Hierarchie und alte Schule

bellkadse

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15.09.2016
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Beruf
GuK
Akt. Einsatzbereich
Alterstraumatologie
Zurzeit bin ich aushilfsweise auf einer Viszeralchirurgie (komme eigentlich von der Alterstraumatologie), auf der ich zuletzt im ersten Lehrjahr war.
Heute war Chefarztvisite und nachdem der ChA eine Patientin abgetastet hat, ist ein Oberarzt zu ihm gestürmt, um Desinfektionsmittel auf die Hände zu geben und hat dabei gesagt:“Früher war das Aufgabe der Schwestern, jetzt machen es die Oberärzte.“ - Ich hab es zuerst als Witz verstanden, habe dann aber schnell gemerkt, dass es keiner war. Mir fiel dann auch ein, dass damals die Schwester immer mit einer Flasche Handdesi hinter den Ärzten hergedackelt ist und sie wortlos ihre Hände hingehalten haben.
In der Situation habe ich nicht reagiert, weil ich einfach total baff war. Im Nachhinein hätte ich aber liebsten sowas geantwortet wie:“Tut mir leid, dem ChA die Hände zu desinfizieren, kam nicht in meinem Examen dran.“
Was haltet ihr von solchen Hierarchien? Ist es nicht langsam mal Zeit, von so einer alten Schule abzusehen?
Ich muss übrigens dazu sagen, dass beide Ärzte deutlich näher am Desinfektionsmittel standen als ich.
 
Heute war Chefarztvisite und nachdem der ChA eine Patientin abgetastet hat, ist ein Oberarzt zu ihm gestürmt, um Desinfektionsmittel auf die Hände zu geben
Da gibt´s normalerweise eigentlich diese Desinfektionsmittelspender in den Zimmern, wo man die eine Hand drunter hält und mit dem Ellbogen der anderen oben drauf drückt. Halte ich auch für hygienischer.
In der Situation habe ich nicht reagiert, weil ich einfach total baff war. Im Nachhinein hätte ich aber liebsten sowas geantwortet wie:“Tut mir leid, dem ChA die Hände zu desinfizieren, kam nicht in meinem Examen dran.“
Nö, war schon gut so. Einfach gar nix sagen und diesen Bullshit ignorieren.
Schließlich hat Dich ja keiner angesprochen.
Was haltet ihr von solchen Hierarchien? Ist es nicht langsam mal Zeit, von so einer alten Schule abzusehen?
:down:
Genau solche Typen tragen mit zum gegenwärtigen desolaten Zustand der Pflege und dem Pflegenotstand bei. Dafür können die sich echt beglückwünschen und was drauf einbilden. :evil1:
Denn welcher geistig gesunde und normale Mensch will sich freiwillig solchen demütigenden Schwachsinn aus dem vorletzten Jahrhundert geben, wenn er in anderen Jobs wie ein Mensch behandelt wird?? :schraube:

Also zu Deiner Frage, ja, es wäre dringend Zeit, was zu ändern, und die beiden Professionen sich auf Augenhöhe begegnen zu lassen. So lange sich da nichts ändert, brauchen manche Mediziner auch keine Krokodilstränen :cry:über die schlimme Situation in der Pflege zu vergießen.
 
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Die Zeit ist lange vorbei, außer in Notsituationen.
Ich kann mich noch daran erinnern wie vor der Chefarztvisite alle Schwestern wie die
aufgescheuchten Hühner zusammenliefen.
Habe mich damals schon gefragt, welche Bedeutung das hat.
 
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Da gibt´s normalerweise eigentlich diese Desinfektionsmittelspender in den Zimmern, wo man die eine Hand drunter hält und mit dem Ellbogen der anderen oben drauf drückt. Halte ich auch für hygienischer.
Das ist ja der Witz. In jedem Zimmer hängt ein Spender und die erwarten, dass ich ein extra Fläschchen mitnehme, um ihnen den langen Weg dahin zu ersparen.
 
Wir haben Desinfektionsmittel direkt am Fußende des Bettes, von daher muss niemand mehr mit der Flasche herumrennen. Würde heutzutage aber auch keine Pflegende bei uns machen.

War zumindest bei meinem jetzigen Arbeitgeber auch früher nicht der Fall. Ich hab vor über zwanzig Jahren 8O8O dort gelernt und erinnere mich daran, dass eines Tages ein PJler in den Stützpunkt geschlendert kam, die leere Thermoskanne schwenkte und anklagend verlauten ließ: Kann mal jemand Kaffee kochen?

Auf der Station wurden morgens zwei Thermoskannen Kaffee zubereitet und möglichst gemeinsam gefrühstückt. Der übrige Kaffee blieb in der Thermoskanne, jeder konnte sich dran bedienen. Wenn er leer war, wurde neuer Kaffee gekocht. Und zwar von demjenigen, der Kaffee trinken wollte.

Die Stationsleitung drehte besagten PJler um, schob ihn zurück in die Küche, zeigte auf Kaffeemaschine, Filtertüten und Pulver und meinte nur: Bitte.

Danach hatte er es verstanden.
 
Da ich mein Examen1979 gemacht habe: ja - es war schlimm. Die Chefärzte waren im warsten Sinne Götter in Weiß und jeder AIPeler wollte so mächtig sein wie seine Vorbilder.
Heute erlebe ich dies ganz anders, durchaus auf Augenhöhe bei "meinem" Chefarzt.
Dies liegt aber durchaus auch an seiner positiven Persönlichkeit - andere Chefärzte in unserem Haus vertun sich schon manchmal im Göttertum, nur reagieren wir leider nicht mehr untertänig :aetsch:
 
Was ein Glück. Das würde sich bei uns kein Arzt wagen. Und das im OP Betrieb.
Wir sind ein Max.Versorger. Konfessionslos und Berufspolitisch gut Organisiert. Mag evtl. daran liegen.

Aus meine Ausbildung die wirklich nicht lange her ist, kenne ich es noch wie man nichtmal denken darf wenn der Chefarzt rum geht. Denken könnte ja auch zu laut sein. :verwirrt:
 
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