Lt. Thieme i care (aktuelle Onlineversion,
Kapitel IV Pflegetechniken
Unterkapitel 24 Injektionen und Blutentnahme (S. 590-608)) ist der Ablauf wie folgt:
Aufziehen und Mischen von Trockensubstanzen
[...]
- unsterile Handschuhe anziehen
- Arbeitsfläche wischdesinfizieren (Einwirkzeit beachten!)
- Handschuhe verwerfen, hygienische Händedesinfektion durchführen, es empfiehlt sich, aus hygienischen Gründen und zum Selbstschutz frische unsterile Handschuhe anzuziehen
- Material vorbereiten (6-R-Regel!)
- Verschluss der Stechampulle öffnen und Gummistopfen mit einem mit Desinfektionsmittel getränkten Zellstofftupfer desinfizieren, Einwirkzeit beachten (30 s)
- Überleitungskanüle auf der einen Seite in den Einstichstopfen stechen
- auf der anderen Seite der Überleitungskanüle die Stechampulle mit der Trockensubstanz einstechen
Lt. dieser Reihenfolge ist zuerst die Trägerlösung anzustechen und dann erst die Trockensubstanz.
Nachdem mich das im Rückblick auf meine Routine in meiner frühere Tätigkeit auch irritiert hat, hab ich unseren Klinikapotheker nach dem Grund dieser Reihenfolge gefragt. Dieser erklärte mir, dass es als Anforderung der
Biostoffverordnung (
§ 9, Satz 3, Punkt 2) gegenüber dem Arbeitgeber und somit dem Arbeitsschutz abzuleiten ist. --> Wird zuerst mit der Überleitkanüle in die Trockensubstanz gestochen, kann durch das Entwichen des Überdrucks in des Flasche pulvriger Wirkstoff in die Umgebung abgegeben werden. Das wäre für die
infusions-richtende Person ein unnötiges Risiko zur Aufnahme von Wirkstoff über die ggf. mit Wirkstoff angereicherte Luft. Damit dieses Risiko vermieden ist soll erst die Flüssigkeit und dann die Trockensubstanz aufstecken. Besagter Apotheker meinte auch, dass es dazu Untersuchungen gegeben hat, die diese risikobehaftete Wirkstoffkonzentration gegenüber dem Personal beim Anstechen der Trockensubstanzflaschen bestätigen - genannt hat er mir aber keine Publikation.... und ich war mit der Erklärung auch zufrieden.
Wer das Problem mit der
kleckernden Flüssigkeitsflasche hat, dreht sie halt erst nachdem beide Flaschen mit der Überleitkanüle verbunden sind komplett um.
Mein persönliches Resümee: Wenn ich nun durch eine Anpassung meiner Routine, so einfach
meine mögliche Exposition mit Medikamentenwirkstoffen, welche nicht für mich bestimmt sind, ausschalte, dann mach ich das doch mit Fleiß und gerne, dann bin ich davon überzeugt - und unterrichte es auch so meinen Schüler*innen --> eben mit dieser Begründung.