s.c. Infusion aus pflegerischer Sicht

hartwig

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338
Beruf
Krankenpfleger
Akt. Einsatzbereich
Dozent, Stationäre Pflege
Moin, moin!

Da in Deutschland Pflegekräfte in Altenheimen keine venösen Zugänge legen, sind s.c. Infusionen dort weit verbreitet und werden meines Wissens nach fast aussschliesslich zur Flüssigkeitssubstitution eingesetzt. Wie ist diese Praxis pflegerisch zu bewerten?



  • Haben s.c. Infusionen im Vergleich zu i.v. Infusionen einen pflegerischen Vorteil oder werden sie nur als Notlösung eingesetzt, weil es den Pflegekräften nicht möglich ist, einen venösen Zugang zu legen?
  • Haben s.c. Infusionen im Vergleich zu i.v. Infusionen einen ökonomischen Vorteil?
  • Wie erleben Patienten diese Art der Flüssigkeitszufuhr?
    • Ist die Akzeptanz eines subcutanen Zugang vergleichbar mit der eines venösen? Beobachtet man beispielsweise verstärkt nesteln oder das Herausziehen des Zugangs durch die Patienten?
    • Welche Art des Zugangs behindert weniger im Alltag?
    • Besteht ein Zusammenhang zwischen Demenz und der Akzeptanz des Zugangs?
    • Welches Verfahren wird von den Patienten als weniger schmerzhaft empfunden?
    • Welcher Zugang wäre bei inmobilen Patienten im Rahmen der Obstipationsprophylaxe zu empfehlen?
Ich weiss, bei den meisten Fragen kann man nur mutmassen, da ein direkter Vergleich nicht möglich ist, bin aber trotzdem auf eure Meinungen gespannt!

Gruss Hartwig
 
Ich arbeite zwar nicht in der Geriatrie, sondern in der Palliativpflege, aber ich fühle mich dennoch befugt zu antworten:


  • Haben s.c. Infusionen im Vergleich zu i.v. Infusionen einen pflegerischen Vorteil oder werden sie nur als Notlösung eingesetzt, weil es den Pflegekräften nicht möglich ist, einen venösen Zugang zu legen?

Wir legen die Infusionen gern, weil bei uns auch die Ärzte des öfteren keinen venösen Zugang zustande bekommen (wegen besch..eidenen Venen). Wir benutzen sie nicht ausschließlich zur Flüssigkeitsgabe, sondern auch z. B. auch zur Schmerzmittelgabe.


  • Haben s.c. Infusionen im Vergleich zu i.v. Infusionen einen ökonomischen Vorteil?

Im Krankenhaus dürfte der gering sein (evtl. sparst Du ein paar Braunülen, falls die s.c.-Nadel länger funktioniert als der i.v.-Zugang). Im Pflegeheim ist es natürlich für den Hausarzt günstiger, das Pflegepersonal machen zu lassen, anstatt für jeden Zugang einen Hausbesuch zu machen.
Wie erleben Patienten diese Art der Flüssigkeitszufuhr?
  • Ist die Akzeptanz eines subcutanen Zugang vergleichbar mit der eines venösen? Beobachtet man beispielsweise verstärkt nesteln oder das Herausziehen des Zugangs durch die Patienten?
Nach meiner Beobachtung nesteln sie nicht häufiger als bei i.v.-Zugängen. Bei den Patienten, die sich ständig die Braunülen selbst rausreißen, halten die s.c.-Zugänge allerdings auch nicht länger. (Eine Alternative wäre der s.c.-Zugang unter dem Schulterblatt, aber da habe ich immer Angst vor Dekubiti.)
  • Welche Art des Zugangs behindert weniger im Alltag?

Kann man wahrscheinlich nicht allgemein sagen. Eine Nadel am Handrücken würde mich beim Waschen, Essen usw. allerdings mehr stören als eine am Bauch.


  • Besteht ein Zusammenhang zwischen Demenz und der Akzeptanz des Zugangs?
Kann ich nichts zu sagen. Verwirrte verstehen den Sinn eines Schlauches am Körper allerdings oft nicht, egal ob das ein venöser Zugang, eine s.c.-Nadel oder ein Blasenkatheter ist.

  • Welches Verfahren wird von den Patienten als weniger schmerzhaft empfunden?
Egal, wo die Braunüle rein kommt: es piekst.

  • Welcher Zugang wäre bei inmobilen Patienten im Rahmen der Obstipationsprophylaxe zu empfehlen?
Auch bei immobilen Patienten würde ich als Obstipationsprophylaxe nicht als erstes an parenterale Flüssigkeitszufuhr denken. Über s.c.-Nadeln kannst Du jedenfalls maximal 1000ml / Tag verabreichen.
 

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