Guten Morgen
!
@ blue:
1) Das Verhalten des Arztes finde ich persönlich nicht korrekt. Dabei überlege ich mir: der Arzt ist nicht die zuständige Instanz, der es wichtig ist, wieviel Pflegepersonal benötigt wird. Das sind eher die Stationsleitung oder die PDL. Von dem her stellt sich mir hier die Frage, inwieweit die informiert waren...
2) Das Verhalten mit dem Arzt hätte ich auch nochmal sehr genau besprochen. Denkt er, ihr seid nicht in der Lage, adäquat und professionell mit einer solchen Information umzugehen?...
3) In der Psychiatrie bist Du sicherer als sonstwo. Als Nachtwache habe ich immer das Notfalltelefon mit dem Notfallknopf dabei. Innerhalb von ner halben Minute hast Du Leute um Dich. Das hatte ich auf der Medizin nie.
4) Auch auf der Medizin wusste ich nie Bescheid über die Vorgeschichten der Patienten. Deshalb behandle ich Patienten, wenn ich sie noch nicht gut kenne und abschätzen kann (welchen Menschen kennt man tatsächlich 100% sicher?), mit gleicher Vor- oder Nachsicht.
5) Wie kann es sein, dass der Patient aus einem Mädchenzimmer kommt? Wurde hier sofort und aufs schärfste interveniert bei einer solchen Vorgeschichte? Hier geht es jetzt um den Schutz der Patienten, und die verlassen sich darauf, dass sie sich in einem geschützten Rahmen befinden. Das geht gar nicht. Ich weiss nicht genau, wie alt Du bist, und wie lange Du im "Geschäft" bist, aber mein persönlicher Rat und mein Handeln sieht im Fall einer sexuellen Belästigung, egal ob Mitpatient oder Personal, so aus:
Eine sofortige Intervention mit sehr klaren Worten, was ich von Grapschattacken oder Übergriffigkeiten in jeglicher Form (kann auch verbal auf andere Pat.) halte. Wenn die Grenzen hier nicht klar festgelegt ist es klar, dass das ganze ausufert und eskaliert. Falls der Patient es von einer Frau nicht versteht, kommuniziere ich meinem Stationsarzt, dass dieser hier zu intervenieren muss und zwar einmal und klar und deutlich, was im Rahmen des Möglichen ist in der Psychiatrie und was nicht toleriert wird. Zudem hat insbesondere die Psychiatrie Massnahmen wie Isolationen, die ich absolut nicht gut finde, die aber bei solch massiven Übergriffigkeiten, die die Sicherheit und den Schutz der anderen so massiv gefährden, genutzt werden können. Vor allem zum Schutz der anderen Patienten und zur klaren Eingrenzung. Hier geht es mir um Gottes Willen keinesfalls darum, einen Patieten stundenlang zu isolieren, denn damit schade ich ihm massiv und erschüttere sein Vertrauen. Es geht mir hier darum, ihm ganz klar zu zeigen, dass ein Missbrauchsverhalten bei anden Menschen von mir nicht toleriert wird und dass dies auch Konsequenzen hat. Schliesslich zeige ich sexuelle Belästigung auf der Strasse oder sonstwie auch im Leben ausserhalb der Psychiatrie an und nehmen das nicht stillschweigend hin. Missbrauchsverhalten kann und darf unter keinen Umständen toleriert werden und ich hätte mich auch in dem Mädchenzimmer, aus dem der Patient kam, nochmals genauestens umgehört. Solange Handlungen einverständlich durchgeführt werden, ist es eine Sache (die im einzelnen Fall sehr individuell anzuschauen ist mit den Beteiligten), in dem Moment, in dem Missbrauchssituationen vor den Augen stattfinden könnten und hier nicht ganz klar eine sofortige Grenzsetzung stattfindet, wird es schwierig sein, allen Beteiligten den Schutz zukommen zu lassen, der von der Psychiatrie erwartet wird. Aber das ist nur meine Meinung.