G10% Infusion bei Hypoglikämie

Nurseforlove

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Hallo Zusammen,
Ich bin frisch examiniert und hätte eine Frage. Wir hatten letztens ein Patienten mit einen rasch sinkender BZ. Bei einen Wert von 51 hat den Arzt eine 500ml G10% Infusion angeordnet, der Pat war eingetrübt und hat kaum reagiert. Die Infusion ist schnell reingelaufen unter engschrittigen BZ-Kontrolle. Ist alles gut gelaufen, dem Pat ging danach deutlich besser.
Neulich meinte eine neue Kollegin das man G10% 500ml nicht schnell laufen darf aufgrund Hirnödemgefahr. Stimmt das?
Ich weiß das es bei Hyperglikämie diese Gefahr besteht wenn der BZ zu schnell gesinkt wird. Ist das gefährlich gewesen? Das würde ich gerne für die Zukunft wissen.
 
Erste Wahl wäre eigentlich eher G40. Wenn nicht verfügbar alternativ z.B. G10, dann durchaus auch 200 ml sehr zügig. 500 ml sehr zügig (im Strahl) ist etwas schnell, gefährdet aber einen Erwachsenen nicht.
 
Lt. Beipackzettel ist die maximal zugelassene Infusiongeschwindigkeit von G10%: 2,5 ml Glucose-Infusionslösung (also 0,25g Glucose) pro 1kg Körpermasse und Stunde.

Warnhinweise lauten:
Da glucosehaltige Infusionslösungen häufig in Stressstoffwechselsituationen (Postaggressionsstoffwechsel) mit bekannter eingeschränkter Glucoseverwertung angewendet werden, sind - in Abhängigkeit von Stoffwechselzustand und applitzierter Menge - häufige Kontrollen der Blutglucosekonzentration notwendig.
Weitere, genannte Punkte sind hier noch,:
  • dass ggf. Kontrollen des Flüssigkeits-, Elektrolyt- und Säure-Basen-Status erfolgen sollen.
  • dass Glucose-Lösungen nicht im selben System wie Blutkonserven/EKs verabreicht werden dürfen.
  • dass aufgrund des Energiegehaltes bei Applikationen einer kaliumfreien Lösung (G10%) eine regelmäßige Kontrolle des Kaliumspiegels empfohlen ist.
Hinweise für den Fall der Überdosierung (also wenn die Infusion zu schnell läuft):
Überdosierung kann zu Hyperglycämie, Glucosurie, Hyperosmolatiät, hyperglykämischem, hyperosmolarem Koma, Überwässerung und Elektrolystörung führen.

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In Anbetracht dessen, dass es eine maximale Infusionsgeschwindigkeit vom Hersteller für die Infusion G10% (einem Medikament) gibt, sollte/darf man das nicht ohne weiteres schneller reinlaufen lassen als die besagten 2,5 pro KG pro Stunde. Was sonst, bei Überdosierung passieren kann, wusste deine Kollegin korrekt. Auch das Risiko, der möglich negativen Veränderung des Kaliumspiegels sollte nicht vernachlässigt werden. (Vorwerte im Labor beachten)

Btw... G10% bei 51mg/dl BZ, kann man machen. Ich erlebe üblicherweise im Alltag aber, dass ein bis zwei G40% (a 10ml) Ampullen i.v. (Eine grobe Faustregel: pro einer gegeben Ampulle G40% 10ml lässt sich der BZ um rund 20-30 mg/dl heben) gegeben werden und noch eine Ringerlösung nachläuft (wichtig wg. Venenreizung!). Die Vorsicht bei erhöhter Serumosmolarität (plus dem anderen, bereits Genannten bei G10%) ist hier auch geboten - aber stehen die Pflegefachkraft und der behandelnde Arzt sowieso gerade daneben, wenn die Glucose gegeben wird ist das Risikoverhältnis ein anderes, als wenn ich die G10% "mal schneller, mal langsamer vor sich hin tropfen lasse" (...wie ist es den im Alltag von suboptimal laufenden peripheren Verweilkanülen und dem Anspruch über den Infusiongabezeitraum nicht nur für einen Patienten/eine Patientin dazu sein ;) ).
 
Zuletzt bearbeitet:
Mir ist die Fachinfo natürlich bekannt. Aber niemand wird in einer Notfallsituation mit beg. hypoglykämen Koma irgendwas auf die dort angegebene maximale Infusionsgeschwindigkeit geben. Das entspräche ja bei Durchschnittsgewicht einer Infusionszeit von ca. 3 Stunden, mitthin völlig abwegig. Im Notfall gilt Glukose, jetzt, und schnell. Dass 500 ml ein bisschen viel ist, sei dahingestellt.
 
Eigentlich sollten ja überall G40-Ampullen als Notfallmedikament verfügbar sein. Und auch von einem Arzt angewendet werden können....
 
Eigentlich wollte ich nur wissen ob eine Glukose 10% 500ml die zu schnell läuft für einen Pat. gefährlich sein kann. Ob sich der Arzt für eine G10 Infusion entscheidet oder für G40 Ampullen ist für mich ein andere Thema.
Niesreiz und Liligrit danke für eure Antworten.
 
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Hey liligrit,

mein Beitrag war nicht auf deine Antwort bezogen. Bitte nicht falsch verstehen, ich wollte dir keineswegs unterstellen, dass dir die Fachinfo nicht bekannt ist. Ich wollte detailliert konkret auf die Fragestellung von Nurseforlove eingehen. Dass der Arzt in dem Fall zu einer G10% gegriffen hat erscheint mir auch nicht als üblich bzw. typisch. Dafür müsste man nun den konkreten Fall genauer betrachten - aber darum geht es ja nicht. Auch für mich ist es gängig, dass in einem solchen Fall mit G40% gehandelt wird. Das lässt sich auch, aus den genannten Gründen, als risikoarmer für solche Situationen argumentieren. Auch, dass nicht in jedem Fall einer schneller laufenden 500ml G10% eine Nebenwirkung bzw./oder Fehlwirkung im Rahmen einer denkbaren Überdosierung Eintritt ist mir auch klar, dennoch sollte dieses Risiko, in Bezug auf die Fachinformationen nicht unter- bzw. unbewertet bleiben.
 
@FLORA.BLEIBT
Schon klar ;-) Aber bei einer frisch examinierte Kollegin kann man noch nicht erwarten, dass sie einen Arzt fachlich korrigiert, wenn es um die Dosierung von Medikamenten geht. Sowas macht man erst mit einer gewissen Erfahrung.
 
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