Informationspflicht von Ärzten an Pflegepersonal?

Das ihr euch hier so auf den Doc einschießt, diese Fadenscheinige Begründung von wegen Schutz des Patienten bzw. der Selbstschutz. Für mich ist das Verhalten dieser Kollegen wirklich nicht nachvollziehbar und ist meiner Meinung nach völlig unprofessionell. Bei solchen persönlichen bedenken sollte man ggf. wirklich überlegen den Fachbereich zu wechseln.
 
Die entscheidende Frage ist doch- ging von dem Pat. eine Gefahr aus und wer entscheidet dies? Nach deutschem Gesetz ist es der Arzt. Der ist also auch dafür zuständig, dass die Persönlichkeitsrechte des Pat. nicht verletzt werden.

Elisabeth

PS I-wie fiel mir die Tage ein Buch ein... Der Nachbar: Roman - Minette Walters - Google Books .
 
Also unsere Ärztin informiert uns eigentlich immer gut über neue Patienten. Auch bei besonderen Sachen (Vorstrafen etc.) Allerdings auch nur wenn diese im Stationsalltag in einer Form wichtig für uns sein könnten. Ich glaube generell haben wir mit unserer Stationsärztin viel Glück gehabt ;) Sollte dennoch mal etwas herauskommen, was unsere Ärztin zwar wusste aber uns nicht weitergegeben hat und wir sind mehrheitlich der Meinung es wäre wichtig, reden wir in Ruhe mit ihr uns künftig solche Informationen zukommen zulassen und dann funktioniert das auch.
 
Guten Morgen :)!

@ blue:

1) Das Verhalten des Arztes finde ich persönlich nicht korrekt. Dabei überlege ich mir: der Arzt ist nicht die zuständige Instanz, der es wichtig ist, wieviel Pflegepersonal benötigt wird. Das sind eher die Stationsleitung oder die PDL. Von dem her stellt sich mir hier die Frage, inwieweit die informiert waren... :gruebel:

2) Das Verhalten mit dem Arzt hätte ich auch nochmal sehr genau besprochen. Denkt er, ihr seid nicht in der Lage, adäquat und professionell mit einer solchen Information umzugehen?... :down:

3) In der Psychiatrie bist Du sicherer als sonstwo. Als Nachtwache habe ich immer das Notfalltelefon mit dem Notfallknopf dabei. Innerhalb von ner halben Minute hast Du Leute um Dich. Das hatte ich auf der Medizin nie.

4) Auch auf der Medizin wusste ich nie Bescheid über die Vorgeschichten der Patienten. Deshalb behandle ich Patienten, wenn ich sie noch nicht gut kenne und abschätzen kann (welchen Menschen kennt man tatsächlich 100% sicher?), mit gleicher Vor- oder Nachsicht. :besserwisser:

5) Wie kann es sein, dass der Patient aus einem Mädchenzimmer kommt? Wurde hier sofort und aufs schärfste interveniert bei einer solchen Vorgeschichte? Hier geht es jetzt um den Schutz der Patienten, und die verlassen sich darauf, dass sie sich in einem geschützten Rahmen befinden. Das geht gar nicht. Ich weiss nicht genau, wie alt Du bist, und wie lange Du im "Geschäft" bist, aber mein persönlicher Rat und mein Handeln sieht im Fall einer sexuellen Belästigung, egal ob Mitpatient oder Personal, so aus:
Eine sofortige Intervention mit sehr klaren Worten, was ich von Grapschattacken oder Übergriffigkeiten in jeglicher Form (kann auch verbal auf andere Pat.) halte. Wenn die Grenzen hier nicht klar festgelegt ist es klar, dass das ganze ausufert und eskaliert. Falls der Patient es von einer Frau nicht versteht, kommuniziere ich meinem Stationsarzt, dass dieser hier zu intervenieren muss und zwar einmal und klar und deutlich, was im Rahmen des Möglichen ist in der Psychiatrie und was nicht toleriert wird. Zudem hat insbesondere die Psychiatrie Massnahmen wie Isolationen, die ich absolut nicht gut finde, die aber bei solch massiven Übergriffigkeiten, die die Sicherheit und den Schutz der anderen so massiv gefährden, genutzt werden können. Vor allem zum Schutz der anderen Patienten und zur klaren Eingrenzung. Hier geht es mir um Gottes Willen keinesfalls darum, einen Patieten stundenlang zu isolieren, denn damit schade ich ihm massiv und erschüttere sein Vertrauen. Es geht mir hier darum, ihm ganz klar zu zeigen, dass ein Missbrauchsverhalten bei anden Menschen von mir nicht toleriert wird und dass dies auch Konsequenzen hat. Schliesslich zeige ich sexuelle Belästigung auf der Strasse oder sonstwie auch im Leben ausserhalb der Psychiatrie an und nehmen das nicht stillschweigend hin. Missbrauchsverhalten kann und darf unter keinen Umständen toleriert werden und ich hätte mich auch in dem Mädchenzimmer, aus dem der Patient kam, nochmals genauestens umgehört. Solange Handlungen einverständlich durchgeführt werden, ist es eine Sache (die im einzelnen Fall sehr individuell anzuschauen ist mit den Beteiligten), in dem Moment, in dem Missbrauchssituationen vor den Augen stattfinden könnten und hier nicht ganz klar eine sofortige Grenzsetzung stattfindet, wird es schwierig sein, allen Beteiligten den Schutz zukommen zu lassen, der von der Psychiatrie erwartet wird. Aber das ist nur meine Meinung. 8O
 
ABER: Solange nichts passiert heisst es bei mir schon:

In dublio pro reo...

Egal, woher der Mensch ist, was er früher getan hat oder welches Strafregister er führt. Das Früher ist nicht meine Sache, das jetzt ist das wichtige.
 
...
5) Wie kann es sein, dass der Patient aus einem Mädchenzimmer kommt? Wurde hier sofort und aufs schärfste interveniert bei einer solchen Vorgeschichte? Hier geht es jetzt um den Schutz der Patienten, und die verlassen sich darauf, dass sie sich in einem geschützten Rahmen befinden. Das geht gar nicht. ...
Hab ich jetzt nicht verstanden. Intervention bei Vorgeschichte und sonst nicht? Eigenartig.

Elisabeth
 
Nein, hab ich nicht gesagt oder gemeint zumindest nicht: Ich erwarte im Fall von sexueller Belästigung insbesondere der Patienten eine sofortige, konsequente Grenzsetzung des Täters durch das Pflegepersonal und/ oder Ärzte. Intervention bei grundsätzlich übergriffigem Missbrauchsverhalten. Egal, welche Vergangenheit der Mensch hat oder wer er ist.

Waum sollte ich denn nur bei einer Vorgeschichte Missbrauchsverhalten ahnden? Das würde ja gar keinen Sinn machen...

Eigenartig, wie das gerade verstanden wurde...
 
Es gibt doch sicher stationsinterne Vorgaben, wer sich wo aufhalten darf unabhängig von i-welchen Vorschriften. Der Täter muss ja nicht außerhalb der Klinik das erste mal straffällig werden.

Die Reaktion auf die nachträgliche Aufklärung zeigt in meinen Augen, dass der Arzt gut dran getan hat, keinen früheren Zeitpunkt zu wählen. Unvoreingenommen wäre niemand mehr dem Pat. begegnet. Den Aufbau einer Vertrauensbeziehung zum therapeutischen Team halte ich unter solchen Umständen für unmöglich..

Elisabeth
 
Wurde hier sofort und aufs schärfste interveniert bei einer solchen Vorgeschichte? Hier geht es jetzt um den Schutz der Patienten, und die verlassen sich darauf, dass sie sich in einem geschützten Rahmen befinden. Das geht gar nicht. Ich weiss nicht genau, wie alt Du bist, und wie lange Du im "Geschäft" bist, aber mein persönlicher Rat und mein Handeln sieht im Fall einer sexuellen Belästigung, egal ob Mitpatient oder Personal, so aus:
Eine sofortige Intervention mit sehr klaren Worten, was ich von Grapschattacken oder Übergriffigkeiten in jeglicher Form (kann auch verbal auf andere Pat.) halte.
Nein, hab ich nicht gesagt oder gemeint zumindest nicht: Ich erwarte im Fall von sexueller Belästigung insbesondere der Patienten eine sofortige, konsequente Grenzsetzung des Täters durch das Pflegepersonal und/ oder Ärzte. Intervention bei grundsätzlich übergriffigem Missbrauchsverhalten. Egal, welche Vergangenheit der Mensch hat oder wer er ist.

Waum sollte ich denn nur bei einer Vorgeschichte Missbrauchsverhalten ahnden? Das würde ja gar keinen Sinn machen...

Eigenartig, wie das gerade verstanden wurde...
Ich will das ja nicht schon wieder alles aufrollen, aber was denn plötzlich wieder für sexuelle Belästigungen und Missbrqauchsverhalten??

Ein Minderjähriger ist in Zimmern von anderen Minderjährigen gewesen. Mehr wissen wir nicht.

Mal ganz von der Vorgeschichte abgesehen, ist das typisches Verhalten von jungen Leuten. Wir waren nicht anders ;)

Wenn das nun durch den Einzelfall nicht statthaft ist, muss das eben geklärt werden...
 
Ah, da hab ich eines nicht recht gelesen: das war KEIN erwachsener, schreibt bluna einmal. Okay, Jugendliche unter sich, hab schon Verständnis. Ich hatte das aber irgendwie in Zusammanhang mit sexueller Belästigung gebracht, als bluna das geschrieben hatte:

"Wir hatten unlängst einen Vorfall, wo eine Kollegin von einem Pat. sexuell belästigt wurde, deshalb wurde das bei diesem Patienten totgeschwiegen.".

Also, das habe ich wohl etwas falsch verstanden.
8O.

Dass man voreingenommener ist bei einem Patienten mit Vorstrafe als bei einem ohne Vorstrafe halte ich trotzdem für weit hergeholt. Ist vielleicht bei manchen Leuten so, aber ich gehe davon aus, dass alle Kolleginnen und Kollegen in diesem Job allen Patienten mit der gleichen Vor- oder Nachsicht begegnen. Und im Zweifel oder bei unguten Gefühlen muss man halt genau nachforschen, was da im Busch ist. Wegen mit kann das bei einem Akademiker von und zu genauso passieren wie bei der Frau Z, die auf der Strasse lebt. Sind ja schliesslich alles Menschen...
 
Der Besuch im Mädchenzimmer wird erst zum Problem bei der einschlägigen Vorstrafe des Pat.. Oder hab ich das falsch verstanden? Wie begegnet man dann dem Pat. unvoreingenommen? Für ihn werden andere Regeln eingefordert als sonst üblich.

Elisabeth
 
Hi. Ich möchte mich mal kurz einklinken. :d

Auf der Station auf der ich arbeite gibt es auch ein JVA Zimmer.. Die Beamten dürfen uns auch nicht sagen wegen was der Patient nun eigentlich eine Strafe absitzen muss, aber ich für meinen Teil würde schon gern wissen wenn ich z.B. einen Sexualstraftäter (unbewacht) auf Station habe. Zumindest im Nachtdienst, da ich alleine bin. Einfach damit ich weiß auf was ich mich im schlimmsten Fall einstellen müsste und da nicht blauäugig rein gehen will, egal wie lange der Patient schon in Haft ist.. Da geht es einfach um Eigenschutz. Was auch immer einer dieser "speziellen" Patienten angestellt hat, ich werde ihn nicht anders behandeln als andere. Trotzdem is mir mein Schutz und der, der anderen Patienten schon sehr wichtig!
Und ob dieser Patient nun (wenn er unbewacht ist) nicht nocheinmal straffällig werden würde kann mir auch kein Mensch garantieren..
 
Moment- du willst doch etwas wissen, damit du dich entsprechend verhalten kannst- auch ihm gegenüber. Damit ist doch bereist geklärt, dass er anders behandelt wird als seine Mitpatienten. Ergo: Unvoreingenommen geht nicht.

Dir kann übrigens auch kein Mensch garantieren, dass ein Pat. das erste mal im KH straffällig wird. Wie willst du da vorgehen? Alle erst mal als potentiell gefährlich einstufen?

Elisabeth
 
Hi. Ich möchte mich mal kurz einklinken. :d

Auf der Station auf der ich arbeite gibt es auch ein JVA Zimmer.. Die Beamten dürfen uns auch nicht sagen wegen was der Patient nun eigentlich eine Strafe absitzen muss, aber ich für meinen Teil würde schon gern wissen wenn ich z.B. einen Sexualstraftäter (unbewacht) auf Station habe. Zumindest im Nachtdienst, da ich alleine bin. Einfach damit ich weiß auf was ich mich im schlimmsten Fall einstellen müsste

Ist es wichtig ob der Patienten eher dazu neigt bspw. Frauen zu vergewaltigen, zu erdrosseln oder zu essen ??
Darauf willst du dich "einstellen"?
 
Man kann nie wissen ob jemand zum Straftäter wird oder nicht.
Nur weil ich das weiß, heißt es nicht das ich mich nicht "normal" gegenüber dem jenigen Verhalten kann. Es heißt nur das ich es weiß um vielleicht auf bestimmte Situationen reagieren zu können.
Deswegen bin ich weiterhin genau so freundlich und hilfsbereit dem gegenüber wie jedem anderen Patienten auch!
 
Du bewertest die Straftat und handelst entsprechend. Das ist ein völlig normaler Vorgang. Unvoreingenommenheit ist ein romantischer Wunschtraum.
Kommunikation erfolgt dummerweise nicht nur verbal. Die nonverbale Kommunikation kann man nur sehr kurz bewusst kontrollieren. Und hier kommt dann das Problem- du zeigst dem Pat. ungewollt, dass du ihn "Auge hast" und jeder seiner Bewegungen abcheckst damit ja nix passiert.

Elisabeth
 
Wie sollte ich ihm das denn zeigen?! Ich schenke ihm nicht mehr oder weniger Aufmerksamkeit als allen anderen. Ich Ich hab alle meine Patienten im Auge, liegt in der Natur unseres Berufes..
 
Sodele, wieder da :)!

Also, zurück zu Dir, Elisabeth:
"Der Besuch im Mädchenzimmer wird erst zum Problem bei der einschlägigen Vorstrafe des Pat.. Oder hab ich das falsch verstanden? Wie begegnet man dann dem Pat. unvoreingenommen? Für ihn werden andere Regeln eingefordert als sonst üblich"

Vermutlich hast Du recht, dass es in dem Fall so ist, dass es anders angesehen wird wegen der Vorgeschichte. Verschärfter. Ich persönlich binaber sowieso der Meinung (und jetzt nenn mich altmodisch...:engel:), dass jeder Patient in sein Zimmer gehört. Denn was hat man in fremden Zimmern zu suchen? Im Spital kann geklaut werden, rein theoretisch (und es gibt ja leider auch Lektüre darüber) könnte leider auch misshandelt werden (von sämtlichen Menschen, die da durch gehen- Pfleger, Angehörige, andere Patienten). :down:

Von dem hat der Patient ein eigenes Zimmer, zum zusammenhock hat es normalerweise auch immer eine ruhige Ecke und wenn ich jemanden in einem fremden Zimmer sehe, wird das grundsätzlich thematisiert. Mit jedem einzelnen unter vier Augen. Und wenn es für beide so stimmt, dann habe ich das zu respektieren. :weissnix: Ich habe im Spital da aber auch Geschichten erlebt, die nicht gestimmt haben für beide Teile und auch Missbrauchsgeschichten (durch Pflegende/ Angehörige/ Mitpatienten) lassen sich oft erst bei sehr genauem Hinsehen und rückblickend aufdecken. Aber gerade im Zusammenhang mit wehrlosen Menschen haben wir hier meiner Meinung nach eine Schutzfunktion und müssen deshalb überall und bei jedem sehr genau hinsehen. :besserwisser:

Was nicht heisst, dass ich meinen Mitmenschen nicht vertraue, aber eine gesunde Vorsicht hat noch niemandem geschadet:engel:. Da lief letztens auf dem München Report was sehr interessantes. Kann man auch auf you tube anschauen. Sensibilisiert, sich bzw. die Mitmenschen bei Unklarheiten sehr, sehr genau zu hinterfragen und hinzuschauen. Hat für mich auch was ganz allgemein mit Zivilcourage zu tun, sowas.
https://www.youtube.com/watch?v=SQp1AolSDWE
 

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