News Hohe Dunkelziffer bei Übergriffen auf Pflegekräfte

Redaktion

Redaktionsteam
Teammitglied
Registriert
26.03.2015
Beiträge
4.396
Ort
Frankfurt/Hannover
Die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) geht von einer hohen Dunkelziffer bei Übergriffen von Bewohnern beziehungsweise Patienten gegenüber dem Pflegepersonal aus.

Weiterlesen...
 
Aber nicht doch.
Aussage unseres damaligen Chefarztes: "Da müssen Sie professionell handeln!"
 
Der Dunkelziffer kann man mit der Erhebung von Daten begegnen und am Anfang steht immer das Eingeständnis, dass Übergriffe (in verschieden Variationen) in jeder Einrichtung nahezu täglich vorkommen.
Besonders gefährlich sind hierbei die "ewigen Ersttäter"...Übergriffige, bei denen das Verhalten aus verschieden Gründen schon als "normal" sublimiert und daher nie gemeldet wird - eine Situation, mit der man eben "professionell umgehen" muss. Bis die vielen kleinen Übergriffe über längere Zeiträume dann in einer vermeitbaren Katastrophe enden...

Ein gutes Hilfsmittel stellt der - anonyme - SOAS-Bogen (Staff Observation Aggression Scale) dar, der dann an einer zentralen Stelle ausgwertet wird.
Es versteht sich von selbst, dass die Daten dann in einer Form publiziert und kommuniziert werden sollten - und aus der Häufigkeit und Art der Übergriffe dann Handlungsoptionen/Schulungen abgeleitet werden müssen.
Hier ist klar der AG in der Pflicht - aber natürlich auch wieder die MA's, die so etwas aktiv einfordern und für sich selbst erkennen müssen, dass Aggressionen gegen Körper und Seele zwar sicherlich ein Berufsrisiko darstellen...der Umgang damit und Schutz davor sowohl erlernt als auch in der Einrichtung aktiv umgesetzt werden können! Und dringend müssen...

Es versteht sich, dass der AG übergriffiges Verhalten eindeutig und unmissverständlich sanktionieren muss und dies zur öffentlich nachlesbaren haus- oder trägereigenen Politik erklärt wird.
 
Vielleicht hatte ich mich mißverständlich ausgedrückt...
Auf meiner damaligen Station ging es um Gewalt von Patienten gegen uns.
Im speziellen Fall um einen ganz bestimmten Pat., der u. a. einen Kollegen in der Naßzelle gegen die Tür geprügelt (er drehte sich plötzlich um und schlug den Kollegen mit einem Kinnhaken gegen die Tür), einer Kollegin in den Schritt gefaßt sowie einem Stationsarzt eine Ohrfeige verpaßt hatte... der oben zitierte Ausspruch war dann die Reaktion vom ChA darauf. Sowie Vorträge von ihm darüber, welche Nebenwirkungen es bei Parkinsonmedikamenten geben kann und daß der therapeutische Bereich oft nur sehr schmal ist. :roll:
Super... er mußte ja die Fr***e nicht hinhalten. Sondern wir.
 
Die körperlichen Verletzungen heilen gut ab.
Die seelischen Verletzungen bleiben mit unter, für lange Zeit im Gedächtnis, wenn sie nicht professionell aufgearbeitet werden.
 
Schön dass dieses Thema wenigstens mal aufgegriffen wird.
Das Missbrauchspotenzial von Pflegepersonen gegenüber Patienten wird häufig dargestellt.
Umgekehrt wird es gern verschwiegen.

Im Endeffekt glaube ich dass hier einfach eine gegenseitige Abhängigkeit vorhanden ist, die es schwierig macht diesen Situationen zu entgehen.
Selbst wenn Patienten gegenüber Pflegenden tätig werden, kann die Pflege nicht immer eine andere Person übernehmen, sodass man sich dem Patienten häufig auch ausgeliefert fühlt.

Seit kurzem gibt es bei uns im Haus eine extra Stelle an die man sich in so einem Fall wenden kann. Es wurde ein extra Formular angeschafft.
Man schildert darin die Situation und gibt es beim Arbeitgeber ab.
Der nimmt sich dessen an und sanktioniert diesen Vorfall gegebenenfalls auch.
Wie das aussieht kann ich noch nicht sagen, da wir seit der Einführung Gottseidank noch keines aussfüllen mussten.
Im gleichen Atemzug wurden auch Patientenfürsprecher eingestellt, an die sich die Patienten wenden können und das selbe Verfahren eingeleitet werden kann.

Aber auch im kollegialen Bereich sollte dieser Punkt offen angesprochen werden.
So können sich meine weiblichen Kollegen an mich wenden wenn sie sich von einem Patienten belästigt fühlen (häufig vorallem verbale sexuelle Anspielungen).
Ich muss mich dabei häufig für meine Geschlechtsgenossen schämen und führe dann ernsthafte Gespräche mit den Patienten.
Häufig wird dieses Thema dann nochmals bei der nächsten Visite vom Arzt angesprochen, damit den Patienten auch klar ist dass soetwas von keiner Person im Krankenhaus geduldet wird.
Wenn möglich wechselt die Pflegeperson dann auch den Zuständigkeitsbereich.

Wie werden solche Situationen bei euch gehandhabt?
 
  • Like
Reaktionen: Martin H.