Wenn ich einem Patienten einen DK lege, der dazu sich nicht äußern kann, ist es Gewalt.
Wenn ich in ein Zimmer komme und lüfte, weil mir danach ist, aus welchen Gründen auch immer, ist es Gewalt.
Wenn ich einem Kind die Mutter entziehen muss, weil es operiert werden muss, ist es Gewalt.
Wenn ich ein Bettgitter vor das Bett anbringe, ist es Gewalt.
Wenn ich einen Patienten fixiere aus Selbst- oder aus Fremdgefährdung, ist es Gewalt.
Egal aus welchen medizinischen/pflegerischen Gründen, die auch fachlich gut überlegt sind und anders nicht zu bewerkstelligen sind, ist es trotzdem Gewalt, die ich einem Menschen antue.
So bleibt mir meine Sensibilität auch erhalten, um zu schauen, gibt es wirklich keine Alternativen? Dies lässt auch Standards, die für mich nicht das Mass aller Dinge sind, immer wieder meine Augen offen zu halten und zu überlegen, wie kann es anders, besser und humaner gestalten.
Nehme es nicht einfach hin, ohne nachzufragen, nachzudenken. Auch lebe ich damit, dass ich Gewalt ausübe, aber mit dem Wissen werde ich weniger Gewalt ausüben.
Ich kann Entscheidungen treffen und auch dazu stehen, begründen warum ich das Bettgitter anbringe um dann immer wieder im Prozess zu überdenken, ist es noch sinnvoll? Diese fachliche Entscheidung habe ich mit getroffen und wenn eine andere Lösung sich ergeben sollte, werde ich diese treffen.
Ich muss auch zu dem stehen, anstatt zu sagen. Ich mag ja persönlich keine Bettgitter, aber es muss sein. Es interessiert keinem was ich persönlich nicht mag. Es muss es fachlich begründbar sein.
Das gehört auch zur Transparenz in der Behandlung. Nehmen wir mal an, es kommt ein Angehöriger zu Besuch. Dieser fragt, warum hat meine Mutter ein Bettgitter? Das Schlimmste, was man sagen kann, ist meiner Meinung: "Das hat der Arzt angeordnet"......Was daraus entstehen kann, lässt meine Fantasie nur so erblühen.....
Gruß Brady