Mit 50 noch selbständig machen?

chris

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09.03.2005
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40
Beruf
stellv.Stationsleiter,Wundexperte
Akt. Einsatzbereich
ammb.Pflege
hallo Kollegen,

sicher ein Thema, was hier noch nicht so oft behandelt wurde:
Ich bin fast 50 jahre alt, und seit 30 Jahren im Krankenhaus beschäftigt.
Jetzt überlege ich, was ich wohl mit 60 auf einer Akutstation noch so machen werde,
bzw. ob ich den Arbeitsaufwand dann noch bewältigen kann , zumal sich die Arbeitsbedingungen
in Krankenhäusern noch verschärfen werden.

Jetzt dachte ich daran, einen ambulanten Pflegedienst zu eröffnen ?
Was meint ihr : zu gewagt ?

viele Grüße
christ
 
Hallo Chris, es ist sicher nicht zu gewagt sich mit 49 3/4, also mit einer entsprechenden Lebens- und Berufserfahrung, in die Selbständigkeit zu begeben. Unabhängig von Deinen persönlichen Kompetenzen benötigst Du ein beträchtliches Startkapital. Die Höhe steht in Abhängigkeit von dem Standort des Betriebes. In meinem Hausgebiet Hamburg musst Du
- eine Gesundheits- und Krankenpflegefachkraft mit Zusatzqualifikation
zur Pflegedienstleitung (460 Stunden) haben,
- eine weitere Gesundheits- und Krankenpflegefachkraft und
- zwei weitere Pflegefachkräfte mit dreijähriger Berufsausbildung und
- eine Kraft mit einer Ausbildung, die einer Altenpflegehelferin entspricht,
vorweisen.

Neben den personellen Vorgaben musst Du ein vom Wohnraum getrenntes Büro nachweisen und eine Handvoll technisches und medizinisches Geräte und Verbrauchsmaterial. Daneben kommen weitere Kosten, ein Betriebsarzt ist von der Berufsgenossenschaft vorgeschrieben, die Haftpflichtversicherung ist abzuschließen und, und, und ...

Gerade qualifizierte Kräfte sind in Hamburg nur schwer zu finden, es können schnell mehrere Monate vergehen in denen Du die Pflegefachkräfte dann unter Vertrag hast aber für den Kassenzulassungsvertrag noch nicht genügend Kräfte hast. Schnell bist Du dann bei einigen zehntausend Euro und Du hast dann immer noch keine Einnahmen. Wo bekommst Du Klientel her und sind diese Kontakte verlässlich?

Ich würde Dir nicht zu einem alleinigen Neustart raten, denke mal so: geteiltes Leid ist halbes Leid. ;-)
Wenn Du ein gewisses Maß an Kapital Dein Eigen nennst, suche in Deiner Region nach einem kleineren aber gut eingefahrenen Pflegedienst und kaufe Dich in ein bestehendes Unternehmen ein. Viele Altgediente würden sich über eine erfahrene Unterstützung freuen.

Trotz (meiner) bestehender Bedenken für eine Neugründung währe eine Alternative die Neugründung mit einer Handvoll Gleichgesinnter, damit werden zumindest die personellen Mindestanforderungen von den Gründungsmitgliedern gestellt ist das finanzielle Risiko wird wesentlich geringer.

Auch wenn es, zumindest in Hamburg, nicht speziell gefordert ist: Irgendwer muss die kaufmännische Leitung übernehmen und diese Person sollte gut sein in allen Rechtsfragen und im Umgang mit Krankenkassen und Behörden.

Lass Dich von diesen ganzen Wenns und Abers nicht entmutigen! - Was haben meine Eltern immer geprädigt? - Wenn Du etwas erreichen willst dann schaffst Du das auch.

Und Du kannst Dir bei diesem Weg sicher sein: Es wird nicht einfach aber es macht dann auch viel Spass, vorausgesetzt Du magst den Erfolg nach schwerer Arbeit.

Liebe Grüsse
Holger
 
Hallo chris.
Versteh jetzt deine Denkweise nicht. Du überlegst dir ob du mit 60 Jahren die Arbeit auf einer Akutstation bewältigst, und spielst mit dem Gedanken einen Pflegedienst aufzumachen.
Weisst du überhaupt was auf dich zukommt?
Es gibt so viel Pflegedienste(Konkurrenzkampf), der Kampf um die Patienten, das nötige Eigenkapital, Autos, Arbeitnehmer, .............
Und ich glaube nicht, dass du weniger Arbeit bzw. Stress hast als im Krankenhaus, im Gegenteil!!!!!!!!
Trotzdem alles Gute :-)
 

Wenn Du ein gewisses Maß an Kapital Dein Eigen nennst, suche in Deiner Region nach einem kleineren aber gut eingefahrenen Pflegedienst und kaufe Dich in ein bestehendes Unternehmen ein. Viele Altgediente würden sich über eine erfahrene Unterstützung freuen.

Liebe Grüsse
Holger

hallo Holger,
vielen Dank erst mal für Deine Meinung. Sind interessante Aspekte dabei.
Zum Punkt "Einkaufen in einen Pflegedienst" wäre wichtig zu wissen, wie ich da vorgehen könnte
( einfach mal dort anrufen ist zu einfach, oder ? )
Und in welcher Funktion arbeiten ?
Den Geschäftsführer werden sich die Pflegedienste nicht so einfach nehmen bzw. fremdbesetzen lassen, oder ?

Viele Grüße
chris
 
Hallo chris.
Versteh jetzt deine Denkweise nicht. Du überlegst dir ob du mit 60 Jahren die Arbeit auf einer Akutstation bewältigst, und spielst mit dem Gedanken einen Pflegedienst aufzumachen.
Weisst du überhaupt was auf dich zukommt?
Es gibt so viel Pflegedienste(Konkurrenzkampf), der Kampf um die Patienten, das nötige Eigenkapital, Autos, Arbeitnehmer, .............
Und ich glaube nicht, dass du weniger Arbeit bzw. Stress hast als im Krankenhaus, im Gegenteil!!!!!!!!
Trotzdem alles Gute :-)

hallo couchpotato,

das hab ich mir sicher auch schon überlegt.Trotzdem wird der Arbeitsplatz
"Krankenhaus" in Zukunft nicht mit dem heutigen vergleichbar sein,
obwohl es auch heute schon hammerhart ist:
Stichwort DRG, Pat. schneller entlassen, mehr Hilfskräfte werden eingestellt,um Kosten zu sparen usw.usw.
Natürlich hat man im ambulanten Bereich auch Stress, aber im eigenen
Betrieb würde es bestimmt mehr Spass machen ?
Ausserdem könnte man da auch mit 65 noch als Geschäftsführer arbeiten.
Kennst Du 65-jährige Krankenpflegekräfte in der Klinik ?

Sicherlich spielen bei mir Überlegungen mit, wo ich in 10-15 Jahren arbeiten werde,
und eine Bestansdaufnahme bzw. Gedanken über die Zukunft im Berufsleben
sollte jeder mal machen.


Viele grüße
chris
 
Hallo chris,
ich denke nicht dass Du zu alt bist mit knapp 50 um noch was eigenes zu eröffnen.
Allerdings wird es, wie die Vorschreiber schon gesagt haben, nicht einfach und eben auch mit 60 noch sehr stressig.

Du brauchst eine Menge Kompetenzen und Fähigkeiten, um auf diesem engen Markt bestehen zu können...

-> Erstellen eines Businessplanes: Was muss verdient werden, wieviel Eigenkapitalist da, was kann geliehen werden
-> Welche Betriebsform: GbR, GmbH, ....
-> Personal: Welches Personal mit welchen Qualifikationen? Neben den Pflegekräften benötigst Du dringend eine PDL (wenn Du selber diese Qualifikation nicht hast) und eine QMB.....(so aus einem schlauen Buch heraus kann man kaum ein solches System implementieren). Wieviele Fachkräfte, wieviele "ungelernte"
-> Lage des Büros, Einzugsgebiet?
-> Materialien, EDV, Telefon, Kopierer, QM-Standards ( kaufen oder selbst erstellen?)
-> FuhrparK: wieviel PKW, kaufen oder leasen
-> Zulassung der Kassen
-> Kenntnisse im SGB V, SGB XI, Arbeitsrecht etc.

Bedenke, dass Du in der ersten Zeit die Pflegetouren mitfahren wirst....auch am WE, auch in Teildiensten. Dazu noch die ganzen Abrechnungen mit den Kassen, Löhne und Gehälter, Kundenacquise, QM, Öffentlichkeitsarbeit....


Richte Dich locker auf 220-250 Stunden Arbeit im Monat ein......in den Urlaub fahren oder längere Abwesenheitszeiten kannst Du für die ersten Jahre wohl vergessen.

Wie gesagt, das kannst Du NOCH tun....aber willst Du DAS mit 60 noch?
 
Zum Punkt "Einkaufen in einen Pflegedienst" wäre wichtig zu wissen, wie ich da vorgehen könnte
( einfach mal dort anrufen ist zu einfach, oder ? )

Ich bin leicht werbegeschädigt und will mal mit einem Zitat aus der SIMYO-Werbung antworten: "Weil einfach einfach einfach ist." :roll:

Du solltest Dich auf ein solches Gespräch aber schon gut vorbereiten und möglichst viele Informationen über die Pflegedienste Deiner Region zusammensammeln. Eine vollständige Liste der Pflegedienste in Deiner Region bekommst Du eigentlich immer von der Pflegeversicherung. Auf diesen Listen ist auch der Punktwert des jeweiligen Pfledienstes angegeben. Ein geringer Punktwert bei einem älteren Unternehmen kann zwei Gründe haben: die Geschäftsleitung hat kein Interesse an einer guten Pflegeleistung, in diesem Fall solltest Du nicht mit ihnen sprechen. Viel häufiger ist aber der Umstand, dass die Geschäftsführung in der täglichen Arbeit richtiggehend untergeht, 8 Stunden Pflege mit geteiltem Dienst und dann die Verwaltung ...

Wenn ich Dein Profil richtig gelesen habe, hast Du ein Studium zur Pflegewirtschaft? - Zusammen mit Deiner Pflegekompetenz eine gute Basis um ein Unternehmen aus dem Tal in die Sonne zu führen.

Muss es denn unbedingt ein Pflegedienst sein? - Hast Du Dich schon einmal mit dem Entlassungsmanagement Deines Krankenhauses auseinandergesetzt? Vielleicht kannst ja gerade Du mit Deinen langjährigen Erfahrungen aus der Arbeit in einem Krankenhaus ein gutes System schaffen und als Bindeglied zwischen der stationären und der ambulanten Versorgung eintreten. Die Vergütung kann zum einen durch das Krankenhaus erfolgen zum Anderen durch die Pflegedienste, die Dir über eine Art Mitgliedsbeitrag ein monatliches Saldär zahlen. Denkbar sind auch Projekte, die bestehende Systeme ergänzen. Die Pflegekassen vergeben jährlich beträchtliche Fördergelder für Projekte, die die Pflegeleistung verbessern, beste Strukturen optimieren oder helfen Kosten zu sparen.

Liebe Grüsse
Holger
 
Wie gesagt, das kannst Du NOCH tun....aber willst Du DAS mit 60 noch?

hallo Lillebrit,

vielen Dank für Deine Mail.
Deine Anmerkungen hab ich mir selber auch schon überlegt.
Ich bin ja auch noch nicht am Ende meiner Gedankengänge angekommmen :-)

Aber da unsere Politiker meinen, wir sollten bis 67 arbeiten, glaub ich
ehrlich gesagt nicht, dann noch auf einer Akutstation mithalten zu können.

Schönen Sonntag noch
Chris
 
Hallo chris,
jaja....das ist wahr. Aber denkst Du, dass Du bis 67 in Verantwortlicher Position ( mit übernahme pflegerischer Tätigekietn) im eigegen Betrieb besser dran bist?


Der Vorteil des Angestelltenverhältnisses ist doch der, das nach dem Dienst "die Klinik eben die KLinik " ist.

Ich denke das Wort "nach dem Dienst" gibt es als Selbständiger Unternehmer wohl nicht.
Dazu noch das Risiko, dass Du viel Privatvermögen investierst ( was vielleicht als private Altersvorsorge dedacht war) ....und eventuell eben auch verlierst.

:weissnix:

Wenn das Ganze dann in 3-4 jahern doch scheitert, dann wirst Du nirgendwo mehr eine Stelle bekommen....die Gefahr besteht halt auch .

Die Entscheidung ist also wirklich nicht leicht.
 

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