Mit 25 und abgeschlossenem (fachfremden) Studium zum OTA?

juju25

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Hallo zusammen und frohe Weihnachten!

Mein Themen-Titel fasst eigentlich alles schon im Wesentlichen zusammen: Ich bin 25, habe ein abgeschlossenes und fachfremdes Masterstudium und möchte nun aber doch meine Berufung komplett wechseln und eine Ausbildung zum OTA machen. Im Spoiler etwas mehr zu meinem Werdegang, ist aber glaube ich nicht zwingend relevant für meine Fragen.

Damals zu Abi-Zeiten wusste ich nicht, was ich beruflich machen soll und habe mich in einen wirtschaftlichen Studiengang eingeschrieben und jetzt, 5 Jahre später, sogar einen Master abgeschlossen. Ich habe nebenbei Praktika in für mich halbwegs interessant klingende Bereiche gemacht, aber um ehrlich zu sein hat mir bis heute keines meiner Praktika oder auch meiner Nebentätigkeiten so richtig Spaß gemacht und mich erfüllt. Ich bin seit Anfang diesen Jahres mit dem Studium fertig, bin jetzt 25 und arbeite Vollzeit, aber ich bin in meinem Bürojob irgendwie unglücklich – ich habe sehr schnell gemerkt, dass es einfach nicht das ist, was ich mein Leben lang machen möchte.

Als ich dann im September diesen Jahres an der Bushaltestelle auf den Bus gewartet habe, bin ich auf ein Plakat für verschiedene Berufe in unserer städtischen Klinik aufmerksam geworden – darunter auch der Begriff OTA. Erstmal schnell gegoogelt und je mehr ich mich damit beschäftigt habe, umso mehr hat mir das Berufsbild zugesagt. Damals beim Abi war ich einfach etwas etwas planlos. Gefühlt einfach noch zu jung und unwissend. Jetzt hab ich das Gefühl, zu wissen, was ich will.

Die Erkenntnis, was man im Leben beruflich machen möchte, kommt aber besser zu spät als nie und nun bin ich am überlegen mich für das kommende Ausbildungsjahr zu bewerben. Bei mir in der unmittelbaren Nähe gibt es dafür zum einen die Klinik, über die ich überhaupt erst auf den OTA aufmerksam geworden bin, sowie auch ein paar weitere, kleinere Krankenhäuser, die die Ausbildung anbieten, alle jeweils zum September/Oktober 2021.

Was mich nun ein bisschen beschäftigt sind folgende Sachen:

  1. Spielt mein Alter eine Rolle? Lässt sich z. B. pauschal sagen, dass Schulabgänger bevorzugt genommen werden? Oder ist das ggf. vom entsprechenden Ausbildungsbetrieb abhängig?

  2. Kann man auch mit schlechteren Noten Chancen haben? Oder würdet ihr bei meinen Noten sagen, ich kann mir die Bewerbungen sparen?
    10. Klasse: Schnitt 2,5; Physik 3; Chemie 4; Bio 2
    Abi: Schnitt 2,7; Physik nach der 10ten abgelegt; Chemie 4; Bio 4

  3. Kann mein bisheriges Studium meine Chancen auf einen Ausbildungsplatz verbessern oder verschlechtern? Oder spielt das überhaupt gar keine Rolle?

  4. Ich habe schon öfter gelesen, dass relevante Praktika bei einer Bewerbung helfen können. Was können das für Praktika sein? Gibt es (blöd gesagt) OTA-Praktika? Oder macht man einfach ein Praktikum im Krankenhaus und sieht sich alles an? Wie darf ich mir das vorstellen? Wie lange sollten solche Praktika dauern?

Ich würde mich wahnsinnig über Rückmeldung freuen! Ich werde auf jeden Fall im neuen Jahr auch mal ein Beratungsgespräch in unserer Klinik vor Ort vereinbaren, aber vielleicht kann mir jemand bei meinen bisherigen Fragen schon mit Rat zur Seite stehen.
 
Hallo JuJu,

Im Krankenhaus gibt es immer "Quereinsteiger" Ich selbst habe auch erst mit 24 meine Ausbildung als Krankenpfleger begonnen (nach abgeschlossener Berufsausbildung und abgebrochenem Studium)
Eine Bevorzugung von Schulabgängern kann ich nicht bestätigen.

Deine Schulnoten sind nach einem abgeschlossenen Studium wahrscheinlich nicht mehr so ganz maßgebend.

Ob dein Studium die Chancen verbessert oder verschlechtert kann ich die nicht sicher beantworten. Allerdings wäre es in unserem Haus nicht relevant. Zu einem Vorstellungsgespräch würde es sehr wahrscheinlich kommen.

Praktika sin immer von Vorteil....Für beide Seiten. Denn so kann man sich als Bewerber und als möglicher Arbeitgeber ein echtes Bild des Anderen machen. Und du kannst sehen, ob der Beruf wirklich das ist, was du dir für dich vorstellen kannst.

Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig weiterhelfen.

LG Einer
 
Hallo Einer,

danke für deine flotten Antworten!

Also Alter egal. Praktika von Vorteil. Ich habe jetzt z. B. auf der Webseite unseres Klinikums gesehen, dass sie zwar Praktika in allen Fachbereichen der Pflege anbieten, jedoch mit Ausnahme von einigen Bereichen – darunter auch der OP-Bereich. Bekomme ich dann überhaupt einen guten Einblick in die Arbeit eines OTA?

Bzgl. Noten und Studium nochmal: Auf der Webseite der OTA-Schule steht, dass man in meinem Fall (mit Abi) bei der Bewerbung das Zeugnis der 10ten Klasse und das Abitur-Zeugnis mitschicken soll. Daher kam bei mir eben die Frage auf, wie sehr auf die Noten geschaut wird. Bei bereits abgeschlossener Berufsausbildung soll man entsprechend das Lehrabschlusszeugnis bzw. das Zeugnis der Berufsschule mitschicken – was bei einem Studium zu tun ist, steht da nicht. Aber dann frage ich wohl einfach besser mal nach.

Mir ist außerdem noch eine Frage eingefallen:
Das Klinikum bzw. die OTA-Schule bei mir um die Ecke nehmen jährlich 16 neue Azubis auf. Wie sieht das denn mit der Jobsicherheit im Nachgang aus? Kann man davon ausgehen, dass man vom Klinikum übernommen wird (also mal davon ausgegangen, dass man die Ausbildung nicht mit Ach und Krach und super schlechten Noten abschließt) oder muss man sich dann groß auf Jobsuche begeben?

Viele Grüße
juju
 
Hallo Juju,

Frag doch direkt bei der OTA-Schule nach. Die genaue Vorgehensweise ist von Haus zu Haus, bzw von OTA-Schule zu OTA-Schule unterschiedlich. Die Ausbildungen zur OTA, bzw. die Ausbildungen zum/zur Pflegefachmann/Pflegefachfrau sind (trotz gegeteiliger Berichterstattung in der Presse) nicht vergleichbar mit den sonstigen 3-Jährigen Berufsausbildungen im Handwerk , Industrie oder Handel. Im Gegensatz zu den Bundesweit einheitlichen Regeln , z.B. bei Handwerksausbildungen, sin die Ausbildungen im Pflegebereich und zur OTA zwar grundsätzlich geregelt, jeder Ausbildungsträger hat aber bei der Festlegung seiner "Bewerbervoraussetzung" einen Spielraum. Daher hilft die Internetrecherche nur begrenzt.
Eine direkte Anfrage bei der OTA-Schule hilft dir da am Besten weiter.

Viel Erfolg
Einer

P.S. Ich kenne, als Inhaber eines Gesellenbriefes im Handwerk, auch die andere Seite der einheitlichen Auswahlkriterien.

P.P.S. Ob das Ausbildungshaus nach der Ausbildung eine Stelle frei hat weiß heute noch niemand. Grundsätzlich ist die Lage auf dem Stellenmarkt aber zur Zeit sehr gut für OTAs.
 
Was man vielleicht noch bedenken sollte, daß OTAs stark spezialisiert sind; als OP-Pflegekraft wäre man breiter aufgestellt.
 
Was man vielleicht noch bedenken sollte, daß OTAs stark spezialisiert sind; als OP-Pflegekraft wäre man breiter aufgestellt.
Stimmt !!

Inzwischen ist die Pflegeausbildung aber so weit von den Tätigkeiten Im OP entfernt, dass es aber nur noch eine Frage der Zeit ist, bis Pflegefachkräfte nicht mehr in den OP wechseln.
Zum Einen beginnt man effektiv eine Ausbildung von neuem ( die bisherige hat wenig Inhalt, von dem man zehren kann) und eine Fachweiterbildung wird immer schwieriger, da immer mehr Weiterbildungseinrichtungen schließen.
Ich bin zwar nicht glücklich darüber, muss aber einsehen, dass die Pflege den OP-Bereich an die OTAs verloren hat.

Und durch die staatliche Anerkennung sind auch staatlich anerkannte Weiterbildungen möglich.

LG Einer
 
Inzwischen ist die Pflegeausbildung aber so weit von den Tätigkeiten Im OP entfernt, dass es aber nur noch eine Frage der Zeit ist, bis Pflegefachkräfte nicht mehr in den OP wechseln.
?
OP-Pflege war doch schon immer eine von den Nischen, die deutlich von der normalen pflegerischen Tätigkeit abweichen.
Und meinst Du nicht, daß sich immer wieder Pflegekräfte finden, die das gern machen? Genau wie ZNA oder Intensiv.
Ich seh das eher als ein Problem des generellen Pflegekräftemangels.
Zum Einen beginnt man effektiv eine Ausbildung von neuem ( die bisherige hat wenig Inhalt, von dem man zehren kann) und eine Fachweiterbildung wird immer schwieriger, da immer mehr Weiterbildungseinrichtungen schließen.
Ich bin zwar nicht glücklich darüber, muss aber einsehen, dass die Pflege den OP-Bereich an die OTAs verloren hat.
Naja, das ist aber doch auch zum Großteil von den AG gewollt:
Der Weg dauert für OTAs nur drei Jahre, bei der OP-Pflegekraft kommen da noch zwei Jahre Weiterbildung drauf. Ist einfach kürzer und billiger.
Und hinterher hat man als AG jemanden in der Hand, der viel weniger Möglichkeiten zum Ausweichen hat. Deswegen waren auch AG die schärfsten Gegner der Generalistik.
 
Zum Thema OP-Pflege:
Bei uns wird diese Weiterbildung meines Wissens nach schon gar nicht mehr Angeboten. Ich finde zwar noch ein Bild mit "OP-Weiterbildung" aber keine Weiterführenden Infos.
Die OTA sollten ja im Endeffekt auch einen kürzeren Ausbildungsweg bezwecken und sind im allgemeinen auch ein wenig billiger. Ich denke aber auch, dass es diese zunehmend gar nicht mehr gibt. Zum einem liegt es meiner Meinung Framing, da Pflege irgendwie "nicht cool" ist und "technischer Assistent" sich irgendwie besser anhört. Aber das ist ja nicht das Thema.

Wie die Job Aussichten als OTA sind? Momentan sehr gut. Der OP ist eben der Bereich in dem wirkliche "Gewinne" erwirtschaftet werden. Dementsprechend braucht es dafür Personal, welches vorhanden sein muss damit der OP-Betrieb laufen kann. Wie sich dieser in Zukunft verändern kann? Das weiß keiner.
Die Digitalisierung wird auch vor der Medizin nicht halt machen und ich halte die Einführung der KI als den größten Fortschritt in der Medizin (wenn auch nicht durch die Medizin), seit der Entdeckung des Penicillins. Ich habe mir schon einige Bücher, Expertenmeinungen und auch Messen besucht und alle sagten mir dasselbe: "Die Medizin der zukunft wird deutlich interventionistischer". Also die Metzger (Chirurgen) haben hochkonjunktur. Es werden Berufe verschwinden oder auch verändern. Das trifft alle Berufe, auch unsere Ärzte gehören mit zu den Berufsgruppen die gefährdet sind, ersetzt bzw. stark reduziert zu werden. Je nach dem welcher Fachbereich. Wie sich der OP-Saal verändern wird, steht aber noch in den Sternen. Generell haben wir keine Glaskugel. Aber wer sich immer weiterbildet, Trends mitgeht, sich nicht verweigert und geistig flexibel ist (und das sagt mir zumindest dein bisheriger Lebensweg über dich aus), der wird auch in der Zukunft wenig Probleme haben.
 
OP-Pflege war doch schon immer eine von den Nischen, die deutlich von der normalen pflegerischen Tätigkeit abweichen.
Und meinst Du nicht, daß sich immer wieder Pflegekräfte finden, die das gern machen? Genau wie ZNA oder Intensiv.
Ich seh das eher als ein Problem des generellen Pflegekräftemangels.
Du hast Recht, das der OP-Bereich immer schon eine Nische war. Allerdings hat sich die Ausbildung immer mehr vom anatomisch-medizinischem Teil wegbewegt. Dies macht die Arbeit im OP immer aufwendiger, da auch dieser Bereich zusätzlich zur Tätigkeit als Grundlage gelernt werden muss. Zusätzlich ist die Entwicklung (vor Allem im technischen Bereich der Instrumentensysteme) im OP in den letzten Jahren sehr schnell vorangeschritten. Dadurch wird das Einarbeiten ohne die theoretischen Einheiten, die im der OTA-Ausbildung vermittelt werden, immer schwieriger.
Auch in der ZNA und im Besonderen auf Intensivstation ist der technische Fortschritt zwar zu spüren. Doch im OP fehlt der große pflegerisch Teil der Ausbildung, der einem beim Einstieg in den Beruf hilft, als "Sicherheitsnetz" . Man fängt fas bei "0" an.
Das allgemeine Problem des Pflegekraftmangels kommt zwar dazu, ist aber nicht mehr die Hauptursache

Naja, das ist aber doch auch zum Großteil von den AG gewollt:
Der Weg dauert für OTAs nur drei Jahre, bei der OP-Pflegekraft kommen da noch zwei Jahre Weiterbildung drauf. Ist einfach kürzer und billiger.
War zu Beginn mit Sicherheit so. Inzwischen gibt es aber zu wenige Fachpflegekräfte, die eine Weiterbildung machen wollen . Der derzeitige Kurs in unserer Nähe wurde 2x verschoben, weil zu wenige Interessenten da waren. Inzwischen wurde er (mit 3 Personen weniger wie das Minimum) gestartet, weil sonst die Weiterbildung dauerhaft gestoppt worden wäre.


Und hinterher hat man als AG jemanden in der Hand, der viel weniger Möglichkeiten zum Ausweichen hat. Deswegen waren auch AG die schärfsten Gegner der Generalistik.
Jetzt in der Corona-Zeit hat sich unser AG schon geärgert, weil er die OTAs nicht auf Station schicken konnte. :aetsch:

Aber man denkt schon über alternative Lösungen für den Personalmangel im OP nach:
Man hat bemerkt, dass die Tätigkeit im OP rechtlich von jedem gemacht werden kann. Weder Pflegekräfte noch OTAs haben dafür ein Exklusivrecht. Daher werden jetzt Rettungsassistenten und Rettungssanitäter angesprochen, die sich für Tätigkeiten im Haus bewerben:mad:.

Aber ich schweife vom Thema ab.



Nochmals an Juju: Versuche es. Ich hätte dich gerne als neuer OTA-Azubi im Haus.

LG Einer
 
In Pflegeschulen geht es in Sachen Bewerbung ein bisschen anderes zu.
Da wird nicht wegen irgendwelche Noten aussortiert. Ihr größtes Problem ist die hohe Abrecherquote.
Für manche ist es zu schwer, da könnte man als Abiturient gut mit halten.
Aber viele halten nicht durch, weil die Realität kein Zuckerschlecken ist, und sich das Krankenhausleben viel zu romantisch vorstellen . Das Gleiche gilt auch für den OP Bereich
Und da werden sie dir wohl auf den Zahn fühlen.
Und das können die meistens sehr gut , nicht weil sie jetzt Personalentscheidungen treffen, sondern weil Pflegekräfte echt gute Menschenkenntnis besitzen.
Und alle waren mal eine examinierte Pflegekraft
 
Jetzt in der Corona-Zeit hat sich unser AG schon geärgert, weil er die OTAs nicht auf Station schicken konnte
tatsächlich gelten diese bei der personaluntergrenzenverordnung (sowie ATA) als "Pflegehilfskräfte"
 
Also die Metzger (Chirurgen) haben hochkonjunktur. Es werden Berufe verschwinden oder auch verändern. Das trifft alle Berufe, auch unsere Ärzte gehören mit zu den Berufsgruppen die gefährdet sind, ersetzt bzw. stark reduziert zu werden. Je nach dem welcher Fachbereich.
Die Zahl der Medizinabsolventen/innen die sich für eine chirurgische Laufbahn entscheiden wird seit Jahren weniger. Es gibt dazu eine Menge Studien. Andere Fachrichtungen bieten eine bessere Work-Life-Balance und auch der körperliche Aspekt ist nicht zu unterschätzen. Die Chancen für OTA dürften ebenfalls sehr gut sein. Man muss natürlich mit den Arbeitsbedingungen im OP und den entsprechenden Teams klar kommen. Chirurgen sind oft relativ" spezielle" Menschen.
 
Die Zahl der Medizinabsolventen/innen die sich für eine chirurgische Laufbahn entscheiden wird seit Jahren weniger
Das eine hat ja nichts mit den technischen Entwicklungen in Zukunft zu tun. Die Aufgabe von Internisten/ gerade Diagnostikern, kann IBM Watson schon heute schneller und zuverlässiger lösen. So hat dieser im NEW York Genom Center einige Mitarbeiter (Ärztlicher Seits) schon ersetzt. Google hat "FitBit" gekauft und strebt die Zulassung als Medizinprodukt an. In der Fachwelt ist man sich dahingehend einig, dass es bestimmte Sparten in der Medizin in Zukunft wahrscheinlich nicht mehr geben wird. Zumindest in der Form, wie wir sie kennen und/oder es drastisch weniger Menschen dafür benötigt. Wir reden hier wie gesagt nicht von 10 Jahren.
Wie gesagt, die technische Möglichkeit der KI wird auch vor der Medizin nicht halt machen. Und wenn diese ein großteil der Analytischen und Interpretativen Aufgaben übernehmen kann und wird, wird diese auch Interventioneller.
 

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