Qualitätsmanagement im OP: Hilfe oder Mist?

Redactrice

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Köln
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Redakteurin der "Im OP" (Georg Thieme Verlag)
Hallo zusammen,

ich würde heute gerne wissen: Wie sind Eure Erfahrungfen mit Qualitätsmanagement in Eurem OP? Steht der Aufwand in einem akzeptablen Verhältnis zum Ergebnis? Bringt das ständige Dokumentieren Euch, die Patienten oder das Haus wirklich weiter oder ist der Papierkram eher Selbstzweck? Was ist wirklich wichtig, was könnte man getrost weglassen und warum?
Ich freue mich auf Eure Meinungen, die wir gern in einer der nächsten Ausgaben der Fachzeitschrift "Im OP" anonym veröffentlichen werden.

Liebe Grüße + Dankeschön :cheerlead:
Redactrice
 
QM,auch im OP,bedeutet für's Haus zusätzliches Geld,denn über QM laufen ja meist Zertifizierungen/ReZertifizierungen und somit erhöhen sich die Beträge für Therapiemaßnahmen doch ganz beträchtlich. Für die OP-MA ist es natürlich ne zusätzliche Belastung und von dem Geld,was mehr rein kommt,haben sie auch nix,also trifft beides zu,würd ich denken.
 
... interessant, ich hätte mehr Fluchen erwartet über den Papierkram :D Die Frage ist ja: bringt das Ganze wirklich mehr Sicherheit / Verbesserungen für den Patienten, oder geht es eben doch nur darum, die evtl. willkürlichen Kriterien der (Re-)Zertifizierung zu erfüllen?
 
Ketzerische Frage: Sind die Zertifikate das Papier wert auf dem sie gedruckt sind? Andersherum gefragt, muss ich mich nach XY zertifizieren, oder kann ich meine Qualität auch anders erbringen?
Interessant wäre eine Gegenüberstellung der Kosten für eine Zertifizierung nach XYZ gegenüber einem Qualitätsmanagement. Beziehungsweise - die Kosten die ich in eine Zertifizierung stecke, bringt mir das Siegel das Geld wirklich ein?
 
Interessant ist immer die übergroße Hektik wenn die Rezertifizierung ansteht. Die Zeit zwischen den Zertifizierungen/Audits durch die Visitoren passiert so gut wie nix!
(.....)
 
QM besteht aus den Worten: Qualität und Management.
Das bedeutet für mich: Wir managen unseren Bereich, damit wir Qualität erreichen!

Wir sind seit 2000 zertifiziert und haben am Anfang jeden unserer Arbeitsschritte in Verfahrensanweisungen oder Arbeitsanweisungen aufgeschrieben. Damals hatten wir, wenn ich mich noch recht erinnere, 4 dicke Leitzordner voll mit beschriebenem Papier, dass außer der QM-Tante (damals ich!) niemanden interessiert.

Inzwischen haben wir ausgemistet und sind der Meinung, dass wir nur QM-Dokumente brauchen, die wichtig für unsere Arbeitsabläufe sind. Dazu gehören z. B. Aufgabenorientierungen unserer versch. MA im OP, Standard´s zur OP-Vorbereitung, Lagerungen, Containerpacklisten und noch einiges mehr. Der Auditor checkt auch immer die Fort- und Weiterbildungen, MPG, Arbeitssicherheit u. ä.

Wir sind der Meinung, dass QM "leben" muss. Wenn nur Papier"leichen" abgeheftet werden, bringt das Ganze nix.

LG opjutti
 
Interessant ist immer die übergroße Hektik wenn die Rezertifizierung ansteht. Die Zeit zwischen den Zertifizierungen/Audits durch die Visitoren passiert so gut wie nix!
(.....)
Das ist das Problem bei Zertifizierungen wie KTQ.

Aber KTQ, EFQM, Din ISO 9000f. sind ja nur eine kleine Anzahl von QM-Systemen. Qualitätsmanagement geht auch ohne Zertifizierung.

Ich kann zwar nicht vom OP berichten, aber für mich ist Qualitätsmanagement oft ein Beleg für die Gegensätze zwischen gut gemeint und gut gemacht. Gegen Qualitätssicherung und -verbesserung kann eigentlich kein Mensch etwas haben. Und auch Kontrollen sind durchaus notwendig, um Fehler und Mängel zu erkennen und abstellen zu können. Auch das Lernen von anderen Organisationen (ein Teil der Zertifizierungen) kann durchaus von Vorteil sein.

Das Problem ist die Art und Weise der Umsetzung. Berge an Dokumentation, Überhandnahme von Kontrollen und Reglementierungen, keinerlei Berücksichtigung der strukturellen Gegebenheiten, keine Anpassung des Stellenschlüsseln an das Mehr an Aufgaben.
 
Ohne den ganzen Zertifizierungswahn nur positiv sehen zu wollen:

Aber welche andere Möglichkeit hat ein Haus, von einer unabhängigen externen Stelle, begutachtet zu werden? Als Patient wünsche ich mir, daß jemand mal nachgeschaut hat, ob dort alles "richtig" läuft; daß mich ein Höchstmaß an Sicherheit erwartet.

Meine Erfahrungen mit Audits waren eigentlich positiv. Leider macht es oft den Anschein als wäre die Dokumentation wichtiger als das, was wirklich gemacht wird. Gerade alles was mit Strukturen und Prozessen zu tun hat, wirkt für den Praktiker schnell aufgebläht (ja, und ich bezweifle den wirklichen Nutzen).

Ein gutes QM findet aber nicht nur zur Zertifizierung statt. "Zertifizierung" empfinde ich allerdings als wirkliches Zauberwort. so manches "Altbackenes" ließ sich unter dem Hinweis darauf fast problemlos ändern, was sonst viel Überzeugungsarbeit gekostet hätte. Das Führen der Listen ist eher ein notwendiges Übel, Qualitätsmanagment an sich, kann eine Abteilung aber wirklich weiterbringen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielen Dank für Eure Meinungen!!
@Hypurg: Ich finde, Du hast einen sehr wichtigen Aspekt genannt: die Perspektive des Patienten - kam aber leider nach Redaktionsschluss. Trotzdem Danke :)

Liebe Grüße
Redactrice
 

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