Pflege ohne Gewalt - ist das überhaupt möglich?

Hallo zusammen,

in diesem Beitrag geht es um Angehörige die ihre Verwandten pflegen. Wichtig eben auch diese Hintergründe für uns zu kennen. Was ist Gewalt? Wo fängt Gewalt an? Was ist unsere Aufgabe auch, wenn wir erkennen, dass Patienten von ihren Angehörigen Gewalt erfahren?

Dort sind auch wir die Profis; Experten. Wie geht man mit sowas um? Nicht umsonst gehört es in unsere Aus- und Weiterbildung. Nicht nur, dass wir selber Gewalt ausüben, sondern auch professionell erkennen können, wann sind Angehörige überfordert? Welche Hilfe bieten wir ihnen an? Was ist unsere Aufgabe und Pflicht?

Sehr deutlich zeigte der Ausschnitt, wie schnell ein Angehöriger zum Täter wird und wie verzweifelt dieser auch in seiner Lage sein kann.

Liebe Grüße Brady
 
Wir haben vor Kurzem in der Schule über Gewalt in der Pflege gesprochen und sind einstimmig zu dem Entschluss gekommen dass man in der Pflege kaum ohne Gewalt auskommt, vorausgesetzt man macht sich bewusst was man unter Gewalt versteht. Hier einige Beispiele anhand der AEDL:

Kommunizieren
- Unterhaltungen mit Dritten überden Kopf des Patienten hinweg
- Desinteresse / Unaufmerksamkeit
- Verniedlichung des Namens / respektlose Anrede wie "Oma"
- Rügen wie "Haben Sie sich schon wieder vollgemacht?"
- Vermeidung von Blickkontakt

Sich bewegen
- unangemessene Unterstützung der Bewegungen (zu fest, zu grob, zu schnell)
- Einschränkungen des Bewegungsspielraums, z. B. Rollstuhl zu eng an den Tisch schieben
- Liegenlassen im Bett bzw. Zwangsmobilisation

Vitale Funktionen aufrechterhalten:
- zuviel Lüften / Durchzug machen / Lüften wenn jemand nackt ist
- schlechte Gerüche belassen
- Waschwassertemperatur bestimmen
- Rationalisierung von geäußerten Bedürfnissen: "Sie brauchen keine Decke, es ist doch viel zu warm"

Sich pflegen
- Zwang zur Körperpflege, zu Vollbad, Dusche oder Haarwäsche
- zwanghafte Anwendung eigener Hygienevorstellungen
- Haare-/Nägelschneiden, Rasieren wider Willen des Pat.
- Zwangsparfümierung
- ungewollte Anwendung von (Baby)Pflegemitteln

Essen und Trinken
- Verwendung des Wortes "Füttern"
- zu schnelles Essen eingeben
- nicht ausreichend Nahrung/Flüssigkeit geben
- Verabreichung des Essens auf dem Nachtstuhl
- routinemäßige Verabreichung passierter Kost

Ausscheidung
- Sitzenlassen auf Toilette
- "drin liegenlassen"
- Anbringen eines DK

Sich kleiden
- ungewolltes Anziehen von Kleidung bzw.
- Anziehen von ungewollter Kleidung
- Einschließen der kleidung

Ruhen und Schlafen
- zu zeitiges Wecken
- nächtliche Waschungen
- Verabreichen von Schlafmitteln ohne Info oder ungewollt

Sich beschäftigen
- Kindergartenspiele
- Missachtung der Privatsphäre (nicht anklopfen)
- Einhalten eines starren Tagesablaufs
- geistige Aktivitäten verkümmern lassen

Sich als Mann/Frau fühlen
- Anbringen eines DK/Urinalkondom
- Schamgefühl verletzen
- Netzhosen
- Duzen

Sicherheit in der Umgebung
- Fixierung/Bettgitter (wider Willen)
- Vertrauensbruch
- Entwenden der Klingel

Soziale Bereiche des Lebens sichern
- jemanden sich selbst überlassen
- jemanden aus "Zimmer werfen"
- Dauerberieselung durch Radio/TV
- Aufzwingen von Gesprächen

Existentielle Erfahrungen des Lebens
- Missachtung oder Nichtbeachtung der Religiösität
- Abblocken von Gesprächen
- Floskeln ("Das wird schon wieder")
- Gespräche über Sterben/Tod versuchen zu unterdrücken
Das sind nur einige Beispiele, die Liste lässt sich beliebig fortsetzen.

Viele der oben genannten Dinge passieren einfach, ohne dass man sich darüber Gedanken macht. Vielleicht kann dieser Thread ja die Leser für genau dieses Thema sensibilisieren.
Man kann viele Dinge nicht einfach anders machen, dennoch sollten sich Pflegende bewusst sein wie sich der Mensch gegenüber, der sich in einer hilfsbedürftigen Situation befindet, fühlt wenn wir automatisch handeln und denken es wäre das Beste für den Patienten. (Hoffe ihr versteht meinen letzten Satz ;) )

Nun würd mich eure Meinung dazu interessieren, da ich denke dass das ein ganz heißes Thema ist.


Hallo,
alles kann man auch nicht unter Gewalt abtun. Wobei einige Dinge wenn sie denn so durchgeführt werden an Freiheitsberaubung und Körperverletzung grenzen.


Es ist doch selbstverständlich, daß jede Person respektvoll behandelt wird. Manche Dinge lassen sich im Pflegealltag nunmal nicht so umsetzen wie man es gerne hätte.
Wenn ich jemanden Frage was für einen Schlafanzug bew. welches Nachthemd oder TShirt und Jogginghose gerne angezogen wird gibts da auch keine Probleme.
Bettgitter und dürfen nur mit ausdrücklicher Genehmingung des Patienten bzw. dessen bevollmächtigten Angehörigen angebracht werden. Die modernen Betzen verfügen ja alle über integrierte Bettgitter und können so jederzeit runter gemacht werden.
Was heißt jemanden aus dem Zimmer werfen? Bei gewissen Pflegemaßnahmen ist es unangebracht wenn Besuch im Zimmer ist.
Duzen geht überhaupt nicht außer ich kenne die Patienten privat sehr gut dann ise das duzen von Patienten kein Problem.
Netzhosen sind der letzte Sch..... Es gibt aber auch Patienten, die sie verlangen. Dann ist es o.k. Selbst bei einer Geburt wird versucht Frau die Netzhosen und teilweise auch die Flügelhemden andzudrehen. Wenn man ablehnt gibts teilweise lange Gesichter.
Wenn man sich an das Sprichwort
Was du nicht willst das man dir tue das füge auch keinem anderes zu.
hält kann eigerntlich nichts schief gehen.
Andrea
 
Wir haben vor Kurzem in der Schule über Gewalt in der Pflege gesprochen und sind einstimmig zu dem Entschluss gekommen dass man in der Pflege kaum ohne Gewalt auskommt, vorausgesetzt man macht sich bewusst was man unter Gewalt versteht. Hier einige Beispiele anhand der AEDL:

Kommunizieren
- Unterhaltungen mit Dritten überden Kopf des Patienten hinweg
- Desinteresse / Unaufmerksamkeit
- Verniedlichung des Namens / respektlose Anrede wie "Oma"
- Rügen wie "Haben Sie sich schon wieder vollgemacht?"
- Vermeidung von Blickkontakt

Sich bewegen
- unangemessene Unterstützung der Bewegungen (zu fest, zu grob, zu schnell)
- Einschränkungen des Bewegungsspielraums, z. B. Rollstuhl zu eng an den Tisch schieben
- Liegenlassen im Bett bzw. Zwangsmobilisation

Vitale Funktionen aufrechterhalten:
- zuviel Lüften / Durchzug machen / Lüften wenn jemand nackt ist
- schlechte Gerüche belassen
- Waschwassertemperatur bestimmen
- Rationalisierung von geäußerten Bedürfnissen: "Sie brauchen keine Decke, es ist doch viel zu warm"

Sich pflegen
- Zwang zur Körperpflege, zu Vollbad, Dusche oder Haarwäsche
- zwanghafte Anwendung eigener Hygienevorstellungen
- Haare-/Nägelschneiden, Rasieren wider Willen des Pat.
- Zwangsparfümierung
- ungewollte Anwendung von (Baby)Pflegemitteln

Essen und Trinken
- Verwendung des Wortes "Füttern"
- zu schnelles Essen eingeben
- nicht ausreichend Nahrung/Flüssigkeit geben
- Verabreichung des Essens auf dem Nachtstuhl
- routinemäßige Verabreichung passierter Kost

Ausscheidung
- Sitzenlassen auf Toilette
- "drin liegenlassen"
- Anbringen eines DK

Sich kleiden
- ungewolltes Anziehen von Kleidung bzw.
- Anziehen von ungewollter Kleidung
- Einschließen der kleidung

Ruhen und Schlafen
- zu zeitiges Wecken
- nächtliche Waschungen
- Verabreichen von Schlafmitteln ohne Info oder ungewollt

Sich beschäftigen
- Kindergartenspiele
- Missachtung der Privatsphäre (nicht anklopfen)
- Einhalten eines starren Tagesablaufs
- geistige Aktivitäten verkümmern lassen

Sich als Mann/Frau fühlen
- Anbringen eines DK/Urinalkondom
- Schamgefühl verletzen
- Netzhosen
- Duzen

Sicherheit in der Umgebung
- Fixierung/Bettgitter (wider Willen)
- Vertrauensbruch
- Entwenden der Klingel

Soziale Bereiche des Lebens sichern
- jemanden sich selbst überlassen
- jemanden aus "Zimmer werfen"
- Dauerberieselung durch Radio/TV
- Aufzwingen von Gesprächen

Existentielle Erfahrungen des Lebens
- Missachtung oder Nichtbeachtung der Religiösität
- Abblocken von Gesprächen
- Floskeln ("Das wird schon wieder")
- Gespräche über Sterben/Tod versuchen zu unterdrücken
Das sind nur einige Beispiele, die Liste lässt sich beliebig fortsetzen.

Viele der oben genannten Dinge passieren einfach, ohne dass man sich darüber Gedanken macht. Vielleicht kann dieser Thread ja die Leser für genau dieses Thema sensibilisieren.
Man kann viele Dinge nicht einfach anders machen, dennoch sollten sich Pflegende bewusst sein wie sich der Mensch gegenüber, der sich in einer hilfsbedürftigen Situation befindet, fühlt wenn wir automatisch handeln und denken es wäre das Beste für den Patienten. (Hoffe ihr versteht meinen letzten Satz ;) )

Nun würd mich eure Meinung dazu interessieren, da ich denke dass das ein ganz heißes Thema ist.

hab mich an diesem Artikel festgelesen, finde das genau das noch zu oft passiert, wenn ich könnte als Gepflegter würde ich all denen den Hals brechen, sinnbildlich gesprochen, bitte nicht mit mir, Zauberwort: fragt mich einfach was ich will!!!
 
Verstehe nicht, was Netzhosen damit zu tun haben...... die sind dazu da, damit die Einlagen besser halten und kein Urin ins Bett laufen kann ..... wenn sie denn richtig angelegt sind. Es war bei uns im Heim Standard, dass Einlagen und geschlossene Systeme nie ohne Netzhosen angezogen werden. Und ich habe noch nie erlebt, dass sich ein Patient oder Bewohner deswegen gestört gefühlt hätte, sondern sogar froh darüber waren... oder hab ich was falsch verstanden?
Ansonsten, um beim Thema zu bleiben, ist es richtig, was Crizzy aufführt, finde es ebenso schrecklich, wenn z.B. PK im Beisein des Patienten über dessen Stuhlgang oder Erbrochenem lauthals ihren Ekel ausdrücken..... aber DK legen?? Das ist doch ne Maßnahme, um jemand zu helfen... oder meinst du, damit die PK weniger Arbeit mit WC-Gang haben? Welcher Arzt ordnet einen DK aufgrunddessen an? Hmmm..... jedenfalls hab ich schon viel erlebt...... einmal hat ne Kollegin zu einer alten Frau im Heim gesagt, ab in's Bett oder muss ich erst böse werden? Die hat das Broternst gemeint! Pflegekräfte sollten noch mehr sensibilisiert werden in einigen Gebieten
Wenns jemandem schwer fällt, hier ein Tipp: ich stelle mir auf Station oft vor, der alte Mensch vor mir sei meine Oma oder mein Opa, niemals möchte ich, dass denen beiden was getan wird, was sie nicht wollen..... oder was wäre wenn ich der Patient bin? Das hilft wirklich.....
 
Hallo,
ich verfolge diesen Thread schon lange und auch die angeregte Diskussion. Und habe immer gemischte Gefühle bei den Beiträgen. Ich habe das Gefühl das alles was ich tue, irgendwie Gewalt ist, obwohl ich mich bei fast jeder Maßnahme am Pat. hinterfrage ob es richtig oder falsch ist.

Ist es wirklich Gewalt, wenn ich die Wassertemperatur bestimme, weil der Pat. mir nicht mitteilen kann ob es Ihm zu kalt oder zu warm ist.

Ist es wirklich Gewalt, wenn ich einen Pat freundlich bitte zu duschen und Ihm Plegeartikel ans Herz lege, weil in einem Dreibettzimmer ein extremer Körpergeruch, vom Pat ausgeht.

Ist es wirklich Gewalt, einen Pat. die Nägel schneide oder Ihn Bitte dieses zu tun, wenn er sich mehrfach die Haut aufkratzt und sich selber Wunden zufügt.
Ist es wirklich Gewalt, wenn ein Pat. nach einer großen OP einen DK erhält, da der Pat zu diesem Zeitpunkt nicht aufstehen kann oder es physiologisch nicht machbar ist das eine Pat den Beckenboden anhebt.

Ist es wirklich Gewalt, wenn man eine Netzhose benuzt zum besseren Halt einer Vorlage, anstelle einer geschlossenen Inkontinenzhose.

Ist es wirklich Gewalt, wenn Pat recht früh geweckt werden, weil sonst der Gesamte Tagesablauf vollkommen durcheinander läuft und Pat gewaschen werden wollen, wenn zum Beispiel gerade alle mit den Patfrühstück beschäftigt sind.

und noch vieles mehr.
Sorry, dann muss ich zugeben, das ich mehr Gewalt an den Pat ausübe als mir lieb ist.
Gruß
Dirk
 
Hallo Nachtschwester Dirk,

es ist sehr vieles Gewalt. Egal, ob es fachlich richtig ist. Ob es lebensrettend ist, oder ob wir gar nicht anders entscheiden können.

Dieses Wissen aber darüber, lässt uns sensibler werden, um abwägen zu können, welche Gewalt muss ich ausüben und welche nicht.

Man übt Gewalt aus, wenn man einem Kind seine Mutter nimmt. Diese Mutter kann aber für das Kind nicht sorgen, schlimmer noch vernachlässigt es.
Das Kind schreit nach seiner Mutter. Das ist eindeutig Gewalt die wir ausüben, aber die fachlich richtig ist um dem Kind zu helfen.

Auch die Mutter wird dies als Gewalt erleben, kann sie gar nicht anders in dem Moment sehen.

Diesen Schritt der Eigenreflexion, auch eine andere Perspektive einzunehmen ist fachlich. Es beruht nicht nur auf eigene Emotionen, von Recht und Unrecht.

Es gibt auch viel subtilere Mechanismen von Gewalt, dies immer im Kopf zu behalten, hilft uns.

Wir machen uns nie frei von Gewalt. Das gehört zum Leben. Nur wie wir damit umgehen, dass ist unsere Entscheidung.

Aber auch viele schon vorausgegangene Beiträge sind gute Beispiele dafür, was alles Gewalt sein kann.

Liebe Grüße Brady
 
Nachdem ich jetzt alle Beiträge gelesen habe, bin ich wieder richtig froh aus dem Krankenhaus in die ambulante Pflege gewechselt zu haben. Zuhause ist die Pflege eben wesentlich individueller, da hat der Patient Hausrecht und bestimmt und nicht wir. Natürlich kann ich nicht jeden Patienten nach der richtigen Wassertemperatur fragen, da er vielleicht dement ist oder sich nicht äußern kann, aber alle anderen bestimmen bei mir selbst! Ebenso werden die Versorgungszeiten mit dem Patienten abgesprochen. Wenn einer nicht gewaschen werden möchte - vielleicht gut zureden, aber ansonsten wird eben nicht gewaschen. Gerade im ambulanten Bereich muss ein Vertrauensverhältnis zwischen Patient und PP bestehen, Gewalt jeglicher Art gehört da einfach nicht hin!
 
Ja, und das Bewusstsein, dass wir immer Gewalt ausüben. Mehr oder weniger.
Es gehört dazu, egal was wir tun.

Liebe Grüße Brady
 
Ja, in der Tat ein interessantes Thema!

Leider gehen mit den Berufsjahren viele (vielleicht zu viele!) Tätigkeiten in Fleich und Blut über und man "geht seinem Job nach". Sicherlich muss man mit ganz vielen Dingen sehr viel sensibeler in der Pflege umgehen, vorallem den Patienten respektieren...und auf keinen Fall das Abhängigkeitsverhältnis ausnutzen!

Ich denke aber auch, das viele Pat. die sog. versteckte Gewalt hoffentlich nicht als solche erkennen...

tattoonurse:engel:
 
Hallo, Kolleginnen und Kollegen!
Da ich in der Notaufnahme, Röntgen und nicht auf einer Station arbeite, sehe ich mich aber trotzdem mit ähnlichen Situationen konfrontiert.
Gerade wenn ältere Patienten nach einem Sturz aus dem Bett oder mit Zustand nach anderen Stürzen zu uns in die NA kommen, ist bereits das Verhalten der Rettungssanitäter gegenüber der Patienten nicht immer respekt- bzw. liebevoll.

Viele dieser Patienten sind auch desorientiert oder einfach nur schwerhörig und die einfache Kommunikation ist schon eingeschränkt. Es geht weiter beim Umlagern von der Liege auf den Röntgentisch und dann evtl. das Setzen in den Rollstuhl. Leider sind meisten keine Überleitungsbögen oder Verlegungsberichte der anderen Stationen oder der Heime dabei, so daß ich auch nicht weiß, versteht er den Sinn meiner Worte nicht, oder muß ich nur lauter sprechen. Vielleicht muß ich sogar aufpassen, daß ich keine Ohrfeige bekomme oder der Patient einfach aufsteht und wegläuft.

Bestimmt haben wir das Verhalten oft deshalb schon oft falsch interpretiert und mit dem Patienten geredet, wie mit einem Kleinkind und das in einer Lautstärke, das der Patient schon Angst bekommt.
Wir fragen dann nicht nach dem Einverständnis für eine Röntgenaufnahme und befunden vielleicht sogar falsch, weil es mit der Kommunikation nicht klappt, denn:
wir kennen diesen Menschen leider nicht und niemand kann uns etwas über ihn erzählen.

In unserer Abteilung spricht aber trotzdem (fast) jeder respektvoll und behandelt diese Patienten hilfsbereit, liebevoll und wir versuchen heraus zu bekommen, was er im Rahmen seiner Verletzung kann.

Das ändert aber nichts an der Tatsache, daß sich sicherlich schon viele nach der Behandlung gedacht haben, das Personal in der NA hat nen Knall.
Sie schreien einen an, reden wie ein 4-Jähriger, tragen einen rum, obwohl man laufen kann und das nur, weil ich nicht verstehe, was hier vor sich geht und niemand vernünftig mit mir redet.

Echt traurig!

Schwester Sonja
 
Ich möchte doch noch einmal auf den Einwand von Stormrider zurückkommen.
Die gegenwärtigen Arbeitsbedingungen stellen für mich auch eine Form von Gewalt da , denn der /die Pflegende wird ständig gezwungen Kompromisse zu finden, Prioritäten zu setzen und letztendlich Abstriche zu machen um den Arbeitsanfall überhaupt bewältigen zu können. Dabei erlebt er/sie sich häufig als völlig machtlos gegenüber den bestehenden Strukturen. Diese Machtlosigkeit oder Ohnmacht gepaart mit der tatsächlichen Macht die er /sie gegenüber dem Patienten / Bewohner hat ist eine fatale Mischung. Wenn man bedenkt ,dass jeder Gewalttäter irgendwann einmal selbst Opfer von Gewalt in welcher Form auch immer gewesen ist, mag ich mir nicht ausmalen was das für die Zukunft bedeutet, bzw. bedeuten kann.
Der Übergang von unbewusst und auch nicht gewollt ausgeführter Gewalt zu bewußt eingesetztetr Gewalt ist schleichend, und wird oftmals gar nicht wahrgenommen. Zum Beispiel wenn es läutet und ich bei einem anderen Patienten bin ,habe ich keine Wahl ich muss einen von beiden warten lassen – aber wer hat es nicht schon erlebt, dass dieses Warten lassen auch schon recht bewusst eingesetzt wurde, und sei es nur weil man einmal kurz durchatmen will/muss um sich neu zu organisieren.
Ich will damit nichts entschuldigen , und gerade deshalb ist es wichtig sich der Macht und der Gewalt die man letztendlich alltäglich ausübt bewusst zu sein , aber ich sehe darin schon einen sehr große Gefahr , dass Gewalt in Zukunft noch sehr viel mehr Raum einnehmen wird, wenn nicht gegengesteuert wird .
Silvia
 

Ähnliche Themen