Niedrige Saaltemperatur - positive Effekte?

Exelon

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15.05.2011
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Hallo,

ich habe da mal eine Frage und hoffe auf einige hilfreiche Antworten.
Im letzten Jahr haben wir einen neuen Chefarzt bekommen und er ist ein Verfechter von niedrigen Saaltemperaturen.
Bevor er bei uns den Dienst angetreten hat, hatten wir immer so 22 bis 23 °C im Saal, mittlerweile sind es 18 oder 19 ° C (klingt jetzt nicht so wenig, aber die kalte Luft wird direkt über dem OP-Tisch in den Saal geblasen und man steht richtig schön im Zug :().
Er begründet die niedrigen Saaltemperaturen damit, dass die Keimbelastung für den Patienten gesenkt wird und dadurch die Zahl der Wundheilungsstörungen gesenkt werden soll (wir hatten eine Zeit lang mit vermehrten Wundheilungsstörungen zu kämpfen.).

Nun zu meiner eigentlichen Frage : kann mir irgendjemand positive Effekte von einem "kalten" Saal aufzeigen?
Ich finde immer nur Artikel, in denen das Auskühlen der Patienten negativ beurteilt wird (z.Bsp. erhöhte Blutungsneigung).
Es würde mich sehr interessieren, ob die Kälte positive Effekte hat oder ob unser Chef nur Hitzewallungen hat :mrgreen:.

Ach ja, die Patienten empfinden es als sehr unangenehm undbei kleineren Eingriffen, bei denen die Patienten nur eine Kurznarkose benötigen, darf der Saal jetzt wieder hochgewärmt werden - häufig sind diese OP`s aber die Versorgung von Wundheilungsstörungen - das widerspricht sich ja eigentlich auch :gruebel:

Und bei den OP`S mit Herz-Lungen-Maschine werden die Patienten zwar gewärmt, so lange die Maschine läuft, in der Zeit der Blutstillung und des Wundverschlusses kühlen sie merklich aus, da auch keine Wärmematten mehr benutzt werden.

 
Solltest mal zu uns kommen zum Arbeiten...die Doktoren geben den Ton an wie warm oder kalt es ist bei uns im OP.
Und entweder du tolerierst das oder du gehst.
 
Hallo,

ich glaube, du hast meine Frage ein wenig falsch verstanden.

Es geht mir nicht darum, dass ich friere oder das ich mich über unsere Saaltemperatur beschweren möchte.

Ich würde nur gern wissen, ob es wissenschaftliche Erkenntnisse gibt, die belegen, dass eine niedrigere Saaltemperatur z.Bsp. positive Effekte hinsichtlich von Wundheilungsstörungen hat.
Da ich nur Texte finden, in denen die Hypothermie nicht so gut "wegkommt".

Also, es soll nicht um meine Befindlichkeiten gehen, ich verstehe nur die Anordnung nicht, dass die Saaltemperatur niedrig zu halten ist (damit die Zahl der Wundheilungsstörungen minimiert wird) und dann wird sie bei kurzen Eingriffen doch erhöht.

Wäre schön, wenn mir da jemand auf die Sprünge helfen könnte.

 
Oh sorry,...verstehe jetzt.
Bei uns hier sind meines Wissens keine Studien darueber vorhanden.
 
Die Wundheilungsstörungen sind doch sicher nicht auf eine erhöhte Saaltemperatur zurückzuführen.
Oder habt ihr dafür eine Auswertung der Hygienestatistik, die dieses Problem explizit darlegt?

Für eine Wundheilungsstörung gibt es mehrere Faktoren und da spielt die Saaltemperatur wohl eine untergeordnete Rolle, oder?

Bei uns wird z. B. bei Kinderop´s die Temperatur erhöht und dort gbt es die wenigsten Wundheilungsstörungen.:eek1:

Wir haben konstant 21-22 Grad und eine Luftfeuchtigkeit von 30%.
Die Parameter sind von unserem externen Hygienefachmann festgelegt worden. Dieser richtet sich nach RKI Bestimmungen.
Wenn bei uns die Luftfeuchtigkeit steigt, wird eher Alarm geschlagen!!
In unseren Sälen befinden sich Tableau´s, auf denen diese Parameter jederzeit einsehbar sind.

Falls die Anästhesie friert, ziehen sie Mäntel und OP-eigene Schulterwärmer mit Rollkragen an.:idea:

LG opjutti
 
Der Streit über niedrige oder hohe Saaltemperaturen ist sicher so alt wie die Raumlufttechnik selbst.
Es gibt aber keine Studien die die Raumtemperatur selbst als für Infektionen in der Verantwortung sieht.
Allerdings sind Hypothermie des Patienten sicher ein Risikofaktor für die Entstehung von Infektionen, wie auch Dauer des Eingriffs, Erythrozytenjagt usw.
Dazu hat auch die RKI in der Empfehlung "Prävention postoperativer Infektionen im Operationsgebiet" von 2007 Stellung bezogen. Unter dem Punkt 4.1.13 sind die Argumente des RKI zusammengefasst.


Matras
 

Anhänge

Hallo,

hauptsächlich ist es ja in den Sälen der Orthopädie / Unfallchirurgie so kalt. Das liegt daran, dass Gelenke und Knochen allgemein recht "infektionsfreudig" sind. Durch die niedrige Temperatur soll einer Keimvermehrung und damit einer Infektion vorgebeugt werden. Ein infiziertes Gelenk bzw. infizierter Knochen überhaupt zieht nämlich einen ganzen Rattenschwanz an Folgeeingriffen nach sich. Das kann bis hin zur Amputation / Exartikulation gehen, was machmal die letzte Rettung bei einer Sepsis darstellt.


Gruß
Die Anästhesieschwester
 
Hallo,

hauptsächlich ist es ja in den Sälen der Orthopädie / Unfallchirurgie so kalt. Das liegt daran, dass Gelenke und Knochen allgemein recht "infektionsfreudig" sind. Durch die niedrige Temperatur soll einer Keimvermehrung und damit einer Infektion vorgebeugt werden. Ein infiziertes Gelenk bzw. infizierter Knochen überhaupt zieht nämlich einen ganzen Rattenschwanz an Folgeeingriffen nach sich. Das kann bis hin zur Amputation / Exartikulation gehen, was machmal die letzte Rettung bei einer Sepsis darstellt.


Gruß
Die Anästhesieschwester


Wie im Beitrag vor Deinem bereits angemerkt, ist die Saaltemperatur nicht ausschlaggebend für die Begünstigung von Infektionen.

Im Gegenteil, wenn es in Folge der niederen Umgebungstemperatur zu einer Hypothermie des Patienten kommt, können Infektionen nachweislich begünstigt werden!

Matras
 
Hypothermie wiederum verringert den Sauerstoffbedarf, muss es immer die Hygiene sein die beeinflusst wird im OP?
 
@ matras:

die Begründung, die ich gegeben habe, wurde mir bisher in 3 verschiedenen orthopädisch / unfallchirurgisch tätigen Kliniken als Erklärung für die (im Vergleich zu allen anderen Fachrichtungen) niedrige Saaltemperatur genannt.
Vielleicht sind das aber auch hausinterne Erfahrungen gewesen.


Gruß
Die Anästhesieschwester
 
Hallo,

die Wundinfektionen wurde vielfach analysiert bzw. wurde versucht eine Konstante zu finden.
Operateur, OP-Dauer, OP-Team (Pflegepersonal) usw. - es konnte aber nichts gefunden werden (die meisten Patienten waren aber schon "Risikopatienten" - adipös, Diabetis, etc.).
Dann kam unser enuer Chef und meinte, dass die Säle zu warm sind und das es ja logisch ist, dass die Wundinfektionen daher kommen müssen.
Die Säle wurden runtertemperiert und es gab trotzdem noch Wundinfektionen - diese werden sich ja eh nie vollkommen vermeiden lassen.

Wahrscheinlich hat er wirklich nur Hitzewallungen und hat nach einer Erklärung gesucht 8)

Danke für eure zahlreichen Beiträge.
 
na wenn er schon über zu viele wundinfektionen klagt, sollte man sich hygienisch betrachtet mal nen kopf machen ;)
 
na wenn er schon über zu viele wundinfektionen klagt, sollte man sich hygienisch betrachtet mal nen kopf machen ;)

Na das hätte ja mit Selbskritik zu tun - no go!

Da schon lieber die Hygiene als Begründung für das Absenken der Saaltemperatur hernehmen, anstatt sich an die lästigen Massgaben dieser halten....

Matras
 
:mrgreen:

Also ihr seid ja ... ein Chefarzt hat doch immer Recht ;)

Wir haben die Infektionen übrigens minimiert.
Es war wohl eine "Phase".

Im OP haben wir die Zeit der Händedesinfektion von 3 auf 5 Minuten erhöht, aber Wundinfektionen entstehen ja nicht nur im OP.
Auf den Stationen wurde auch noch mal auf die Wichtigkeit der Händedesinfektion vor und nach Patientenkontakt hingewiesen.
 
eine kette ist so stark wie ihr schwächstes glied ... ;)

stimmt ... selbstkritik und titel geht immer ganz schlecht zusammen :daumen:
 

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