Kaliumgabe Peripherstation

Nini1626

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26.09.2024
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gesundheits und krankenpflegerin
Akt. Einsatzbereich
orthopädie und unfallchirurgie
Funktion
gesundheits und krankenpflegerin
Hallo liebe Community,
ab wie viel mmol Kalium über Zvk wird ein Patient überwachungspflichtig?

Folgende Situation:
Ein Patient mit Hypokaliämie erhält bereits seit mehreren Tagen 20mmol Kalium verdünnt in 1000ml Ringer (leider nur über Tropfenzähler). Patientin stark geschwächt, seit Tagen aufgrund Übelkeit keine orale Nahrungsaufnahme möglich. Nun komme ich zum Nachtdienst und der diensthabende Arzt setzt am Abend das Kalium von 20mmol (bereits am Vormittag erhalten) auf 80mmol hoch. Er verlangt von mir als Pflegekraft dies der Patientin über Nacht anzuhängen. Auf meine Frage ob das für eine Peripherstation nicht etwas zu viel sei ohne jegliche Überwachung, zeigte dieser sich leider ahnungslos und völlig uneinsichtig. Auch meine examinierte Kollegin erscheint das als zu viel. Jedoch gibt es in unserem Krankenhaus dazu keinerlei Leitlinien worin wir uns da informieren können. Nach kurzer Diskussion mit dem Arzt, dass ich die Gabe und somit jegliche Verantwortung ablehne und dabei Bauchschmerzen verspüre der ohnehin schon geschwächten Patientin so eine hohe Dosis ohne jegliche Überwachung anzuhängen, verabschiedete dieser sich ohne weiteres Gespräch ins Bett. Ich habe dem Arzt sogar angeboten ihm die Infusion mit Infusomaten fertig herzurichten damit er es anhängen kann, dies lehnte er aber ab, es sei schließlich meine Aufgabe. Er hat absolut nicht auf meine Bedenken reagiert. Somit haben wir es dabei belassen und nach Absprache meiner Kollegin der Patientin kein hochdosiertes Kalium ohne Überwachung gegeben und darauf gehofft dass sich dies am nächsten Tag klärt. Der Arzt hat im Nachgang leider kein weiteres Gespräch mit uns gesucht. Er hat eine Beschwerde bei der Behördenaufsichtsstelle gegen mich gestellt, weil ich an diesen Abend meiner Durchführungspflicht nicht nachgekommen bin. Das Team steht hinter mir und hätte an meiner Stelle genauso reagiert, nur ich bin diejenige die den schwarzen Peter gezogen hat. Ich möchte Klarheit haben ob ich wirklich falsch gehandelt habe. Wie kann ich auf sowas reagieren?
 
80 mmol Kaliumchlorid auf wieviel Flüssigkeit? Über wieviele Stunden?

Über den ganzen Tag verteilt (z.B. 40 mmol in einem Liter Sterofundin, weitere 40 mmol in der parenteralen Ernährung) geben wir dies auf Allgemeinstation regelmäßig. Auch ohne Monitoring.

Wenn Dir die Flussrate Sorgen macht, warum hast Du nicht selbst den Infusomaten benutzt? Dürfen in Eurem Haus nur Ärzte Infusomaten bedienen?
 
Nein den Infusomaten bedienen wir tatsächlich selbst. Den hätte ich so oder so drangebaut, einfach weil wir diese haben und grade bei Kaliumgabe das besser dosiert werden kann als über Tropfenzähler. Das mit dem Tropfenzähler haben die Kollegen zuvor so gemacht vielleicht aus Unwissenheit? Keine Ahnung wieso. Die Flussrate sollte auf 160mmol/24std laufen. Anordnung war 80 kcl auf 1000ringer 12std. Ohne bga zwischendurch und Überwachung. Es wurde lediglich morgens einmal Blut abgenommen aus dem ZVK. Ich hätte das natürlich selbst anhängen können, aber ich habe mich das nicht getraut und auch so kommuniziert weil ich es als zu viel Kalium empfinde für ohne Monitoring. Ich hätte es für den Arzt fertig gemacht damit er es anhängt wenn er der Meinung ist dass sie das unbedingt den Abend noch haben soll.
 
Laut Gelber Liste ist die Maximalgeschwindigkeit 20mmol / h. Kaliumchlorid - Beipackzettel 80 mmol über 12h sind also keine besondere Gefahr, da ja wohl eine Hypokaliämie vorlag.

Wenn Du die Infusion über Nacht laufen lässt, würde ich eine Kaliumkontrolle am nächsten Morgen auch für ausreichend halten. (Liefe sie tagsüber, wäre abends eine Kontrolle sinnvoll).

Du hattest eine ärztliche Anordnung mit klarer Angabe von Konzentration und Dosierung. Dosis, Laufgeschwindigkeit und Verabreichungsart über einen ZVK waren korrekt. Du hattest einen Infusomaten für die Laufrate und konntest ihn bedienen. Der Arzt war dir weisungsbefugt. Und Monitoring ist bei dieser Flussrate nicht notwendig.

Auf Eurer Station scheinen solche Dosierungen von Kaliumchlorid nicht häufig vorzukommen, daher kann ich Deine Bauchschmerzen verstehen. Aber rechtlich gesehen war es tatsächlich Arbeitsverweigerung. Du solltest Dich z.B. an Euren Betriebsrat wenden, um Unterstützung zu erhalten, wenn es zu einem Gespräch mit PDL oder Behördenaufsicht kommt.

Was wäre der Unterschied gewesen, wenn der Arzt die Infusion angeschlossen hätte? Ich erkenne keinen. Er war und ist ohnehin für die Dosierung verantwortlich, unabhängig davon, ob er die Gabe delegiert oder sich selbst darum kümmert.
 
Nein tatsächlich haben wir Kaliumgaben echt selten auf unserer Station, wenn überhaupt nur gering dosiert. Weil uns allen nicht wirklich klar ist wie viel Kalium man ohne Monitoring geben darf bin ich da einfach nur vorsichtig gewesen. Meine Unsicherheit dazu habe ich ja auch mit den Kollegen (die auch der Meinung waren das sei viel zu viel) und eben diesen Arzt kommuniziert. Vielleicht wäre es anders gewesen wenn mich dazu jemand aufgeklärt hätte. Ich versuche nur das irgendwie zu verstehen. Meine Gedanken waren einfach bei dem Patienten, wäre dieser mir nachts daran verstorben, das hätte ich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren können. Wo wir bei der Begründung sind wieso es hätte der Arzt anhängen sollen. Aber ich danke für die Info, ich nehme also für mich mit, dass Kalium 160mmol/24std durchaus auf peripheren Stationen gegeben werden darf ohne jegliche bga Kontrollen und Monitoring.
 
Moment: Die Anordnung lautete: 80mmol über 12 Stunden, danach - so hab ich Dich zumindest verstanden - Kalium-Kontrolle und dann wahrscheinlich Anpassen der Dosis. Von "ohne jegliche Kontrolle" habe zumindest ich nie gesprochen.

Aber ja: 20mmol KCl über 3 Stunden werden bei einer Hypokaliämie keine Herzprobleme hervorrufen. 40mmol KCl entsprechen einer (!) Tablette Kalinor Brause. Menschen, die dieses Medikament verordnet bekommen, hängen auch nicht am Monitor. KALINOR® 1,56 g Kalium/2,5 g Citrat Brausetabletten - PatientenInfo-Service

Könnte die Hypokaliämie nicht sogar Ursache der beschriebenen Schwäche sein?
 
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Letztlich hättest du, wenn dir die Anordnung nicht geheuer erschien, einen zweiten oder vielleicht besser vorgesetzten Arzt hinzuziehen können.
Bevor du die Anordnung einfach ohne Info nicht durchführst, auch müssen.
Die Beschwerde ist absolut gerechtfertigt.
Wenn der Patient zu Schaden gekommen wär, hättest du in direkter Schusslinie gestanden; auch zurecht...

Ihr hättet ja für euch auch regelmäßige Pulskontrollen durchführen können?!
 
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Hat der Patient einen peripheren oder zentralen Zugang?
Das muss doch weh tun eine so starke Lösung peripher zu erhalten.
 
Hat der Patient einen peripheren oder zentralen Zugang?
Das muss doch weh tun eine so starke Lösung peripher zu erhalten.
Ich kenne diese KCL-Infusion, in der beschriebenen Dosierung, als ganz normale tägliche Gabe. Innere Abteilung (DFS + alles mögliche).
 
In der Eingangsfrage wird ein ZVK erwähnt.
Peripher wären 40 mmol KCl auf 1 Liter Flüssigkeit das Maximum.
 
Auf Intensiv geben wir bis 20 mmol pro Stunde über einen ZVK und machen nach Bedarf Blutgasanalysen. Auf Normalstation gibt man maximal 40 mmol auf 500 ml aber wie gesagt mit Infusomat oder Tropfenzähler.