Papierloses Arbeiten im Krankenhaus - Segen oder Fluch?

Meine Erfahrung: Pflegekräfte sind in der Lage sich schnell an eine neue Dokumenationsart zu gewöhnen. Bei Ärzten ist das ungleich schwieriger. Um so älter, um so voller die intracerebrale Festplatte. Und wer will das schon einen Absturz der Software riskieren?

Btw.- ich kann mir auch kaum vorstellen, dass eine DIN A3 Kurve auf einen Bildschirm passt so dass man die Einträge auch ohne Brille/Lupe noch gut lesen kann. Ich denke mal, dass der Informatiker net so ganz wusste, wie die mit viel Kreativität gemalten Kurven aussehen.

Elisabeth

Dafür gibt es das Rad an der Maus, oder die Bild ab und auf Tasten, oder .....
 
Bei uns auf der Intensivstation gibt es keine Papierdokumentation mehr. Alle Daten gehen in ein automatisches System ein. Inclusive Beatmung, Hämofiltration, Blutgase, Ballonpumpe, Spritzenpumpen. In das System werden auch die Verordnungen eingepflegt. Es gibt Standardmasken für bestimmte Krankheitsbilder. Beispielsweise für Akutpatienten etc. Außerdem kann ich die aktuellen Daten des Patienten aus dem OP empfangen. Wird ein Patient innerhalb der Klinik verlegt, so speichert das System auch diese Daten und liest sie automatisch ein. In dem System enthalten sind auch eine "rote Liste", die hier blau ist und es sind alle Richtlinien für die Behandlung abrufbar (wann kann ich Drainagen ziehen und wie geht das, beispielsweise).

Gleichzeitig gibt es ein zweites System, das wohl langsam auf ganz Dänemark ausgeweitet wird. In dem kann ich alle Untersuchungsergebnisse, Medikamentenverordnungen, Allergien, die Blutgruppe, alte Laborparameter usw. finden. Der Pflegebericht und die medizinischen Anordnungen werden dort dokumentiert.
Das ist sehr praktisch, wenn ein Patient mal akut in ein Krankenhaus eingewiesen wird. Wenn ich einen Patient bekomme, kann ich vorher schon mal dort lesen, mit was ich wohl zu rechnen habe. Ebenso kann beispielsweise die Gemeindekrankenschwester und der Hausarzt die Daten abrufen.
 
Das sind dann aber landesweite Systeme über die ich auf Grund bestimmter Kriterien Zugriff bekomme, oder? Wie ist da z. B. geregelt, dass ich icht nachsehen kann an was denn der (immerkranke) Kollege XY eben mal wieder leidet?
 
Hier muss es ja nicht so sein, dass die Kurve eins zu eins kopiert wird, sondern eben die bekannten Teile leserlich untereinander angeordnet werden, sodass man hinscrollen kann. Somit entfällt das hineinzoomen.

Big
 
Das sind dann aber landesweite Systeme über die ich auf Grund bestimmter Kriterien Zugriff bekomme, oder? Wie ist da z. B. geregelt, dass ich icht nachsehen kann an was denn der (immerkranke) Kollege XY eben mal wieder leidet?




Man hat einen Zugangscode und durch den kann man jederzeit nachvollziehen, wenn jemand da gewesen ist, wo er nicht hingehört. Das System hat aber noch weitere Vorteile: Man kann schlecht was verschwinden lassen. Im Falle von Fehlbehandlungen ist die komplette Akte da und kann engesehen werden. Großer Vorteil für den Patienten! Es kann auch eine Patientenverfügung eingepflegt werden.
Ich habe noch ein kleines Gimmick vergessen, dass uns die Arbeit erleichtert: Das Ernährungsschema. Für jeden Patienten angelegt, kann man anhand von Größe, Gewicht, Krankheitsbild, Alter den genauen Ernährungsbedarf eines Patienten errechnen. Man kann so ziemlich alles an Essen, was der Patient bekommt eingeben und auch die Geschwindigkeit der Ernährungspumpe berechnen. Das Ganze kann grafisch dargestellt werden. Super praktisch!
 
@bisauf: Beschränkt der Zugangscode die Einsicht für bestimmte Klienten oder kann ich auch sehen woran Nachbar Schmidt wieder leidet?
 
Es gibt keinen Freifahrtsschein. In der Regel hast du Zugang zu allem, was du für deine Arbeit brauchst. Das bedeutet, dass du ev. net mal bei deinen Pat. die Krankenakte komplett einsehen kannst.

Elisabeth
 
@bisauf: Beschränkt der Zugangscode die Einsicht für bestimmte Klienten oder kann ich auch sehen woran Nachbar Schmidt wieder leidet?


Da muß ich ein bisschen ausholen. Jeder Däne und auch jeder, der in Dänemark arbeitet, hat eine sogenannte Personnenummer, die er das ganze Leben über behält und die er auch im Schlaf herunterbeten kann. Gebe ich die Nummer ein, taucht die Patientenakte auf. Ich kann also theoretisch schon alle Patientenakten einsehen. Das Problem dabei: Wenn ich mich einlogge, wird das automatisch registriert und dokumentiert. Und wenn ich dies bei den falschen Patienten bin, kannn das zu beträchtlichen Ärger führen.
Insgesamt kann man sagen, dass man in Skandinavien nicht so sehr auf Anonymität achtet wie in Deutschland. So weit ich weiß, kann man in Norwegen ohne weiteres die Steuererklärung des Nachbarn einsehen. Krankheit, welcher Art auch immer, ist keine Schande und deshalb weiß man auch ganz grob, was dem Kollegen so fehlt. Es hat halt niemals so einen Mißbrauch von persönlichen Daten gegeben wie in Deutschland.
Ein weiterer Vorteil der großen Datenbanken ist natürlich auch, dass man das Gesundheitswesen besser steuern kann und man ganz schnell sieht, das was nicht in Ordnung ist. Beispielsweise wenn sich auf einmal die Verschreibungszahlen eines Medikamts verändert usw.
 
Da muß ich ein bisschen ausholen. Jeder Däne und auch jeder, der in Dänemark arbeitet, hat eine sogenannte Personnenummer, die er das ganze Leben über behält und die er auch im Schlaf herunterbeten kann. Gebe ich die Nummer ein, taucht die Patientenakte auf. Ich kann also theoretisch schon alle Patientenakten einsehen. Das Problem dabei: Wenn ich mich einlogge, wird das automatisch registriert und dokumentiert. Und wenn ich dies bei den falschen Patienten bin, kannn das zu beträchtlichen Ärger führen.
Insgesamt kann man sagen, dass man in Skandinavien nicht so sehr auf Anonymität achtet wie in Deutschland. So weit ich weiß, kann man in Norwegen ohne weiteres die Steuererklärung des Nachbarn einsehen. Krankheit, welcher Art auch immer, ist keine Schande und deshalb weiß man auch ganz grob, was dem Kollegen so fehlt. Es hat halt niemals so einen Mißbrauch von persönlichen Daten gegeben wie in Deutschland.
Ein weiterer Vorteil der großen Datenbanken ist natürlich auch, dass man das Gesundheitswesen besser steuern kann und man ganz schnell sieht, das was nicht in Ordnung ist. Beispielsweise wenn sich auf einmal die Verschreibungszahlen eines Medikamts verändert usw.

Das hat natürlich auch einen gewissen regulierenden Einfluß, dadurch wird die Hürde für Steuerdelikte etwas angehoben. Aber interesant ist wie andere Länder es lösen, was in D einen Aufschrei wegen "big brother" verursacht (elektronische Krankenkarte mit Speicherung der wichtigen med. Daten)....
 
Bei dem Programm, welches wir benutzen, wird bei jedem Zugriff auf eine Akte, welche ich nicht in den letzten 4 Tagen bearbeitet habe oder in meinem Bereich behandelt wurden gefragt, warum wir diesen Zugriff machen.
Bei eigenen Mitarbeitern muss die Frage immer beantwortet werden.
Es gibt Kurzwahlen (Über F7 und dann b oder v oder n[was für Behandlung, Vorsorge oder Nachkontrolle steht] ) oder eben ein Textfeld für Freitext. Man MUSS also angeben, warum man Zugriff braucht.
Und eben das wird auch gespeichert und ist auf Nachfrage einsehbar.
Ich kann zwar so die Akte eines Mitarbeiters einsehen und bearbeiten, aber es wird eben gespeichert. Und er kann auch selbst sehen, wer auf seine Akte zugegriffen hat.
 

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