Eure Erfahrungen auf einer akut geschlossenen Aufnahmestation

Lari90

Newbie
Registriert
02.11.2009
Beiträge
1
Hallo ihr Lieben!

Ich bin momentan mitten im Examensstress :wut: und werde hoffentlich am 30.September meine Ausbildung erfolgreich beenden. :hicks:
Danach trete ich eine Stelle in einer Psychiatrie auf einer geschlossenen, akuten Aufnahmestation an.

Der Wunsch in der Psychiatrie zu arbeiten hat sich bei mir schon lange festgesetzt und jetzt möchte ich den Plan einfach durchziehen. Ich hatte während meiner Ausbildung leider nur die Chance 6 Wochen auf einer offenen Station zu arbeiten. Zwar in der gleichen Psychiatrie in der ich anfangen werden, aber eben auf einer völlig anderen Station. Die Arbeit dort war sehr schön, nur ist mir bewusst, dass sie sich wesentlich von einer geschlossenen Station unterscheidet. Nun bin ich gespannt und aufgeregt wie es mir ab dem 1. Oktober ergeht und habe auch Respekt vor dieser neuen Herausforderung.
Ich würde einfach gerne wissen, ob jemand Erfahrungen mit der Arbeit auf einer akut geschlossenen Station hat, wie ihr die Arbeit dort empfindet, was euch gefällt und was nicht. Ich freue mich über eure Erfahrungen!
 
Hi Lari,

ich hab sowohl auf der akuten und als auch auf offene gearbeitet. Da die Behandlungsaufträge/ Ziele unterschiedlich sind, ist der Umgang mit Patienten auch dementsprechend.

Ich langweile mich schnell auf der "offenen", deshalb bin ich überwiegend im akut, und ich empfinde meine Arbeit dort als sehr sinnvoll. ich finde es schön, dass ich Menschen einfach durch Worte oder meine Präsens helfen kann. Die Arbeit kann manchmal anstrengend und emotional auslaugend sein, deswegen muss man lernen sich gut emotional abzugrezen, gelingt natürlich nicht immer.
Die Arbeit an sich ist super interessant und man trifft jeden Tag auf so interssante Charaktere, ich hab die Auffassung, dass jeder Mensch uns etwas lehren kann, deswegen behandele ich alle Menschen mit gleichen Respekt, sei es der Obdachlose mit C2-Abusus oder die Mathematikprofessorin die im Privatzimmer liegt.

Zu den negativen Aspekten gehört sicherlich, dass man immer mal wieder verbal angegriffen wird, manche Patient sind auch unterschwellig oder offen aggressiv. Ich arbeiten deeskalierend, aber leider muss man manchmal den einen oder anderen Pat. fixieren. Was ich überhaupt nicht leiden kann sind die sogenanneten Borderliner Patienten die sich selbst verletzen. Mehr fällt mir grad nicht ein, frag einfach was genau du noch wissen willst.
 
warum das denn? einfach frage aus neugierde

So genau kann ich gar nicht sagen, ich hab immer so ein ungutes Gefühl bei solchen Patienten. Ich traue sie gar nicht so richtig. Die meisten Patienten die ich bisher hatte, waren auch irgendwie unangenehm von Persönlichkeit her. Ja gut ich will hier niemanden schlecht machen, sicherlich werden sie durch ihre Krankheit beeinflusst, und verdienen mein Mitgefühl und Nachsicht.
 
So genau kann ich gar nicht sagen, ich hab immer so ein ungutes Gefühl bei solchen Patienten. Ich traue sie gar nicht so richtig. Die meisten Patienten die ich bisher hatte, waren auch irgendwie unangenehm von Persönlichkeit her. Ja gut ich will hier niemanden schlecht machen, sicherlich werden sie durch ihre Krankheit beeinflusst, und verdienen mein Mitgefühl und Nachsicht.

du hast da ja schon irgendwie recht, nur ist diese "unangenehme und schwierige" persönlichkeit ja auch meist teil der krankheit. ich frage nur aus interesse, da ich selbst einige mit dieser diagnose kenne.
 
Ich habe 7 Jahre auf einer Akutaufnahme gearbeitet,wobei schon der Begriff geschlossen nicht ganz zutreffend ist.Es war unser Anspruch dass die Tür so weit möglich offen ist.Meistens muss man bei 24 Betten nur auf 2-3 besonders aufpassen manchmal haben auch alle Ausgang.Fazit dieser 7 Jahre:Ich fand es immer spannend,jeden Tag mit neuen Herausforderungen konfrontiert zu werden und nicht zu wissen was der Tag bringt.Die Patienten kommen teilweise in einem desolaten Zustand,und man kann sie bei ihrer Wiedermenschwerdung begleiten.Gerade bei akuten Psychosen bin ich mittlerweile überzeugt von der neuroleptischen Medikation.Manchmal hat man Situationen die es nur auf Aufnahmestationen gibt.So kann es zum Beispiel passieren dass jemand beim Essen auf den Tisch springt und lauthals singt dass sie die Biene Maja ist.Da braucht man einfach einen gewissen Sinn für Humor,durch die Aufnahmepflicht und das Nichtspezialisiert-Sein auf ein einzelnes Krankheitsbild lernt man sehr viel in relativ kurzer Zeit. Nun zu den Haken:Aufnahmestation ist Drehtürpsychiatrie.Die Leute kommen wirr,werden aufgepäppelt,setzen zuhause ihre Medikamente ab,und kommen genauso wirr wieder.Nach der x-ten solchen Aufnahme fängt man an sich nach dem Sinn zu fragen.Bezugspflege und sinnvolle Pflegeplanung sind kaum machbar.Und natürlich begleitet einen das Thema Suizidalität.Wir hatten keinen erfolgreichen Suizid auf Station aber die Angst jemand tot aufzufinden hat man immer im Hinterkopf.Auch die nach Entlassung zuhause durchgeführten Suizide sind belastend.Es herrscht auch immer eine leichte Alarmstimmung im Kopf,bei jedem klirrenden Glas wird man hellhörig und meint hinrennen zu müssen.Die Isolierung und mitunder zwansweise Medikation sind notwendig,damit muss man aber auch klarkommen.Borderline ist speziell,auf unserer Aufnahmestation sind wir damit schlecht zurechtgekommen.Mittlerweile denke ich dass um mit solchen Patienten zu arbeiten ein spezielles Setting notwendig ist,eine Aufnahmestation ist es nicht unbedingt.Es waren schöne,spannende und lehrreiche Jahre und irgendwann war es gut zu gehen.
 

Ähnliche Themen