Krankheitslehre pflegefachfrau-/ Mann

InetNinja

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Hallo zusammen.

Ich würde gerne wissen welche Krankheitsbilder in der neuen generalisierten Ausbildung gelehrt werden, wie und wann?

Ich selber habe mir das Bundesland NRW rausgepickt. Bloß werde ich aus dem Curriculum, Prüfungsverordnung und Gesetz nicht schlau.

Bin ich recht mit der Annahme das die Ausbildung jetzt eher aus Pflegeprozess Richtung aufgezäumt wird?

In der GuK Ausbildung hieß ein Lernfeld noch z.b. „Menschen mit Herz- Kreislauferkrankungen pflegen“

Darunter war dann Anatomie, Physiologie, Pathophysiologie, pflegemaßnahmen und dann der jeweilige Pflegeprozess als Ergebnis und Erkenntnis des Pflegeproblems übergreifend mit anderen lernfeldern.

Heute sind die lernfelder z.b. „Gesundheit von XY fördern und präventiv handeln“

Ich denke mal hier wird sich auch Anatomie, Physiologie, pathophysiologie, Pflegemaßnahmen und der Pflegeprozess finden. Bloß welche Krankheitsbilder sind darin? Und an welcher Stelle und wie wird das Wissen vermittelt? Also Lehrjahr/ Spezialisierung etc.?

Anbei die Texte in reihenfolge
- curriculum

- prüfungsverordnung

- Pflegegesetz
 
Hey, und Gruß aus dem schönen Brandenburg.

Als Azubi im 3. Jahr kann ich ein bisschen Auskunft aus eigener Erfahrung geben. Bis ins 2. Jahr hinein haben wir als Krankheitsbilder lediglich einzelne Beispiele besprochen - Diabetes mellitus (ausgiebig), Rheumatoide Arthritis, Demenz, Schlaganfall.

Grundsätzlich kann ich sagen, dass die Struktur, wie du schon festgestellt hast, einfach anders ist als in der alten Verordnung. Wir lernen beispielsweise Allgemeines zum Thema chronische Erkrankungen (Definition, Besonderheiten, Beeinträchtigungen, Rehabilitationsarten, Anforderungen an die Pflege, etc), dann folgen ein oder zwei Beispiele mit direkter Anwendung aller vorher besprochenen Aspekte (Beispiel Rheumatoide Arthritis - was für Beeinträchtigungen hat man dabei? Wie kann man rehabilitieren? Was ist eine Berufs-/Erwerbsunfähigkeit und was passiert dann rechtlich? Was für eine Rolle spielt die Pflege dann?). So musst du dir das für viele Curriculare Einheiten vorstellen.

Bespricht man dann gastrointestinale Organe, geht man sie der Reihe nach durch, Anatomie, Physiologie, dann ein Beispiel mit Anwendung und manchmal Fallbeispiel zur Verdeutlichung, an dem man dann alle Aspekte noch mal durchspricht.

Insgesamt haben wir aber extrem spät mit weiteren Krankheitsbildern angefangen. Zuletzt eben GI-Trakt (Ösophagusvarizen, Gastritis, Pankreatitis, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa) und jetzt Gallenblase (Cholecystitis) und Leber (Leberzirrhose).

Ich habe natürlich keine Ahnung, ob das bei allen so läuft (wir sind der erste Jahrgang, vieles ist sehr unkoordiniert und oft nicht chronologisch), aber so ist mein Einblick.
 
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Hallo zusammen,
Ich bin grade am Ende des ersten Lehrjahres der Generalistischen Ausbildung in Berlin/Brandenburg und teile Moonchasers Erfahrung: bisher hatten wir wenn ich richtig zähle nur 5 Krankheitsbilder.
Das läuft dann so ab, dass bei "Erkrankungen im Alter" Demenz besprochen wird (ohne Anatomie, Physiologie des Gehirns oder irgendwas in die Richtung) und es dann ungefähr die Doppelte Zeit um Wohnformen im Alter geht. In Gruppenarbeiten, weil die Lehrkräfte keine Zeit haben (Lehrkräftemangel).

Generell habe ich den Eindruck, dass die Generalistik mit der früheren GuK-Ausbildung rein gar nichts zu tun hat. Sie scheint eher der Altenpflege zu entsprechen, wenn überhaupt. Anatomie und Physiologie haben wir beispielsweise fast gar nicht, über die bisherigen 8 Monate haben wir nur über Herz-Kreislauf, Geschlechtsorgane, Haut und die Niere gesprochen. Für die Niere (die ja nun nicht ganz einfach ist) hat die Lehrerin sich anderthalb Stunden Zeit genommen. Für Erkrankungen oder so bleibt da natürlich keine Zeit.

Das allergrößte Problem ist meiner Meinung das unglaubliche Chaos. Die "Curricularen Einheiten" sollen ja zirkulär aufeinander aufbauen und sich aufeinander beziehen, das funktioniert aber ohne Grundwissen absolut nicht. Wie soll ich Multiple Sklerose verstehen, wenn wir noch nie über das Gehirn und das Nervensystem gesprochen haben? Wie soll ich Neurodermitis verstehen, wenn ich nicht weiß, wie das Immunsystem funktioniert? Ohne Verständnis ist Alles nur Auswendiglernen.

Ich hab jetzt angefangen mir Anatomie, Physiologie und Krankheitslehre nach dem iCare Buch Organ für Organ durchzuarbeiten, sonst macht es einfach keinen Sinn.
 
@ Pflegeazubine

Du schilderst genau den Eindruck, den ich seit einigen Jahren habe.
Ich habe (glücklicherweise) schon seit 25 Jahren mein Examen. Und ich hätte bestimmt Schwierigkeiten, nach vielen Jahren im OP im stationären Bereich zu Arbeiten. Trotzdem frage ich mich häufig, wie man eine effiziente, ganzheitliche Pflegeplanung machen kann, wenn man die Grundlagen der Anatomie und Physiologie nicht mal ansatzweise kennt (da sie offensichtlich in den Pflegeschulen nur angekratzt werden).

Ich versuche, den SchülerInnen im OP die bei uns sichtbare, offensichtliche Anatomie mit den dazugehörigen Krankheitsbildern und daraus resultierenden pflegerischen Problemen verständlich zu machen. Und sie dadurch für den „Blick über den Tellerrand“ zu interessieren.
Immer wieder stelle ich fest, dass das (zu meiner Zeit) neue Buch „Mensch, Körper, Krankheit“ , dass genau diesen Ansatz hatte (von der Anatomie über die Physiologie zur pflegerischen Relevanz) genau diesen Blick liefert. Ich schaue auch nach 25 Jahren gelegentlich rein.

Auch wenn diese „alte“ Nutzung von Büchern heute weniger üblich ist, empfehle ich sie interessierten Azubis immer noch. (gerne auch mit Unterstützung von Textmarkern)
Gelegentlich habe ich auch schon positive Rückmeldungen erhalten.

LG Einer

P.S. Kann gerne auch eine alte, gebrauchte Version sein. Die Anatomie und Physiologie haben sich selten verändert.
P.P.S. Ich habe nichts von der „Werbung“ .Es gibt bestimmt auch andere Bücher, die diesen Ansatz haben. Ich kenne leider nur dieses.
 
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@einer Danke für deine Erfahrungen und Hinweise.

Ich kann auch positive Rückmeldung zur Büchernutzung geben. Gerade in der Generalistik, die keinerlei Struktur hat, geben die Fachbücher einem Struktur. (Alleine schon der (für Fachkräfte banalste) chronologische Aufbau mit Herz, Atemorganen, inneren Organen ist im Vergleich zur Schule bei der wir Geschlechtsorgane vor den Atemwegen haben ein absoluter Retter. )

Das von dir empfohlene Buch werde ich mir auf jeden Fall ansehen, vielen Dank!
 
Oh Gott das ist ja wie ich befürchtet hatte.
Ich hatte im Ersten bis Mitte 2 Lehrjahr ausgiebig Anatomie und Physiologie. Pathophysilogie gab es auch am Rande mit. Aber wirklich begann diese erst ab Mitte 2 Lehrjahr mit der Krankheitslehre.


Ich frag mich echt wo das mit der Pflegeausbildung noch hingehen soll. :(
 

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