Ein Tag auf der "Geschützten Suchtstation"

Crizzy

Stammgast
Registriert
06.07.2006
Beiträge
339
Ort
LA, Bayern
Beruf
GKP
Akt. Einsatzbereich
Diabetologie, GastroEnterologie, Geriatrische Komplextherapie
Hallo zusammen,

ich hoffe ich hab nichts überlesen in der SuFu und die Frage gibts nicht doch schon irgendwo.

Habe demnächst einen Probearbeitstag auf oben genannter Station (C2, Medis, notfallmäßig 3 Polytox-Betten).
Bin zwar im praktischen Einsatz schon in der Psychiatrie gewesen, allerdings Geronto.
Jetzt kann ich mir so gar nicht vorstellen, wie ein Tag auf einer "Suchtstation" verläuft und hab viele Fragen.
z. B. Wie häufig sind "Zwischenfälle" wie Gewalt gegen Pflegepersonal/Mitpatienten? Werden oft Fixierungen durchgeführt? Wie erlebt man einen Patienten im Entzug, bzw. wie kann man sich den Zustand des Pat. vorstellen? Werden Besucher und Personal auch pro forma gescreent? Auf was ist besonders im Umgang mit Pat. zu achten, welche no-gos gibts?
Ich weiß dass es darauf keine "Standard-Antworten" gibt, dass es überall und vor allem bei jedem individuell anders verläuft.
Trotzdem würde ich mich freuen wenn ein paar Erfahrene ein bißchen was über ihren Alltag erzählen könnten, einfach nur um mich ein wenig mit der Materie vertraut zu machen was auf mich zukommen könnte.

Im Allgemeinen würde mich noch interessieren mit wieviel NettoGehalt man ca. rechnen kann ganz am Anfang der Berufstätigkeit. Werden nach TVöD 2009 bezahlt und es wird vermutlich auch Zulagen geben, oder?

liebe grüße
 
arbeitet keiner auf o.g. Station hier?:gruebel:
 
am 20. Juni isses soweit, da geh ich "schnuppern".

Ist leider ein Samstag, aber mein DPL lässt mich vorerst nicht anders :(

Mir kann also keiner sagen was mich so in etwa erwartet, bzw. erwarten könnte?
Hab auch bißchen Panik nur doof rumzustehen....

lg
 
Letzter Versuch: kann keiner etwas aus einem Einsatz oder ähnlichem berichten? Bitte! :anmachen:
 
hallo,

also, ich kann ja mal aus meiner 7 1/2 jahre langen Arbeitszeit auf einer "beschützten" Station für akutpsychiatrische und drogenabhängige Menschen berichten:

> generell herrschte bei uns wenig Gewalt. Natürlich sind Menschen im Entzug häufig genervt, da sie dies als anstrengend empfinden, und die Stationsregeln sie einengen
> fixiert haben wir in diesen 7 1/2 JAhren glaube ich 20Patienten, die zum Entzug kamen. Eine gute Beobachtung (Prävention!) beugt beispielsweise einem ausgeprägten Alkoholentzugsdelir vor, welches dann medikamentös abgefangen werden kann.
> generell ist meine Erfarhung, dass ein akzeptierendes Verhalten seitens der Pflege und eine wertschätzende Grundhaltung (ja, Sucht ist eine Art sein Leben zu gestalten!) grundsätzlich zu einer angenehmen Arbeitsatmosphäre beiträgt, denn ich denke, wer auf einer Entzugssation arbeitet, der sollte dies wollen; Suchtkrankenpflege bezeichne ich als Arbeit mit Randgruppen (und die sind speziell).
> wie erlebt man einen Mernschen im Entzug? Schau dir mal Trainspotting an: stark schwitzend, frierend, hilfsbedürftig, teilweise die Pflege ablehnend, dankbar für Gespräche und Unterstützung, teilweise gereizt (Entzug, Veränderung durch Substanzkonsum), will sagen: individuell unterschiedlich. Im Entzug sollte man die Patienten allerdings engmaschig beobachten
> zu der Frage nach den Screenings: Besucher und Angehörige durften wir nicht screenen / filzen, wohl aber des Hauses verweisen, wenn wir uns nicht sicher waren, ob sie was "mitbringen"
> No-Gos: Verbüderung und Kumpelhaftigkeit; sich auf "Ich sag das jetzt nur Ihnen" einlassen; Moralisieren hinsichtlich Drogenkonsum; Suchtkrankenpflege als nur aus Drogenscreening und Filzen bestehend betrachten
> wie läuft ein Tag ab: Wecken - Frühstück- therapeutische Gruppen - Gespräche - Aktivitäten etc

so, ich hoffe, das hilft dir fürs erste. Insgesamt gilt: lass einfach alles auf dich zukommen ;-)

lg

randall

p.s.: für weitere Fragen an mich > www.suchtkrankenpflege.de
 
Hallo Crizzy,

wie war denn nun Dein Probearbeiten??

Grüße

Randall
 
Hi,

leider zu spät gesehen - aber vielen Dank für die ausführliche Beschreibung!

Das Probearbeiten hat leider nicht mehr stattgefunden, da ich zwischenzeitlich eine andere Stelle angeboten bekommen hatte die ich bevorzugt habe und dementsprechend die "SuchtStelle" abgelehnt hab.
Ich möchte einfach vorerst ein oder zwei Jahre in der Somatik Erfahrungen sammeln bevor ich in ein andres Fachgebiet übergehe.


lg