Einen klassischen Einstellungstest gab es bei uns nicht. Aber vor dem Einzel-Vorstellungsgespräch war so was ähnliches wie ein Einstellungstest in einer Gruppe. Da gab es ein paar kleine Aufgaben.
Wir mussten von vielen Bildern, die auf dem Tisch lagen eins nehmen, eine Bildbeschreibung machen und nachher auch schreiben, warum wir das ausgewählt haben. Leider war ich die Kleinste in der Runde, und die Bilder lagen in der Mitte eines sehr großen runden Tisches, so dass ich nur drangekommen wäre, wenn ich mich auf den Tisch draufgelegt hätte. Daher habe ich natürlich am Ende nur das Bild bekommen, was übrig geblieben ist und wusste nicht, wie ich meine Wahl begründen soll. Hab dann beschlossen, ehrlich zu sein und habe geschrieben, dass dieses Bild eigentlich nicht meine erste Wahl war, dass ich mich aber, nachdem ich mich genauer damit auseinandergesetzt habe, damit angefreundet habe und dann einfach geschrieben, was mir an dem Bild gefällt und was mich dazu hätte bewegen können, es auszuwählen. Die Schulleitung hat nachher gesagt, dass sie das ziemlich toll fand.
Dann gab es eine Diskussionsrunde zu einem vorgegebenen Thema, die aber ansonsten nicht gelenkt war.
Ein klitzekleiner Lese- und Rechentest war noch dabei. Aber das war wirklich super einfach. Beim Lesetest wurde ein Blatt mit einem Sachtext herumgegeben, und jeder sollte einen Abschnitt davon vorlesen. Beim Rechentest waren nur die vier Grundrechenarten, Dreisatz und Prozentrechnung, also wirklich alles Stoff von Grundschule bis Anfang Mittelstufe. Ich muss zugeben, dass ich mir beim Lese- und Rechentest ziemlich blöd vorkam. Hab mich eher wie eine Grundschülerin, die sich fürs Gymnasium bewirbt gefühlt als wie eine (Fast-)Abiturientin, die sich für eine Ausbildungsstelle bewirbt (auch wenn Dreisatz und Prozentrechnung kein Grundschulstoff sind).
Dann gab es eine kurze Pause, wo die Schulleitung und ihre Stellvertretung unsere Arbeitsblätter ausgewertet haben, während wir auf dem Schulhof warten sollten. Wir wurden dabei aber durch ein Fenster beobachtet, was ich sehr befremdlich fand, hatte uns auch niemand vorher gesagt, aber sollte wahrscheinlich dazu dienen, unser Verhalten in der Gruppe einzuschätzen oder so.
Am Schluss wurden wir nochmal alle hereingerufen, und uns wurde gesagt, wer jetzt noch zum Einzelgespräch bleiben sollte. Das Einzelgespräch war dann aber auch nicht so, wie man sich ein Vorstellungsgespräch vorstellt. Bei mir wurde zwar gefragt, warum ich den Beruf ergreifen will, aber nicht so im klassischen Sinn. Es war eher so, dass ich mich "rechtfertigen" musste, warum ich mit meinem auf 1,0 prognostizierten Abitur die Pflegeausbildung machen will und nicht das Medizinstudium oder "wenigstens" Pflegestudium. Außerdem hat man Rückmeldung zu seinen Ergebnissen aus der "Gruppenphase" bekommen. Am Ende haben sie mir gesagt: "Sie hören von uns", und ich war mir sicher, dass sie mich nicht nehmen. Aber zwei Tage später hatte ich den Vertrag im Briefkasten.