Beispiel PC30V hatte ich bereits angeführt.
Ja, hab's nicht vergessen. Und dieses Beispiel ist auch gut nachvollziehbar. Leider hilft mir das nicht bei der Beurteilung komplizierterer Fragestellung wie z. B.
Zu den WDM.
Speziell finde ich hier fragwürdig, dass man davon ausgeht das zwar Spitzendrücke erreicht werden, diese aber nur kurz einwirken.
Wieso? Bei den mir bekannten Matratzen liegt der Patient zu 2/3 auf. Ein drittel ist entlastet. (ca. 15 cm breite Kammern). Der Wechsel erfolgt nicht abrupt sondern kontinuierlich innerhalb von 8 Minuten. Insofern gehe ich davon aus, dass die Spitzendrücke nicht wesentlich (ab wann es wesentlich ist weiß ich leider nicht genau) höher sind, als ohne diese Matratze.
Wobei ich in letzter Zeit vermehrt beobachte, dass man die Matratzen härter einstellen muss, als das vom Hersteller aufgrund von Körpergröße und -masse vorgegeben wäre. Sonst liegt nämlich im entsprechenden Zeitintervall z. B. das Gesäß doch auf der harten Unterlage auf. Und/Oder man ändert die Intensität (d. h. wie viel Luft aus den Entlastungskammern abgelassen wird). Allerdings ist da fraglich, wie viel da noch an Wirkung übrigbleibt.
Aber genau das alles macht es ja m. E. so schwierig, eine Maßnahme "mal eben" aufgrund von Anatomie/Physiologie usw. zu beurteilen
Der Mensch besteht unglücklicherwiese nicht nur aus der Haut und dem Problem Dekubitus. Kritsich ist zu werten, dass die Reizung der Sinneszellen in Haut und Muskulatur offensichtlich nicht bewertet werden.
Hinzu kommt, dass man das Lagern nicht unterlassen darf - u.a. wegen der "Lungenproblematik". Da stellt sich für mich ganz schnell die Frage: ab wann ist diese Form des Lagerungshilfsmittels denn wirklich indiziert.
Ergo: mehr Fargezeichen als Antworten und deshalb rate ich in Beratungssituationen eher ab als zu.
Ich denke ja auch, dass die Indikation wirklich sehr eng gestellt werden muss. Die Mobilisation wird schwieriger, der Patient kann sich schlechter Bewegen, Wahrnehmungsverluste, usw. sprechen dagegen. In manchen Situationen scheint es aber so zu sein, dass man
kurzfristig diese Nachteile in kauf nehmen kann, wenn man dafür andere Vorteile hat.
Ich hoffe, ich habe dich jetzt nicht wieder verwirrt.
Nein, damit nicht. Die einzige Aussage, die ich immer noch nicht verstehe ist, dass es aufgrund der Zusammenhänge beurteilbar sei, ob eine bestimmte Maßnahme Sinn macht und Du trotzdem noch nach Studien suchst:
Ich suche noch immer eindeutige (pflegewissenschaftliche) Studien zum Thema Fönen und Eisen, Kontraindikation hyperämisierender Salben, Lagerunsgintervall usw..
Ich gehe aktuell davon aus, dass Du
- Dafür bist, das alle Maßnahmen begründet werden, d.h. auch die kritische Überprüfung althergebrachter, nicht nur von neuen, Maßnahmen
- wenn nicht (mit Studien, etc.) begündbar sind, zumindest eine Plausibilitätsprüfung stattfinden muss.
- Vorteile und Nachteile abgewägt werden müssen
- keiner auf reine Werbeaussagen oder Studien¹ vom Hersteller reinfallen soll
- Im Zweifelsfall ohne Hilfmittel agieren (bzw. zumindest so wenig wie möglich).
¹ Wenn's denn Studien sind, wär's o.k. In der Regel handelt es sich aber um nicht-randomisierte, nicht-blinde "Studien" an viel zu kleinen Patientgruppen, oft auch noch ganz ohne Kontrollgruppe.
Irgendwie habe ich das Gefühl, dass wir inhaltlich näher beeinander sind, als es sich uns beiden darstellt...
Wonach erstellst du dein "Hausrezept" und wie ist das Design- wenn...: dann...? Wie garantierst du, dass der MA aktuell informiert ist?
Ich erstelle gar kein Hausrezept (nicht nur weil das andere machen). Sondern auch, weil ich merke, dass die Standards nicht in festgelegten Zeitintervallen überarbeitet werden (es besteht also grundsätzlich die Gefahr, dass sie veralten). Zudem sind die Standards nicht allen bekannt (teilweise auch nicht, zu was es einen gibt, bzw. zu was nicht...).
Das aktuelle Design ist (in Bezug auf das Thread-Thema): wenn wir eine spezielle Behandlung eines Patienten mit einer WDM durchführen möchten, weil wir meinen, dass das sinnvoll sei, melden wir das zusammen mit einer Norton-Skala-Einschätzung an die PDL und diese genehmigt das dann i.d.R. (weil wir das eh nur sehr selten machen). Evtl. sieht die PDL auch erst selbst nach dem Patienten oder der Dokumentation.
Wie die Mitarbeiter auf dem Laufenden bleiben? Zunächst mal Fortbildungen. Jeder geht wo anders hin (je nach Interesse oder auch mal nach Bedarf). In der Teambesprechung werden Ergebnise/Neuerungen usw. ans Team weitergegeben.
Problem: Wo keine neuen Erkenntnisse, da keine Änderungen an der Basis in diesem Teilbereich (so erlebe ich das zumindest für mich). Es gibt ja immer genügend Bereich wo man an sich arbeiten oder auch Abläufe verbessern kann
Das Konzept einige Mitarbeiter zu schulen, die dann ihr Wissen weitergeben (Multiplikatoren) sehe ich derzeit als das geeignetste an. Nicht nur auf Stationsebene, sondern auch Stationsübergreifend. Wobei ich nicht so viel verschiedene Modelle kenne. Teilweise wird das in unserem Haus auch so gemacht. Allerdings ist dann natürlich nicht nur die Fachkompetenz der Multiplikatoren wichtig, sondern im gleichen Maße die Fähigkeit, dieses Wissen auch gut verständlich weiterzugeben und die anderen zu motivieren, das neue Wissen ein- bzw. umzusetzen.
Und es ist sicherlich auch gut, mehrere Konzepte der "Wissenverbreitung" zu nutzen, weil jeder auf andere Art am besten erreichbar ist.
Ulrich