Salben/Cremes vs. Desinfektion und Hydrogele bei Kratz/Risswunden

Sosch

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Altenpfleger
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Servas,

heute schirebt euch ein Kollege im Ruhezustand, der nur noch stundenweise an den Akten arbeitet und somit wenig fachbezug zum Thema hat...durch eine Immunsuppression mit MTX + Biologica (Interleukin 6 Blocker - Handelname RoActemra) habe ich immer das Problem, dass sich selbst kleine Wunden ständig infizieren, hier derziet sind es vor allem lästige Kratzwunden, welche bei der Gartenarbeit oder beim Spielen mit meinem Hundewelpen entstehen. "Normale" Katzwunden habe ich so immer um die vier-sechs Wochen, sie entzünden sich, sondern teilweise eitriges Sekret ab, gehen schnell in die Tiefe und schmerzen , zwar nur leicht, aber wahrnehmbar. Laut den praxishelferinnen meines Hausarztes (der Doktor hat gesagt:besserwisser:) soll ich wahlweise mit Octenisept desinfizieren und trocken mit Kompressen - anfangs die Aussage, dass unsterile reichen, bis ich auf sterile pochte und einer Mullbinde abdecken. Es bildet sich dann aber Schorf, unter dem sich teilweise eitrige Flüssigkeit sammelt, wenn dies so weit ist, bekomme ich dann die Aussage (der Doktor hat gesagt:angry:) ich soll Jodsalbe oder Rivanolsalbe drauf machen. Wohl gemerkt, ich glaube der Aussage, dass der Doktor irgendwas sagte, nicht, aber was will man machen, die Praxisführerin ist seine Exfrau.....
Macht es aber nicht wirklich besser.
Nun werkle ich schon wieder anderthalb Wochen an so einer Wunde herum, habe mir aber auf Ebay aus einem Nachlass Prontosan Spülung und Branolindgaze günstig ersteigert.

Wenn man sich durch die Unmengen an Informationen der Fachberichte und Pharmaindustrieinformationen kämpft, so liest man immer wieder von diesem und jenen "Neuerungen" die aber allesamt nicht privat zahlbar sind - bis auf ein paar Probepackungen, die ich zugeschickt bekam, ist da eher nix daheim.

Hat einer von euch Erfahrung mit Prontosan Gel, Octenidingel, Hydrogel oder Nugel? Sind diese mit Kompresse anwendbar oder sollte irgendwas, wie eben die Branolindgaze dazwischen sein, das die sich nicht in die Kompresse saugen?

(Ich brachte auch in Erfahrung, dass einige dieser Sachen erstattungsfähig sind, auch wenn die Helferin des Hausarztes sagt, sie dürfen dies trotzdem nicht auf Kassenrezept schreiben - auf Privatrezept kann ich soviel bekommen, wie ich will - Termin mit dem Arzt direkt ist erst in drei Wochen:wut:)

Ich will die Risswunden nicht mazerieren, wie dies mir unter der Jodsalbe manchmal passiert - diese hat ja auch irgendwie eine gelstruktur. Oder sind bei solchen Risswunden trockene Behandlung mit zeitweisen feuchten Umschlägen (früher ließen wir ne halbe Stunde Rivanol oder Jodkompressen auf manchen Wunden). DA aber diese Wunden ein zusätzliches Risiko für ein geschrottetes Immunsystem darstellen, will ich da nichts riskieren. Das alte Mercuchrom war früher super, aber das ist ja leider in ganz Europa aus dem Handel..


Bin dankbar für Vorschläge, kann auch ein Bild der Wunden mal posten, Im Moment reinige ich mit Prontosan nach Packungsaufschrift und mache Gaze und Rivanolcreme drauf, decke steril ab, Wechsel 2x täglich.



Vielen Dank
ein durch die Zeit ein wenig fachfremder Kollege,
Sosch
 
Ferndiagnose ist bekanntlich nicht möglich und als erstes fällt mir nur ein: Hausarzt wechseln.

Aber vielleicht kommt man ja über allgemeine Fragen auch an die Grundproblematik.

Der Hund kratzt dich... was machst du dann? Reingung- womit? Desi- welches? Ab wann Verband? Zusätzliche Salben ab welchem Zeitpunkt? Wie oft Verbandswechsel? Immer inklusive Reinigung und Desi? Wie oft wird die Methode gewechselt? Alle 2-3 Tage? Nach 1 Woche? ???

Elisabeth
 
1. Mercurochrom - brauchen wir nicht mehr zu diskutieren.
2. Rivanol - sollte in der Wundversorgung bitte endlich das gleiche Schicksal wie Mercuchrom erlebt haben. Außer in wenigen dermatologischen Ausnhamen hat es auf der geschlossenen (!) Haut nichts mehr zu suchen und auf Deinen Wunden erst recht nichts.
3. Hydrogel/Octeniseptgel - das "Äpfel-und-Birnen- Phänomen". Da Du selbst schreibst, Du möchtest Mazerationen ausschließen, ist der Einsatz von feuchtigkeitsfördernden Hydrogelen nicht verständlich, fliegt also auch schon aus er Überlegung raus. Octeniseptgel hätte hier also nur den Vorteil der Desinfektion, die durchaus auch mit anderen Darreichungsformen erreicht werden kann (Spray?).

Kommen wir zum Kern:
die Immunschwäche hast Du ja nicht durch MTX und Biologica sondern durch - anscheinend - Rheuma. Zumindest steckt eine Grunderkrankung dahinter, die Deinen Körper in die Wundheilungsstörung bringt und somit gehörst Du, wie Elisabeth schon schrieb, in vernünftige ärztliche Hände. Da Du anscheinend keine 20 mehr bist, solltest Du genug Erfahrung haben, Dir einen anständigen Arzt und nicht nur seine mitbehandelnde bessere Hälfte zu suchen.
Dann könnte auch geklärt werden, ob es wirklich Eiter ist, der aus Deinen Wunden kommt oder Lymphe, die sich unter dem Schorf den Weg bahnen (was dann die Versorgung wieder verändern würde - das Zuballern mit Desinfektion würde bei Lymphen keinen Sinn haben und NACl würde durchaus zur Wundreinigung reichen).

Zusammenfassend: Hände weg von Nachlasskäufen und ab zum Facharzt.
Gute Besserung!
 
Ich möchte mich meinen Vorrednern anschliessen und folgendes noch zu bedenken geben,
Tierbisswunden im Allgemeinen neigen sehr schnell dazu, sich zu infizieren, auch ohne diese Grunderkrankung.Im Vorfeld würde ich dann doch nicht nur mit Nacl spülen, sondern ein Antiseptikum wählen- allerdings auch auf die Einwirkzeit achten.
Und bei Verwendung von Spray gebe ich zu bedenken, dass es zu einer Vergrößerung der Infektion kommen kann, wenn du den Bezirk großflächig einsprühst, wobei zu klären ist, ob grundsätzlich eine Infektion besteht(typische Zeichen beachten)Ich sprühe z.B. gar nichts ein- bis auf die Kompresse, mit der ich arbeite.
Hydrogele nimmt man bei trock. Wunden und zum autolyt. Debriedement,an einen Wundrandschutz sollte dann gedacht werden.Gele unterscheiden sich nochmals in Einmalprodukte, z.B. OcteniseptGel, Dracogel, SuprasorbGel (zu erkennen an der durchgestrichenen 2)usw. und in konservierte Produkte, z.B. OctenillinGel- nach Anbruch noch 6 Wochen haltbar. Preislich kaum ein Unterschied.
Aber ist der Einsatz sinnvoll?
Grassolind ist eine reine Fettgaze meines Wissens,- Risiko einer Hautreaktion, Aufquellen der Wundränder usw- und auch mittlerweile zu ersetzen durch zeitgemäße Produkte.
Auch ich rate dir, gerade wenn es immer wieder zu Wundheilungsstörungen kommt, zu einem Arzt , der zeitgemäße Wundbehandlung durchführt.
 

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