Schadensersatz von Pflegeheim

schlitzkompresse

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Gesundheits- und Krankenpfleger; MKDA
Akt. Einsatzbereich
nicht in der Klinik
Hallo Leute,
auch wenn ich mich hier jetzt unbeliebt mache, habe ich eine Frage.
Folgende Situation:
Bewohnerin lebt seit ca. 6 Monaten im Heim. Nun ist sie ins Krankenhaus gekommen aufgrund eines Darmverschluss, was ja ein offensichtlicher pflegefehler ist. Sie wurde notfallmässig operiert und liegt jetzt auf der intensiv.
Frage: kann man das Pflegeheim haftbar machen und wenn ja wie? Gehe ich einfach zur Polizei und mache eine Anzeige oder wie ist das procedere?
Wenn das Pflegeheim vorher informiert wird besteht die Gefahr Dokumentation zu schönen?
 
Wenn es Dir damit wirklich ernst ist, Du Deiner Sache sicher bist, und Du Dir die Konsequenzen überlegt hast - mache eine Meldung bei der Heimaufsicht. Aber nur dann. Auf keinen Fall vorher mit jemanden sprechen und auch die Heimaufsicht um Diskretion bitten.
Sonst bist Du in der ganzen Branche "verbrannt" !

Klar ist das Heim haftbar: Schadensersatz/Behandlungskosten, Schmerzensgeld u.s.w.

Wenn die nicht Schadensbegrenzung durch Dokukosmetik versuchen würden, wären sie blöde!
 
Mhm, also der Sache bin ich mir zeimlich sicher, wurde auch von den Doc's des Krankenhauses so bestätigt, die Frage ist ja nur ob man Aussicht auf Erfolg hat, ich würde dann quasi ja die Seiten wechseln und meinen "Kollegen" ans Bein pinkeln wollen. Letztendlich bin ich aber der Meinung dass nicht die Pflegekraft die schuldige ist, denn sie ist ja ebendas klenste Rädchen im ganzen System. Mir tut es da schon Leid, aber sowas geht einfach nicht und ich bin da schon der Auffassung dass man für den Fehler dann gerade stehen soll.
Kennt sich zufällig jemand mit diesem ganzen Procedere aus? Am liebsten würde ich sie auch direkt in ein anderes Pflegeheim legen lassen.
Bei der Doku sind mir auch schon bei meinen Besuchen unstimmigkeiten afgefallen, z.b. bei den Lagerungsplänen, da wurde zumindest lt. Plan die Bewohnerin um 15:00 gelagert, dumm nur das ich von 14:00 bis 17:00 da war, und so zieht sich das wie ein roter Faden, Pflegetätigkeiten werden abgezeichnet obwohl sie nicht durchgeführt wurden, zumindest nicht zu der angegebenen Uhrzeit. Klar ist das jetzt dippe******erei und ich kann das auch nachvollziehen, läuft ja auf Station teilweise nicht anders, aber so als indirekt Betroffener hat das schon einen komischen Beigeschmack.
 
Hallo, Schliko,

... Darmverschluss, was ja ein offensichtlicher pflegefehler ist

wieso ist ein Darmverschluss (ohne nähere Angaben zu den Umständen) ein offensichtlicher Pflegefehler? Es gibt genug Beispiele, wo ein Darmverschluss Folge einer anderen Grunderkrankung ist und gerne auch von jetzt auf gleich auftritt, z.B. Tumore, Briden... Sofern nicht tage- oder wochenlang nicht bemerkt wurde, dass die Dame unter massiver Verstopfung leidet, solltest Du etwas mehr zur Ursache herausfinden, bevor Du weitere Schritte einleitest.

LG, Gärtnerin
 
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Also ich bin schon der Meinung dass wenn man Stuhl erbricht und per Sonde noch ca 1 Liter abfliesst, dass dieses Problem nicht innerhalb der letzten 24 Stunden aufgetreten ist. Peristaltik war im Ultraschall keine mehr zu sehen.
 
Vielleicht nicht innerhalb von 24 Std., aber auf jeden Fall innerhalb sehr weniger Tage. Und oftmals hat der Patient trotz schon bestehendem Subileus zunächst noch Stuhlgang. Sollte der Ileus aufgrund von Medikamenten aufgetreten sein, z.B. bei Morphin-Einnahme, sollte geschaut werden, ob korrekte Begleitmedikation angeordnet war.
 
Also ich bin schon der Meinung dass wenn man Stuhl erbricht und per Sonde noch ca 1 Liter abfliesst, dass dieses Problem nicht innerhalb der letzten 24 Stunden aufgetreten ist. Peristaltik war im Ultraschall keine mehr zu sehen.

Vielleicht solltest Du Dich nochmals über das Thema "Ileus" in Fachbüchern einlesen. Je nach Ursache kann das tatsächlich recht flott gehen!
Und keine Peristaltik könnte auch eher auf einen paralytischer Ileus bedeuten. Ohne die Ursache zu kennen, würde ich an Deiner Stelle von einer Vorverurteilung Abstand nehmen.
Unabhängig davon: Wenn Du den Eindruck hast, das Deine Angehörige sich dort nicht in guten Händen befindet, dann wechsle das Heim.

Klar ist das jetzt dippe******erei und ich kann das auch nachvollziehen, läuft ja auf Station teilweise nicht anders, aber so als indirekt Betroffener hat das schon einen komischen Beigeschmack.
Tja....:roll:
 
Interessante Links, aber damit sind wir natürlich genauso schlau wie davor- die angegebenen Symptome in beiden Büchern widersprechen sich und wir kennen die eigentliche Ursache nicht.

Klinik Buch1: tiefer liegend mit Kotstau und damit keinen Stuhlgang vs. Klinik Buch 2: tiefer Ileus mit Stuhlgang

Die vom TE angebenen Syptome sind zu unspezifisch und von der Zeitdauer zu ungenau um Rückschlüsse zur Ursache machen zu können.
Und da der TE die Ursache des Ileus nicht genannt hat (die die Ärzte wissen müssten!) gilt damit natürlich die Unschuldsvermutung.
 
Die vom TE angebenen Syptome sind zu unspezifisch und von der Zeitdauer zu ungenau um Rückschlüsse zur Ursache machen zu können.
Und da der TE die Ursache des Ileus nicht genannt hat (die die Ärzte wissen müssten!) gilt damit natürlich die Unschuldsvermutung.
Dito, das würde eine sehr ufwändige Geschichte werden, hier anhand von den (wenn auch umfangreicher) gegebenen Informationen nachzuweisen, dass der Darmverschluss ein "Pflegefehler..." des Pflegepersonals war ...

Ich würde lapidar behaupten, "das wird nichts", aber damit würde ich ja viele Monate Gutachter- Anwalts- und Richterarbeit vorweg nehmen ;)


Zur Frage: Anwalt einschalten, ohne gehts doch eh nicht.
Ob in dem Heim illegal Urkunden gefälscht werden kann dir hier niemand sagen.
 
Hallo Leute,
also erstmal, der Bewohnerin gehts jetzt erstmal dem Umständen entsprechend, liegt nach wie vor auf der Intensiv, lt. den Docs zeigten sich unter der OP massive Kotsteine, zumdem war die Bewohnerin sehr Exsikkiert. Ich war dann mal im Pflegeheim und habe einen Blick in dei Pflegedoku geworfen, wird dort alles elektronisch erfasst. Stuhlgang hatte sie seit 6 Tagen nicht gehabt, zumindest lt. Doku. Im Pflegeverlauf steht mehrfach dass die Bew über Bauchschmerzen und Übelkeit geklagt hat als Bed. Med gab es dann Kammillentee und MCP Tropfen.
Mal schauen wie es jetzt weitergeht.
Etwas ratlos bin ich schon. Am Montag habe ich ein Gespräch bei der Heimleitung, mal schauen was da auf mich zu kommt.
Anmerken sollte ich noch, dass es sich nicht um eine Angehörige dreht, sonder um eine Bewohnerin deren Betreuung ich habe.
 
... Ich war dann mal im Pflegeheim und habe einen Blick in dei Pflegedoku geworfen, wird dort alles elektronisch erfasst. Stuhlgang hatte sie seit 6 Tagen nicht gehabt, zumindest lt. Doku. Im Pflegeverlauf steht mehrfach dass die Bew über Bauchschmerzen und Übelkeit geklagt hat als Bed. Med gab es dann Kammillentee und MCP Tropfen. ...
Und du wärst bei den Beschwerden: Übelkeit und Bauchschmerzen sofort auf einen Ileus gekommen?
Zudem stellt sich hier die Frage: was war zuerst da. Die Exzikose ist eine Folge des Ileus wie du den Links entnehmen konntest. 6 Tage kein Stuhlgang- dürfte auch nicht unbedingt zwingend auf eine Ileusentwicklung hinweisen.

Aktuell dürfte deine Argumentation nicht ausreichen um da eine Klage erfolgreich durchzubringen. Du müsstest nachweisen, dass das Personal von einer Ileusentwicklung ausgehen musste bei den beschriebenen Symptomen. Die beschriebenen Symptome im Vorfeld reichen definitiv nicht aus.

Elisabeth
 
Und du wärst bei den Beschwerden: Übelkeit und Bauchschmerzen sofort auf einen Ileus gekommen?
Zudem stellt sich hier die Frage: was war zuerst da. Die Exzikose ist eine Folge des Ileus wie du den Links entnehmen konntest. 6 Tage kein Stuhlgang- dürfte auch nicht unbedingt zwingend auf eine Ileusentwicklung hinweisen.

Du vergißt die Kotsteine....

In meiner Ausbildung habe ich noch gelernt, das man ab den dritten Tag ohne Stuhlgang die ersten Maßnahmen einleiten sollte. Das hat sich meines Wissens nach nicht geändert. Zudem kommt in diesem Fall noch die Frage welche Komorbidäten und Medikamente eine Rolle spielen.

Maniac sagte es bereits: Anwalt nehmen und sehen. Ein Gespräch mit der Heimleitung gibt es offenbar schon, und ist ebenso notwendig.
 
Die 3 Tage Regel haben wir wohl alle gelernt. Aber die Frequenz alleine reicht nicht aus um ein Koprostase-Risiko nachzuweisen. ...
Definition
Eine chronische Obstipation liegt vor, wenn unbefriedigende Stuhlentleerungen berichtet werden,
die seit mindestens 3 Monaten bestehen und mindestens zwei der folgenden Leitsymptome
aufweisen:
o starkes Pressen,
o klumpiger oder harter Stuhl,
o subjektiv unvollständige Entleerung,
o subjektive Obstruktion, oder
o manuelle Manöver zur Erleichterung der Defäkation jeweils bei ≥ 25% der Stuhlentleerungen, oder
o < 3 Stühle pro Woche
http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/021-019l_S2k_Chronische_Obstipation_2013-06_01.pdf
Es reicht also nicht, da nur die Stuhlfrequenz kurz vor dem Ereignis anzugeben. Übelkeit und Bauchschmerzen sind zu allgemeine Symptome.

Ergo: Was mir in der ganzen Beschreibung fehlt- der Hinweis auf eine vorhandene chronische Obstipation, Medikamente die eine Obstipation fördern usw. . Koprolithen entstehen ja nicht von ungefähr. Und wenn du da was hast, dann kannst von einem Pflegefehler reden.

Es scheint manchmal, als wenn sich das Thema Obstipation in der Pflege mit der Fokussierung auf das 3-Tage-Intervall erschöpft. Schade.

Elisabeth
 
Elisabeth, bist Du der Bedeutung Deiner Worte bewusst?

Ich habe gerade gehört, das Pflegewissenschaftler in Witten, Osnabrück und Berlin nach Lesen Deines Beitrags sich sofort an die Arbeit gemacht haben und einen Expertenstandard Koprostaseprophylaxe entwicklen. In spätestens 3 Jahren werden wir 12h mittels mehrerer Checklisten und Skalen das individuelle Koprostaserisiko erfassen!
 
Es scheint manchmal, als wenn sich das Thema Obstipation in der Pflege mit der Fokussierung auf das 3-Tage-Intervall erschöpft. Schade.

Elisabeth

Deshalb schrieb ich auch von der Frage nach Komorbiditäten und Medikation.

Aber toll für mich, das die Aussagen meiner Beiträge für die gesamte Pflege in Deutschland stehen. :knabber:
 
Musst nicht alles auf dich beziehen. *g* Hab ich was überlesen bei der TE? Ich hatte bisher nur die 6 Tage auf dem Schirm.

... In spätestens 3 Jahren werden wir 12h mittels mehrerer Checklisten und Skalen das individuelle Koprostaserisiko erfassen!
Ich wusste es doch, dass man der Basis das Denken noch komplett abgewöhnen kann. *ggg* Die Hälfte der Zeit dürfte fürs Sortieren und Abheften drauf gehen.

Elisabeth
 

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