Was hat das Studium eurer Karriere gebracht?

Southpaw

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Grüß euch!

Das Pflege dual Studium, was ja jüngst ausgelaufen ist, bestand ja mancherorts schon seit 10 Jahren.
Ich erinnere mich noch an die vollmundigen Versprechungen am Anfang meines Studiums, dass sich ja so viel tut und in Arbeit ist und das Studium auf jeden Fall ein Zugewinn für unsere Karriere sein wird.

Ich persönlich merke nicht viel Entfaltungsraum im Krankenhaus für Absolventen.
Der Karriere-Boost ist dann doch eher im homöopathischen Bereich (ich habe Zugeständnisse, wenn ich Praxisanleiter werden will, mehr nicht).

Jetzt stupsen mich frühere Profs aus der Hochschule wiederholt an, ich müsse unbedingt den APN Master dranhängen, sonst kann ja nix gehen. Die nebulösen Versprechungen klingen genau so wie damals mit Beginn des Bachelorstudiengangs, deswegen bin ich sehr abgeschreckt.

Was hat das Studium eurer Karriere gebracht? Ich meine da jetzt nicht Pflegepädagogik oder -management, die haben beide die deutlichsten Outcomes.
Jetzt mit Absolventen der sozialen Arbeit um Arbeitsplätze zu konkurrieren, scheint mir nicht der eleganteste Weg zu sein.

Freu mich auf echte Erfolgsgeschichten.
 
Frage: Möchtest Du nur die Geschichten von Bachelor-Absolventen mit dualem Studiengang?

Ich habe sowohl Bachelor als auch Master berufsbegleitend gemacht; einen dualen Studiengang gab es zu meiner Ausbildungszeit noch nicht. Ich kann aber gern berichten (und denke auch, dass der Zeitpunkt des Studiums hier nicht entscheidend ist).
 
Frage: Möchtest Du nur die Geschichten von Bachelor-Absolventen mit dualem Studiengang?

Ich habe sowohl Bachelor als auch Master berufsbegleitend gemacht; einen dualen Studiengang gab es zu meiner Ausbildungszeit noch nicht. Ich kann aber gern berichten (und denke auch, dass der Zeitpunkt des Studiums hier nicht entscheidend ist).
Du hast ja eine Erfolgsgeschichte, also wäre schön, auch das hier gesammelt zu haben.
 
Ich habe wie gesagt berufsbegleitend studiert, einige Jahre nach meinem Examen. Zuerst den Bachelor of Nursing über Distance Education an der University of Southern Queensland in Australien. Das war Anfang der 2000er und in Deutschland begannen erst allmählich die grundständigen bzw. dualen Studiengänge, Möglichkeiten für Quereinsteiger nach der Grundausbildung existierten damals noch nicht.

Nach dem Bachelor habe ich einige Jahre "normal" am Bett gearbeitet, Praxisanleiterin war ich bereits zuvor. Danach habe ich meine Stelle und meinen Wohnort gewechselt und habe als stellvertretende Leitung in einem kleineren Krankenhaus zur Errichtung einer Klinik für Palliativmedizin beigetragen.

Als die nach einigen Jahren lief, wollte ich es nochmal wissen und habe mich für einen Masterstudiengang in Gesundheits- und Pflegewissenschaften beworben, diesmal in der Präsenzvariante. Der ging über zwei Jahre Vollzeit, mit 50% Arbeitszeit nebenher, um mir meinen Lebensunterhalt zu sichern (für Bafög war ich ja längst zu alt).

Nach dem Master habe ich nebenberuflich viel als Dozentin gearbeitet, sowohl in der Aus- und Weiterbildung bei meinem damaligen Krankenhaus als auch extern in Weiterbildungsstätten, ambulanten Pflegediensten und beim Roten Kreuz. Hier kam mir zugute, dass wir in der Hochschule so häufig Präsentationen machen mussten und strikte Vorschriften dazu hatten. Ich hätte auch gern Projekte an unserem Krankenhaus begleitet, aber es gab bei uns keine Möglichkeit, mich entsprechend einzusetzen. Ich hätte nebenher in Arbeitsgruppen mitwirken können, aber keine Stabsstelle o.ä. bekommen können - das war in dem kleinen Haus, das ohnehin zu kämpfen hatte, so nicht drin.

Als ich merkte, dass bei meiner Tätigkeit auf Station die Luft raus war, hab ich mich nach neuen Möglichkeiten umgesehen und eine Stellenanzeige für Advanced Practice Nurses gefunden, die mich interessierte. Nach dem Vorstellungsgespräch und einer Hospitation in einem komplett anderen Fachgebiet wagte ich dann den Schritt, nochmal den Bereich zu wechseln (und auch mal wieder den Wohnort). Nun bin ich seit 2,5 Jahren Pflegeexpertin APN und mit jeweils 50% sowohl auf Station als auch in der Pflegeentwicklung tätig. Diese Abteilung besteht inzwischen aus mir und zwei Bachelorabsolventen; eine vierte Kollegin macht derzeit ihren Master und stößt danach zu uns. Wir führen pflegewissenschaftliche Studien durch, erstellen oder begleiten Projekte bei der Implementierung, sorgen für die Veröffentlichung in Fachzeitschriften oder auf Kongressen und unterstützen andere Kolleg:innen bei ihren Ideen. Nach und nach bekommt hier im Klinikum jeder Fachbereich seine eigene APN und überlegt sich Einsatzmöglichkeiten für die Bachelor-Absolventen.

Für mich ist es die ideale Kombination; ich habe mich nie an die reine Wissenschaftlerin an einem Institut gesehen. Die Kolleg:innen an der Basis sehen uns als Bereicherung an und beteiligen sich an den Projekten und Forschungsvorhaben - und zwar mit großem Engagement. Wir bemühen uns auch, die Bachelor-Absolventen aus den eigenen Reihen zu rekrutieren.

Wenn eine Karriere im eigenen Haus nicht möglich ist - wie bei mir beim früheren Arbeitgeber - brauchst Du einen langen Atem, Mut, ungewöhnliche Wege einzuschlagen, und möglichst ein Netzwerk. Das Alumni der eigenen Hochschule kann da hilfreich sein, die entsprechende Gruppe in einem Pflegeverband oder die Mitgliedschaft in einem Verein wie dem DNAPN Deutsches Netzwerk APN & ANP g.e.V. – Advanced Practice Nursing & Advanced Nursing Practice g.e.V. .

Ich muss Deiner Hochschule übrigens beipflichten: Der Master eröffnet Dir nochmal ganz andere Möglichkeiten. Eine APN z.B. muss per definitionem einen Mastertitel vorweisen können.
 
Was hat das Studium eurer Karriere gebracht? Ich meine da jetzt nicht Pflegepädagogik oder -management, die haben beide die deutlichsten Outcomes.
Ich weiß, das hat jetzt nichts mit Deiner Frage zu tun; aber soweit ich weiß besteht inzwischen auch die Möglichkeit, auf Deinen vorhandenen Bachelor einen Master in den Bereichen Pflegepädagogik oder -management draufzusatteln.
Siehe z. B.:
"Grundsätzliche Zulassungsvoraussetzung des berufspädagogischen Masterstudiums ist eine abgeschlossene Ausbildung in einem pflegerischen Beruf (bzw. ein primärqualifizierendes Pflegestudium = duales Studium mit integrierter Praxisausbildung) oder einem anderen Gesundheitsfachberuf. Weiterhin ist der akademische Grad des Bachelors eine zwingende Voraussetzung. Der Studienabschluss des Bachelors muss mit der Note 2,5 oder besser abgelegt worden sein."
Quelle
 
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Mein Antrieb war niemals eine potenzielle Karriere. Ich habe aus purem Eigeninteresse und Selbsterfüllung studiert und bin so froh diese Entscheidung so getroffen zu haben. Ich habe Biomedizintechnik im Bachelor studiert und Wirtschaftswissenschaften/Gesundheitsökonomie im Master (noch mittendrin).
 
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Reaktionen: Martin H.
Die Frage ist: Was sind Erfolgsgeschichten?

Meine Stationen: B.Sc. danach beteiligt an Projekten in der Klinik (Uniklinik) an bestimmten Projekten mit entsprechender Zulage (da PR Höhergruppierung ablehnte), Dann nochmal ganz normal in die Pflege zurück, da ich unbedingt auf einer Knochenmarktransplantationsstation arbeiten wollte. Nun andere Schwerpunkte für mich entdeckt und mache meinen Master in Gesundheitsmanagement (Health Administration). Wohin mich dann der weg führen wird, wird sich zeigen. Ich kann bestimmt meine Karriere planen, aber ich habe in der Zeit gelernt das sich vieles eben auch nicht planen lässt. Derzeitig führe ich eine Standortbestimmung durch und werde mich ab nächstem Jahr in eine bestimmte Richtung bewegen.
Früher wollte ich unbedingt Pflegewissenschaften oder Gesundheitswissenschaften studieren und dann in der Wissenschaft arbeiten. Aber die Bedingungen in der Wissenschaft sind ja noch schlechter als die in der Gesundheitsbranche.

Zur APN: Ich nehme ebenfalls, erfreulicherweise, wahr das nun mehr Stellen für ANP geschaffen werden. Meine Klinik bietet ein Traineeprogramm an, ein Kollegin von mir arbeitet als ANP (ähnlich wie Claudia) an einer anderen Uniklinik und andere Kliniken in meiner Umgebung suchen derzeitig auch ANP´s. .

Wie ich in einem anderen Thread schonmal geschrieben habe: Ja, der Markt ist in Bewegung, wie die Zukunft aussehen wird? Keine Ahnung. Es wird noch viel passieren.

Bekommst du die Stellen hinterhergschmissen? Nein! Wirst du wahrscheinlich die "maßgeschneiderte Stelle" auf anhieb finden? Wahrscheinlich nicht!

Aber fest steht, wer flexibel ist (meine jetzt in erster Linie Geistig, aber auch Örtlich ist dies ein Vorteil) bieten sich interessante Möglichkeiten von denen ich erst seit meinem Master auf dem Schirm habe.

Du willst Erfolgsgeschichten aus dem Bereich ANP? Schau dir die Uniklinik Freiburg an. Dort hast du wahrscheinlich die Pioniere und wirklich beeindruckende Geschichten.

Erfolgsgeschichten aus der Pflegewissenschaft (aus meinem Bekannten Kreis, also alles Branchen in denen ich Leute kenne): Wie bekannt sehr heterogen. Manche sind nun in Stabstellen für Pflegeentwicklung (Gehalt E13 meist), andere sind Richtung Management gegangen und von PDL (Tariflich), zu Pflegedirektoren (zwischen 85k-105k+ p.a). bis zu Geschäftsführern in Altenhilfe (Gehalt keine Ahnung was die verdienen. Branchentypisch zwischen 70-130k kann alles drin sein).

Interessant finde ich auch die Tätigkeit in der Unternehmensberatung (Beispiel Curacon oder Contec). Man kann von der Branche halten was man will, aber auch die suchen Pflegewissenschaftler (zumindest Curacon). Einstiegsgehälter für Unternehmensberater typisch niedrig (40-48k) mit hohem Work-load und durchaus ausgeprägter Reisetätigkeit. Aber hoher Lernkurve und durchaus interessanten Karriereoptionen. Aber geht dann auch eher Richtung Management.

Ein Freund von mir arbeitet im Gesundheitsministerium.
Und nun kommen für mich die absoluten Tiere und beeindruckendsten Wege, welche aber alle aus der "klassischen" Pflegewissenschaft kommen:

Kollegin 1: Master und PhD in Witten Herdecke nun Tenure Track an der Uni Wien und auf den Weg zu Professorin. Berät ebenfalls das Gesundheitsministerium und führt Politikberatungen durch. Klingt auf den ersten Blick unspektakulär, finde ich aber nicht.

Kollege 2 (schon etwas älter und kam ursprünglich aus den USA): Master in Halle/Wittenberg --> PhD in Basel --> Tenure Track im Kings College und nun Associate Prof. an der John Hopkins University für "Nursing".

Wenn ich mich mal so daneben stelle, merke ich wie "unerfolgreich" ich eigentlich bin :D . Was haben diese alle gemeinsam: Einen steinigen Weg, viele Rückschläge und manche haben nicht nur einmal Zitat:" die Fresse poliert bekommen".
Es beantwortet jetzt nicht zu 100% deine Frage in Bezug auf den ANP Studiengang. Aber du wolltest "Erfolgsgeschichten" :D

Also ich sag jetzt mal: Wenn ich einen Master machen würde/bzw. mache, würde ich Ihn in etablierten Richtungen machen (Wissenschaft/Pädagogik/Management) und mich vielleicht breit aufstellen. Ich würde nun nicht spez. ANP sondern einfach Pflegewissenschaft studieren, der Grund ist dabei das du bei ggf. veränderter Interessenslage einfacher noch mal umschwenken kannst. Natürlich auch mit dem Master in ANP möglich, aber bevor man dem neuen AG erstmal erklären muss, was das ggf. ist...

Nur meine 2 Cent.
 
Ich habe dual studiert und später dann auch einen APN-Master draufgesetzt. Ich habe insgesamt 5 Jahre als APN gearbeitet. Mein persönliches Fazit lautet:
- Bachelor Pflege ist lediglich vorbereitend für das Masterstudium -> keine Stellen bzw. max. befristete Projektstellen in Teilzeit (rar gesät) und dann auch eher patientenfern
- APN ist aktuell in Mode und es wird viel versprochen, aber nur wenig gehalten.
Die Realität: meist ein Mix aus "wir erwarten Projektarbeit auf Bachelorniveau von dir und zahlen dir auch mehr Gehalt (meist Zulagen von 1000,- oder vielleicht auch tatsächlich Eingruppierung in E13) und eigentlich wollen wir gar nicht wirklich was ändern (wir wollen einfach innovativ wirken) - dafür darfst du dich APN nennen und zu 50% Büroarbeit verrichten. Meist darf man dann zwar auch Bürotage haben (natürlich weniger als die besagten 50% - aber bitte trotzdem im 3-Schicht-System arbeiten. Das klingt jetzt nach einem Luxusproblem, aber macht das mal mit diesen ständigen Wechsel aus "körperlich höchst stressigen Schichtdienst" zum sofortigen Umschalten auf "Kopfarbeit".
Zum Punkt "Projektarbeit": diese darf eigentlich nur eher allgemein pflegerische Themen beinhalten - und nicht unbedingt das, was man mal im Studium unter APN-Rolle gelernt hat. Also so was wie "Dekubitusprävention" oder "Sturzprävention", obwohl ganz andere Dinge auf der Station viel mehr schief laufen. Von Seiten des Managements keine wirkliche Unterstützung in wichtigen Dingen wie "Rollenentwicklung", "Zusammenarbeit von APN und Stationsleitung", "Zusammenarbeit von APN und Ärzten" usw.
Ach ja: und ratet mal, was seit letztem Jahr im März komplett zusammengebrochen ist, weil es ja Corona gibt - genau...noch Fragen? Anstatt das Knowhow und Potential richtig zu fördern und zu nutzen...
Mein persönliches Resümee:
So lange das Management das Konzept bzw. Prinzip APN nicht verstanden hat, wird sich garantiert nichts verändern. Ich arbeite nun seit Jahresbeginn an einer Pflegeschule und absolviere einen zweiten Master in Pflegepädagogik. Endlich ein etablierter Bereich in der Pflege, wo ich endlich als das arbeiten kann, wofür ich angestellt wurde.
 

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