Das Bild unseres Berufsstandes selbst in der Gesellschaft darstellen....?
Wie soll das aussehen?
Ein Bekannter fragte mich während meiner Ausbildung "Was machst du eigentlich den ganzen Tag in der Arbeit?" Ich war erst mal perplex, dass ihn das überhaupt interessiert...
Ich musste wirklich lange überlegen, was ich antworte, denn ehrlich gesagt bestanden meine Tätigkeiten aus: Windeln wechseln, Essen eingeben, Patienten lagern, Tee kochen, unzählige Kaffeekannen abfüllen, umfüllen um ihn dann letztendlich wegen Ungeniessbarkeit und mangelnder Nachfrage der Patienten wegzuschütten, auf die Glocke rennen, Essenswagen holen, Essen einsammeln, Essenswagen entsorgen, Botengänge ins Labor, Schränke putzen, Betten entsorgen, Betten beziehen, Wäschesäcke austauschen, Tropfen austeilen, den Diener der Vollschwester spielen, Strümpfe ausziehen, neue austeilen, anziehen, Kaffee austeilen ...
Ja ja "Lehrjahre sind keine Herrenjahre!" werd ich jetzt wieder zu hören bekommen, ich find den Spruch aber so abgedroschen, konservativ und überflüssig....
Ich musste mich damals fast schämen, weil mir klar wurde, womit ich eigentlich den ganzen Tag zu tun hatte
Mir ist klar dass auch der Schüler sich an den anfallenden Aufgaben auf der Station beteiligen muss, jedoch war es Praxis, dass genau diese Tätigkeiten die eigentlichen Aufgaben des Schülers waren, nur deswegen waren wir in diesem Krankenhaus angestellt, weil jemand gebraucht wurde zur Durchführung dieser Tätigkeiten...
Ausbildung heisst für mich aber eigentlich was anderes, nämlich das theoretisch Erlernte (und unsere theoretische Ausbildung war definitiv SPITZE!) in der Praxis umzusetzen, dazu sollte der Stationseinsatz eigentlich dienen, alles was vom Theorieunterricht noch auf der Station umgesetzt werden konnte war Vitalzeichenmessung.
Ich hatte oftmals das Gefühl dass viele Tätigkeiten auf Station einfach "erfunden" waren, um die Zeit zu füllen, um die ohnehin wenigen Planstellen zu "rechtfertigen". So wurden halt Vitalzeichen dreimal täglich gemessen auf einem Notizzettel notiert, um sie dann letztlich später in die Kurve einzutragen - gehts noch umständlicher? muss ich bei einem fitten Patienten dreimal täglich den RR messen? Also als Patient wär ich ziemlich angep**** ...
Oder das Ge****** mit diesem Kaffee austeilen, nur um bei den Patienten ein Hotel-Gefühl hervorzurufen, ich mein bei bettlägrigen oder alten gebrechlichen Patienten versteh ichs ja noch, alle anderen könnten sich den Kaffee selber holen...
Nach der Ausbildung habe ich schnell gemerkt dass es so weitergeht, nur die Tätigkeiten sind andere...du kannst den Stationssekretär spielen, irgendwelche Formulare ausfüllen, mit Etiketten bekleben, Arztvisite: der Arzt rennt durch alle Zimmer, reisst die Verbände runter und ich soll nachrennen und alle Verbände neu machen - ja wirklich sehr sinnvoll
Jeder ist froh, dass es Pflegende gibt, dei Gesellschaft ist jedoch gar nicht interessiert, wie es in unserem Berufsfeld zugeht - zurecht, weil einfach sehr viele "Probleme" hausgemacht sind, überflüssige Tätigkeiten und dazu kommt, dass sich die Pflege einfach Alles aber auch Alles gefallen lässt, Trennt den Müll, dient dem Arzt, spart Kompressen, schaltet das Licht aus, spart hier, spart da, dokumentiert noch besser, ....viele Dinge sind dann ja auch wirklich gut begründet mit Hygiene oder Ökologie oder Ökonomie, aber die Pflege muss sich dann auch auf die Hinterbeine stellen und einfach ne Gegenleistung dafür verlangen, entweder mehr Geld oder mehr Planstellen...Entlastung des Personals in irgendeiner Weise!!!
Und die Pflege hat es nicht nötig, sich in der Gesellschaft darzustellen, davor muss der Berufsstand erst mal selber hart an sich arbeiten und die Mentalität ablegen, bei Problemen erst mal zu jammern, untereinander Trost zu spenden oder das Ganze dann gar noch mit Mobbing im Team ausgleichen zu wollen. Das alles hilft auf lange Sicht gesehen gar nichts. Der Einzige Weg ist, wenn mir was nicht passt, dann muss ich es kundtun, aber an die richtige Adresse gerichtet, an die Stationsleitung, die PDL oder das Management ganz allgemein, man muss wissen wie man das Beschwerdemanagement nutzen kann, sich informieren und tätig werden!
UND: Der Nachwuchs, die Auszubildenden müssen ganz klar auch damit konfrontiert werden, sich zu wehren, Forderungen zu stellen und sich nicht alles gefallen zu lassen! Eigeninitiative zeigen zu dürfen, sich eigene Gedanken zu machen, sowas geht nur, wenn man ihnen auch was zutraut, sie zu verantwortungsbewussten Kräften ausbildet und NICHT nur zu Arbeitstieren ausbildet...