein.
Also eher: Wohin soll sich Pflege entwickeln (Professionalisierung, Akademisierung, Vorbehaltstätigkeiten etc.).
Und nicht der Rückschritt zu Florence Nightingale (totale Aufopferung im "Dienste" des Patienten bis zur Ruinierung der eigenen Gesundheit).
 
Mit Florence Nightingale hat das nichts zu tun. Ich arbeite ja nicht umsonst.
Ich stelle meine Arbeitskraft nicht dafür zur Verfügung, dass unnötige Behandlungen, OPs und Beatmungsstunden abgerechnet werden können. Das wurde mir in den letzten Jahren am Bett immer mehr zuwider.

Hier geht es aber um eine Ausnahmesituation, in der dringend geschulte Kräfte benötigt werden. Das kann auch eine Chance für unsere Berufsgruppe sein!

Und Professionalität bedeutet auch, eine Rolle zu verkörpern.
 
@Lillebrit
Was steht denn genau in Deinem Arbeitsvertrag drin?
Bei mir (als ich damals als Lehrer tätig war) steht eindeutig unter §1 (1) drin: "Herr H. wird als pädagogischer Mitarbeiter beschäftigt."
Das schließt m. M. n. eine pflegerische Tätigkeit aus.

Bei mir steht als Tätigkeitsbeschreibung "Lehrerin für Pflegeberufe". Der Vertrag wurde unter dem Vorbehalt der Erlangung des akademischen Grades Master of Science geschlossen.

Das schliesst eine Beschäftigung als Krankenschwester eigentlich aus...
 
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Ich stelle meine Arbeitskraft nicht dafür zur Verfügung, dass unnötige Behandlungen, OPs und Beatmungsstunden abgerechnet werden können. Das wurde mir in den letzten Jahren am Bett immer mehr zuwider.
:up:Das ist gut.
Hier geht es aber um eine Ausnahmesituation, in der dringend geschulte Kräfte benötigt werden. Das kann auch eine Chance für unsere Berufsgruppe sein!
Ich fürchte, daß genau das Gegenteil eintreten wird; für diese Befürchtung habe ich gute Gründe, nämlich den Blick auf die Geschichte der Pflege:

"Der Erste Weltkrieg verursachte einen Bruch in der beruflichen Entwicklung der Pflege, da alle Bemühungen zur Vereinheitlichung und Zusammenarbeit gestoppt werden, die Pflege in den einzelnen Ländern konzentrierte sich im Wesentlichen auf die Aufrechterhaltung der pflegerischen Versorgung der Kriegsverletzten.[30]"
Quelle:
Geschichte der Krankenpflege – Wikipedia

"Mit der Forderung nach einem Studium – an der Frauenhochschule Leipzig gab es kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs tatsächlich Kurse für Krankenschwestern (...)
Die frühen Verberuflichungs- bzw. Professionalisierungsversuche, die von der B.O.K.D. zu Beginn des 20. Jahrhunderts initiiert wurden, wurden durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen und in der Zeit des nationalsozialistischen Regimes der Nazi-Ideologie vollkommen unterworfen."

Quelle:
https://www.hof.uni-halle.de/journal/texte/13_1/Krampe.pdf S. 4f

D. h., die Pflege war bis dahin bereits auf einem ganz guten Weg der Professionalisierung, aber für die Front brauchte man damals jede Menge Mädchen und junge Frauen, die im Schnellkurs für die Lazarette "fit" gemacht wurden, um dort ihrer "vaterländischen Pflicht" nachzukommen... Professionalität?? :lol: Von diesem Einschnitt hat sich dann die Pflege (zumindest in Deutschland) jahrzehntelang nicht mehr erholt.
Da passt die gegenwärtige Entwicklung, in der man ganz schnell irgendwelche Helfer auf Beatmungsmaschinen schulen will, ziemlich gut ins Bild.
Sollte ich mich irren und es kommt genau andersrum, wäre ich natürlich sehr froh.
Aber ich bin skeptisch, denn der Pflege hat noch nie irgendwer irgendwas geschenkt...
Und Professionalität bedeutet auch, eine Rolle zu verkörpern.
Nichts anderes sage ich ja, die Frage ist nur, welche Rolle Du Dir aussuchen willst.
 
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Und irgendwie sind wir ja auch Vorbilder für die Schüler...

Zur Vorbildfunktion gehört, dass ich

a) keine Tätigkeiten ausführe, für die ich nicht ausgebildet worden bin (Erzieherin)
b) mir nicht anmasse, nach 20 Jahren Abstinenz im Pflegeberuf eine Handlungskompetenz zu besitzen

:-)
 
Hier ist ein Artikel aus Italien:
Also klar, es ist Italien und es handelt sich um eine Ärtzin.
Dennoch wurde die Dame zwangsversetzt und sie muss in Vollzeit arbeiten, obwohl sie eigentlich Teilzeitärztin ist.

Ich sehe nicht wirklich, warum es in Deutschland anders laufen soll, wenn ähnliche Zustände hier herrschen. Gesetze hin oder her.
 
Hier ist ein Artikel aus Italien:
Das hier finde ich bemerkenswert:
"Ich bin auch verärgert. Jetzt gibt es all diese wohlmeinenden Aktionen gegenüber Ärzten und Krankenschwestern. Menschen, die auf den Balkonen erscheinen, um zu applaudieren. Das verstehe ich einerseits, andererseits aber stört es mich, denn wir sind die Gleichen geblieben: nämlich diejenigen, die noch bis gestern beleidigt wurden, weil wir angeblich zu spät Untersuchungen gemacht oder wer weiß was getan haben, anstatt zu arbeiten. Wir sind immer noch diejenigen, denen oft weniger geglaubt wird als Google. Wir sind diejenigen, die angeblich nicht zuhören oder keine Zeit haben, zuzuhören, weil sie Gott weiß was zu tun haben. Wir wollen keinen Applaus, uns reicht wahrer Respekt, wenn die ganze Situation vorbei ist." (...)
"Die Enttäuschung hebe ich mir für später auf, wenn wir aus diesem Albtraum herauskommen. Wenn sich nichts geändert hat, wenn es keine Investitionen zur Unterstützung des nationalen Gesundheitssystems gibt, und alle innerhalb weniger Wochen alles vergessen haben, werde ich sehr enttäuscht sein und alle Hoffnung verloren haben. Denn wenn wir nicht mal aus einer solchen Katastrophe lernen, ist jede Art von Hoffnung auf die Lernfähigkeit der Menschheit zerstört."
 
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Natürlich besteht die Möglichkeit, dass sich nach der Krise alle auf die Schulter klopfen, weil alles toll geklappt hat, und dann gerät es schnell in Vergessenheit.
Aber was ist, wenn nicht?
Was ist, wenn sich da gerade in den Köpfen etwas verändert? Denn es geht hier ganz offensichtlich nicht um Profit und Gewinnmaximierung.
Bevor wir es (wie üblich) schlecht reden, könnten wir dem mal eine Chance geben.

Ich mag keine Presseartikel und Beiträge in sozialen Netzwerken mehr lesen, in denen es darum geht, dass irgendwo irgendwelche Leute zu irgendwas gezwungen werden.
In meinem Haus war das so: Ich habe mitgeteilt, dass ich im April arbeiten könnte. Dann bin ich gefragt worden, in welchen Bereich ich möchte. Als ich gesagt habe, Intensiv wäre okay (weil ich ja von da komme), wurde ich noch mal gefragt, ob es auch okay wäre, wenn es die Corona Intensiv wäre. Schutzausrüstung ist genug vorhanden, Zuschläge werden gezahlt (bevor ich überhaupt danach fragen konnte). Wer lässt sich denn heutzutage noch zwangsrekrutieren?
 
@Bumblebee2
Von mir aus kann doch gern jeder sowas machen, der sich dazu berufen fühlt.
Nur sehe ich weder eine Verpflichtung dazu noch eine Vorbildfunktion darin.
Ich werd ganz normal meinen Job machen, da werd ich nämlich auch gebraucht.
Ist jetzt nicht so heroisch, aber damit verdien ich mein Geld.
 
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Wir sprechen uns morgen noch mal, wenn durch den Bundestag gepeitscht wurde, dass MDK, Bundeswehrreserve UND ehemalige Zivildienstleistende ans Bett gezerrt werden dürfen.
 
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Wir sprechen uns morgen noch mal, wenn durch den Bundestag gepeitscht wurde, dass MDK, Bundeswehrreserve UND ehemalige Zivildienstleistende ans Bett gezerrt werden dürfen.
Trotzdem müssen auch die Patientenfernen Bereiche bedient werden ;-)
Die PDL sollte schon dort oben bleiben, die Pädagogen müssen die Ausbildung per Lernplattform aufrecht erhalten etc.
Es können nicht alle an die Betten
 
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Schule fällt dann eben aus. Wie sonst in allen anderen ausbildungsstätten auch.Die Berufsschulen sind bei uns flächendeckend dicht und die Auszubildenden in den Betriebsstätte.
 
Schule fällt dann eben aus. Wie sonst in allen anderen ausbildungsstätten auch.Die Berufsschulen sind bei uns flächendeckend dicht und die Auszubildenden in den Betriebsstätte.
So einfach ist das für den Examenskurs nicht!
Wir arbeiten aktuell an Möglichkeiten, diese zu beschulen. Viel Spielraum gibt es im 3. Lehrjahr nicht. Und Hessen hat in der vorletzen Juliwoche zentrale Examensprüfungen.
Die Schulen sind ja nicht zu....wir Lehrkräfte arbeiten an anderen Dingen, die wir für die Generalistik benötigen.

Sorry, aber es können nun mal nicht alle an die Betten ...
 
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Ja, bei uns suchen auch alle nach Wegen der Zwangsrekrutierung zu entgehen. Ich bin gespannt ob mein Krüppelattest und meine Führungsaufgaben reichen.
 
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Ja, bei uns suchen auch alle nach Wegen der Zwangsrekrutierung zu entgehen. Ich bin gespannt ob mein Krüppelattest und meine Führungsaufgaben reichen.
Du bist zumindest in der Pflege ;-)
Rekrutieren kann man aber nur, wer
a) fachlich und
b) gesundheitlich
geeignet ist.

Da scheiden schon viele aus...
 
Hallo,

ich arbeite im MedCo, bin aber Krankenschwester mit FWB An/Int. Allerdings stand ich vor 9 Jahren das letzte mal am Bett...

Wir haben zwar (noch) nicht wirklich weniger Arbeit, es wurde uns aber schon mitgeteilt, dass alle mit "medizinischer Ausbildung" zur Versorgung der Patienten herangezogen werden können.
 
Wir sprechen uns morgen noch mal, wenn durch den Bundestag gepeitscht wurde, dass MDK, Bundeswehrreserve UND ehemalige Zivildienstleistende ans Bett gezerrt werden dürfen.
Bundeswehrreserve und ehemalige Zivis sind in der Pflege meist nicht ausgebildet. Beim MDK arbeiten Ärzte und Pflegekräfte, zwar in anderer Funktion, aber ausgebildet und meist mit jahrelanger (KH-) Erfahrung. Das ist schon ein klitzekleiner Unterschied!
 
Hallo,

ich arbeite im MedCo, bin aber Krankenschwester mit FWB An/Int. Allerdings stand ich vor 9 Jahren das letzte mal am Bett...

Wir haben zwar (noch) nicht wirklich weniger Arbeit, es wurde uns aber schon mitgeteilt, dass alle mit "medizinischer Ausbildung" zur Versorgung der Patienten herangezogen werden können.
Wann tritt der Fall denn ein?
Ob man das so einfach kann denke ich nicht ;-)