Wie handhabt ihr Tätigkeiten, die noch nicht in der Schule durchgenommen wurden?

Hallöchen...

also eigentlich finde ich das gar nicht so schlimm, wenn man selbstständig arbeiten darf. es soll ja auch üben. ich bin im 1. lehrjahr und hatte heute meinen 3. tag auf station und durfte 2 katheter ziehen. und das hatte ich bisher auch nicht in der schule gehabt. uns wurde nie gesagt was wir dürfen und was wir nicht dürfen. ich verteile auch selbstständig medis. darf man das denn nicht???
 
Hi,

also bei uns war / ist es so, daß die Theorie eigentlich zugrunde liegen sollte. EIGENTLICH !
Heißt, wenn Du entsprechend auf Station angeleitet wirst und Du dich in der Durchführung sicher fühlst, dann ist es in Ordnung. Solltest Du dir selbst aber unsicher sein, nimm nochmal und nochmal und nochmal jemanden mit. Du hast auch das Recht Tätigkeiten zu verweigern, wenn Du dir unsicher bist. Deswegen dürfen sie dich weder schlecht beurteilen noch sonst irgendwelche darauf bezogenen Punkte negativ ankreiden.

LG
Capper (Kai)
 
stationswicht schrieb:
wenn du vielleicht nochma lesen willst... hab ni vom Spritzen geredet, sondern vom BZ-Messen...
Äh, ja, Entschuldigung.

und Spritzenabszess passiert vielleicht sogar eher welchen im "Alltagstrott", die auf's Desinfizieren keinen Wert mehr legen als nem Anfänger, der vieles noch sehr genau nimmt, weil eben die Routine fehlt
und außerdem gab es wie gesagt Dinge, an denen ich mich nie vergriffen hab, bevor's in der Schule dran war... (infusionen, Insulin, i. m.,....)
Ich wollte eigentlich auch auf etwas ganz anderes hinaus und nicht speziell auf s.c. Spritzen (oder was auch immer), sondern mich eigentlich ganz allgemein auf den Satz aber da hält sich die Gefahr für'n Pat. glaube auch in Grenzen beziehen.
Manchmal kann man einfach nicht abschätzen, was gefährlich ist, wenn man die Hintergründe nicht kennt.

Davon abgesehen stimme ich Dir zu, dass zu einer guten Anleitung auf Station eben auch eine gute Erklärung dazu gehört. Wenn dann noch bei der Durchführung eine exam. Kraft dabei ist, dürfte es in den seltensten Fällen gefährlich werden.

Ulrich
 
stefan1981 schrieb:
Sicherlich sind viele Sachen ohne Gefahren (minimale Gefahr).
Man sollte aber immer den Unterschied bedenken ob man etwas an jemand anderen oder sich selbst macht. Da gibt es rechtlich riesengroße Unterschiede.

Wenn man etwas am Patienten macht ist immer einer verantwortlich....
Genau

Ulrich
 
schließe mich den anderen an, selbst beim BZ-messen kann noch vieles schief gehen...

stell dir mal vor, du hast nen verwirrten pat. und der hat vorher (ohne es dir zu sagen ) was süßes gegessen (z.b trauben) , da können die werte explodieren und alles läuft dann amok um den bz zu regeln...

außerdem hatten wir mal ne pat. bei der sich auf grund von einnahme von cotrim und euglucon (bin mir nicht mehr sicher, ob auch wirklich dieses antidiabetikum war) erheblich probleme rausstellen. beim messen war der wert ideal, zwei minuten später war er nur bei 33.. dann kamen zich doktores, alles wirbelte ... glukose wurde angehängt.. dann war der bz wieder zu hoch... das ganze ging lange 15 min hin und her...

stell dir mal vor, ein schüler weiß nicht, worauf er genau achten soll (wirkungsweise mit anderen medis usw. ) , der wäre doch mit den worten "prima" rausgestiefelt und man bekäme nichts mit, was sich wirklich im pat.zimmer abspielte.... klar jetzt kann jeder sagen, aber dann hätte doch die mitpatienten oder wer auch immer geklingelt.. aber mal ehrlich.. um 12.00 wenn das essen verteilt wird.. einige patienten vorher noch mit personalhilfe zur toilette wollen, die anderen gerade zur untersuchung müssen oder von dort kommen, hatte die pat bestimmt leider ne weile warten müssen...

daher..

lg michalina
 
Das Beispiel hinkt gewaltig da der Fehler bereits vorher liegt: Für Patienten, die perorale Antidiabetika einnehmen, sind Sulfonamide (Cotrimoxazol) und Gyrasehemmer kontraindiziert, weil sie die Blutzucker senkenden Wirkung der Antidiabetika verstärken.
Das kann der Schüler nicht wissen und die Fachkraft wußte es hier offensichtlich auch nicht. Sonst hätte sie wohl die Gabe verhindert.
Außerdem erscheinen mir BZ Schwankungen im Minutentakt eher sehr unwahrscheinlich.

Ein Azubi braucht genaue Vorgaben, wie er sich bei Abweichungen vom Normalwert zu verhalten hat. Dann kann er auch den technischen Part der Handlungen übernehmen. Die Bewertung der Ergebnisse obliegt der Fachkraft... übrigens auch dann noch, wenn der Azubi dies in Schule bereist gelernt hat.

Jeder FSJler oder Zivi wird heutzutage mit dem Stethospkop und dem BZ Gerät rumgeschickt zum Messen. Warum sollte ein Azubi dies nicht auch tun können.

Elisabeth
 
Elisabeth Dinse schrieb:
Das Beispiel hinkt gewaltig da der Fehler bereits vorher liegt: [...]
Das kann der Schüler nicht wissen und die Fachkraft wußte es hier offensichtlich auch nicht. Sonst hätte sie wohl die Gabe verhindert.
Außerdem erscheinen mir BZ Schwankungen im Minutentakt eher sehr unwahrscheinlich. Ein Azubi braucht genaue Vorgaben, wie er sich bei Abweichungen vom Normalwert zu verhalten hat. Dann kann er auch den technischen Part der Handlungen übernehmen. Die Bewertung der Ergebnisse obliegt der Fachkraft... übrigens auch dann noch, wenn der Azubi dies in Schule bereist gelernt hat.
Da kann ich Dir nur zustimmen.


Jeder FSJler oder Zivi wird heutzutage mit dem Stethospkop und dem BZ Gerät rumgeschickt zum Messen. Warum sollte ein Azubi dies nicht auch tun können.
Diese Begründung finde ich allerdings mehr als mager!

Ulrich
 
Michalina schrieb:
stell dir mal vor, du hast nen verwirrten pat. und der hat vorher (ohne es dir zu sagen ) was süßes gegessen (z.b trauben) , da können die werte explodieren und alles läuft dann amok um den bz zu regeln...

Und wo ist der Unterschied zum ex. PP??

Die Maßnahmen bleiben dieselben, es sei denn der Schüler rennt direkt zum Schrank, holt ne G20 und hängt sie an, das ist aber ein anderes Thema :wink:
 
Jeder FSJler oder Zivi wird heutzutage mit dem Stethospkop und dem BZ Gerät rumgeschickt zum Messen. Warum sollte ein Azubi dies nicht auch tun können.

Diese Begründung finde ich allerdings mehr als mager!

Wieso ist die mager? Sie ist tägliche Realität.

Elisabeth
 
Elisabeth Dinse schrieb:
Wieso ist die mager? Sie ist tägliche Realität.
...was sich ja nicht umbedingt widerspricht. Die Argumentation: Das haben wir schon immer so gemacht, ist ja auch tägliche Realität.
Nebenbei: Mir geht es eigentlich nicht um den Inhalt Deiner Aussage; mir gefiel bloß die Art der Begründung nicht und ich hätte sie von Dir auch einfach so nicht erwartet...

Ulrich
 
die beispiele sind ja wohl auch bissel... naja... an den Haaren herbeigezogen ;)
sowas kann ja auch schief gehen, wenn ich das in der Schule schon hatte.....

najaaaaa...
 
Dann hatte ich dich mißverstanden. ich versuchs nochmal anders zu erklären.

Jede Handlung hat mittlerweile für mich einen technischen Part und den Part des Verständnisses der Handlung (warum, wieso, weshalb). Der technische Part ist schnell erlernt. Die Handlung kann danach unreflektiert nach Anordnung ausgeführt werden. Es bedarf keines großen Fachwissens.

Das Fachwissen wird erst relevant, wenn ich die Handlung reflektiere- meint wenn ich Ergebnisse bewerte, in den Kontext zu anderen Beobachtungen stelle usw..

Ein Azubi kann und sollte technische Kenntnisse der pflegerischen Handlungen erwerben ohne dass diese vorher im Unterricht durchgesprochen wurden. Er muss lernen, dass es für eine Pflegefachkraft nicht reicht eine Handlung unreflektiert durchführen zu können- weil, das kann jeder. Es sollte stets von Fachkräften versucht werden erste Grundlagen der Reflektion zu legen, die dann in der Schule vertieft werden können.
Übrigens lernt man leichter, wenn man Bilder im Kopf hat zu den verschiedenen Tätigkeiten.

Mein Anspruch an die Schule ist dann aber nicht, die technischen Fertigkeiten zu vermitteln. In der Schule sollte mehr auf die Reflexion der Tätigkeit eingegangen werden: wann, warum, wieso, weshalb, welcher Kontext usw.. Das dürfte schwierig werden bei dem Drang alles und jedes in Standards und Checklisten zu verpacken und damit das eigene Denken abzuschalten.

*puh* ist das schwer auf der Methaebene zu erklären. Hoffe aber es war trotzdem verständlich.

Elisabeth
 
Elisabeth Dinse schrieb:
Jede Handlung hat mittlerweile für mich einen technischen Part und den Part des Verständnisses der Handlung (warum, wieso, weshalb).
Interressanter Gedanke. Hab ich so noch nicht betrachtet.

Der technische Part ist schnell erlernt. Die Handlung kann danach unreflektiert nach Anordnung ausgeführt werden. Es bedarf keines großen Fachwissens.
Das Fachwissen wird erst relevant, wenn ich die Handlung reflektiere- meint wenn ich Ergebnisse bewerte, in den Kontext zu anderen Beobachtungen stelle usw..
Volle Zustimmung!

[...technische Fertigkeiten in der Praxis lernen...] Mein Anspruch an die Schule ist dann aber nicht, die technischen Fertigkeiten zu vermitteln. In der Schule sollte mehr auf die Reflexion der Tätigkeit eingegangen werden: wann, warum, wieso, weshalb, welcher Kontext usw..
Wäre also wieder die Trennung von Handlung und Denken (beim Lernen), wie im ersten Satz. Irgendwie klingt das gut. (Das ganze dann zusammen zu bringen, kann dann ja auch nicht mehr schwer sein :wink:)

Hoffe aber es war trotzdem verständlich.
Ja doch, verständlich und sehr interressant. Werd mir das mal im Kopf behalten!

Danke!
Ulrich
 
Ich hab lange gebraucht dahinter zu steigen, warum die Delegtaion von Pflege- und Überwachungsmaßnahmen nicht gleichbedeutend mit schlechter Pflege ist. Es scheint für das Ergebnis von Bedeutung zu sein ob der übernehmende die "handwerkliche" Fähigkeit hat. Und es ist wichtig über welches Fachwissen die delegierende Fachkraft verfügt- ob sie in der Lage ist Ergebnisse zu reflektieren.

Für mich kann hier eine große Erleichterung entstehen: ich kann bestimmte Routinemaßnahmen delegieren und sozusagen aus der Ferne beobachten. Ich gewinne Zeit um mich Pat. zu widmen wo ich keine präzise Vorgaben für die Pflege- und Überwachungsmaßnahmen machen kann: Primäre, sekundäre und tertiäre Pflegaufgaben.

Elisabeth
 
außerdem isses auch irgendwie cool:

einerseits darf um himmelsgotteswillen keiner mehr auf Station machen, als in der Schule besprochen wurde

andererseits kommt bei jeder neuen Tätigkeit in der Schule die Frage, wer das und das schon mal gemacht hat.... und wenn keiner was sagt, isses wieder ni richtig...


kooooomisch ;)
 
Elisabeth Dinse schrieb:
Ich hab lange gebraucht dahinter zu steigen, warum die Delegtaion von Pflege- und Überwachungsmaßnahmen nicht gleichbedeutend mit schlechter Pflege ist. [...]
Für mich kann hier eine große Erleichterung entstehen: ich kann bestimmte Routinemaßnahmen delegieren und sozusagen aus der Ferne beobachten. Ich gewinne Zeit um mich Pat. zu widmen wo ich keine präzise Vorgaben für die Pflege- und Überwachungsmaßnahmen machen kann
Mit dem Delegieren habe ich noch so meine Probleme, aber das wird schon noch. Ich hab ja noch gut 3 Jahrzehnte Zeit. :spopkorns:

Danke noch mal für diese andere Sichtweise,
Ulrich
 

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