Persönliche Erfahrungen als Patient

Lüsiäna

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18.02.2015
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7
Beruf
Auszubildende GuK 08/15
Akt. Einsatzbereich
Praktikantin Seinorenheim
Hey leute!

Ich wollte mal fragen, wer von euch schon einmal selbst im Krankenhaus lag und persönlich Erfahrungen damit gemacht hat gepflegt zu werden, und einige Behandlungen und Therapien erleben zu können.
Und natürlich wie ihr damit auf station umgeht. Zum Beispiel euren Patienten sagt, dass verschiedene behandlungen unangenehm sind oder eben nicht ;)

Ich selber hatte einen schweren Autounfall und habe einiges erlebt.
Von Koma über thoraxdrainagen bis zu Nägeln und schrauben in verschiedenen Knochen und so weiter.

Zum Beispiel das thoraxdrain. ziehen war eine schmerzhafte Erfahrung.
Die Ärzte sagen ja grundsätzlich, dass jegliche Behandlungen nicht unangenehm sind.

Ich muss sagen ich bin "froh" (wenn man das so sagen darf) so eine Erfahrung gemacht zu haben, und sehe meinen beruf jetzt auch von einer anderen Seite.

Wer von euch hat auch schon solche Erfahrungen gemacht?
Wie geht ihr damit vor den Patienten um?
 
Ich kann nur von der Erfahrung als Psychiatriepatientin berichten. Allerdings ist es manchmal schon witzig gewesen, wenn man mit einem selbst bekannten Gesprächstechniken "geschlagen" wird.
Ganz schlimm fand ich, als ich wegen Noro isoliert wurde und Die Pfleger wirklich nur noch im Notfall mein Zimmer betraten. In der Psychiatrie hat man ja nicht mal Fernseher aufm Zimmer und dann ist man ja auch nicht ohne Grund dort, was dann zusätzlich belastet.
Hier hätte ich mir mehr Empathie der Pfleger gewünscht.
Hier werde ich in Zukunft bei Pat. (nach Möglichkeit) drauf achten, mich nicht so "genervt" über das ständige umziehen zu zeigen.

Allerdings hab ich auch gemerkt dass meine eigene Erkrankung und die damit verbundenen Psychiatrieaufenthalte mir auch im Pat.kontakt helfen. Ich habe das Gefühl, durch meine eigenen Erfahrungen, Gespräche mit Pat. empathischer steuern zu können.
Manchen Pat. hilft es ja auch, wenn man ihnen erzählt, dass man schon mal ein ähnliches Problem so und so gelöst hat (je nach Problem halt)
Bei Dingen, wo ich nicht weiß ob sie wehtun (wie z.B. Thoraxdrainage ziehen) sage ich das auch genauso.

Mir wurde schon mehrfach gesagt, dass ich eine gute Psychiatrieschwester abgeben würde. Aber ich dazu mag ich die Chirurgie zu sehr. Und könnte es wahrscheinlich auch nicht mit meiner eigenen Erkrankung vereinbaren.
 
Hallo Lüisiäna,
ich glaube zu deiner Frage könnte ich ein Buch schreiben...
Ich lag als Patient vor allem im Jugendalter ziemlich oft im Krankenhaus, v.a. im der Kinderklinik wegen häufigen Magen-Darm-Problemen mit Übelkeit, Brechen, Durchfällen, dazu wegen deutlichen Untergewicht und Unterentwicklung, Nabelbruch, Darmentzündung, dann Blinddarm-OP (mit 15) und Meckel-Divertikel-OP (mit 16). Später (von der Musterung aus) musste ich nochmal für drei Tage in eine Bw-Klinik zu etlichen weiteren Untersuchungen bei diversen Ärzten (Gastroenterologe, Hautarzt, Chirurg, Urologe).

Von all dem habe ich viele Erlebnisse, Erfahrungen und Gefühle, die für mich nicht schön und eher unangenehm waren, so dass ich auch eigentlich nicht mehr freiwillig ein Krankenhaus von innen betreten wollte. Doch wie das Leben manchmal spielt, so habe ich mich etliche Jahre später doch entschieden, auch die andere Seite kennen zu lernen und eben genau meine Erlebnisse und Erfahrungen einfließen zu lassen und es war ein Hauptgrund warum ich auch Kinderkrankenpfleger geworden bin, weil ich da vieles nun aus eigener Erfahrung mit den entsprechenden Worten erklären kann, natürlich dem entsprechenden Alter angemessen, d.h. v.a. bei Kindern im Schul- und Jugendalter. Ich halte auch nichts davon unehrlich zu sein und alles zu beschönigen, sondern eben genau zu erklären was passiert und gemacht wird, wie sich das anfühlt und den jungen Patienten entsprechend Mut zu machen, dass es nicht so schlimm ist wie sie es sich zunächst vorstellen und dass man z.B. einen ganz kurzen, kleinen Pieks auch überlebt. Wichtig ist aus meiner Sicht v.a. dass man eben möglichst viel und genau mit den Patienten redet und spricht, zu meiner Zeit als Patient war das meist nicht so, da bekam ich keineswegs vorher erklärt, was z.B. der Gastro-Arzt, der Chirurg oder der Urologe untersucht, wie die Darmspiegelung abläuft, wie das Abführmittel schmeckt, wie das Ultraschall, Röntgen, EKG u.e.m. abläuft oder z.B. beim Bauchabtasten, dass der Arzt sagt, wenn er nun fester drückt oder wie bei mir oft dann auch plötzlich so feste am Nabel drückt, bohrt, dreht und zieht u.e.m. Ich habe schon oft erlebt, dass es den (meist jungen) Patient sehr hilft, wenn ich ihnen z.B. erklären kann, was alles vor einer OP gemacht wird, wie ich mich da gefühlt habe und wie ich es damals bei meinen Bauch-OPs erlebt habe und dass ich damals auch viel Angst hatte und sehr nervös war. Durch die Informationen sind die Patienten dann oft gar nicht mehr so nervös.
Meine Sorge ist allerdings, dass es immer schwieriger wird noch die Zeit zu haben all das dem Patienten auch zu erklären, denn Zeit wird in der Pflege immer knapper. Aber genau das ist gerade bei den kleineren und jüngeren Patienten eigentlich das Wichtigste.

Du hast sicher mit deinem Unfall und den OPs auch einige sehr unangenehme Erfahrungen gemacht und ich gebe dir völlig recht, dass man den Pflegeberuf gerade im Krankenhaus dann schon etwas anders sieht als wenn man keine eigenen Erfahrungen als Patient hat. In meiner Pflegeausbildung "durfte" ich daher auch im Unterricht mal ein Referat halten darüber, wie man sich als Kind im Krankenaus fühlt und was ich damals erlebt habe. Auch wenn ich nicht der einzige aus meinem Kurs war, der schon mal im Krankenhaus war (ich war aber der, der es am häufigsten war!), so kam das bei meinen Mitschülerinnen sehr gut an und ich wurde auch danach dann immer wieder von anderen danach gefragt.

Ich hoffe, ich habe deine Frage einigermaßen beantwortet. Wenn Du mehr und genaueres wissen möchtest, melde dich.
Alles Gute und Viele Grüße
Michael
 

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