Fragen zum Umgang mit Patienten mit sozialen Schwierigkeiten

Aspie

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Ich habe ein paar Fragen bezüglich der Möglichkeiten des Pflegepersonals, besondere soziale Schwierigkeiten von Patienten zu berücksichtigen.

Ich gehe davon aus, dass das nicht in jedem Krankenhaus gleich geregelt ist, darum interessiert es mich, hier viele verschiedene Ansichten zu erfahren, wie man als Pflegepersonal mit den folgenden Situationen normalerweise umgehen würde:

- Gibt es die Möglichkeit, einen Patienten in einem Einzelzimmer unterzubringen, auch wenn er kein Selbstzahler ist? In wie weit kann die Unterbringung überhaupt vom Pflegepersonal nach eigenem Ermessen entschieden werden?

- Gibt es in einem (durchschnittlichen) Krankenhaus Rückzugsorte, an denen ein Patient bei Bedarf wenigstens ca. eine halbe Stunde allein verbringen könnte, falls er kein Einzelzimmer hat?

- Kann man den Patienten möglichst mit solchen Patienten auf ein Zimmer legen, die ebenfalls wenig Bedürfnis nach Gesprächen bzw. Sozialkontakten haben, z.B. Menschen, die viel schlafen?

- Kann der Patient, der normalerweise keine Medikamente nimmt, bei Bedarf vom Pflegepersonal einfach ein Beruhigungsmittel bekommen, wenn er z.B. äußert, dass er sich in einer Stresssituation befindet, die für Außenstehende aber nicht nachvollziehbar ist?

- Ich gehe davon aus, dass der Wunsch des Patienten, nur im medizinisch notwendigen Ausmaß angefasst zu werden, berücksichtigt werden kann. Ist das korrekt?

- Ich gehe ebenfalls davon aus, dass es grundsätzlich kein Problem ist, wenn er Ohrenstöpsel oder Kopfhörer benutzt. Ist das korrekt?

- Welche Unterlagen bzw. Diagnoseberichte sollte der Patient mitbringen, damit seine ggf. etwas ausgefallenen Bedürfnisse berücksichtigt werden können? Denn sie sind vielen Menschen, auch Allgemeinmedizinern, meist nicht ohne weiteres plausibel.
Der Patient ist gemäß ICD-10 auf F84.5 (Asperger-Syndrom) diagnostiziert. Reicht eine einfache Bescheinigung des diagnostizierenden Psychiaters? Er hat keinen Schwerbehindertenausweis.

Viellecht auch noch wichtig: Der Patient liegt nicht auf einer Intensivstation.

Vielen Dank an alle, die sich die Zeit genommen haben, das zu lesen und eine oder mehrere Fragen zu beantworten.
 
Hallo Aspie,

ich kann dir nur sagen, wie es in unserem Krankenhaus geregelt ist.
Ob das eine Pflicht des Pflegepersonals ist, kann ich dir leider nicht sagen.

- Wir achten schon darauf, was für Patienten wir zusammen in ein Zimmer legen und schieben bei Problemen auch mal um.
Sofern wir nicht voll belegt sind, versuchen wir einen Patienten, falls es besser für ihn oder Mitpatienten sein sollte, möglichst alleine liegen zu lassen.

- Ein Zimmer zum Zurückziehen haben wir leider auch nicht, aber es besteht teilweise die Möglichkeit, den Patienten zumindest nachts oder nachmittags im Untersuchungsraum unterzubringen. Natürlich nur, solange kein Arzt den Raum braucht.

- Beim letzten Rundgang im Spätdienst fragen wir die Patienten immer, ob sie ein Schlafmittel brauchen, sofern es nicht kontraindiziert ist.
Und wenn man weiß, dass er sich in einer Streßsituation befindet, gibt es sicherlich die Möglichkeit, sich etwas vom Arzt anordnen zu lassen, was er auch tagsüber einnehmen kann.

- Warum sollte der Patientenwille missachtet werden und er angefasst werden, wenn er es nicht möchte? Das ist für mich selbstverstädnlich..

- Zu Kopfhörern und Stöpslen würde ich auch sagen, dass es grundsätzlich kein Problem ist. Abgesehen davon, läuft bei uns der Ton des Fernsehers nur über Kopfhörer ;-)
Also warum sollte er das nicht dürfen?

So, das waren meine Erfahrungen mit solchen Patienten.
Wäre echt mal interessant zu erfahren, wie in anderen Häusern mit dieser Situation umgegangen wird.
 
- Gibt es die Möglichkeit, einen Patienten in einem Einzelzimmer unterzubringen, auch wenn er kein Selbstzahler ist?
Sofern Einzelzimmer zur Verfügung stehen, ist dies möglich. Da die Einzelzimmer aber begrenzt sind, kann man nicht drauf bestehen. Diese Zimmer werden für oft für hygienisch notwendige Isolierungen genutzt... und auch für Privatpat., die hier gegenüber deiner Problematik ein Vorrecht haben.

In wie weit kann die Unterbringung überhaupt vom Pflegepersonal nach eigenem Ermessen entschieden werden?
kann man nicht pauschal beantworten. Ist im günstigsten Falle eine Teamentscheidung- kann aber auch getroffen werden vom Doc alleine oder vom zentralen Bettenmanager.

- Gibt es in einem (durchschnittlichen) Krankenhaus Rückzugsorte, an denen ein Patient bei Bedarf wenigstens ca. eine halbe Stunde allein verbringen könnte, falls er kein Einzelzimmer hat?
Sofern derjenige nicht ans Bett gefesselt ist, kann er sich solche Orte suchen. Dabei ist zu beachten, dass er sich zur Verfügung halten muss, wenn es um Diagnostik und Therapie geht. leider sind nur wenige Kliniken in der Lage konkrete Zeiten zu planen, so dass viel auf Abruf erfolgt.

- Kann man den Patienten möglichst mit solchen Patienten auf ein Zimmer legen, die ebenfalls wenig Bedürfnis nach Gesprächen bzw. Sozialkontakten haben, z.B. Menschen, die viel schlafen?
Das wird schwierig sein. Wenn du mit einem Schwerstpflegebedürftigen das Zimmer teilst, musst du mit ständiger Störung durchs Pflegepersonal rechnen... auch des nächtens. ich habe allerdings bisher nur sehr wenige Menschen erlebt, die ihren Mitpatienten ständig ein Gespräch aufdrängen wollen. Die meisten akzeptieren die "Wunderlichkeiten" des Zimmernachbarn.

- Kann der Patient, der normalerweise keine Medikamente nimmt, bei Bedarf vom Pflegepersonal einfach ein Beruhigungsmittel bekommen, wenn er z.B. äußert, dass er sich in einer Stresssituation befindet, die für Außenstehende aber nicht nachvollziehbar ist?
Dies ist- im Gegensatz zu der Aussage meiner Vorschreiberin, net über all Usus. man sollte bereist im Rahmen des Aufnahmegespräches auf eine entsprechende Bedarfsmedikation drängen. Es empfiehlt sich hier auch net, Medikamente mitzubringen und diese ohne Kentniss des Docs einzunehmen. Nicht jedes Medikament verträgt sich mit nem anderen.

- Ich gehe davon aus, dass der Wunsch des Patienten, nur im medizinisch notwendigen Ausmaß angefasst zu werden, berücksichtigt werden kann. Ist das korrekt?
Mir ist kein Pflegepersonal bekannt, dass einen ständigen Körperkontakt sucht- im Gegenteil.

- Ich gehe ebenfalls davon aus, dass es grundsätzlich kein Problem ist, wenn er Ohrenstöpsel oder Kopfhörer benutzt. Ist das korrekt?
Wo soll da das Problem liegen. Im Gegenteil. Nicht jeder mag die Musik o.ä. seines Zimmernachbarn. Ist übrigens auch ne Methode ohne Kommunikation für Rückzug zu sorgen und sich vor zu gesprächigen Zimmernachbarn zu schützen.

- Welche Unterlagen bzw. Diagnoseberichte sollte der Patient mitbringen, damit seine ggf. etwas ausgefallenen Bedürfnisse berücksichtigt werden können?
Nebenerkrankungen werden in der Regel erfragt. Leider könne die wenigsten Somatiker etwas mit den Namen der Erkrankung anfangen bzw. gibt es Vorurteile. Manchmal hilft ein einfaches, leicht verständlich verfasstes Mitteilungsblatt: Bitte beachten sie ff. ... . Dies gehört in die Hände der Pflegekräfte verbunden mit der Bitte das Team entsprechend anzuleiten.

Der Patient ist gemäß ICD-10 auf F84.5 (Asperger-Syndrom) diagnostiziert. Reicht eine einfache Bescheinigung des diagnostizierenden Psychiaters?
Bescheinigung kann hilfreich sein. Reicht aber net aus um das Verhalten der MA zu verändern. man muss stets bedenken, dass der Pat. mit vielen Abteilungen in Kontakt kommt. Deshalb: kurzes Mitteilungsblatt.

Ich gehe mal davon aus, dass der betroffene net alleine zur Aufnahme geht. Und als Begleiter kann man da sicher noch das eine oder andere klären.

Elisabeth
 

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