Hallo Marlena,
ich versuche mal Deine einzelnen Fragen zu beantworten.
Sehe ich das richtig, dass du und deine Kollegen eher wenig am Patienten arbeiten, ihr also gar nicht mehr wirklich in der Pflege an sich tätig seid?
Nun, wir sind sicher weniger "in der Pflege an sich" wie früher. Trotz allem gibt es auch da noch viele Aufgaben, die wir ausführen.
Zum einen versorgen wir am Morgen immer mit den anderen Kollegen die Patienten, sprich Körperpflege, Mobilisieren etc. Um eine gute Pflegeplanung schreiben zu können, ist das ja auch unbedingt notwendig, das geht ja schlecht vom Schreibtisch aus. Kommt jetzt z.B. im Laufe des Tages ein "Pflegefall", dann erhebe ich die Anamnese, erstelle das Grundgerüst der Planung und versorge den Patienten dann komplett am nächsten Morgen, um meiner Planung den "individuellen Feinschliff" geben zu können.
Wir versorgen auch oft die Patienten z.B. nach grossen OP´s, um ein eigenes Bild von ihnen zu bekommen, denn wir müssen ja möglichst schnell entscheiden z.B. kann der Patient direkt in Reha? Muss er zwischenzeitlich nach Hause? Kann er das? wenn nicht, was ist das richtige Versorgungssystem? etc.
Ein wichtiges Thema ist auch Anleitung und Beratung, gerade auch wegen dem Entlassmanagement. Beispiel: Ein Patient bekommt einen Anus praeter. So wie es die Zeit zulässt versorge ich mit dem Patienten sein Stoma, leite ihn oder seine Angehörigen an etc., denn ich muss ja, um die Weiterversorgung/Überleitung optimal planen zu können wissen, was kann der Patient?, wieviel und welche Hilfe braucht er?, etc.
mir aber als Schwester auf Station etwas degradiert vorkäme, weil ich jemand bin, der gerne Pflegeplanungen, Aufnahmegespräche und administrative Tätigkeiten macht. Gab es da schon mal Probleme?
Probleme gibt es immer und überall und ich denke man wir NIE etwas finden, was jeder toll findet.
ABER: Die Schwestern auf Station sind absolut nicht degradiert

Sie übernehmen nach wie vor verantwortungsvolle und extrem wichtige Tätigkeiten auf Station. Ausserdem erstellen wir ja z.B. die "Aufnahmepflegeplannung", Patientensituationen wechseln aber und ist ist ständig erforderlich, die Planungen zu evaluieren und zu aktualisieren. Das machen die jeweils zuständigen Bereichsschwestern und dafür tragen Sie auch die Verantwortung. Es ist auch nicht so, dass den Kollegen auf Station verboten ist, Planungen zu schreiben oder sonstige administrative Aufgabe zu erfüllen, wer gerne will.....darf jederzeit.....ist natürlich Absprachesache. Nur interessanterweise sind alle froh, dass sie mehr Zeit für die Patienten haben und eben nicht Zeit am Schreibtisch mit der meist als "lästig" empfundenen Dokumentation verbringen zu müssen.
Wurde das Konzept seitens der PDL einfach eingeführt oder wurdet ihr und die Kollegen auf Station an der Entscheidungsfindung mitbeteiligt? Braucht ihr eine spezielle Fortbildung oder sonstige Voraussetzung, um auf eurem jetzigen Arbeitsplatz arbeiten zu können?
Nun, das Ganze begann als Projekt zur Neustrukturierung der Pflege. Das war natürlich von seiten der PDL "angeordnet". Es nahmen dabei von allen Stationen interessierte Mitarbeiter teil. Die jetzt in der Praxis praktizierte Form wurde von uns allen mit externen "Projektleitern" entwickelt. Auch jetzt gibt es immer wieder Treffen und AG´s um Verbesserungen vorzunehmen etc.
Somit hatten wir alle viele Stunden "interne Fortbildung". Ausserdem haben alle Mitarbeiter in unserem Team diverse Fort-und Weiterbildungen. Z.B. Patientenkoordinator, Praxisanleiter, Leitungsweiterbildung, Wundexperte ICW, ....., alle haben Kurse in Kinästhetik, Bobath, Basale Stimulation, ....
Wie sieht die Funktion der Stationsleitungen aus? Sind sie gleichberechtigt mit euch oder habt ihr das letzte Wort und sie sind nun noch in erster Linie für die Mitarbeiterführung auf Station zuständig?
Also die Leitungen sind im Gegensatz zu uns tatsächlich weitgehend von der Pflege auf Station freigestellt und haben quasi einen "Bürojob". Sie sind für alles organisatorische verantwortlich. Es gibt auch jeweils für 2 Stationen nur eine Leitung. Das heisst, die sind schon auch mit "leiten" beschäftigt.
Auf dem Papier ist es so....die Leitungen haben die organisatorische Weisungsbefugnis und wir haben fachliche Weisungsbefugnis. In der Praxis versuchen wir, gemeinsam irgendwie den Laden zu schmeissen
Sooo, ich hoffe, ich konnte Deine Fragen beantworten! Ansonsten kannst Du gerne weiter fragen!!!
Ach ja....falls sich dafür noch jemand interessiert....wir werden bezahlt wie jede "normale" Schwester auf Station, also NICHT wie eine Leitung. Das heisst in der Praxis, das wir eher weniger verdienen wie die Kollegen, da ja die Nachtzuschläge wegfallen.
So...nun aber Schluss.....*g*
Viele Grüsse
Michaela