Umgang mit MRE - Hygieneplan

HenryDunant

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ambulante Intensivpflege
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hallo leute!

schön, dass es nun auch einen eigenen bereich für ''uns'' gibt!
ich könnte im grunde gleich mehrere threads eröffnen, weil ich einige fragen zu verschiedenen themen an gleichgesinnte habe, aber eins nach dem anderen...

kurz zu mir: ich bin teamleiter unserer 2 außerklinischen intensivpflegeteams. wir sind ein kleiner pflegedienst und haben mit der ambulanten intensivpflege vor ca 2,5 jahren angefangen. zur zeit betreuen wir 2 tracheotomierte aber nicht beatmete patienten 24h rund um die uhr.

ich war nun zum beatmungskongreß in berlin und habe da auch das symposium ''umgang mit MRE in der ambulanten Intensivpflege besucht, weil ich denke, dass es da bei uns noch verbesserungsbedarf gibt.
es wurde vieles über die MRE gesagt und auch einiges ausm klinkbereich, aber leider war für den umgang mit solchen erregern im ambulanten bereich nicht viel brauchbares dabei! auch im netz findet man noch nahezu garnichts darüber.

deshalb wollte ich euch fragen, wie ihr mit MRE im ambulanten bereich umgeht. welche hygienemaßnahmen beachtet ihr und was sieht euer hygieneplan zu diesem thema vor?

ich erhoffe mir eine rege diskussion und einen förderlichen austausch von informationen zu diesem wenig ergründeten thema!

ich fange selbst mal ein wenig an:
wir hatten gerade eine inhouse schulung zur außerklinischen beatmung wo das thema MRE auch mit behandelt wurde, der dozent hat das allerdings ziemlich locker gesehen, und meinte eine MRSA zb macht in der häußlichkeit kaum was aus und braucht keine sehr große beachtung. das klang in berlin aber durchaus anders! unsere hno ärztin vertritt die meinung wir sollten höchste 'sicherheitsmaßnahmen' einhalten, heißt mundschutz beim absaugen, absaugbehhälter leeren, selbst beim inhalieren! desweiteren keinesfalls im zimmer essen etc.

ich hoffe ihr könnt mir anregungen geben, wie ihr in eurem pflegedienst mit dem thema umgeht!

mit freundlichen kollegialen grüßen
 
nachdem ich nun unser neues dokumentationsystem entwickelt und erfolgreich eingeführt habe, möchte ich mich intensiv dem nächsten thema widmen, was da heißt: ausarbeiten eines hygienestandarts für den umgang mit multiresistenten erregern im häußlichen umfeld!

da es zu diesem thema immernoch keine einheitlichen standarts oder richtlinien gibt, werde ich versuchen, aus artikeln und berichten, die es über dieses thema gibt, das wichtigste zusammenzutragen. dazu hab ich mir vom knaib, deren leiterin fr. dr. sabine gleich, auf der digab, den vortrag zum umgang mit mre in der außerklinischen intensivpflege gehalten hat, alle materialien zukommen lassen, in denen über dieses thema geschrieben wurde.

gerne lass ich all denen die sich hier am them beteiligen und einbringen, am ende meine ergebnisse zukommen!
ich hoffe, dass sich so viele wie möglich mit einbringen und aus ihrer erfahrung und vom umgang im eigenen pflegedienst berichten werden, denn da es noch keine einheitlichen richtlienen gibt, könnte es in jedem pflegedienst möglichkeiten der verbesserung geben, sei es daran, mehr zu machen, oder ggf auch wirtschaftlicher zu arbeiten.

ich fange einfach mal am anfang an und werf einige fragen in den raum:

wie oft desinfiziert ihr patientennahe bzw arbeitsflächen?
dazu gleich ein auszug aus einer allgemeinen richtlinie zu mrsa im ambulanten bereich, von der dgkh, die besagt, dass keine routinemäßige desinfektion von patientenbezogenen geräten und patienten nahen flächen vorgenommen werden muss!

tragt ihr beim ''offenen'' inhalieren, einen mundschutz?

bei welchen tätigkeiten werden schutzkittel getragen?

wie desinfiziert ihr, postermöbel etc?

waschen die angehörigen die patientenwäsche mit VaH gelisteten desinfektionswaschmittel?

danke schonmal für eure mithilfe!
 
Dir ist klar, dass für den häuslichen Bereich andere Richtlinien gelten als für den klinischen?
Das RKI gibt dir viele Hinweise.
 
Dir ist klar, dass für den häuslichen Bereich andere Richtlinien gelten als für den klinischen?
Das RKI gibt dir viele Hinweise.
ja, ist mir völlig klar! warum? hab ich irgendwo was geschrieben, was den anschein macht, dass es nicht so ist?
 
Ich frage nur wegen der Desinfektion der Polstermöbel.
 
Hi,

am 19.11.2011 ist in Brandenburg /Havel der 2. ausserklinische Intensivpflege Kongress. Unter anderen geht es in einem Thema auch um Hygienische Aspekte in der Heimbeatmung. KAI - Kongress für Ausserklinische Intensivpflege kannst ja mal gucken. War letztes Jahr ganz gut da.
 
hey leute! hab mal noch ne kurze frage.

ist es bei euch üblich sich beim patienten umzuziehen oder könnt ihr euch auch zu hause umziehen und in dienstkleidung zum patienten kommen?
durch recherche und ein gespräch mit unserem gesundheitsamt, wurde ich bestätigt, dass es wesentlich hygienischer ist sich beim patienten umzuziehen, leider sehen das nicht alle mitarbeiter so... deshalb wollte ich mal fragen, wie das bei euch geregelt ist. danke
ein ganz kurzer kommentar ob beim patienten umziehen oder zu hause würde mir reichen ;)
 
Hallo Henry!
Natürlich müsst Ihr Euch beim Patienten umziehen oder willst Du den Schmodder mit nach Hause zu Deiner Familie nehmen?!Ich würde sogar soweit gehen , zu sagen ,das die Personalwäsche unter Benutzung wirksamen Waschmittels im Pat. Haushalt gewaschen weden muß.Ich arbeite in einer WG mit 4 Beatmeten,davon 2xMRSA,1xESBL. Wir ziehen uns in einem hergerrichteten Zimmer im Keller um,nebenan ist die Waschküche,d.h. Wäsche landet gleich in vorgesehenen Wäschekorb(mit Deckel).Ums waschen und bügeln kümmert sich die Haushaltshilfe bzw. wir wenn sie Urlaub hat.Schutzkittel werden bei allen pflegerischen Tätigkeiten getragen,Handschuhe sowieso.
Laut MDK(letzte Prüfung)endotracheales Absaugen mit Schutzbrille(vorhandensein wurde kontrolliert,Meinungen gehen da ziemlich auseinander)Was die Gerätschaften(Respirator,Absauger,TK) angeht halten wir uns an die vom Hersteller angegebenen Wechselintervalle.Absaugbehälter werden 2xwöchtl. in Des.Lsg. eingelegt(Jeder Bewohner hat eine eigene Wanne mit Deckel im Zimmer)

Hoffe hilft Dir weiter!

Viele Grüße
Legendair :rocken:
 
Wie muss ich mir die Desi von Polstermöbeln vorstellen? Ein oberflächliches abwischen dürfte kaum reichen.

Und es gibt ja noch mehr Stoff als im KH. Wie sieht es aus mit Vorhängen u.ä..

Muss das ganze Haus gereinigt werden oder nur das Zimmer? Wo zieht der MA dann seine Schutzkleidung an? Vor der Tür? Waschkeller dürfte ja auch keine Alternative sein. Die Keime sind ja immer noch am Stoff?

Wo bekommt der Kunde entsprechendes Waschpulver her? Ist es geeignet für eine Hauswaschmaschine?

Abschließend eine ganz ketzerische Frage: Was macht der gesunde Körper mit solchen Keimen? Und wie verhindere ich, dass ich mich z.B. im Supermarkt am Einkaufskorb anstecke?

Elisabeth
 
schön, dass sich hier überhaupt mal wieder jemand meldet ;)
kann nicht verstehen, wieso dieses forum kaum genutzt wird! dabei ist ein erfahrungsaustausch in unserem bereich doch unabdingbar!

@legendair: deine nachricht ist zwar etwas spät, aber dennoch sehr interessant. ich hab das mittlerweile so umgesetzt, dass sich die MA beim patienten umziehen müssen, auch wenn das nicht überall auf verständniss gestoßen ist. ich denke bei euch in der wohngruppe ist das noch ein bisschen verschärfter, da ihr ja aufpassen müsst, die keime nicht von patient zu patient zu schleppen.
wir bekommen die sachen vom arbeitgeber direkt über eine wäscherei gewaschen, von daher ist das schon mal kein problem.
hoch interessant, finde ich ja die sache mit der brille, das hör ich zum ersten mal... hab bis etz lediglich zum tkw eine aufgesetzt, nachdem ich den ganzen sch*** mal im gesicht hatte... bei uns hat der mdk keine verlangt. werde nun aber auf jeden fall welche anschaffen, vorsichtshalber.

@elisabeth: eine desinfektion von polstermöbeln ist leider nicht möglich, hatte mich da mal schlau gemacht. man sollte die polstermöbel möglicht mit ner denke etc abdecken, und diese dann regelmäßig waschen.
aber primär wird beim umgang mit mre im häußlichen bereich, da eh alles sehr locker gesehen, da es keine möglichkeit gibt, die keime von patient zu patient zu schleppen. kleines bespiel: patientin verliert beim laufen durch facialisparese ständig und überall speiche, wo wir natürlich nicht ununterbrochen mit dem schrubber hinterher rennen können und in der wohnung sind kleine kinder mit, die dann mit ihrem spielzeug auf dem boden rumrobben... nicht schön, aber auch nicht vermeidbar. das gesundheitsamt sagt da nicht viel dazu, die sind der meinung, im häußlichen bereich, muss man das so hinnehmen, man kann den leuten ja nix vorschreiben.
wichtig für euch als pflegekräfte ist der eigenschutz, das heißt mundschutz aufsetzen beim absaugen etc. wenn ein angehöriger nen mrsa in der nase hat, wird das zum einen nie auffallen und zum anderen niemanden stören, aber bei euch als pflegekräfte hängt da ein berufsverbot dran. waschmittel gibts zb im internet, spezielles hygienewaschmittel, ist nur recht teuer.
 
Ein Berufsverbot wegen MRSA gibt es auch nicht in der Klinik. Vermutlich meinst du ein Beschäftigungsverbot, aber auch das wird nicht unbedingt ausgesprochen.
 
...
@elisabeth: eine desinfektion von polstermöbeln ist leider nicht möglich, hatte mich da mal schlau gemacht. man sollte die polstermöbel möglicht mit ner denke etc abdecken, und diese dann regelmäßig waschen.
Ich will deinen Elan durchaus net einschränken- aber bist du sicher, dass der Keim vor der Decke halt macht und net bis zum Polster durchdringt? Und wie verhinderst du das Aufwirbeln, wenn du die Decke abnimmst?

... in der wohnung sind kleine kinder mit, die dann mit ihrem spielzeug auf dem boden rumrobben... nicht schön, aber auch nicht vermeidbar...
Aktuell siehst du viele Kleinstkinder auf dem Rasen, am Strand und net selten auch in der Fußgängerpassage auf dem Boden rumrobben. Meinst, dass es da steril ist? Unsere Altvorderen haben ihre Kinder auf dem Hühnerhof spielen lassen. Und da Hühner nun mal net nur Eier verlieren ... .

Wie verhindert der total verängstigte MA eigentlich, dass er sich net in der "freien Wildbahn" ansteckt? Wenn ich mich recht erinnere, sind die Griffe von Einkaufskörben echte Keimschleudern. Und man darf getrost davon ausgehen, dass net nur Bettlägrige multiresistente Keime haben. Wie du schon schreibst- der Angehörige kann passager auch mal Träger sein.


Elisabeth
 
Hier wird es doch mal richtig interessant, gut so! Denn der ausserklinische Beatmungs-/Intensivpflegebereich verhält sich sehr diffizil und manchmal fühlt man sich eher wie Mc Gyver :megaphon:, vorallem im Punkt Hygiene. Standards sollten definitiv entwickelt sein, in Anlehnung an die Experten und dem RKI mit seinen Richtlinien.

Der Vergleich "Öffentlichkeit vs. Patientenklientel" gefällt mir, mit dem Haken, dass wir im häuslichen Bereich aktiv sein müssen! Sofern man von "Haken" sprechen kann.

Eigenschutz hat immer Vorrang, verhält man sich entsprechend dem RKI ist man auf dem richtigen Weg. Ansonsten muss man sich den Gegebenheiten des Kunden anpassen und die Hygienemassnahmen individualisieren.
 
@Lewy-Körperchen- wie verhinder ich eine Übertragung im Supermarkt, öffentlichen Verkehrsmitteln o.ä.? Vor einigen Monaten hat man MRSA auf abgepacktem Hühnerfleisch gefunden. Es gibt keinen sicheren Ort. Deswegen die Frage: was macht der Keim mit einem gesunden Menschen? Und warum bleibt man auch wenn net behandelt wird, net für immer Träger?

Soweit ich mich erinnern kann, gibt es in den USA bereist eine Differenzierung zwischen "Klinikskeim" und "Straßenkeim".

Elisabeth
 
Die Frage ist, macht die Unterteilung Sinn? Der ambulante Sektor ist mit der Öffentlichkeit wenig vergleichbar, bzw. geht es hier im unser Verhalten gegenüber dem Kunden. Was draussen geschieht, spielt auch eine Rolle, entzieht sich aber eher unserer Kontrolle.
 
Also, wenn ich mir vorstelle ich müsste ins KH und fange mir einen MRSA ein, komme dann nach Hause und benötige 24 Sunden Pflege und dann laufen bei mir zu Hause Vollmaskiertes Personal rum, mit Mundschutz, Kittel und Brille zum absaugen, dann glaube ich bin ich in der Hölle angekommen. In der Heimbeatmung arbeitet man in einer 1:1 Versogung. Das heißt ich gehe nicht zu einem anderen Pat. dessen Imunsystem vieleicht reduziert ist und dann wirklich ein Problem mit dem MRSA Keim bekommt. Von daher muß man wirklich auch differenzieren wo und unter welchen Umständen wir arbeiten.
Spannend ist es wenn man sich unterschiedliche Aufkommen von Multiresisstenten Keimen in verschiedenen Ländern anguckt. So hat man festgestellt das es z.B in Holland kaum ein Problem hat mit MRSA, da man auch nicht bei jeder Infektion blind Antibiotika verschreibt und es ein aufwendiges Managment und Isolierten Units gibt. Ist erstmal ein bißchen teurer aber zahlt sich dann in der Zukunft aus.
Der Verbrauch von Antibiotika ist in DE sehr hoch. Auch bei dem Fleisch das wir essen. Vieleicht ist ein generelles Umdenken nötig.
Die Angst von dem von uns selbst gezüchteten Superkeim, gegen den es kein Antibiotika gibt ist groß.
Ich glaube unsere Einstellung und auch der Umgang mit den Keimen muss sich ändern. Deswegen finde ich auch muß man wirlich individuel abwägen ob all die Maßnahmen die man im KH hat auch im häuslichen Bereich nötig ist.
 

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