Qualitätsmanagment beim Dekubitus?

Wie sieht das dann Deiner Meinung nach mit Wechseldruckmatratzen aus? Wirklich handfeste Studien sind mir dazu nicht untergekommen.
Ebend- aber diese Matratzen sind nicht wegzubekommen. Vertreter haben da wirklich ganze Überzeugungsarbeit geleistet.
Das hast Du mich nochmals mißverstanden. Es gibt keine Studien die eine Wirkung belegen, allerdings gelingen Nachweise der Wirkungslosigkeit ebensowenig.

Ich wollte eigentlich eine inhaltliche Stellungnahme...


UlrichFürst schrieb:
Trisha schrieb:
In entsprechenden Schulungen/Seminaren kann man dies lernen. Genau aus diesem Grunde werden ausgewählte Mitarbeiter regelmässig zu entsprechenden Veransatltungen geschickt - mit anschließendem großen "AHA!"-Effekt.
Jene Teilnehmer gehen mit einer stark erhöhten Motivation aus der Veranstaltung raus - und zwar deswegen, weil sie endlich verstehen, warum der NES kein Kochrezept ist, aber wissen, wie sie ein Rezept erstellen müssen.
Ich sehe hier nirgends das Wort Pflegefachkraft.

Ich versuch's trotzdem mal: Eine Pflegefachkraft ist für Dich also nur jemand, der sich auf einem bestimmten Gebiet weiter- oder fortgebildet hat und das dann auch nur für dieses spezielle Thema?

Wie nennst Du dann examinierte Gesundheits- und KrankenpflegerInnen?

Ulrich
 
Irgendwie wirds schwierig mit uns beiden, was das verstehen anbetrifft. Wahrnehmung ist ja immer subjektiv und ducrh eigen Erfahrungen geprägt. *fg* Nun gut.

Also im Detail. Es gibt derzeit nur eine sehr dürftige Studienlage zum Thema Dekubitusprophylaxe. Das betrifft sowohl die Risikofaktoren der Entstehung als auch die Maßnahmen Verhütung. Letzteres leuchtet ducrhaus ein. Wie will man die Wirksamkeit einer Maßnahem belegen, wenn man noch keinen Nachweis hat, welchen Einfluss bestimmte Faktoren haben. Als gesichert gilt lediglich, dass Druck und Zeit eine Rolle spielen bei der Entstehung.

http://www.aerztekammer-bw.de/25/10praxis/90allgemeinmedizin/0406a.pdf
http://www.berlincert.de/downloads/dissertation_diesing.pdf

Die Wechseldruckmatratzen betreffend sieht das nicht anders aus, obwohl Firmen dies gerne anders darstellen. Es gibt ein Studie von Neander, die die Nebenwirkungen dieser Matratzen beleuchten. Die Erläuterungen in dieser Studie sind für mich schlüssig und sie decken sich mit meinen Erfahrungen.
Ergo: der z.T. sehr unkritische flächendeckende Einsatz dieses Produktes sollte dringend überprüft werden.
http://www.ot-forum.de/OT/split2003/ot2003.432-437.pdf

Das die Branche der Bettenhersteller übrigens nicht lange fackelt kann man auch schön mit Neander nachweisen: http://www.voelker.de/pdf_archiv/voelkerwoerld_15.pdf S. 6 Wertlose Untersuchungen. Hier wird das ganze Dillema der Pflegeforschung deutlich: Forschung ist teuer und wenn Forschung ohne Firmen ablaufen soll, ist sie fast unbezahlbar. Hinzu kommt, dass Pflegeforschung in Deutschland keine Lobby hat. Das Vorgehen von Neander- angefangen mit dem falschen Titel bis hin zu z.T. dubiosen Forschungsdesigns- tut da sein übriges.

Pflegefachkraft ist für mich jemand, der sein Fach versteht. Unter diesem Gesichtspunkt erübrigt sich die Frage wie ich die GuKs einteile. *g* Wobei mir durchaus bewusst ist, das bei einer hohen Prozentzahl dieser Fachkräfte gerade was die Kenntnisse zur Grundpflege angeht eher ein gravierendes Manko herrscht. Die Ausbildung hat sich zu lange mit medizinischen Aspekten und Krankheitstherapieansätzen beschäftigt (und beschäftigt sich noch?). Und da setzt aus meiner Sicht Trishas und mein Seminarangebot an: aufzeigen das Dekuprophylaxe mehr ist als nur das lesen und ausfüllen von Checklisten und das Handeln nach Punktevorgaben.

http://www.albertinen.de/html/mitte...ame=1088076981_dekubitus_pflege&extension=pdf

Elisabeth
 
Irgendwie wirds schwierig mit uns beiden, was das verstehen anbetrifft. Wahrnehmung ist ja immer subjektiv und ducrh eigen Erfahrungen geprägt. *fg* Nun gut.
Und wird durch schreiben statt sprechen und sehen noch mal erschwert...

Also im Detail. Es gibt derzeit nur eine sehr dürftige Studienlage zum Thema Dekubitusprophylaxe. Das betrifft sowohl die Risikofaktoren der Entstehung als auch die Maßnahmen Verhütung.
Sag ich doch.

[...]Wie will man die Wirksamkeit einer Maßnahem belegen, wenn man noch keinen Nachweis hat, welchen Einfluss bestimmte Faktoren haben. Als gesichert gilt lediglich, dass Druck und Zeit eine Rolle spielen bei der Entstehung. [...]
Also kannst Du nicht mit Sicherheit beurteilen, welche Maßnamen gut und welche nicht wirkunsvoll sind. Dann sind wir uns ja einig. Ich habe Dich weiter oben aber anders verstanden:
Elisabeth Dinse schrieb:
wenn man sich mit der Pathogenese des Dekubitus auskennt. Man kann die Hilfsmittel beurteilen nach Effektivität.
Das klang für mich so als wärst Du derzeit dazu in der Lage und nicht erst in ein paar Jahren oder Jahrzehnten...

Über den Rest sind wir uns denke ich auch einig. Auch wenn's lange gebraucht hat um das herauszufinden...

Ulrich
Die Disertation war mir unbekannt (zumindest kann ich mich nicht daran erinnern). Die werd ich mir zumindest mal überfliegen...
 
Ich denke schon, dass man mit dem Wissen der Pathogenese zumindest den angebotenen Hilfsmitteln kritisch gegenüber stehen kann. Man sollte bewerten können, ob etwas wirklich sinnvoll ist um es auszuprobieren, oder ob damit eher ein Schaden angerichtet wird.

Elisabeth
 
Ich denke schon, dass man mit dem Wissen der Pathogenese zumindest den angebotenen Hilfsmitteln kritisch gegenüber stehen kann. Man sollte bewerten können, ob etwas wirklich sinnvoll ist um es auszuprobieren, oder ob damit eher ein Schaden angerichtet wird.
Womit wir wieder ca. 10 Postings zurückfallen.

Was wäre das aus Deiner Sicht ganz konkret für das Beispiel der Wechseldruckmatratzen? Du kannst von mir aus auch ein beliebiges anderes Beispiel hernehmen. Nur so ist das für mich nur eine theoretische Feststellung, die allem anschein nach in der Praxis nichts wert, weil nicht tatsächlich umsetzbar, ist.

Ulrich
 
Beispiel PC30V hatte ich bereits weiter oben angeführt.

Zu den WDM siehe auch weiter oben.
Speziell finde ich hier fragwürdig, dass man davon ausgeht das zwar Spitzendrücke erreicht werden, diese aber nur kurz einwirken. Der Mensch besteht unglücklicherwiese nicht nur aus der Haut und dem Problem Dekubitus. Kritsich ist zu werten, dass die Reizung der Sinneszellen in Haut und Muskulatur offensichtlich nicht bewertet werden. Neander hat versucht, diese Problematik zumindest ansatzweise einzubringen.
Hinzu kommt, dass man das Lagern nicht unterlassen darf - u.a. wegen der "Lungenproblematik". Da stellt sich für mich ganz schnell die Frage: ab wann ist diese Form des Lagerungshilfsmittels denn wirklich indiziert.
Ergo: mehr Fargezeichen als Antworten und deshalb rate ich in Beratungssituationen eher ab als zu.

Ich hoffe, ich habe dich jetzt nicht wieder verwirrt. Aber wenn wir schon auf diesem Level diskutieren. Ich suche noch immer eindeutige (pflegewissenschaftliche) Studien zum Thema Fönen und Eisen, Kontraindikation hyperämisierender Salben, Lagerunsgintervall usw..

Wonach erstellst du dein "Hausrezept" und wie ist das Design- wenn...: dann...? Wie garantierst du, dass der MA aktuell informiert ist?

Elisabeth
 
Beispiel PC30V hatte ich bereits angeführt.
Ja, hab's nicht vergessen. Und dieses Beispiel ist auch gut nachvollziehbar. Leider hilft mir das nicht bei der Beurteilung komplizierterer Fragestellung wie z. B.
Zu den WDM.
Speziell finde ich hier fragwürdig, dass man davon ausgeht das zwar Spitzendrücke erreicht werden, diese aber nur kurz einwirken.
Wieso? Bei den mir bekannten Matratzen liegt der Patient zu 2/3 auf. Ein drittel ist entlastet. (ca. 15 cm breite Kammern). Der Wechsel erfolgt nicht abrupt sondern kontinuierlich innerhalb von 8 Minuten. Insofern gehe ich davon aus, dass die Spitzendrücke nicht wesentlich (ab wann es wesentlich ist weiß ich leider nicht genau) höher sind, als ohne diese Matratze.

Wobei ich in letzter Zeit vermehrt beobachte, dass man die Matratzen härter einstellen muss, als das vom Hersteller aufgrund von Körpergröße und -masse vorgegeben wäre. Sonst liegt nämlich im entsprechenden Zeitintervall z. B. das Gesäß doch auf der harten Unterlage auf. Und/Oder man ändert die Intensität (d. h. wie viel Luft aus den Entlastungskammern abgelassen wird). Allerdings ist da fraglich, wie viel da noch an Wirkung übrigbleibt.
Aber genau das alles macht es ja m. E. so schwierig, eine Maßnahme "mal eben" aufgrund von Anatomie/Physiologie usw. zu beurteilen:weissnix:

Der Mensch besteht unglücklicherwiese nicht nur aus der Haut und dem Problem Dekubitus. Kritsich ist zu werten, dass die Reizung der Sinneszellen in Haut und Muskulatur offensichtlich nicht bewertet werden.
Hinzu kommt, dass man das Lagern nicht unterlassen darf - u.a. wegen der "Lungenproblematik". Da stellt sich für mich ganz schnell die Frage: ab wann ist diese Form des Lagerungshilfsmittels denn wirklich indiziert.
Ergo: mehr Fargezeichen als Antworten und deshalb rate ich in Beratungssituationen eher ab als zu.
Ich denke ja auch, dass die Indikation wirklich sehr eng gestellt werden muss. Die Mobilisation wird schwieriger, der Patient kann sich schlechter Bewegen, Wahrnehmungsverluste, usw. sprechen dagegen. In manchen Situationen scheint es aber so zu sein, dass man kurzfristig diese Nachteile in kauf nehmen kann, wenn man dafür andere Vorteile hat.

Ich hoffe, ich habe dich jetzt nicht wieder verwirrt.
Nein, damit nicht. Die einzige Aussage, die ich immer noch nicht verstehe ist, dass es aufgrund der Zusammenhänge beurteilbar sei, ob eine bestimmte Maßnahme Sinn macht und Du trotzdem noch nach Studien suchst:
Ich suche noch immer eindeutige (pflegewissenschaftliche) Studien zum Thema Fönen und Eisen, Kontraindikation hyperämisierender Salben, Lagerunsgintervall usw..
Ich gehe aktuell davon aus, dass Du
  1. Dafür bist, das alle Maßnahmen begründet werden, d.h. auch die kritische Überprüfung althergebrachter, nicht nur von neuen, Maßnahmen
  2. wenn nicht (mit Studien, etc.) begündbar sind, zumindest eine Plausibilitätsprüfung stattfinden muss.
  3. Vorteile und Nachteile abgewägt werden müssen
  4. keiner auf reine Werbeaussagen oder Studien¹ vom Hersteller reinfallen soll
  5. Im Zweifelsfall ohne Hilfmittel agieren (bzw. zumindest so wenig wie möglich).
¹ Wenn's denn Studien sind, wär's o.k. In der Regel handelt es sich aber um nicht-randomisierte, nicht-blinde "Studien" an viel zu kleinen Patientgruppen, oft auch noch ganz ohne Kontrollgruppe.

Irgendwie habe ich das Gefühl, dass wir inhaltlich näher beeinander sind, als es sich uns beiden darstellt...

Wonach erstellst du dein "Hausrezept" und wie ist das Design- wenn...: dann...? Wie garantierst du, dass der MA aktuell informiert ist?
Ich erstelle gar kein Hausrezept (nicht nur weil das andere machen). Sondern auch, weil ich merke, dass die Standards nicht in festgelegten Zeitintervallen überarbeitet werden (es besteht also grundsätzlich die Gefahr, dass sie veralten). Zudem sind die Standards nicht allen bekannt (teilweise auch nicht, zu was es einen gibt, bzw. zu was nicht...).

Das aktuelle Design ist (in Bezug auf das Thread-Thema): wenn wir eine spezielle Behandlung eines Patienten mit einer WDM durchführen möchten, weil wir meinen, dass das sinnvoll sei, melden wir das zusammen mit einer Norton-Skala-Einschätzung an die PDL und diese genehmigt das dann i.d.R. (weil wir das eh nur sehr selten machen). Evtl. sieht die PDL auch erst selbst nach dem Patienten oder der Dokumentation.

Wie die Mitarbeiter auf dem Laufenden bleiben? Zunächst mal Fortbildungen. Jeder geht wo anders hin (je nach Interesse oder auch mal nach Bedarf). In der Teambesprechung werden Ergebnise/Neuerungen usw. ans Team weitergegeben.
Problem: Wo keine neuen Erkenntnisse, da keine Änderungen an der Basis in diesem Teilbereich (so erlebe ich das zumindest für mich). Es gibt ja immer genügend Bereich wo man an sich arbeiten oder auch Abläufe verbessern kann:thinker:

Das Konzept einige Mitarbeiter zu schulen, die dann ihr Wissen weitergeben (Multiplikatoren) sehe ich derzeit als das geeignetste an. Nicht nur auf Stationsebene, sondern auch Stationsübergreifend. Wobei ich nicht so viel verschiedene Modelle kenne. Teilweise wird das in unserem Haus auch so gemacht. Allerdings ist dann natürlich nicht nur die Fachkompetenz der Multiplikatoren wichtig, sondern im gleichen Maße die Fähigkeit, dieses Wissen auch gut verständlich weiterzugeben und die anderen zu motivieren, das neue Wissen ein- bzw. umzusetzen.

Und es ist sicherlich auch gut, mehrere Konzepte der "Wissenverbreitung" zu nutzen, weil jeder auf andere Art am besten erreichbar ist.

Ulrich
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Irgendwie habe ich das Gefühl, dass wir inhaltlich näher beeinander sind, als es sich uns beiden darstellt...

Bei dieser Erkenntnis sollten wir es belassen und nicht noch eine DiskussionsRunde drehen. *g*
Die Studien interessieren mich ehrlich gesagt nicht besonders, da sie aus meiner Sicht sinnlos wären. Warum soll etwas per Studie bewiesen werden, was sich auch über die aktuellen Erkentnisse aus Anatomie und Physiologie nebst Pathologie erklären läßt.

Zum Thema WDM finde ich es sinnvoll einen neuen Thread zu eröffnen. Er passt hier irgndwie nicht ganz- da zu speziell.



Elisabeth
 

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