Psychiatrie weniger anstrengend?

Onkel Etsch

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Hallo zusammen, ich wollte mal die Pflegekräfte in der Psychiatrie fragen, ob die Arbeit genau so schlaucht wie in der Somatik? Sind die Ärzte genau so gestresst und wie ist das Arbeitsklima?
 
Hallo Onkel Etsch,
ich arbeite jetzt seit 4 Jahren in der Psychiatrie, vorher auf einer Chirurgischen Station mit 39 Betten. Ich habe mich am Anfang etwas geschämt als die "neuen" Kollegen von der Psychiatrie-Station meinten dass heute ein anstrengender Tag gewesen sei (3 Aufnahmen und 3 Entlassungen) und ich das gar nicht so empfunden habe. Ich dachte wenn die 6 Personen als Anstrengend empfinden was sagen die dann bei dem hohen Durchlauf von manchmal 10-15 Patienten an einem Tag.
Jedoch heute kann ich meine Kollegen verstehen, mag sein dass die körperliche Arbeit in der Psychiatrie nicht so anstrengend ist wie in der Somatik, allerdings ist man hier oftmals viel näher an den persönlichen Schicksalen der Patienten als einem lieb ist.
Ich für mich empfinde auch heute einen Wechsel von 6 Patienten nicht anstrengend. Jedoch einen Spätdienst mit 2 Krisen in Form von Suizidgedanken und -Impulsen, plus womöglich 1 Selbstverletzung bringen mich manchmal auch an meine persönliche Grenze.
Stress haben unsere Ärzte auch, jedoch sind wir hier auch oftmals in der Lage durch einen kurzen Break, etwas Energie zu tanken.
 
Meine Mutter war 25 Jahre Krankenschwester in der Psychatrie. Sie ist dieses Jahr in ihre wohlverdiente Rente gegangen. Es kommt immer auf die Station an. Akut hat sie schon sehr geschlaucht. Als sie dann in die Tagesklink gewechselt ist, war es schon entspannter für sie.
 
Ich denke die Arbeit in der Somatik ist körperlich anstrengender als in der Psychiatrie. Dafür ist die Arbeit in der Akutpsychiatrie emotional/ geistig viel belastender.
Ich kenne aber auch die Arbeit in der Psychiatrischen Tageskliniken und offenen Psychiatrie und die Arbeit finde ich jetzt persönlich als mega-chillig, sogar als langweilig.
 
Ich mache meine Ausbildung ja in einer Psychiatrie.
Also körperlich schlaucht die Somatik definitiv mehr, aber die Psychiatrie fordert oft geistig.
Ich war schon auf Stationen für Depressionsbewältigung, da war die Arbeit sehr ruhig und ich war richtig tiefenentspannt. Aber ich hatte auch schon einen Einsatz auf einer geschlossenen Akutstation, da war ich richtig platt. Patienten die Gegenstände zerschlagen um die Scherben zu schlucken, Deeskalation, Fixierungen, Suizidversuche... Das fand ich persönlich anstrengender, ja zum Teil auch schwieriger, als auf Normalstation.
Es ist einfach eine andere Art des kaputt seins. Trotz allem liebe ich die Psychiatrie :-)
 
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Reaktionen: Onkel Etsch
Ich werde demnächst eine kleine Stipvisite in diesem Bereich machen. Ich finde, das ist ein sehr interessanter Teilbereich der Medizin. Leider sind über die Psychiatrie aufgrund der Geschichte (Nazizeit, Sterilisierung, Zwangsbäder etc.) noch viele „Legenden“ im Umlauf, obwohl 1970! die Psychiatriereform stattfand. Ich bin gespannt. Habe bis jetzt auch nur gutes gehört.
 
Ich arbeite auf der Intensiv, aber die Patienten mit sychischen oder psychiatrischen Krankheitsbildern finde ich nicht unanstrengend. Hier sind sie oft auch somatisch erkrankt, beatmet und vitaö gefährdet...
 

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