Erste Wochen auf einer Geriatrischen Station

lykiria

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30.07.2024
Beiträge
3
Ort
Niedersachsen
Beruf
Praktikant
Akt. Einsatzbereich
Gerontologie
Guten Tag,

Ich bin jetzt seit fast drei Wochen auf einer Geriatrischen Station im Krankenhaus.
Meine Mutter arbeitet bereits seit einiger Zeit in der Pflege, für mich ist das aber alles noch Neuland.
Einem Patienten von uns geht es nicht so gut, er wird höchstwahrscheinlich nicht mehr lange zu leben haben.

Ich weiß das auf meiner Station alle Patienten alt und krank sind, mir macht die Arbeit auch wirklich Spaß. Aber irgendwie habe ich Angst, Angst ihn tot in seinem Zimmer morgens aufzufinden und nicht zu wissen wie das dann sein wird.
Bestimmt klinge ich wie ein Kleinkind und für viele von euch gehört das ja auch zum Alltag.
Aber ich habe bisher noch keine Berührungspunkte mit sterbenden Menschen gehabt.

Wie war das für euch?
 
Ich bin Praxisanleiterin und habe etliche Jahre auf Palliativstationen gearbeitet. Die Erfahrungen von Auszubildenden bei der Begegnung mit sterbenden Menschen war Thema meiner Masterarbeit. Ich würde Dich als Praktikanten jetzt von der Berufserfahrung her mal mit (neuen) Auszubildenden gleichsetzen. In diesem Punkt unterscheidet Ihr Euch nicht groß voneinander. In Deutschland sterben die meisten Menschen heute in Krankenhäusern oder Pflegeheimen. Dadurch finden die ersten Kontakte mit sterbenden Menschen fast zwangsläufig in diesem Setting statt.

Deine Angst ist nicht ungewöhnlich. Du klingst nicht kindisch. Wir Menschen setzen uns nur ungern mit dem Tod auseinander.

Ich habe in meiner Masterarbeit Auszubildende zum Thema befragt, und deren am häufigsten genannte Verarbeitungsmethode war, sich jemanden zum Reden zu suchen. Dahin zielt wohl auch Deine Anfrage. Kannst Du mit Deiner Mutter über Deine Gefühle sprechen? Wenn sie selbst in der Pflege arbeitet, wäre sie doch eine gute Ansprechpartnerin. Oder kannst Du Dich jemandem auf Station anvertrauen?
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich gehöre zu einem Jahrgang, der als Kind noch das häusliche Sterben erlebt hat. Ich habe mich mit 10 Jahren von meiner toten Großtante verabschiedet. Sie war zu Hause aufgebahrt. Mit uns Kindern wurde aber auch über den Tod gesprochen.
Als 17 jährige im ersten Ausbildungseinsatz auch einer inneren Frauenstation wollte man mich wohl testen? Erschrecken?
Jedenfalls schickte man mich morgens ins Bad um etwas zu holen. Dort lagen zwei tote Frauen in ihren Betten. Ich war betroffen - so schnell mit dem Tod in meinem zukünftigem Beruf konfrontiert zu werden.
In meinem ersten Jahr als examinierte Krankenschwester, ganz am Anfang auf der neuen Stelle - ich war die letzte Stunde alleine auf Station und eine mitte 50-jährige lag mit PankreasCa akut im Sterben -1979 - da war noch vieles anders.
Sie wehrte sich gegen den Tod und ich blieb bei ihr bis zu ihrem Tod - diese Stunde habe ich nie vergessen. Ich konnte nicht nach Hause gehen - ich blieb noch mehrere Stunden bei der Nachtschwester - auch um darüber zu sprechen.
Eigentlich spreche ich bis heute darüber, Glücklicherweise hat sich auch bei der ärztlichen Behandlung sehr viel getan. Damals gab es kaum Schmerzmittelgabe oder Morphiumperfusor Behandlung.
Diese Stunde möchte ich aber auch nie vergessen, sie hat meinen Umgang mit sterbenden Menschen sehr geprägt.

Ich weiß - alles keine Antwort auf deine Frage
 
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Ich bin Praxisanleiterin und habe etliche Jahre auf Palliativstationen gearbeitet. Die Erfahrungen von Auszubildenden bei der Begegnung mit sterbenden Menschen war Thema meiner Masterarbeit. Ich würde Dich als Praktikanten jetzt von der Berufserfahrung her mal mit (neuen) Auszubildenden gleichsetzen. In diesem Punkt unterscheidet Ihr Euch nicht groß voneinander. In Deutschland sterben die meisten Menschen heute in Krankenhäusern oder Pflegeheimen. Dadurch finden die ersten Kontakte mit sterbenden Menschen fast zwangsläufig in diesem Setting statt.

Deine Angst ist nicht ungewöhnlich. Du klingst nicht kindisch. Wir Menschen setzen uns nur ungern mit dem Tod auseinander.

Ich habe in meiner Masterarbeit Auszubildende zum Thema befragt, und deren am häufigsten genannte Verarbeitungsmethode war, sich jemanden zum Reden zu suchen. Dahin zielt wohl auch Deine Anfrage. Kannst Du mit Deiner Mutter über Deine Gefühle sprechen? Wenn sie selbst in der Pflege arbeitet, wäre sie doch eine gute Ansprechpartnerin. Oder kannst Du Dich jemandem auf Station anvertrauen?
Meine Mutter weiß wie ich mich fühle, aber das alles können wir nur so grob am Telefon besprechen.
Sie kann das alles nicht wirklich nachvollziehen, da sie irgendwie nie Probleme damit hatte.

Auf der Station werde ich eher belächelt, ich soll mir das nicht so zu Herzen nehmen.
Gespräche mit den Kollegen sind sowieso sehr selten.
 
Ich gehöre zu einem Jahrgang, der als Kind noch das häusliche Sterben erlebt hat. Ich habe mich mit 10 Jahren von meiner toten Großtante verabschiedet. Sie war zu Hause aufgebahrt. Mit uns Kindern wurde aber auch über den Tod gesprochen.
Als 17 jährige im ersten Ausbildungseinsatz auch einer inneren Frauenstation wollte man mich wohl testen? Erschrecken?
Jedenfalls schickte man mich morgens ins Bad um etwas zu holen. Dort lagen zwei tote Frauen in ihren Betten. Ich war betroffen - so schnell mit dem Tod in meinem zukünftigem Beruf konfrontiert zu werden.
In meinem ersten Jahr als examinierte Krankenschwester, ganz am Anfang auf der neuen Stelle - ich war die letzte Stunde alleine auf Station und eine mitte 50-jährige lag mit PankreasCa akut im Sterben -1979 - da war noch vieles anders.
Sie wehrte sich gegen den Tod und ich blieb bei ihr bis zu ihrem Tod - diese Stunde habe ich nie vergessen. Ich konnte nicht nach Hause gehen - ich blieb noch mehrere Stunden bei der Nachtschwester - auch um darüber zu sprechen.
Eigentlich spreche ich bis heute darüber, Glücklicherweise hat sich auch bei der ärztlichen Behandlung sehr viel getan. Damals gab es kaum Schmerzmittelgabe oder Morphiumperfusor Behandlung.
Diese Stunde möchte ich aber auch nie vergessen, sie hat meinen Umgang mit sterbenden Menschen sehr geprägt.

Ich weiß - alles keine Antwort auf deine Frage
Ich danke dir dennoch sehr für deine Worte.
 
Okay, wenn da kein Gesprächspartner für dich in greifbarer Nähe ist, könnten wir hier einen schriftlichen Austausch versuchen.
Probier mal, deine Gefühle zu beschreiben. Was, denkst du, könnte passieren, wenn du deinen Patienten tot auffinden würdest? Wovor genau hast du Angst?
 

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