Lustig ist, dass es bei uns in der Pflegeplanung (digital) sowohl "Wickeln" als auch "Wechsel von Inkontinenzmaterial" anzuklicken gibt. Liegt vermutlich daran, dass die Vorlagen für die ganze Klinik gleich sind und wir sowohl Kinder- als auch Erwachsenenstationen haben. So weit, so gut. Und wer legt jetzt fest, bis zu welchem Alter ich "wickeln" sagen darf und ab wann ich "Wechsel von Inkontinenzmaterial" nehmen muss?
Tatsächlich würde ich nie auf die Idee kommen, das Wort "Einlage" zu verwenden, da Einlagen in meinem Arbeitsbereich immer mit Schuh-Einlagen gleichgesetzt sind. Da gab es schon manch nette Anekdote, weil Eltern und Auszubildende völlig aneinander vorbei geredet haben.
Bei uns wird von Windeln oder Pampers gesprochen, solange das Kind ein Alter hat, in dem auch ein gesundes Kind gewickelt werden würde. Bei größeren Kindern, Jugendlichen oder Erwachsenen sagen wir meistens, dass wir "eine frische Hose" machen möchten, egal ob es sich dann um die normalen Windeln mit Verschluss handelt oder um die Pants oder um die Inkontinenzvorlagen à la Strampelpeter.
Bei Pat. mit primärer Inkontinenz ist das noch relativ einfach. Schwieriger ist es bei Jugendlichen oder (jungen) Erwachsenen, bei denen die Inkontinenz neu aufgetreten ist (z.B. durch Unfall, Entzündung...). Für diese Pat. ist es ja schwierig genug, diese Tatsache zu akzeptieren. Und je größer man das Thema macht, desto schwerer fällt es ihnen. Für die meisten ist es am einfachsten, damit umzugehen, wenn wir als Pflegende so natürlich wie möglich damit umgehen. Und da erleben wir häufig, dass Formulierungen wie "Schutzhose" oder "Inkontinenzmaterial" auf starke Ablehnung stoßen. Alles, wo das Wort "Inkontinenz" drin vorkommt, geht sowieso gar nicht, weil es viel zu sehr den Fokus darauf lenkt. Und bei "Schutzhose" haben viele das Gefühl, dass wir Pflegenden damit krampfhaft versuchen, etwas zu umschreiben, weil wir uns nicht trauen, es beim Namen zu nennen. Damit vermitteln wir ihnen das Gefühl, dass es für uns unangenehm ist. Und wenn es schon für uns unangenehm ist, dann ist es für den Betroffenen ja noch viel unangenehmer, und er fühlt sich damit total unwohl. Das hat mir eine sehr reflektierte 14-jährige Patientin mit Querschnittssyndrom mal alles sehr genau beschrieben, und mit diesem Gespräch im Hinterkopf merkt man die gleiche Einstellung auch hinter dem Verhalten und den Bemerkungen anderer Teenies in der gleichen Situation. Mit der recht neutralen Formulierung "frische Hose" haben wir bisher keine Probleme gehabt. Manche Jugendlichen übernehmen das auch, andere fragen dann nach einer frischen Windel. Und wenn der Patient Windel sagt, dann sage ich auch Windel. Denn dann ist das die Bezeichnung, die er sich ausgesucht hat und die damit seinem Verarbeitungsstand entspricht.